Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130611
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191306114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130611
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-06
- Tag1913-06-11
- Monat1913-06
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
620-1 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchb-.nvel. Stebaklionellcr Leu. ^ 132, 11. Juni 1913. zwungen, nicht nur bei ihrem Kommissionär in Leipzig die Bücher vorrätig zu halten, sondern auch der Firma Beitenhausen eine Auslieferungsstelle zu übertragen, was naturgemäß neue Spesen und somit eine weitere Verteuerung derBüchcr verursachen würde, ohne daß dafür dem Buchhandel ein anderes Äquivalent als der mehr als fragwürdige Dürerbund-Stempel geboten wer den könnte. Außerdem würde dadurch, daß dieser Stempel mit einer an den Dürerbnnd zu entrichtenden Abgabe belastet ist, deren Kosten doch gleichfalls direkt von dem Verleger, indirekt von dem Publikum, getragen werden müßten, eine weitere Mehrausgabe entstehen, der bei der Billigkeit dieser Schriften kaum in anderer Weise seitens der Verleger begegnet werden könnte, als durch Erhöhung des Preises oder — wo dies nicht angängig — durch Verminderung des Umfangs oder der Qualität der äußeren oder inneren Ausstattung. Was aber den Vorstand des Börsenvereins weiterhin ver anlaßt, gegen diese geplante Mittelstelle Front zu machen, ist die Absicht des Kunstwart-Hcrausgebers, in allen den Orten mit Hilfe der Regierung Bücherverkaussstellen zu errichten, wo ent weder keine Buchhandlung besteht oder keine dem Wunsche des Herrn vr. Avenarius: die von ihm empfohlenen Schriften aus schließlich von Herrn Bettenhausen zu beziehen, willfährig ist. In dieser Schaffung neuer Verkaufsstellen erblickt der Vorstand des Börsenvereins eine schwere Schädigung des ohnehin wirtschaftlich ungünstig gestellten Sortimentsbuchhandels. Solange es als ein Ruhmesblatt des deutschen Buchhandels gilt, daß er für die Verbreitung des Buches an kleinen und kleinsten Orten, wo nur einigermaßen die Vorbedingungen einer bescheidenen Existenz vorhanden sind, Sorge trägt, ist es Pflicht des Börsenvereins, die Voraussetzungen hierfür nicht dadurch hinfällig werden zu lassen, daß der Vertrieb in die Hände von Bahnhofswirten, Gastwirtschaften usw. gelangt und Staffelcien des Dllrerbundes in Gerichtsgebäuden, Sparkassen, Kasernen, Schulen usw. auf gestellt werden. Diesem Versuche auf Schaffung neuer Bücher verkaufsstellen mutz auch deswegen entgegengetreten werden, weil vr. Avenarius gar nicht in der Lage ist, die Bedürfnisfrage entscheiden zu können, da ein großer Teil der Orte ohne Buch handlung von den größeren benachbarten Städten mit Literatur versorgt wird. Nach Meinung des Börsenvereins kann es weder der Volkswohlsahrt dienen, daß aus diese Weise einem Teile des Buchhandels die Lebensadern unterbunden wer den, noch kann er es als im Allgemeininteresse liegend er achten, wenn öffentliche Institutionen, wie es Sparkassen, Ka sernen, Schulen usw. zum Teil sind, über ihre Bestimmung hin aus mit Aufgaben belastet werden, die notwendigerweise ihren eigentlichen Zweck beeinträchtigen müssen und ein ganz fremdes, mit ihrer Wesenheit kaum verträgliches Element in sic hinein tragen. Das Zustandekommen der Mittelstelle des Dürerbundes liegt aber auch nicht im Interesse des Dürerbundes selbst und des mit ihm verbundenen Herrn Bettenhausen. Denn ein Vergleich mit den bestehenden buchhändlerischen Bar sortimenten in Leipzig kann deswegen nicht gezogen wer den, weil diese Einrichtungen die gesamte gangbare Literatur ohne Rücksicht auf den Preis in ihre Vermittlung einbeziehen und somit den Gewinnausfall bei der billigen Literatur durch den Verdienst an teuren Werken decken können. Sie genießen zudem den Vorteil der Fracht- und Spesenfreiheit des Leipziger Platzes und können in ihrer gleichzeitigen Eigenschaft als Kom missionsgeschäfte auch den Beziehern wieder Spesenvorteile zu wenden, indem sie die bestellten Werke den regelmäßigen Sen dungen an die Kommittenten beifügen. Auf dieser Zentrali sierung am Leipziger Platze beruht die gegenwärtige Organisation des deutschen Buchhandels, durch die eine wesentliche Spesen verringerung ermöglicht wird. Dieser Vorteile würde der Buch händler verlustig gehen, wenn er seinen Bedarf an Volksschriften, der doch nur einen Teil seiner Bezüge ausmacht, in Dresden decken müßte — und zwar in doppelter Beziehung, näm lich für die Hersendung lote für die Rücksendung, ganz ab gesehen davon, daß sich diese