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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1913
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- Deutsch
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132, 11. Juni 1S13. Redalltoneller Tcn. vörlrnblatl f. d. Dtschn. Buchhandel. 6333 (Korlsttzang zu Seite 8204.) erwähnten Miltelstelle und die von ihm beanspruchte Zensur der verlegerischen Produktion. In den Bemühungen, der guten Lite» ratur das Übergewicht vor minderwertigen Schriften zu sichern, wird der Buchhandel vielmehr alle Helfer willkommen heißen, wenn sie nicht mit dem Anspruch auf unerfüllbare Forderungen auftreten, unerfüllbar, weil eine Zensur in Form einer Allstem» pelung praktisch undurchführbar ist und infolgedessen schädigend wirken mutz. Dem Gedanken, daß durch eine Abhängig» keit vom Dürerbund das Ansehen des Buchhandels in der Öffent lichkeit schwer leiden mutz, gibt auch die erwähnte »Bahn hofswirtschaft« Ausdruck, wenn sie in ihrer Nummer vom 3. Mai 1913, betitelt »Der Verkauf von Büchern und Zeitungen aus den Stationen«, am Schlüsse schreibt: »Sieht man sich aber das Vorgehen vom buchhändle rischen Standpunkte an, so mutz man sich fragen, ob die Vor nehmheit und Exklusivität des Bücherverlegers, die jahrhunderte lang vom deutschen Buchhandel gewahrt worden ist, auf die Dauer nicht doch Einbuße erleidet, wenn dieses Vorgehen in Ver legerkreisen Schule machen sollte. Erst will man sein Geschäft er weitern, auf der anderen Seite aber schneidet man sich ins eigene Fleisch; das ist im Geschäftsleben schließlich nicht zum ersten Male dagewesen.« Es hätte dieser Mahnung aus einem dem Buchhandel fern stehenden Kreise nicht bedurft, um Verleger und Sortimenter einig in der Abwehr des Avenariusschen Unternehmens zu finden, und es darf als ein erfreuliches Zeichen für die im Buchhandel herrschenden Anschauungen betrachtet werden, daß uns bis zur Stunde auch nicht eine Stimme zu Gehör gekommen ist, die sich für das Dürerbund-Unternehmen ausgesprochen hätte. Zu berück sichtigen ist dabei allerdings, daß kein rechnender Geschäftsmann dieser Mittelstelle für Volksschriften ein günstiges Prognostikon stellen kann, da sie den Vertrieb in einer Weise verteuern mutz, wie es bei dem jetzigen Bezug voni Verleger vollständig ausgeschlossen ist, da alle Kosten dieser Neugründung vom Verlag getragen werden müßten, ohne daß diesem irgendwelches Äqui valent durch erhöhten Absatz geboten wird. Denn selbst wenn ein solcher sich bei einigen Schriften einstellen würde, könnte er nur auf Kosten der übrigen vom Vertrieb aus geschäftlichen Gründen ausgeschlossenen Werke erfolgen. Für den Sortimenter aber ist die Verlagsfirma eine weit bessere »Wertmarke«, als der Dürerbund-Stempel, und er wird sowenig wie der Verleger sich bereit finden, die Livree der Anschauungen und Meinungen des Herrn vr. Avenarius und seiner Leute anzuziehen und einem fragwürdigen Stempel zuliebe das Publikum in unzulänglicher und unzulässiger Weise zu beeinflussen zu suchen, um dadurch dem Dürerbund und seiner Mittelstelle die Möglichkeit einer Extra- besteuerung zu geben. Kino und Buchhandel. (Fortsetzung zu Nr. 127, 128, 12g u. 13V.) Nach meiner Überzeugung kann es niemals im Interesse des Novellisten liegen, sein Werk im Kino dargestellt zu sehen. Er kann es nur als Verschandeln empfinden, und zwar deshalb, weil das Kino einzig das Skelett — die äutzere Handlung — heraus schält, das »Wie« der Erzählung aber, den Stimmungsreiz, den Reichtum kraftvoller Gedanken, lausend Feinheiten und Wirksam keiten der Personen- und Naturschilderung zurücklassen muß. Aber auch selbst die äutzere Handlung wird vergröbert, — wie das Kino überhaupt nur vergröbernd aus jedes Kunstgefllhl wirken kann und die Fähigkeit, seiner und tiefere Schönheit zu em pfinden, abstumpst. Ich bin fest überzeugt, datz das Vorwegkennenlernen der Handlung in der Regel kein Interesse mehr für das Lesen des Romans übrig lassen wird. Ein Autor, der sein Geisteskind zur Sektion verkauft, tut seinem Herzen, wie ich glaube, Gewalt an und erliegt nur der versuchlichen Höhe gebotener Tantiemen. LuiseAlgenstaedt. Ich gehöre weder zu