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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1913-06-05
- Erscheinungsdatum
- 05.06.1913
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- Deutsch
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127, 5. Juni 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 6027 Textstellen, die auf der Leinwand die Bilder erklären sollen sie erinnern an die Zettel, welche auf mittelalterlichen Bildern den Personen aus dem Munde heraushängen. Hier sollte der Buchhandel Wandel schaffen. Statt elenden Klaviergeklim pers laßt die Bilder von einem Wort-Vortrag begleitet sein, und vielleicht rettet ihr dadurch das poetische Werk. Wilhelm Wallot h. Ich glaube nicht, daß die Schriftsteller durch die Verfilmung ihrer Werke irgendwelchen ideellen oder materiellen Schaden er leiden können. Im Gegenteil, ich bin der Ansicht, daß die Autoren (und mit ihnen die Verleger) nur gewinnen, wenn das Interesse für ihre Werke auch in Kreisen erweckt wird, die ihnen bisher verschlossen geblieben sind. Es ist schade, daß nicht statistisch sestgestellt werden kann, wieviele Exemplare des Romans »Der Eid des Stephan Hüller« von Felix Holländer infolge der kinematographischen Darstellung gekauft bzw. in Leihbibliotheken verlangt worden sind. Daß Paul Lindaus Schauspiel »Der Andere«, das längst von der Bühne verschwunden war, eine Wiederaufnahme im Schillertheater zu Berlin gefunden hat, nach dem sein Inhalt in unzähligen Kinos zur Vorführung gelangt war, ist eine bekannte Tatsache. Es kann jedenfalls auch im Interesse der Volksbildung und Kultur nur begrüßt werden, wenn die unsittlichen und widerwärtigen Schauerstücke, die früher das Kino ausschließlich beherrschten, von der Wiedergabe guter Literatur verdrängt werden. Arthur Zapp. Auf Ihre Frage kann ich heute nur antworten, daß ich an einen Einfluß kinematographischer Darstellungen (deren Werte jetzt meist viel zu niedrig, deren Schwächen viel zu hoch eingeschätzt werden) auf Literatur und Buchhandel nicht glaube, und daß, wie mir scheint, durch solche Darstellungen dem Absatz dazu be nutzter Werke (die ja fast immer schon eine beträchtliche Absatz höhe erreicht haben werden) nur genützt werden kann. Schädlich wäre nur, wenn die als »Romanciers« etablierten Herren etwa anfiitgen, bei ihren Romankonstruktionen fortan nicht nur an die Verwertung in bestimmten Tageszeitungen oder Familien blättern, sondern auch an die Verfilmungsmöglichkeit zu denken. Maximilian Harden. Ich halte das Kino für die scheußlichste Erfindung der Neuzeit nach allen Richtungen hin. Ich bedauere jeden ernsthaften Künstler, der sich in den Dienst dieses Kulturschädlings stellt. Jahrtausende haben das hehre Haus der Kunst bauen hel fen. Wer würdig darin wohnen will, der beschmutze es nicht! Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, — hat ein gewisser Schiller gesagt. — Von allem andern abgesehen, ist das Kino unästhetisch, augenverderbend, stilwidrig und geschmackmordend. Dies statt aller weiteren Worte! Lieber Steine klopfen, als vom Kino leben! AlbertGeiger. Soweit heute ein Urteil möglich, ist die Leidenschaft der breiten Volksmassen für erzählende Film-Darbietungen, wenn diese aus der Ausschlachtuug literarischer Werke gewonnen wer den, weder der dichterische» Erzählungskunst noch dem Buch handel von Vorteil. Film-Dichterei und Buch-Dichtung sind ein ungleiches und unverträgliches Paar: sie sollen auseinander bleiben und ihr Glück getrennt auf eigenen Wegen versuchen. Die stumme Kino-Schaulust bei erzählenden Vorgängen hat etwas Verblödendes. Ein richtiger Kino-Gaffer ist für das Buch verloren. Die abenteuerliche Kino-Pseudoliteratur wird, mit wenigen Ausnahmen nur das Maulasfentum fördern, aber keine Begeisterung für das Buch wecken, dessen Schönheiten nur durch Hirnarbeit gewonnen werden können. Michael Georg Conrad. Ich glaube nicht, daß die Verfilmung von Romanen, Thea terstücken usw. einen nennenswerten Einfluß aus den Absatz des Buches übt. Viel eher wird der Leser eines spannenden Romans den Wunsch verspüren, sich die Illustration seiner Lektüre im