Suche löschen...
                        
                    Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130617
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191306178
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130617
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel - Jahr1913 - Monat1913-06 - Tag1913-06-17
 
 
- Monat1913-06 
 
- Jahr1913 
- Links
- 
            Downloads
            - PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
- 
                              Volltext Seite (XML)
                              
                              Redaktioneller Teil. 137, 17. Juni 1913. auf die Leinwand geschmiert wurden, die man dann Gemälde nennt. St. Petersburg hat nun gleich zwei solche Ausstellungen, die der »Unabhängigen« und die der »Partei losen«; sie bieten dasselbe Bild wie derartige Ausstellungen in Deutschland, denn man findet, wenn man eifrig sucht, doch ab und zu unter aller Spreu auch ein Körnchen Weizen. Aber vielleicht muß es auch solche Ausstellungen geben, und vielleicht hat Oskar Großberg-Petersburg nicht ganz unrecht, wenn er in einer Kritik schreibt: »Für die Experimentatoren habe ich aller dings nicht nur Verständnis, sondern ich schätze sie sogar als die Vertreter einer nur noch selten anzutresfenden Menschen klasse: der Idealisten. Man soll über diese Wölkenkuckucksheim« nicht mit spießerhafter Stupidität grinsen, sondern vor ihnen den Hut ziehen, denn sie sind cs, die die Kunst Vorwärtstreiben, wenn sie auch selbst dabei unter die Räder geraten.« Der Zeit der Ausstellungen folgt in den Sommermonaten in unseren modernen Tagen die Zeit der Kongresse, und in Moskau wird demnächst ein »Allrussischer Architektenkongrcß« tagen, der in mehr als einer Beziehung interessant sein dürfte. Der Kongreß findet unter dem Vorsitz des bekannten Architekten F. A. Schlechte! statt und wird sein Hauptaugenmerk auf die russischen Kirchenbauten und auf die Erhaltung alter russischer Baukunst richten. Ferner werden die baukünstlerische Schmückung des Stadtbildes, der Architekturunterricht an den Hochschulen und ähnliches Gegenstände der Beratung sein. Eine Ausstellung von Modellen und Plänen wird die Absichten der Kongreßleituug illustrieren. Ein Muscumsjubiläum, auf das ich in meinem ersten Be richte (Bbl. Nr. 44) schon kurz hinwies, wurde am 3. März alten Stils in der alten Residenz Moskau festlich begangen. Das Rum- janzew-Museum, das zu den interessantesten Rußlands überhaupt zählt, konnte auf 50 Jahre seines Bestehens zurück blicken. Ein interessanter Festvortrag über »Die Entwicklungs geschichte des Rumjanzew-Museums« gab ein schönes und klares Bild der fleißigen Sammeltätigkeit des angesehenen Museums. Die angegliederte Bibliothek, die im Jahre 1863 nur 25 000 Bände zählte, umfaßt heute nahezu 810 000 Bände, ohne die vielen Handschriften und altslawischen Drucke milzuzählen. Das Museum ist in den 50 Jahren seines Bestehens ein Kultur- und Bildungssaktor Moskaus und des russischen Reichs überhaupt geworden. Über die Tätigkeit der wissenschaftlichen Gesell schaften, deren es in Rußland eine ganze Anzahl gibt, erfährt man nur selten etwas aus Fachzeitschriften und Berichten, obwohl sie oft Schriften veröffentlichen, die für den Buchhandel so wichtig sind, daß er davon unbedingt Kenntnis haben mutz. So hat auch die Kaiserliche historische Gesellschaft im Jahre 1912 eine An zahl Werke veröffentlicht, die eine Bereicherung der historischen Literatur über Rußland bedeuten. Es erschienen vor allen Dingen wieder drei Bände des »Russischen Biographischen Lexi kons«, dann als 138. Band des Sbocnik »Dokumente des Kabi netts der Kaiserin Anna Jvannowna, Teil 11«; als 139. Band »Akten, Dokumente und Material für die politische und bürger liche Geschichte des Jahres 1812«, herausgegeben von K. Wo jenny; als 140. und 141. Band »Diplomatischer Briefwechsel der französischen Vertreter am Hofe der Kaiserin Katharina II., 1762—1769«; als 142. Bd. »Die Befreiung Moskaus und die Wahl des Zaren Michail Feodorowitsch« und ein ausführlich« Bericht über die Tätigkeit der Gesellschaft im Jahre 1912. Kaum ist der Text der russisch-deutschen Li teraturkonvention veröffentlicht und unterzeichnet worden, so beginnen schon die Klagen von Verlegern, Zeitschriften und Zeitungen, die sich ihres Lebensnerves beraubt glauben, weil sie jetzt nicht mehr Nachdrucken können. Wenn gegenwärtig auch nicht mehr so viel aus dem Deutschen übersetzt werden wird wie bisher, so wird in Zukunft sicher besser übersetzt