denen, die von der Vervollkommnung des Kinos ein neues Kulturzeitalter erwarten, noch zu denen, die dvs Kino als Anstalt für Pflege der Oberflächlichkeit und Sensation brandmarken. Die Wahrheit liegt Wohl auch hier in der Mitte. Darum begrüße ich die Bewegung, die sich der Ver edlung der Programme des Kinos ernsthaft annimmt. Ohne Zweifel hat es als Mittel zur Belehrung und anständigen Unter haltung noch eine Zukunft. Darüber hinaus möchte ich aber nicht gehen. Ich stimme vielmehr hierin Herm 5p. Krüger-West- end bei, wenn er sin der »Weser-Zeitung« vom 24. Februar) schreibt: »Für die höhere Literatur wird es nie mehr als die Rolle eines Illustrators spielen können«. Um konkret zu werden: ich bin überzeugt, daß unter den Tausenden, die sich »tzuo vaäis?« oder die »Atlantis« verfilmt vorführen lassen, es noch nicht zehn geben wird, die daraufhin zur Buchform dieser Romane greifen; für alle anderen ist der Gegenstand mit der Schau erledigt. Wer darauf hofft, daß dem Kino die Auf gabe eines Literaturförderers zufallen werde, der irrt sich. vr. Hans F. Helmolt. Der Roman auf der Lichtspielbühne! Der Gedanke weckt in mir immer unbehagliche Empfindungen. Mir scheint, die bei den gehören nicht zusammen. Der innerlichste unserer deutschen Erzähler, Wilhelm Raabe, war schon kein Freund der Bühne überhaupt. Wenn ihm nun jemand von der Möglichkeit gespro chen hätte, sein ».Hungerpastor« könnte auf die Lichtspielbühne kommen, wie hätte er Wohl aufbegehrt! Was zart und fein vom Dichter empfunden wurde, hier wird es veräußerlicht und verroht. Ich sah den Film »Königin Luise« und habe wenig Freude dabei empfunden, weil alles Innerliche verloren ging und allein die Geste blieb. Dasselbe müßte man bei der Verfilmung eines Ro mans, auch des handlungsstärksten, erleben. Darum haben Roman und Lichtspiel nichts miteinander zu tun. Vielleicht entwickelt sich das Lichtspiel in gutem Sinne, vielleicht erlauben künftig ein mal technische Errungenschaften die Wirkung des Seelischen. Einstweilen ist davon leider keine Rede. Mein Gefühl sagt mir, daß man davon nie wird sprechen können. Wilhelm Kotzde. Ich Halle es für ausgeschlossen, datz das Publikum durch eine kinematographische Darstellung zur Lektüre eines ernsten Buches angeregt wird. Im Gegenteil: die Gefahr liegt nahe, datz die Schriftsteller direkt für das Kino arbeiten und eine oberflächliche sensationelle »Mache« immer mehr an Stelle Psycho logischer Vertiefung und feiner Charakterisierung tritt. Anna Pappritz. Nach meinen Erfahrungen, die ich in Deutschland, Frank reich und Italien mit den Kinemas gemacht habe, kann ich nicht der Ansicht zuneigen, datz Filmvorführungen auf den Absatz eines Buches (Romans, Dramas usw.) von vorteilhaftem Ein flüsse wären. Eher das Gegenteil möchte ich behaupten. Bei der guten Darstellung eines verfilmten Romans habe ich die Leute sagen hören: »Nun kenne ich den Roman durch und durch, jetzt brauche ich ihn nicht zu kaufen und erst in tagelanger Arbeit durchzulesen!« Bei mangelhafter Widergabe im Kinema heitzt es erst recht: »Die Sache hat mir nicht gefallen; Gott sei Dank, datz ich erst den Kinematographen besuchte, bevor ich mein Geld für einen so schlechten Roman wegwars«. Ich selbst der ich seit Jahren kein Romanleser mehr bin, würde mir Ro mane, »die jeder gelesen haben muß« (und die bekanntlich immer schlecht sind), höchstens verfilmt ansehen, da es billiger, bequemer und weniger zeitraubend ist. — Allerdings kann auch der Fall eintreten, datz man einen gelesenen Roman oder ein gesehenes Drama noch einmal im Film »genießen« will — dieser Fall übt aber keinen Einfluß auf die Literatur oder den Buchhandel aus, da ja dann eben der Roman oder das Theaterbillet schon vorher gekauft war — falls der Roman nicht entliehen und das Billet kein Freibillet war! Richard Zoozmann. Nach meiner Meinung muß die Film-Bewegung in zwei verschiedene Einfluß-Sphären zerlegt werden: in eine schädliche und in eine indifferente. Eine schädliche Wirkung dürfte zweifel los der Kino-Dramatik zugeschrieben werden, namentlich wenn sie sich bereits vorhandener Theaterstoffe bemächtigt und das
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