Kino anzusehen. Literatur und Kino haben wenig miteinander zu schaffen, und der Buchhandel wird meines Erachtens nach kaum viel von der Vorführung der sogenannten Autorenfilme profi tieren. Die Kunst, gute Filmdramen zu schreiben, liegt aus einem anderen Gebiete, als auf dem der Literatur, und steht zu ihr in demselben verwandtschaftlichen Verhältnis wie das Kunsthandwerk zur Kunst. Ich sehe für den Autor höchstens die Möglichkeit, durch die wiederholte Abfassung von sehr zug kräftigen Kinostücken seinen Namen dem Publikum einzuprägen (vorausgesetzt, daß der Autorname überhaupt genannt wird), und es vielleicht auf diesem Umwege für seine Bücher zu in teressieren. Margarete Böhme. Über den Einfluß des Kinos auf Literatur und Buchhandel hat man sofort sein festes Urteil, lvenn man den atemlosen Eifer beobachtet, mit dem das Vorstadtvolk die »rührenden Dramen«, die sensationellen Filme, die Ausschlachtung aufregender Szenen aus vielgclesenen Romanen verfolgt und damit das sehr »ruhige« Interesse vergleicht, mit dem die mitunter eingestreuten Naturaufnahmen von fremden Ländern und Völkern und sonstigen wissenschaftlichen Filme angesehen werden. Gewiß, diese Menschen »verschlingen« den verfilmten Dumas oder Sienkiewicz viel intensiver als jeden Roman und werden nie wieder zu bewegen sein, Geld für Bücher auszugeben, wenn sie den gleichen Roman im lebenden Bild, und sei es noch so ober flächlich zusammengestellt, genießen können. Aber haben diese drei Vierteile der Kinobesucher denn vor dem den Buchhändler ausgesucht? Sie haben ihr Sensations- bcdürfnis aus der Tageszeitung befriedigt, sie werden in Zu kunft weniger Schundliteratur kaufen, weil sie die für Stillung der Phantasiebedürfnissc erübrigten Nickel lieber ins Kino tragen. Dieses kann man besser überwachen als den Hintertreppenroman, also erwacht die Hoffnung, daß der »Zug nach dem Kino« für die ganz große Masse eine Wendung zum Besseren bedeuten — kann. Voraussetzung ist, daß Behörden und Schriststellerwelt erfassen, worauf es hier ankommt. Für das übrigbleibende Viertel, das zur Käuserschicht der »geistige Werte« Feilbietenden gehört, scheint mir das Kino eine Gefahr zu bedeuten, die freilich die Bilanz des Buchhandels eher verbessert. Dieser paradox scheinende Satz verrät seinen Sinn sehr ein fach, wenn man bedenkt, daß Absatz und innerer Wert eines Werkes sich nicht immer wechselseitig bedingen. Als ich Dumas' Grafen von Monte Christo im Film gesehen hatte, griff ich in der ersten freien Stunde danach zu meinem Exem plar, denn das Interesse für die beispiellose Fabulierkraft des Dichters war durch das lebende Bild neuerdings erwacht. Und hätte ich das Buch nicht besessen — es wäre der ersten Gelegenheit gelungen, mich zum Kauf zu bewegen. Schließe ich von mir auf die anderen, so habe ich keinen Zweifel daran, daß das Kino dem Absatz mancher Werkegünstigist.aberesverschiebtebensosicher die geistige Bilanz, es senkt das Niveau! Für den Buchhandel halte ich es für keine Gefahr — Wohl aber für die Literatur. Hier ist einmal einer der wenigen Punkte aufgedeckt, in denen die Interessen der Literatur von denen des Buchhandels abweichen. R. Francs. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Berliner Sortimentervercln. — Eine ordentliche Vereinsversamm lung ist auf Montag, den 9. Juni, abends 8 Uhr pünktlich, im Bcreins- lokal Atlas-Hotel, Friedrichs!» 198 (an der Wcidendammerbrücke), mit nachstehender Tagesordnung einberufen worden: 1. Geschäftliche Mitteilungen aus der Tätigkeit des Vorstandes im letzten Viertel jahre. — 2. Die Kartenvertricbsstellcn d. kgl. preuß. Landesausnahme und das Sortiment. Referent Herr E. Schmersahl. — 8. Ter Dürer- bund und seine neuen Pläne. Referent Herr P. Nitschmann. — 4. Die beabsichtigte Gründung einer Buchhandlung durch die Freie Studentenschaft in Berlin. Der Vorstand des Berliner Sortimentervereins bittet angesichts der wichtigen Punkte der Tagesordnung um zahlreiches und ganz pünktliches Erscheinen, zumal es sich darum handelt, bei Punkt 2, 3 und 4 wichtige Beschlüsse zu fassen.
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