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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1913-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1913
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- Deutsch
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96, 28. April 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 4523 gen patriotischen Gcfühlsausörücken gegenüber von »aufdringlicher Tendenz« reden darf. (Sehr richtig', im Zentrum.) Biel bedauerlicher aber wird die Sache noch, wen» mau eine der artige Stellungnahme sogar noch damit zu motivieren sucht, »das; es sozialdemokratischen Eltern nicht gefällt«, wenn man »unsere Jungens wieder zu patriotischer Anteilnahme an den Geschicken der Büter, a» Sieg und Niederlage zurückfuhren will«. Das; diese Art der Kritik in der Öffentlichkeit das größte Ärgernis Hervorrufen mußte, ist selbst verständlich. (Sehr richtig!) Ebenso war es aber voranszuseheu, daß die Spitzen des Deutschen Lehrervereins, nachdem sie gemerkt hatten, welch' böse Suppe die »Jn- gendschriftenwarte« ihnen eingebrockt hatte, die krampfhaftesten Ver suche machen wurden, um die bestehenden Tatsachen — ich unterstreiche das - um die bestehenden Tatsachen durch ganze Wolken von Gegen erklärungen zu verschleiern. Es ist ja nicht das erste Mal, meine Herren, daß einzelne Spitzen des Deutschen Lchrervereins in. den letz ten Jahren in die Enge getrieben worden sind. Wenn man aber in so enger Geschäftsverbindung mit der Hamburger sozialdemokratischen Lehrerschaft steht, dann sind solche Bloßstellungen nicht verwunderlich. (Sehr richtig! im Zentrum.) Ich bemerke, daß die Jugendschriftenwarte, das Organ der ver einigten deutschen Prüfungsausschüsse für Jugendschriften, eine offi zielle Beilage der Pädagogischen Zeitung, des bekannten Zentralorgans des Deutschen Lehrervereins, ist. In derselben Jngendschriftenwarte, und zwar in der Nr. 5 des Jahres 1912, bläst der Lehrer Hübner aus Neukölln in dasselbe Horn, indem er die vaterländische Erziehung der parteipolitischen Beeinflussung der Jugend beschuldigt. Hübner macht sich dabei folgende Deduktion zu eigen: Der Staat fordert die vaterländische Erziehung; die Sozial demokratie lehnt sie ab: Hier steht also Partei gegen Partei, ergo verlangt die politische Objektivität des Jugendschriftstellers strengste Neutralität. (Hort, hört! im Zentrum.) Damit verlangt man nichts weniger von uns, als daß wir unsere gesamte Jugenderziehung, also auch die Jugendpflege, bedingungslos dem »Zartgefühl« der Herren Sozialdemokraten anznpassen haben. (Zuruf bei den Sozialdemo kraten: Da sind sie sehr gut aufgehoben!) — Davon werden Sie uns nie überzeugen, Herr Abgeordneter Hoffmann! Es stört den Herrn Lehrer Hübner auch nicht im mindesten in seinen seltsamen logischen Gedankengängen, daß die Sozialdemokraten durch ihre Jngendschriften die ausgesprochene Tendenz verfolgen, jede religiöse und vaterländische Regung in den Herzen ihrer Jugendlichen unbarmherzig zu ersticken. Ich frage Sie nun, meine Herren: wohin steuern wir, wenn solche Auffassungen, wie sie sich in der Jngendschriftenwarte des Deutschen Lehrervereins gezeigt haben, sich noch weiter entwickeln sollten'? Und nun kommt das Schlimmste, meine Herren. Nach der uns in der Mappe zugegangenen Schrift, betitelt: »Der vaterländische Ge danke«, soll nach der Pädagogischen Zeitung vom 5. Dezember 1912 der Königliche Provinzialschulrat Winter in einer Versammlung der Prüfungsausschüsse von Groß-Berlin und der Mark Brandenburg zu Hübner und seinen Freunden gesagt haben: »Ich versichere Sie, daß wir hinter Ihnen stehen; wir sind mit unseren Herzen bei Ihnen, weil wir wollen, was Sie wollen, und Sic, was wir wollen.