werden, was entschieden ein großer Vorteil ist, da nur zu oft über die schlechten Übersetzungen ge klagt wurde, die kein Spiegelbild, wohl aber Zerrbilder deutscher Literatur gaben. Dieser Schritt der Verständigung wird entschieden für die beiden vertragschließenden Mächte die besten Erfolge haben. Konstantin Balmont, der im vorigen Jahre sein 25jähriges Schriftstellerjubiläum feierte (siehe meinen zweiten Bericht »Aus dem russischen Buchhandel«, 1912, Bbl. Nr. 90) und zu den bedeutendsten neueren Dichtern Rußlands zu zählen ist, kam auf Grund des Manifestes wieder nach Moskau zurück. Während seiner Verbanuungszeit hat er eine große Reise um die Welt gemacht und eine reichhaltige Sammlung von Gerätschaften, Photographien und ähnlichem milgebracht, die er der Moskauer Universität geschenkt hat. Mit besonders schönen und vielen Stücken sind in der Sammlung Afrika, Polynesien und Australien vertreten. Moskau hat seit dem 24. März eine »Freie Akademie« oder, wie der offizielle Titel lautet, eine »Gesellschaft des Moskauer Wissenschaftlichen Instituts«. Wie Professor W. W. Chwoslow in seiner Eröffnungs rede »Über die Bedeutung und Aufgaben des Moskauer Wissenschaftlichen Instituts« ausführte, ist mit der Grün dung des Instituts ein lange gehegter Wunsch der russischen Intelligenz in Erfüllung gegangen. Da die Akademie sich in der Gelehrtenwelt und dem Volke größter Sympathie erfreut, dürsten dort die Wissenschaften eine neue, edle Pflegestätte erhalten haben. An dieser Stelle möchte ich anschließend noch berichten, daß unser Leipziger Professor Wilhelm Wundt zum Ehrenmitglied der Moskauer Universität gewählt worden ist. Nachzutragen ist noch der Tod des bekannten russischen Ver legers A. A. Ka spart <4 31. Dezember 1912 alten Stils), der für uns von besonderem Interesse ist, da Kaspari Deutscher war. Vor 55 Jahren war er aus Berlin nach Petersburg eingewandert, hatte dort eine Verlagsbuchhandlung gegründet und sie aus kleinen Anfängen zu großer Blüte gebracht. Auch um die Hebung der Typographie in Rußland hat sich der Verstorbene Verdienste er worben, denn er war der Begründer der Druckerschule an der Kaiserlichen Technologischen Gesellschaft. In letzter Zeit war er hauptsächlich als Herausgeber einiger Zeitschriften bekannt, von denen die gelesensten -Rodina- (LoMim) und »Smech i Satira« Aus Wilna kommt die Nachricht von einer großen Bibliotheksgründung, die von dem bekannten Wilnaer Advokaten und Dumaabgeordneten Wrublewsky in die Wege geleitet worden ist. Den Grundstock der »Oeffentlichen Bibliothek Eustasija und Emil Wrublewsky« bilden vor allen Dingen die von Wrublewsky geschenkten Sammlungen, und zwar erstens seine Bibliothek 65 000 Bände, 3000 Blatt Kupferstiche, 1000 geographische Karten und eine reiche Sammlung von Zeitschriften und Katalogen; zweitens sein Archiv, bestehend aus 5000 Handschriften und 10 000 Do kumenten, Briefen und Autographen; drittens eine kleinere Sammlung von Bildern, Skulpturen und Münzen, darunter eine Kollektion sehr seltener Freimaureriana, und viertens 40 000 Rubel, zusammen mit einem großen Grundstück, auf dem das Bibliotheksgebäude seinen Platz finden soll. Der Bibliothek sollen dann später noch einige andere Bibliotheken einverleibt werden, so u. a. die des Warschauer Historikers Josef Belinsky, die des Grafen Broel-Pljater usw. Es steht schon jetzt fest, daß Wilna in der Wrublewskyschen Bibliothek ein Kulturinstitut ersten Ranges erhält. Schon kürzlich sagte ich einmal an dieser Stelle, daß die Neu- gründungen von Bibliotheken den Mangel an geschultem Personal recht fühlbar machen. Aus dieser Erkenntnis heraus hat die Mos kauer Universität 2000 Rubel zur Organisation von Biblio thekskursen zur Verfügung gestellt. Wenn auch diese Kurse nur einen Monat dauern, so verspricht doch das Programm, das sogar Praktische Tätigkeit in den Bibliotheken zusichert, sehr viel. Für ein Honorar von 3 Rubel können alle an dem Bibliothekswesen und dem Buch überhaupt Interessierten an den Kursen teilnehmen. Von einem Bibliotheksneubau der »Akademie der Wissenschaften« in St. Petersburg weiß der Lidiio- ylüle russe« zu berichten. Die alten Bibliotheksräume haben sich als zu eng erwiesen, und nun ist ein ganz moderner Bibliotheksbau beschlossen worden, der im Jahre 1915 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. — Die so überaus tätige Akademie hat auch im Jahre l Fortsetzung aus Seite S4S5.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
 
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder