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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1913
- Strukturtyp
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- 1913-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1913
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- Deutsch
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^ 141, 21. Juni 1913. Redaktioneller Teil. (Fortsetzung zu Seite tiSW.j Pfarrer nach Mühldorf versetzt. Dort schrieb er eine Schrift »Wo zu sind Geistliche da?«, durch die er die Aufmerksamkeit des da maligen bayerischen Ministers Montgelas auf sich lenkte. Man glaubte, er werde Direktor des Gregorianums in Landshut werden. Der Bischof Sailer von Regensburg hatte aber für diese Stelle den nachmaligen Rektor des Lyzeums und Direktor der Stadtbibliothek in Salzburg Ignaz Thanner in Vorschlag ge bracht, und als er damit nicht durchdrang, suchte der Bischof Fingerlos dadurch unmöglich zu machen, daß er diesen mit Ge wißheit als den Verfasser der oben erwähnten Schrift zu be zeichnen sich bemühte. Aber es war vergeblich; Fingerlos wurde Direktor des Instituts, dessen Geist durch ihn nicht besser wurde. Er, der in seinen Vorträgen längst manche Dogmen verworfen hatte, lehrte seine Alumnen über Straßenbau, Gewerbe, Land wirtschaft, Viehzucht, Impfwesen usw. zu predigen. Als dann dem König Max I. von Bayern über ihn Klagen von der Geist lichkeit in der Tegernscer Gegend zukamen, rief ihn dieser ab. Fingerlos wurde 1814 wieder nach Salzburg versetzt, wo er am 10. Dezember 1817 starb. Nachdem die Universität Salzburg im Jahre 1810 aufgehoben worden war, war die erwähnte Schmäh schrift gegenstandslos geworden und hatte somit auch für deren Verfasser keine weiteren Folgen mehr. Ein zweites Mal soll Palm im Jahre 1800, und zwar in Base 1 verhaftet gewesen und wiederum auf Verwendung des Rates von Nürnberg sreigekommen sein*). Auf meine Anfrage in Basel wurde mir von dort mitgeteilt, »daß das Staatsarchiv in Basel alle auf die Verwaltung der Stadt und des Staates sich beziehen den offiziellen Akten umfaßt, wie auch die älteren Bestände des Gerichtsarchivs daselbst deponiert sind. Trotz der. eingehendsten Nachforschungen in den hierfür in Betracht kommenden Archi valien und Protokollen ließ sich keinerlei Spur von dem Aufent halt Palms in der Stadt Basel oder seiner angeblichen daselbst erfolgten Festnehmung Nachweisen. Da diese aber zur Zeit des helvetischen Einheitsstaates erfolgt sein soll, so wäre es möglich, daß die betreffenden Aktenstücke in das Buudesarchiv zu Bern ge langt sind, woselbst sich die Archivalien der Helbetik befinden«. Aber auch das Schweizerische Bundesarchiv in Bern teilte mir mit, »daß nicht ermangelt wurde, in Sachen Palm in der helve tischen Abteilung des Archivs Nachschau zu halten, jedoch ohne jegliches positive Resultat. Denn weder über die Verhaftung des selben im Jahre 1800, noch dessen Freilassung auf Betreiben des Nürnberger Rates findet sich hier die geringste Spur, so daß wir in die Richtigkeit dieser Angaben einige Zweifel zu setzen uns er lauben«. Da auch die Ratsverlässe im Kreisarchiv zu Nürnberg aus dem Jahre 1800 Wohl das Vorkommnis in Salzburg, aber nichts von einem solchen in Basel enthalten, so scheint die Sache auf einem Irrtum zu beruhen. Nach einer Mitteilung des Herrn Professor vr. R. Graf du Moulin-Eckart in München »hatte er die Notiz einem der vielen Aufsätze über Palm entnommen, die bei verschiedenen Gelegenheiten, wie Denkmalseinweihung usw., erschienen sind«. Ein eigenhändiger Brief Palms aus dem Jahre 1799, der allgemeinen Inhalts ist, aber für Buchhändler auch heute noch besonderes Interesse hat, gelangte vor einiger Zeit in den Besitz des Verlagsbuchhändlers Carl Koch in Nürnberg. Der Brief lautet: Herrn Paul Gotth. Kummer in Leipzig. Nürnberg, b. 8>-n July 1799. Jnsonders hochzuehrender Herrl Um den Schosser für Kummers Geschirr haben Sie Sich gar nicht zu bekümmern, weil ich den Akkord nur mündlich und nicht schriftlich machte, indem ich erst sehen wollte, wie es geht. Nun bemerke ich, daß anher Bauer keiner im Stande ist, die Güter so frühzeitig zu liesein. Der hiesige Schaffer von Bauer hat an den dortigen ge schrieben, dah er die Güter für mich übernehmen wolle, weil er wünschte sie auch von mir hier wieder zu bekommen. Es wird daher keinen Anstand haben, daß Bauer sie wieder mit nimmt. Seit der Ein richtung kann ich gar nicht mehr darauf zählen, wann ich die ordi- *> Siehe: »Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung, mit einer ge schichtlichen Einleitung von Prof. Or. R. Graf du Moulin-Eckart«. Stuttgart 199k, Seite XXXIX. nirten Sachen bekomme, manche Artikel, die ich sonst nach 14 Tagen bekam, bleiben jetzt 4 Wochen aus, auch noch länger. Sind Sie so gütig und sorgen dafür, baß wir unsere alte Ordnung wieder erhalten. Mit Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren Dero ergebenster Diener Steinische Buchhandlung Palm. Beykommenden Zettel empfehle ich Ihrer gütigen Besorgung. Der Brief betrifft offenbar den von Palm gemachten Versuch, die Zusendung seiner Bücherballen von seinem Kommissionär in Leipzig durch Vermittlung eines anderen Fuhrmanngeschäftes rascher zu erhalten, welche Hoffnung aber nicht in Erfüllung ging. Bei der Bemerkung in dem Brief, daß er den Akkord nur münd lich und nicht schriftlich gemacht habe, mutz man sich unwillkürlich des Salzburger Urteils erinnern, »daß Palm überhaupt ein sehr eigennütziger Mann sei«. Einen tieferen Einblick in das buchhändlerische Geschäft Palms bieten zwei Briefe, die im Besitz des Herrn Direktor Geo Hunoldin Neustadt a. d. Haardt sind, des Verfassers des präch tigen Romans »Palm«*). (Das überaus fesselnd geschriebene Buch, das »dem deutschen Volke zur Erinnerung an seine eiserne Zeit« gewidmet ist, möge gerade jetzt als interessante Lettüre und als ein zeitgemäßes Geschenkwerk empfohlen sein.) Der erste Brief, vermutlich an den Vertreter Palms in Mün chen gerichtet, hat folgenden Wortlaut: Nürnberg, d. Lite» April 1802. Lieber Freund! Es ist wirklich schändlich, daß ich Ihre Anfrage nicht eher beant wortete. Zwar beantwortet habe ich sie gleich bepm Empfang, gab sie einem meiner Leute zum couvcrtieren und der war so nachlässig that es nicht gleich und vergaß es endlich durch andere Arbeiten ganz. Wüßte ich nicht, daß Sie ohnedies eben so gut fortarbeiten konnten, so würde ich mich todt ärgern, allein mein letztes Schreiben sagte Ihnen schon, baß ich alles Ihrem Gutdünken überlasse. In der ganzen wetten Welt könnte ich ja keinen besseren Mann dazu finden als Sie. Wer sollte einen Augenblick anstehen Ihre Fragen nicht alle zu gleich mit Ja zu beantworten. Führen Sie für Ihre Durchlaucht nur recht viel aus, was ich dadurch absetze ist auf jeden Kall ge wonnen, und kommt mir nicht darauf an, mit der Zahlung mich zu gedulden. Bas Sic thun können, damit ich die deutsche Litteratur ganz liefern darf, unterlassen Sie nicht, es soll auch Ihr Schaden nicht seyn, wir wollen uns deshalb schon miteinander verstehen. Die Loose, wovon Sie Bücher verkauft haben, wieder zu er setzen, kann nur allein mit dem Vorrats) reichlich ersetzt werden, den ich noch in München stehen habe, welches ohngefähr noch 15—20 Ballen sind. Lassen Sie sich demnach mit dem Verkauf nicht irre machen. Sollte jener nicht hinreichen, so habe ich hier noch genug. Was ich von älteren größeren Werken in Rücksicht der Statistik Groß. Mathematik und Boicis habe werde ich zusammen suchen und Ihnen belichten, doch muß ich hierzu Zeit haben, weil bas so geschwind nicht geschehen ist, und die Leipziger Meßarbeiten es jezo nicht ge statten. Auch Galanterie Bücher sollen Sie noch erhalten: Genug ich merke Ihre Thätigkeit braucht notwendig Unterstützung. Aber II nur Piano damit uns nicht in den Kram wird. Von meiner Inventur kann ich keine Abschrift geben, der Ivste versteht sich nicht darin und mir fehlt es an Zeit. Was Sie verkaufen muß ich sreylich bitten nur kurz zu notieren, weil ich sonst mit meiner Inventur nicht iibereinkoinme. Die Beylage an H. Stock empfehle einer baldigen und gütigen Abgabe. Fahren Sie noch ferner sort mich mit Ihren reellen Gesinnungen zu erfreuen und bleiben dagegen meiner Dankbarkeit und Erkennt- niß Ihrer Wertschätzung versichert von Ihrem ergebensten Palm. Der zweite Brief, der scheinbar an den gleichen Empfänger wie das vorstehende Schreiben gerichtet war, bestätigt die früher schon geäußerte Annahme, daß Palm trotz seiner augenscheinlich sehr ausgedehnten Geschäftsbeziehungen häufiger mit geschäft lichen Sorgen zu kämpfen hatte. Der Brief lautet: *> Palm. Roman eines deutschen Buchhändlers. Wismar i. M., Verlag von Hans Bartholdi. 1910. 347 Seiten. 8°.
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