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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-05-29
- Erscheinungsdatum
- 29.05.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Interessant ist es auch, wie sich die Bibliotheken auf die größeren Städte verteilen. Es gibt in Budapest 192 Bibliotheken „ Szegedin 35 „ „ Klausenburg (Kolozsvär) 31 „ „ Temesvär und Odenburg (Sopron) je 26 „ „ Debretzin 24 „ „ Preßburg (Pozsony) 23 Wollte man das kulturelle Niveau eines Landes nach den in feinen Speichern der Wissenschaft aufgestapelten Schätzen be urteilen, so schneidet Ungarn nicht schlecht dabei ab. Bei seinen nur 20 Millionen Einwohnern käme also aus jeden zweiten Men schen ein Band. Dabei ist überall frische Initiative bemerkbar, die noch vorhandenen Lücken zu schließen und die bestehenden Sammlungen zu vervollständigen. Dies Bestreben äußert sich nicht allein in der jährlichen Erhöhung des Vermehrungsetats der größeren Bllchersammlungen, man ist vielmehr auch bestrebt, deren neue zu errichten, wenn man dies als notwendig erachtet. So beschloß erst kürzlich der Budapester Magistrat, neben der ge wiß als mustergültig geltenden hauptstädtischen Bibliothek eine städtische Filialbibliothek zu errichten, und es wurde die Bau sektion bereits angewiesen, an die Errichtung eines neuen Biblio- thekbaues heranzutreten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einer Kuriosität Erwäh nung tun, die kürzlich die Szechenyi-Bibliothek des National- muscums erwarb und die wegen ihres hohen Alters und inter essanten Inhalts wertvoll ist. Sie besteht in dem aus dem Jahre 1660 stammenden Tagebuch des Leutschauer Buchbindergehilsen Georg Steinhübel und berichtet über dessen Wanderungen und Abenteuer. Das Buch, in deutscher Sprache verfaßt, gewährt interessante Einblicke in die patriarchalischen Verhältnisse jener Zeit. Aus Oberungarn kommend, wandert Stcinhlldel nach Bres lau, wo er »bei offener Lade examiniert und zu einem vollkomm- lichen Gesellen gemacht wird«. In Leipzig fand er bei Caspar Luncius Arbeit. In Magdeburg wird man an die Greuel des 30jährigen Krieges erinnert, denn »diese Statt ist Anno l63l den 10. May von Grass Tilli und Papenheim gantz und gar Ruiniert und in die Aschen gelegt worden«. In Wittenberg beschreibt er die Kirche, »da die Kantzel zu sehen ist, da Doctor Luther hat zum ersten Male darauf gepredigt«. Später ist Stein- Hübel »wiederumb in die Leutsch kommen«, wo er sich niederläßt und bald glücklicher Ehemann und Vater wird. Das Büchlein vererbte sich durch die Jahrhunderte vom Vater auf den Sohn, bis es schließlich durch Zufall in den Besitz des Museums ge langte. Zurzeit findet in Budapest eine »Bahros-Ausstcllung« statt, organisiert von dem »St. Georgs-Verein der ungarischen Lieb haber und Sammler«. Jedermann kennt des Künstlers Eigenart, seine Vorliebe für die Darstellung galanter Szenen, dem Rokoko milieu entlehnt, die Feinheit und Sicherheit der Feder führung und die graziöse Elastizität seiner Gestalten. Bei dem hiesigen Publikum findet die Ausstellung, die in ihrem Ar rangement einen geschlossenen Eindruck macht, großen Beifall, und nach der materiellen Seite hin könnte der Künstler mit dem Ergebnis zufrieden sein. Freilich, so wie er versteht es auch kein anderer, dem dekadenten Geschmack des heutigen Grotzstadt- menschen Rechnung zu tragen. Es fehlt natürlich auch nicht aitz kritischen Stimmen, die die Kunst Bahros' ablehnen und sie als unmoralisch verurteilen. So brachte z. B. der Pester Lloyd einen sehr kritischen Artikel. Die größte Anzahl der ausgestellten Kartons besteht in Zeichnungen, wie Exlibris, Buchillustrationen, Reklametiteln. Auch einige Aquarelle sind ausgestellt, die aber nur rein dekorative Bedeutung besitzen. Der Buchhändler erkennt sehr viele Sujets als in den reproduktiven Werken des Künstlers enthalten wieder. Um dem Ganzen nun den Charakter des Pikan ten zu verleihen, wurden in einem Extra-Ranm speziell erotische Zeichnungen untergebracht, der aber nur von »Künstlern und Ge lehrten« betreten werden darf. Dieser Tage jedoch wurde diese »Sonderausstellung«, nachdem die Oberstadthauptmannschaft da von Wind bekommen, durch eine prompte Beschlagnahme der Öffentlichkeit entzogen. Die St. Georgs-Gesellschaft gab das letzte Heft ihrer Zeitschrift »A Gyllytö« (Der Sammler) als Bayro-»- Katalog heraus, der sehr schön illustriert und zum Preis von Kr. 4.