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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-05-21
- Erscheinungsdatum
- 21.05.1913
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- Deutsch
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8382 «örynbla» s, d, DIschn, Suchhund-!, Redaktioneller Teil. 114, 21, Mai 1913, tischen Fragen der Organisation der »Mittelsteller überhaupt mit Vertretern des DürerbundeL zu verhandeln. Für den Dürerbund: vr, Fcrd, Avenariuz. Wir können, wenn das Erscheinen des vorstehenden Artikels, wie es doch wohl in der Absicht des Herrn l)r. Avenarius liegt, von heute auf morgen erfolgen soll, auch diesmal nur unsere per sönliche Meinung zum Ausdruck bringen. Nur sind wir heute, wo die klipp und klare Absage des Vorstandes des Börsenvereins an das neue Unternehmen des Herrn vr, Avenarius und zahlreiche Zustimmungserklärungen zu unseren Ausführungen aus dem Leserkreise, speziell von seilen der unmittelbar an dieser Frage interessierten Verleger, vorliegen, insofern günstiger gestellt, als die Antwort aus die Vorschläge des Herrn vr. Avenarius sich bereits aus unseren früheren Darlegungen ergibt. Denn wir haben von vornherein auf »Gemütsurteile undGefühlsausbrüche« verzichtet, und wenn Herrn vr. Avenarius trotzdem der Verlaus der Aussprache über die »Mittelstelle für Volksliteratur« als »ein sehr erfreulicher« erscheint, so können wir nur annehmen, daß ihm die in Nr, 111 des Börsenblattes erschienene Erklärung des Vor standes des Börsenvereins bei Niederschrift seines Artikels noch nicht bekannt war oder daß sein Glaube von einem so unversieg baren Optimismus durchdrungen ist, wie er in unserer glaubens armen Zeit zu den Seltenheiten gehört. Um so mehr ist es unsere Pflicht, Herrn vr, Avenarius keinen Zweifel darüber zu lassen, daß der Buchhandel ihm auf seinem Wege zu der geplanten Mittel stelle gar nicht folgen kann, und gerade ein volles Verstehen seiner Absichten eine Verständigung ausfchlietzen muh. Über die Hauptsache gleitet Herr vr. Avenarius auch in seiner Duplik hinweg. Während es ganz belanglos ist, ob im Anfang Herr vr, Avenarius war oder Herr Bettenhausen, belang los auch, wie sie sich gesucht und gefunden haben, wäre es dagegen von außerordentlichem Interesse, zu erfahren, womit der Anspruch des Dürerbundes auf ein ausschließliches Recht zur Kritik von Volksschriften — denn darauf läuft die Sache hinaus — und die Pflicht des Buchhandels, sich auf diesem Gebiete nur von ihm leiten zu lassen, begründet wird. Doch nicht etwa damit, daß es dem Sortimenter, der seine Seele dem Türerbund verschrieben hat, daneben zurzeit noch gestattet ist, andere Bücher in seinem Laden zu führen? Es kommt auch weiter gar nicht darauf an, ob in dem Aichamt für Volksschriften Buchhändler sitzen oder nicht, sondern darauf, daß es sowohl dem Wesen jeder literarischen Kritik widerspricht, sie von Mehrheitsbeschlüssen abhängig zu machen, als auch dem Wesen und der Aufgabe des Buchhandels, einseitig seine Informationen einer Quelle zu entnehmen. Oder bedarf es für den, der nur einigermaßen Einblick in unser Literaturleben gewonnen hat, erst langer Aus einandersetzungen, daß ein solcher Areopag über kurz oder lang der Parteidoktrin und damit der Einseitigkeit ver fallen muß, wenn sie nicht gar schon am Anfang und Ausgang seiner Tätigkeit stehen? Jeder Kundige ist sich auch klar darüber, daß, wie im Leben überhaupt, auch in der Kritik Sympathien und Antipathien, Menschliches und Allzumenschliches eine Rolle spielen, und daß ein einigermaßen wirksamer Schutz gegen das überhandnehmen dieser Unterströmungen nur in der persönlichen Verantwortung gesunden werden kann, die der Kritiker übernimmt, der mit seinem Namen für seine Tätigkeit eintritt. Nimm und lies, sagt der Dürerbund dem Publikum, nimm und empfiehl es, sagt er dem Sortimenter, wenn ich Dich »och ferner zu den Kulturträgern rechnen soll. Er sagt aber weder dem einen noch dem anderen, warum, kein Wort darüber, wie das Urteil zustande gekommen ist und worauf es sich gründet, Rom hat gesprochen, und dem Urteilsspruch hat sich jeder zu fügen, schon weil eine Berufungsinstanz überhaupt nicht vor handen ist. Wenn das Herr vr, Avenarius keine Bevormundung nennt, so ist er sich anscheinend der Tragweite seiner Vermittler- tätigkeit selbst nicht bewußt, da der Dürerbundstempel doch nur denZweck haben kann, die abgestempelten