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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1913
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- 1913-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1913
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil Kunst und Kunsthandel. v. <IV. siehe Bbl. Nr. 106.) Der wirtschaftliche Zusammenschluss der Künstler und der Kuusthandel. — Das Lcihinuseum. — Die Popularisierung der Kunst. — Neue Wege zur Kunsterziehung. — Kunstauktionen. — Der organisierte Kunst handel. — Austausch von Ladenhüter». - Neue Kunftbiicher. — Von der Sezession. Über die Bestrebungen der Künstler für einen wirtschaft lichen Zusammenschluß ist an dieser Stelle schon wieder holt berichtet worden. Sie zu mißbilligen oder nicht zu verstehen, ist niemand eingefallen, der an den Nöten teilnimmt, und es ist nur immer wieder darauf hingewiesen worden, sich in der Hitze des Gefechts nicht zu Dingen Hinreitzen zu lassen, die der guten Sache mehr schaden als nützen. Jetzt verkündet man uns wieder, daß die Künstler mit der energischen Verfechtung ihrer wirt schaftlichen Interessen Ernst machen und ihr erster Vorstoß beson ders der besseren Ausnützung des Urheberrechts dem Kunstver lage gegenüber gelten soll. Man geht von der Talsache aus, daß die Künstler aus den Reproduktionen ihrer Werke nicht den Gewinn ziehen, den sie ziehen könnten, und eine Reihe erster und gutbckannter Künstler hat sich bereit gefunden, einen Revers zu unterschreiben, der ihre Wünsche in dieser Sache festlegt und formuliert. Eine Urheberrechtszentrale soll die Über wachung des Reproduktionsgeschäfts übernehmen, die Rechtsan sprüche der Gesamtkünstlerschaft fördern und den Boden für ein gesundes Verlagsrecht ebnen. Das ist alles sehr schön, und kein Mensch wird den Künstlern die Wahrung ihrer vitalen Interessen übelnehmcn. Aber es ist sicher, daß bei der Voreingenommenheit, die nun heute einmal mehr als je seitens der Künstler gegen die sich aus Kunsthändlern und -Verlegern rekrutierenden Ver mittler besteht, die tatsächlichen Verhältnisse vielfach verkannt werden und über das Ziel hinausgeschossen wird. Schon die Grundlage, auf der das Verhältnis zwischen Künstler und Kunst oder Zeitschriftenverleger, die hier ja auch eine ziemliche Rolle spielen, basiert, wird von den elfteren nur allzugern völlig miß verstanden. Wie der Ankauf eines Bildes zu Handels- oder Spekulationszwecken immer ein Risiko bedeuten wird, so ist auch der Verlag von Bildern eine sehr riskante Sache, die dem Ver leger keineswegs mit tödlicher Sicherheit goldene Berge gewähr leistet. Werke bekannter Künstler zu verlegen oder in Zeitschriften zu reproduzieren, mag natürlich kein Kunststück sein. Sie finden um des Namens willen noch immer einen gewissen Absatz oder ein gewisses Interesse, während die der unbekannten, besonders als Verkaufsobjekte, kaum durchzudrücken sind. Aber selbst über den Absatz der Werke großer, berühmter Künstler macht man sich vielfach doch ganz falsche Vorstellungen, und der tatsächliche Auf wand an Kapital, Zeit und Kraft steht mehr als einmal in einem bösen Mißverhältnis zum Erfolg. Je unbekannter der Künstler ist, je schlimmer wird das natürlich, und letzten Endes haben sich die Verleger, und das auch nicht zu Unrecht, aus den Standpunkt gestellt, daß doch in erster Linie das Bekanntwerdcn der Künstler, ja sogar ihr Ruhm in nicht geringem Matze davon abhängt, ob sie durch Zeitschriften oder sonstige Publikationen weiteren