Mittelstelle des Dürerbundes den buchhändlerischen Einrichtungen organisch gar nicht ein stigen läßt, weil sie, statt zu zentralisieren, dezentralisiert. Selbstverständlich ist auch kein Sortimenter in der Lage, die Gangbarkeit eines Buches, auch wenn es vom Dürerbund ab gestempelt ist, boraussehen und sich von vornherein auf größere Bezüge der einzelnen Schriften festlegen zu können. Er wird sich vielmehr, wie dies im Buchhandel allgemein üblich, das Recht der Rücksendung wenigstens eines Teiles Vorbehalten müssen, soll der Verdienst an den verkauften Schriften nicht durch Licgen- bleiben anderer, minder gangbarer Sachen illusorisch werden. Wenn nun außerdem noch der Dürerbund durch seine Mittel stelle an Nichtbuchhändler herantreten will, die dem Leipziger Platze nicht angeschlossen sind, so kann man sich leicht vergegen wärtigen, daß bei diesen billigen Büchern jeder Gewinn durch die Spesen der Hin- und Rücksendung für den Verkäufer aufge zehrt wird. Für den Verleger würde die Einbeziehung von Nichtbuchhändlern in den Vertrieb zudem noch den Nachteil haben, daß die Remittenden außer dem Stempel des Dürerbundes auch noch den ihrer Umgebung tragen würden. So wenig es nun vr. Avenarius bezw. dem Dürer bund verwehrt werden kann, für seine Kreise und Bedürfnisse abzustcmpeln, was ihm gut erscheint, so sehr mutz der Buchhandel Einspruch dagegen erheben, daß einem solchen Versuch literari scher und geschäftlicher Zensurierung seitens der Ministerien und Behörden Vorschub geleistet und der Buchhandel dadurch geschädigt wird. Welche Aufnahme das Dürerbund-Unternehmen in der gesamten buchhändlerischen Fachpresse gefunden hat, geht aus den Aufsätzen im »Börsenblatt für den Deutschen Buch handel«, der »Allgemeinen Buchhändlerzeitung«, dem »Vec- bandsorgan der Deutschen Buch- und Zeitschriftcnhändler« und anderen buchhändlerischen Zeitschriften hervor, die sich ohne Einschränkung gegen die Mittelstelle und ihre prak tische Durchführbarkeit aussprechen. Weit schärfer aber noch ist die Stellungnahme gegen das Unternehmen seitens derjenigen Verleger, ohne deren Mitwirkung die Durchführung einer solchen »Mittelstelle für Volksschriften« gar nicht möglich ist, wenn nicht der größte und wertvollste Teil der literarischen Produktion ausgeschlossen werden soll. Denn mit Recht erblicken die Verleger darin den Versuch, sie und ihre Autoren einer Zensur zu unterstellen und dem Dürerbund in materieller und ideeller Beziehung tributpflichtig zu machen. Schon aus prin zipiellen Gründen muß ein solcher, die Freiheit des künstleri schen Schaffens wie die geschäftliche Initiative schwer lähmender Versuch im Keime erstickt werden, da das, was heule der Dürer bund auf dem Gebiete der Volksschriften für sich in Anspruch nimmt, morgen mit demselben Recht von anderen kulturellen Vereinen oder literarischen Gesellschaften auf anderen Gebieten gefordert werden könnte. Damit aber wäre nicht nur der Will kür und Kliquenwirtschaft freie Bahn geschaffen, sondern auch die Möglichkeit einer Beeinflussung gegeben, die sich im Laufe der Zeit schon deswegen als verhängnisvoll für alle Beteiligten er weisen müßte, weil gerade die besten Verleger ihre Bücher selbst für sich sprechen lassen möchten und nicht gewillt sind, sich und ihren Au toren durch Gesellschaften oder Vereine Fesseln anlegen zu lassen. Aber nicht nur im Buchhandel und allen buchhändlerischen Zeitschriften ist das Avenariussche Unternehmen schroff abgelehnt worden, selbst das Organ der Bahnhofswirte, »Die Bahnhofs wirtschaft«, hat den Versuch, die Bahnhofswirte für die Mittel stelle des Dürerbundes zu interessieren, ohne jede Begeisterung aus genommen. Denn es ist ganz naturgemäß, daß der bescheidene, mit dem Vertrieb dieser billigen Schriften verbundene Gewinn keinen nennenswerten Reiz auf diese Leute ausüben wird. Da gegen ist die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen, daß, wenn sie sich zur Übernahme dieser Dürerbund- staffeleien bereitgefunden haben, sie auf diesem Wege nicht stehen bleiben, sondern auch andere Schriften in den Ver trieb einbeziehen, die sich rentabler erweisen als die vom Dürerbund empfohlenen. Das werden aber in erster Linie die Hefte sein, die Dürerbund und Buchhandel in gleicher Weise bekämpfen und denen nunmehr auf diesem Wege Eingang ver schafft werden würde. Denn keineswegs richtet sich die Absage des Verlagsbuchhandels gegen die Bestrebungen des Dürerbundes überhaupt, sondern nur gegen den Versuch der Gründung der (Fortsetzung aus Seite SLZ-I.j
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder