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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1913
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- Deutsch
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6276 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redakttoneller Teil. ^ 134, 13. Juni 1913 Der nächste Schritt wird sein, datz die Times den Preis auf einen Penny herabsetzt, da sie erst dann mit dem Daily Telegraph und der Morning Post wieder konkurrieren kann. Miß Hilda Bowser, die Sekretärin der vbristian Uitsraturs Socistx ok 6IÜIM, erzählt in einem Interview, wie in China die westliche Literatur und hauptsächlich englische Bücher in Über setzungen verbreitet werden. Als letztes Werk wurde Mrs. Hodgson Burnetts bekannte Kindererzählung »lüttls Uorä raunt- Isrvx« übersetzt. Miß Bowser schildert, wie die ausgebrochene Revolution in der Luft lag und wie der Direktor der Gesellschaft, Mr. Timothy Richard, sich mit bekannten hochstehenden Chinesen in Verbindung setzte, um zu wissen, welche Arten Bücher unter diesen Umständen für die Verbreitung in dem Reiche der Mitte geeignet seien. Die Gesellschaft erhielt den Rat: Gute Bio graphien englischer und amerikanischer Staats männer zu übersetzen und zu einem mäßigen Preise unter den Chinesen zu verbreiten. Während der letzten 18 Monate erschienen Biographien von Abraham Lincoln, John Bright, John Quincey Adams und Alexander Hamilton. In Vorbe reitung sind Gladstone, Chatham und Pitt. Die Übersetzungen werden meistens von englisch sprechenden Chinesen angefertigt, und dann von einem chinesischen Komitee, das aus den Ex-Gouver- neuren der Provinzen Shansi und Hunan, beide Mandschus und literarische Größen, besteht, auf ihre Richtigkeit und literarischen Wert hin geprüft. Folgende Werke erschienen ebenfalls in chine sischer Sprache, und man wird vergebens darunter nach deutschen Verfassern suchen: vr. Alfred Russell Wallace, »His Monäsrkul Osnturx«, Norman Angell, »Dbs 6rsat Illusion«. In Vorbe reitung ist die Übersetzung der bekannten wissenschaftlichen Streit schrift »Science ancl Llcobol, Sir Victor klorslex anä vr. Sturze«, ferner erschienen Kingslehs »Ueroes«, Kirkups »Ilistoix ot Socialism«, »Ido Lbionicles ok tbs 8cbönbeiA-6otta I'amift-« Carlyles »Ueroes anä Uero Worslüp«. Auch Thomas von Kem- pis' »Die Nachfolge Christi« erschien in chinesischem Gewände. Etwa 5V weitere Werke auf dem Gebiete der Theologie, Staats wissenschaft und Geschichte sollen in den nächsten Monaten ver öffentlicht werden. Man ersieht hieraus, wie methodisch die britische Propaganda in China betrieben wird, und wie man dafür in England Stimmung macht! Von einem deutschen, in ähnlicher Weise geleiteten Unternehmen, das in Kiautschou einen guten Stützpunkt haben könnte, wird man hoffentlich bald hören! Mit welcher köstlichen Naivität und Unkenntnis in England über die deutsche Literatur der Stab gebrochen wird, kann man aus einem viel besprochenen Artikel des »Look dlontlüz-« er sehen, der in der Mai-Nummer erschien. Es ist der Mühe wert, die Ansichten des Verfassers über die Schöne Literatur Deutsch lands bekanntzugeben. Vieles, was er den deutschen Schrift stellern vorwirft, wurde seinerzeit mit beinahe denselben Worten von Voltaire von der englischen Literatur, besonders von Shake speares Dramen behauptet und von der Mit- und Nachwelt als Zeichen Voltairescher Voreingenommenheit belächelt. Wir fürchten aber, daß nicht einmal diese Anerkennung dem Herrn oder Fräulein W. Besetz Hague zuteil werden wird, da wir uns nicht entsinnen können, diesem eminenten Kritiker jemals vorher begegnet zu sein, noch irgendein literarisches Werk aus seiner Feder jemals angezeigt gesehen zu haben. Der Titel lautet: »^Vbat tkc Vernums keaä. L kürst Uanä Impression One, Vbo bas liveck LinonA Urem.« — Die Re daktion des Uoolc llontki^ macht auf diese Leistung noch beson ders auf dem Umschlag des Hefts aufmerksam und behauptet, daß dieser Artikel die politischen internattonalen Verschieden heiten zwischen England und Deutschland vom literarischen Standtpunkt aus erkläre! Das Leitmotiv des Verfassers sind die in deutscher Sprache angeführten Worte Goethes: »Zwar sind sie das Beste nicht gewohnt, Allein sie haben schrecklich viel gelesen.