Kreisen vorgefllhrt wurden. Mögen die großen, wohlakkreditierten auch mit Stolz darauf Hinweisen, daß ihnen die Verleger ihre Bilder von der Staffelei weg zur Reproduktion abkausen, ihnen für noch gar nicht fertige oder nur angefangene Werke große Summen zahlen, so bestätigt das nur, daß es, wie immer, auch hier den kleinen, un bekannten nur um so trübseliger geht. Ihnen erklärt man natür lich, daß sie froh sein müssen, wenn man ihre Bilder überhaupt bringt, sie bekannt macht, Geld opfert für Klischees und Platten usw., und in ihnen bildet sich dann das begreifliche Gefühl her aus, daß sie benachteiligt und übervorteilt seien, besonders dann, wenn sie das Recht zur Reproduktion unentgeltlich hergegeben haben. Über ein so schwerwiegendes wirtschaftliches Problem hier sich eingehend zu äußern, ist natürlich nicht möglich. Nur an deutungsweise soll darauf hingewiesen werden. Und da muß man denn, so bitter es auch klingen mag, immer wieder betonen, daß sich die Härten nicht vermeiden lassen werden und daß der positive Erfolg, der jetzt in die Wege geleiteten Bestrebungen noch gar nicht abzusehen ist. Bilder gibt es wie Sand am Meere. Und Künstler, die, mag es ihnen sonst gut oder schlecht gehen, aus purer Eitelkeit oder dem heißgefühlten Wunsche, endlich ein mal weiteren Kreisen bekannt zu werden, ihr Werk und ihren Namen veröffentlicht zu sehen, vielleicht auch aus der vernünftigen Einsicht, daß ihnen damit ein großer Dien st getan ist, ihre Bilder umsonst zur Ver fügung stellen, wird es auch immer geben. Aber selbst wenn das eines Tags nicht mehr der Fall wäre — dieser Tag wird aber Wohl kaum kommen —, wenn eine kom pakte Majorität angesehener und beim Publikum beliebter Künst- ler einen gewissen Druck auszuüben imstande sein würde, so wird man doch hoffentlich niemals vergessen, was man dem Kunstverlag in seiner Gesamtheit schuldig ist. Eine Menge großer Künstler der letzten Jahrzehnte, verstorbene und lebende, haben das dank bar anerkannt und haben nicht vergessen, wie ihnen durch ihn die Wege geebnet wurden. Jetzt aber scheint man mit diesem Ge fühl brechen zu wollen. Das Hauptübel, so sagt man, ist die Gratishergabe des Urheberrechts. Jeder Künstler müßte es als Unrecht gegen seinen Beruf und seine Kollegen ansehen, auf die Hergabe seines geistigen Eigentums ohne Entgelt zu verzichten. Sehr schön und gut, und der große, wohlsituierte Künstler mag es sich wohl gestatten können, dem Verleger seine Bedingungen zu diktieren und zu nehmen, so viel er kriegen kann. Den kleinen aber, der noch unten ist, der in der verlcgerischen Publikation und Propaganda die einzige Möglichkeit sieht, bekannt zu werden und die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sein Schaffen zu lenken, soll man gewiß nicht brandmarken, wenn er sich nicht an schließt und seine eigenen Wege geht. Und die großen, wie sie auch immer heißen, auch sie sollten sich dessen bewußt bleiben, daß sie einst froh und glücklich waren, als ihnen Verleger die ersten Möglichkeiten boten, das zu tun, was heute ihre armen Kollegen tun. Auch sie sollten nicht vergessen, daß nirgendwo anders das Risiko so groß ist wie im Kunstgeschäft, daß mancher gute ideale Wille, die zeitgenössische Kunstproduktion zu fördern und zu stützen, nie seinen Lohn gefunden hat, daß Hunderte von Bildern herausgegeben werden, von denen nur wenige den wirk lichen großen kaufmännischen Erfolg bedeuten, von dem man sich jetzt blenden läßt. »8S
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