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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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4578 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 88, 30. April 1913. trieben werden. In ähnlicher Weise kann die Volksbuch handlung mit den Fortbildungsschulen Zusammenarbeiten, zum Teil noch wirksamer, da die jungen Leute in stärkerem Maße für den Bücherkauf interessiert werden können als die Kinder. Die Bllrgervereine, die im Mittelstand einen großen Einfluß haben, die Turnvereine, die gut organisiert sind, die kirchlichen Organisationen, Berufsvereine der Arbeiter, Vereine der unteren Beamten haben an sich ein Interesse an der Volks buchhandlung und können zu wirksamen Förderern des Unter nehmens gemacht werden. Das gleiche gilt für die größeren industriellen Etablissements, deren Inhaber oder Leiter sicher gern gestatten werden, daß ein ständiger Hinweis auf die Volksbuchhandlung innerhalb ihres Bereiches angebracht wird. Desgleichen bieten bestimmte Häuserblocks, wie die Häuser des Bau- und Sparvereins, ein besonderes Agitationsgebiet. Sehr wichtig für den Volksbuchhändler ist auch die Ausgabe stelle der öffentlichen Bücherhallen. Dort, wo die Lesefreunde regelmäßig hinkommcn, muß durch Plakate auf die Wichtigkeit des Eigenbesitzes von Büchern ständig hingewiescn werden. Verzeichnisse von billigen Büchern, die auf Grund der Er fahrungen der Ausleihbeamten zusammenzustellen sind, Ver zeichnisse von billigen Büchern, die sich auf besonders aktuelle Ereignisse beziehen, und Ähnliches müssen dort ständig aus- hängen und ständig wechseln. Die Buchhandlung muß an einer der belebtesten Stellen des Stadtteils liegen. Von der Volksbuchhandlung aus müßte auch ein Reise buchhandel im Stadtteil eingerichtet werden. Er wird sich bewähren, wie der Erfolg des Kolportagebuchhandels dort zeigt. Es sind da besondere Bedürfnisse zu befriedigen, z. B. das Verlangen nach Gcsundheitsbüchern, nach technischen Büchern, nach Geschenkbüchern. Wichtig für diesen Betrieb ist der Sonnabend-Abend. Vielleicht wäre in dieser Zeit auch von der Volksbuchhandlung aus ein Straßenbuchhandel ein zurichten. — Eine ständige Verbindung müßte mit dem Lokal blatt unterhalten werden. — Mit dem Buchhandel ließe sich vielleicht eine Zeitungsagentuc verbinden. Sonstige Neben- betriebe sind aber nicht erwünscht, da diese einmal geeignet sind, den Buchhändler sozial herabzuwürdigen, und da sie zum andern ihn von seiner Hauptaufgabe abbringen. Besondere Kauferleichterungen müßten Wohl getroffen werden, z. B. wäre es gut, wenn die Möglichkeit geschaffen würde, eine Haus bibliothek auf Abzahlung zu erhalten, wenn Büchersparkassen eingerichtet werden und wenn Rabattsätze bewilligt würden. Dem Volksbuchhändler könnten gewisse Erleichterungen seines Geschäftsbetriebes geschaffen werden, um damit das Bestehen sichern zu helfen. Vielleicht könnte der Hamburg- Altonaer Buchhändlerverein bei ihm ein Auslieferungslager der billigen Bücher einrichten, oder ihm der Verleger erst ein mal den Laden mieten, da er um seines Standes willen ein lebhaftes Interesse an der Schaffung eines solchen geschäft lichen Betriebes hat. Der Verlag könnte ihm in seinen Rabattsätzen entgegenkommen, da er allen Vorteil von dem Massenabsatz der genannten Bücher hätte. Dem Buchhändler zur Seite müßte eine Art Kultur- und Agitationskuratorium stehen, das sich aus Personen des Stadtteils zusammensetzt, die gezeigt haben, daß sie an allen geistigen und sozialen Fragen ein ganz besonderes Interesse haben. Das mühte ihn beraten bei der Auswahl der Bücher und bei der Ver- anstaltung besonderer Schritte zur Ausbreitung seiner Wirk samkeit. — Ständig müßte der Volksbuchhändler mit dem Volksheim, mit der Lehrerschaft im allgemeinen und mit dem Jugendschriften-Ausschutz im besonderen, sowie mit Dürer, bundsortsgruppen und ähnlichen Vereinigungen in Ver bindung stehen. Die Errichtung einer solchen Volksbuchhandlung ist eine Kulturaufgabe von größter Wichtigkeit. Deswegen muß der Versuch, wenn er unternommen wird, auch gelingen. Von größter Wichtigkeit für das Gelingen ist die Persönlichkeit des Buchhändlers Er muß geistige und soziale Interessen haben; das Geschick, Menschen zu behandeln, mutz ihm eigen sein. Eine schnelle