« »Die deutschen Leser legen keinen Wert auf die Form, sondern sie halten sich nur an den Inhalt des Buches. Sie haben keine Ahnung davon, daß Form und Inhalt zu einem künstlerischen Ganzen verbunden werden müssen, wie es bei den französischen Romanen so oft der Fall ist. Der Deutsche verlangt nach Quan tität des Gegebenen, anstatt nach Qualität, jemehr Seiten ein Werk enthält, desto eher bevorzugt er es! Der Deutschem liest ein Buch, um seine Gefühle anzuregen, und nicht, um einen geistigen, anregenden Genuß von seiner Lektüre zu haben. Die meisten deutschen Romane sind, vom englischen Stand punkt aus betrachtet, unverdautes Zeug, das weder psychologische Vertiefung hat, noch eine Ahnung vom Stil, den eine Prosa dichtung haben mutz. Dafür aber enthalten sie eine Menge Ge fühlsduselei! Der Aufbau des Romans und die Handlung sind meist schlecht durchdacht, und die Verfasser müssen sich an die schlafenden Leidenschaften des Lesers wenden, um das notwendige Interesse wachzuerhalten! Dieser lächerliche Eindruck, den jeder Ausländer von der deutschen Lite- ratur zuerst empfängt, wird sonderbarer Weise von dem echten Deutschen gar nicht empfunden. Man braucht aber nur Ganghofer, Rosegger, Stratz, Werner, Marlitt, Viebig, Heimburg und andere Schriftsteller zu lesen, um sich von dieser Wahrheit zu überzeugen!« Der große Fluch der deutschen Lite ratur ist, wie wir den weiteren Ausführungen des gelehrten Ver fassers entnehmen, der subjektive Standpunkt, den der Deutsche in seinem Ausblick auf das Leben hat und den er in seinen Ro manen wiederzufinden wünscht! Man hat die deutsche Literatur oft und verschiedenartig be urteilt, und es gibt wohl in keiner Sprache viele Bücher, die das literarische Ideal ganz erreichen, aber ein so schiefes und ungerechtes Urteil über die deutsche Literatur habe ich nirgends, selbst bei französischen Kritikern nicht gefunden. Mr. Carl Hentschel hielt vor dem Tecimical Oircle ok tkc Instituts ok üournalists einen Vortrag über die Wichtigkeit von guten Illustrationen in technischen Zeitschriften und die Art und Weise der Herstellung von Klischees. Unter anderem sagte er, daß seine Entdeckung des Dreifarbendrucks oder »Hentschel Colourtype« den Deutschen den Ruhm entrissen habe, daß sie die besten farbigen Bilder druckten. Die besten farbigen Drucke wür den jetzt in England hergestellt, und seine Firma sei die erste gewesen, die Klischees für den Dreifarbendruck nach dem Aus lände geliefert habe. Amerika sei das Land, wo der größte Wert auf gute Illustrationen für technische Zeitschriften gelegt würde, und sei darin weiter vorgeschritten als England. Die Amerikaner seien gründlicher in ihren Arbeiten und bereit, für wirklich gute Erzeugnisse die höchsten Preise zu zahlen. Haupt sächlich ermahne er die englischen Firmen, mehr Wert auf die künstlerische Ausstattung der Kataloge zu legen. Schlecht ge druckte und ausgeslattete Kataloge fänden meistens ihren Weg in den Papierkorb, während gut ausgestattete Kataloge für spätere Gelegenheiten aufgehoben würden und so eine beständige, sich gut bezahlende Reklame bildeten. Farbige Abbildungen in Ka talogen seien nicht zu unterschätzen. In der Nacht vom 5. bis 6. Juni brach auf eine unerklär liche Weise ein großes Feuer in Mudies Library, 30—34 New Oxford Street, aus. Es zerstörte in kurzer Zeit den älteren Teil der Hinteren Gebäulichkeiten. Etwa 30 000 Bücher, zum Teil vollständig vergriffen, fielen den Flammen und dem Wasser zum Opfer. Das Versendungsdepartement für die Provinz, das Post-Versendungs-Departement usw. brannten ebenfalls aus und müssen neu organisiert werden. Der Schaden, der aus Tausende von Pfunden geschätzt wird, läßt sich noch nicht übersehen. Die Firma ist durch Versicherungen gedeckt. Das Geschäft wird ohne Unterbrechung fortgeführt und die Kunden werden keinerlei Unbequemlichkeit erleiden. Der Bericht über die am 5. Mai abgehaltene Generalver sammlung der I^orsigll Loolcsellers' Association ok 6reat Lritain anck Irelanä erschien in Nr. 107 des Börsenblattes vom 13. Mai. Die »^ssociateä LooicscIIsrs ok 6reat Uritain Lllä Irclancl«, Wohl der größte Sortimenter-Verein der Welt, mit dem die Uoreign Svoüsellers eine Art Kartell eingegangen sind, wird seine jähr liche Generalversammlung und die damit verbundenen Festlich keiten in Torquay abhalten, und zwar vom 20. bis zum 24. Juni. lFortsctzung aus Seite «3I7.j
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