— zu haben ist. Eine Luxusausgabe in Künstlereinbano kostet Kr. 15.^. In Deutschland ist zurzeit das Thema »Kino und Buch handel« aktuell; auch hierzulande kann man ihm eine gewisse Aktualität nicht absprcchcn. Budapest ist eine rechte Kinostadl, und der Ungar liebt sein »Mozi« (die landesübliche Bezeichnung für Kinematograph) über alles. Ein typisches Beispiel für die in den weitesten Volkskreisen herrschende Beliebtheit des Kine- matographen bildete vor kurzem der fast fürstliche Empfang, den das Publikum der beliebten Kinodarstellerin Asta Nielsen anläß lich ihres Auftretens in einem hiesigen Variete bereitete. Es war wie ein großes Ereignis: Tausende von Menschen erwarte ten die Künstlerin am Bahnhof und begleiten sie im Triumph zuge durch die Straßen der Stadt. Allabendlich gab es dann bei erhöhten Preisen ausverkaufte Häuser. Glücklicherweise verschwinden mehr und mehr Schauerdcama und Räuderromantik aus den Schaustellungen, und das Publikuni nimmt freudig die Vorführung längerer Stücke nach Werken der Literatur an. Seitdem Hugos »Oes Llisersbles« hier über die Kinobühnen ging, merkte wohl der Buchhandel zuerst, daß er ein Geschäft machen kann. Es war eine unverkennbare starke Nach frage nach dem Buch. Noch stärker trat diese Erscheinung her vor bei der Vorführung von »(juo vackis«. Dieses Stück wurde vier Wochen lang an der größten Kinobühne Budapests gespielt, und der rührige Sortimenter konnte von dem Roman Partien ab setzen. Es zeigt sich hier mit aller Evidenz, daß ein gewisses bil dungshungriges Publikum sich mit dem Geschauten nicht begnügt und sich durch die Lektüre des jeweilig die Grundlage bildenden Werkes erst ein richtiges Bild des Geschauten zu machen sucht. Ter Buchhändler hat meiner Meinung nach ein volles Recht, mit der Entwicklung der Dinge zufrieden zu sein, und sollte danach trachten, die größtmöglichen Vorteile daraus zu ziehen. Von der Errichtung von Verkaufsstellen in den Theatern selbst rate ich ab, da der Zuschauer das Geschaute erst in sich verarbeiten muß und sich erst dann schlüssig macht, das betreffende Buch even tuell zu kaufen. Es dürfte sich aber für die Buchhändler-Ortsver- eine folgendes Vorgehen empfehlen: sobald eine Darstellung nach einem Werke der Literatur angekündigt wird, bei den betreffen den Kinotheaterbesitzern vorstellig zu werden, außer einer kurzen Inhaltsangabe, die gewöhnlich in das Programm gedruckt wird, in letzterem auch eine genaue Quellenangabe zu bringen, etwa in folgender Form: »Der Darstellung liegt der berühmte Roman (folgt Autor und Titel) zu gründe. Erschienen in den und den verschiedenen Ausgaben, eventuell übersetzt aus dem .... oder in das . . . Preis .... Erhältlich in allen Buchhandlungen«. Der Kinobcsitzcr wird sich nicht weigern, gegen eine geringe Ent schädigung diesen Passus aufzunehmen, und sowohl Publikum als Buchhandel ist hiermit ein guter Dienst geleistet. Ungarische Werke sind meines Wissens bisher nicht verfilmt worden, ich bin daher nicht in der Lage, zu beurteilen, wie sich Autoren und Ver legerkreise zu dieser heiklen Frage stellen würden. Die 8. Tagung des internationalen Verlegerkongresses in unserer Stadt steht nun unmittelbar vor der Tür. Das Pro gramm des vorbereitenden Ausschusses ist längst versandt und sieht neben einem Stück gewaltiger, der Erledigung harrender Arbeit eine Reihe bemerkenslverter festlicher Veranstaltungen vor, denen die Schönheit unserer Stadt, unsere in den schönsten Farben des Frühlings prangenden Berge erst den rechten Reiz verleihen werden. Ich möchte daher an dieser Stelle in letzter Stunde nochmals die Bitte des Komitees unterstreichen, die Herren Kon- gressisten möchten recht zahlreich in Begleitung ihrer werten Fa milienangehörigen erscheinen, damit den festlichen Veranstaltun gen die Fröhlichkeit nicht fehle, die echte Festesfreude, die nur weibliches Wesen und jungfräuliche Anmui verbreiten können. Budapest. 8. ». lFortsctzung aus Leite 57SZ.)
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