Entschlußfähigkeit im allgemeinen und die Fähig keit, das Aktuelle schnell zu erfassen, mutz ihn auszeichnen. Er mutz ein tüchtiger Geschäftsmann sein und auch für die ideelle Seite seiner Aufgabe Begeisterung haben Die Aussprache, die sich an die beiden Berichte knüpfte, klärte die Sache weiter. Von der Seite der Buchhändler wurde festgestellt, daß ein Aus lieferungslager im Vorort nicht möglich sei, weil die Verbindung mit den übrigen Stadtteilen zu umständlich werde, und daß die Rabattgewährung bei Partiebezug Wohl möglich, aber im Inter esse des Verdienstes des Buchhändlers kaum erwünscht sei. Im übrigen sei der gekennzeichnete Buchhändler ja gar nicht der verlangte Volksbuchhändler, sondern er zeige durchaus den Typus des Buchhändlers einer kleinen Stadt, der alle sozialen Stände mit Büchern versorge. Es fehle dem gekennzeichneten Buchhändler also das Besondere, das sich durch den alleinigen Vertrieb des billigen Buches ergäbe. Je mehr aber dieser Vorortsbuchhändler erkenne, daß an den Büchern, die er der gutgestellten Bevölkerungsschicht verkaufen könne, weit mehr zu verdienen sei, als an den billigen Büchern, destomchr werde er sich von seiner eigentlichen Aufgabe, die Bedürfnisse der breiten Masse nach billigen Büchern zu befriedigen, abwendcn. Die geplanteVolksbuchhandlung sei aber nur dann ein erfreuliches und gesundes Unternehmen, wenn ihre gesamte Einrichtung und Wirksamkeit ihrem Namen voll entspräche. Andernfalls bedeute die Buchhandlung im Vorort nur eine Konkurrenz des Sorlimentsbuchhändlers der inneren Stadt. Im Interesse einer gesunden Entwicklung des Unternehmens sei auch zu fordern, daß der Volksbuchhändler vom Buchhandel allein leben könne und nicht auf einen Nebenbetrieb angewiesen sei. Demgegenüber wurde von der Seite des Jugendschriften« Ausschusses dargestellt, daß die gekennzeichnete Volksbuchhand lung doch ganz wesentlich sich von der Buchhandlung einer kleinen Stadt unterscheide. Die Zusammensetzung der Be- völkerung im Arbeiterstadtteil sei doch eine ganz andere als die einer kleinen Stadt. Im Arbeiterstadtteil überwiege das minderbemittelte Element doch so sehr, daß es den ganzen Charakter des Stadtteils bestimme. Deswegen sei jeder Geschäftsmann dieses Stadtteils, also auch der Buchhändler, darauf angewiesen, seinen ganzen Betrieb auf die Bedürfnisse einer großen minderbemittelten Masse einzurichten. Die wenigen Wohlhabenden im Stadtteil beeinflußten den Charakter des Geschäftslebens durchaus nicht. Außerdem seien ihre Wünsche in bezug auf Lektüre oft recht spezieller Natur, so daß der Volksbuchhändler sie gar nicht ohne weiteres befriedigen könne und das Sortiment der City ohne weiteres an seine Stelle trete. Die Grundlage für das Geschäft des Volksbuchhändlers im Arbeiterstadtteil bleibe also das Volk, und wenn er mit seiner Werbearbeit über den Rahmen des Stadtteils hinausgreife, so finde er auch dann wieder ähnliche Verhältnisse. Infolgedessen werde der Volks buchhändler sich seinen Umsatz schaffen müssen mit Büchern zu einem Preise bis etwa 3 Immerhin sei er aber nicht aus den Verkauf von 10- und 20 H-Heften allein angewiesen, sondern er könne damit rechnen, daß eine große Zahl von Büchern im Preise von 50 H bis 3 ^ gekauft würde. Einige Zahlen aus den Statistiken des Jugendschriften-Ausschusses über die zu Weihnachten an die Volksschulkinder geschenkten Bücher lassen das ganz deutlich erkennen. Z. B. ist im Jahre 1903 sestgestellt worden, daß 40°/> aller damals in Hamburg verschenkten Jugendschriften <es handelt sich nur um die Volks schulen) weniger als eine Mark kosteten und 60°/, mehr als eine Mark. Eine in späteren Jahren aufgenommene Statistik aus einem kleineren Gebiet in einem Arbeiter-Stadtteil ließ erkennen, daß ein Durchschnittspreis von 75 H erzielt worden war. Derselbe Durchschnittspreis wurde im verflossenen Jahre für den Bücherverkauf in Ausstellungen von 11 Volksschulen festgestellt, und wieder bei einer anderen Gelegenheit wurde festgestellt, daß 70°/> der verkauften Bücher weniger als eine Mark und 30°/, mehr als eine Mark kosteten. — Zu beachten ist auch, daß der heutige Schulbetrieb in verschiedenen Unter richtsfächern das Lesen von geschichtlichen, geographischen, sFortsctzuna aus Leite 48IS>
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