Bücher vor den nicht abgestenrpelten auszuzeichnen. Eine solche Bevorzugung aber hätte zweierlei zur Voraussetzung: erstens die Unanfechtbarkeit der abgegebenen Kritik und zweitens die Einbeziehung allerEr scheinungen auf deminsragestchendenGebiet. Was den erstgenannten Punkt anbetrifft, so wird Wohl auch Herr vr, Avenarius zugeben müssen, daß eine andere Zusammensetzung des Ausschusses unter Umständen auch zu einem anderen Resultat gelangen könnte, als beispielsweise 6 Ja und 7 Nein ergeben, und daß auch der ge wissenhafteste Ausschuß nicht mehr tun kann, als was jeder ernst- zunehmende Kritiker als seine Aufgabe betrachtet: sein Urteil nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben. Ja, er kann inso fern noch weniger, als jedem Ausschussmitglied nur eine be schränkte Mitwirkung an dem Endergebnis zusteht und die Be gründung seiner Stellungnahme der Öffentlichkeit vorenthalten bleibt, während das Urteil des Einzelkritikers in voller Reinheit zum Ausdruck gelangen kann. Wenn Herr vr, Avenarius in dieser Beschränkung der Zensoren den »Sachzwang« sieht, so ist es eben um die einem solchen Zwang unterliegende Sache recht schlecht bestellt. Nun bittet Herr vr. Avenarius zu beachten, daß die Mittel stelle für Volksliteratur »nicht der Gipfelung, sondern dem brei ten Unterbau der Kultur dienen soll« und als Preisgrenze 1 «« angesetzt worden ist. Es ist ganz selbstverständlich, daß wir diese Faktoren nicht übersehen haben, nur wissen wir nicht, was sie an unseren Ausführungen ändern. Im Gegenteil: der Um stand, daß hier eine Einwirkung aus Volkskreise versucht wer den soll, deren Geschmack und Neigungen bei aller literarischen Unbildung so im Stofflichen befangen ist, daß rein ästhetische Werte dahinter zurücktreten müssen, wenn der Versuch, diese Volksschichten der Literatur zu gewinnen, nicht von vorn herein scheitern soll, macht die Aufgabe des Buchhändlers nur noch schwieriger. Und auch das andere Moment ist, abgesehen von der technischen Schwierigkeit, daß ein Teil ein und derselben Bibliothek mit Bänden in verschiedenen Preislagen von Herrn Bettenhausen in Dresden, der andere vom Verleger oder den Gros sisten bezogen werden muß, nicht dazu angetan, Sympathien für das Türerbundunternchmen zu erwecken, da mancher ganz gern für ein Buch 2 «kk anlegen würde, der durch die Reklame der Dürer- bundstaffeleien zu einem Buche von 50 -Z oder 1 .--k hingesührt wird. Denn um die Kreise, aus die Herr vr. Avenarius speku liert, dem Buche zu gewinnen, sind denn doch ganz andere Vor aussetzungen notwendig, als sie in der Aufstellung dieser Staf- feleien und der Empfehlung durch den Stempel des Dürerbunds liege». Da, wo ein Käufer eines Rats oder einer Empfehlung bedarf, wird jeder Sortimenter aus seiner Erfahrung heraus sie ihm nach bestem Können geben und bei geschickter Fragestellung nach seinen Wünschen und Neigungen in der Kenntnis dessen, was er über das Buch, seinen Verleger und Autor weiß, eineu viel sicheren und zuverlässigeren Anhalt haben, als ihm der Dürcrbundstempel zu geben vermag. Dieser Stempel ist, offen gesagt, nichts als eine Spielerei, an der mitzuwirken der Buchhandel schon deswegen ablchnen muß, weil die Kosten nicht nur von dem Publikum und den Au toren, sondern in erster Linie von ihm getragen werden müssen, ohne daß auch nur einer der Beteiligten davon den geringsten Vorteil hat. Wir werden uns nach wie vor auch vom Kunstwart gern beraten lassen und seinen Urteilen umso größeres Gewicht bcimessen, je mehr er, ohne Neben absichten, sich bemüht, dem Guten in der Literatur zum Siege über das Schlechte zu verhelfen. Aber was dem Kunstwart recht' ist, muß den anderen ernsthaften Literaturblättern billig sein, die sich strebend in derselben Richtung bemühen, ohne den Anspruch auf jene Ausschließlichkeit zu erheben, die .Herrn vr. Avenarius als lockendes Ziel erscheint. Wenn der Sortimenter all diesen Stimmen seine Aufmerksamkeit schenkt und an der Hand der Bücher selbst gelegentlich einmal das oder jenes Urteil nach prüft, so wird ihm und der Literatur diese Arbeit mehr Segen bringen, als wenn er in der Volksküche des Dürerbunds als einer der vielen Köche mit den Brei verderben hilft oder an deren die Suppe versalzt. Wenn sich Herr vr, Avenarius mit seinen Gegnern über die »Vorwürfe gegen Kunstwart und Dürerdund« im Börsenblatt
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