« In dieser Schrift heißt es weiter: Mögen diese Worte nun so gefallen sein oder nicht — die Leh rerpresse hat sie unwidersprochen so berichtet, und der Kreis um Hübner fühlt sich in seiner Stellungnahme gegen die vaterländische Erziehung durch die Behörde gestärkt. Diese Worte eines preußi schen Schulrats wirken um so peinlicher, wenn man folgendes beachtet. Die ganze Bewegung geht ans von einer Gruppe der Hamburger Lehrerschaft, die sich um die Wochenschrift »Pädagogische Reform« sammelt. Diese Gruppe bestimmt den Vorstand und die Leitung der vereinigten deutschen Prüfungsausschüsse für Jugendschriften, und der Vertrauensmann dieser Gruppe in Berlin ist der Lehrer Oskar Hübner. Vorausgesetzt, ineine Herren, daß der Provinzialschulrat die ihm in den Mund gelegten Worte wirklich in der genannten Versammlung gesprochen hat, muß ich doch den Herrn Minister bitten, dieser An gelegenheit einmal ernstlich nachgehen zu wollen. Damit will ich diese unliebsame, unerquickliche Sache verlassen. l). v. Trott zu Solz, Minister der geistlichen und Unterrichts angelegenheiten: Die beiden Herren Vorredner sind ans eine Angelegenheit einge- gangen, die in der letzten Zeit auch die Öffentlichkeit vielfach beschäftigt hat, die Angelegenheit der Prüfungsausschüsse für die Ju gendliteratur. Namentlich der letzte Herr Vorredner hat sich bei Behandlung dieser Frage so direkt an mich gewandt und mich auf gefordert, dieser wichtigen Angelegenheit meine Aufmerksamkeit znzu- wenden, daß ich doch alsbald hierauf mit einigen Worten eingehen möchte. In zahlreichen deutschen Städten bestehen bei den dem Deutsche» Lehrerverein angehörcnden Lokalvcreineu Prüfungsausschüsse für die Jugendliteratur Diese Prüfungsausschüsse, welche gegenwärtig die Zahl von 120 bis 130 erreichen, haben sich zu den »Vereinigten Deutschen Prüfungsausschüssen im Verbände des Deutschen Lehrervereins« zu sammengeschlossen. Vorort der Vereinigung ist Hamburg, ihr Organ ist die in Hamburg erscheinende »Jugendschriften-Warte«. Die von den Verlegern eingesandten oder von der Vereinigung angetansten Jugend schriften werden einer Anzahl von Ausschüssen, mindestens sechs, über wiesen, von denen dann jeder mit Ja oder Nein sein Gutachten über diese Schriften abgibt. Die Urteile werden dem Vorortsansschuß in Hamburg übermittelt und in der Jugendschriften-Warte veröffent licht. Die Annahme oder Ablehnung einer Schrift erfolgt mit Zwei- drittelmajvrität. Die angenommenen Schriften werden in das jähr lich heransgegebene Verzeichnis empfehlenswerter Jugendschriften aus genommen. Die Vereinigten Prüfungsausschüsse stellen sich demnach als eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb des Deutschen Lehrervereins dar, die jedoch mit der Leitung des Vereins nur in einein losen Zu sammenhänge steht; eine unmittelbare Beziehung zwischen ihr und dem Preußischen Lehrerverein besteht nicht. Was nun die Zwecke dieser Prüfungsausschüsse anlangt, so wollen sie mit dazu helfe», daß nur solche Jngendschriften Verbreitung finden, die literarisch wertvoll sind, daß dagegen das Wertlose, der Schund, die Fabrikware ferngehalten wird. Dieser Zweck ist gewiß zu loben, und man muß auch anerkennen, daß nach dieser Richtung hin die Prüfungs ausschüsse Verdienstvolles geleistet haben. Dagegen aber läßt sich nicht leugnen, daß von einzelnen Stellen aus, von einzelnen Mitgliedern der Ausschüsse oder von einzelnen Lehrern, die in Verbindung mit de» Ausschüssen stehen oder gestanden haben, Äußerungen gefallen sind, die die allergrößten Bedenken Hervorrufen müssen und mit aller Ent schiedenheit zurückzuweisen sind. (Bravo! rechts und im Zentrum.) Sie sind ja in der Öffentlichkeit bekannt geworden, ich brauche sie hier nicht zu wiederholen, und ich scheue mich eigentlich auch, sie hier zu wieder holen. Ich glaube, es genügt, wenn ich sie mit aller Entschiedenheit hier znrückweise. (Bravo! rechts und im Zentrum.) Nun kann man aber diese Ausführungen Einzelner den Prüfungs ausschüssen als solchen nicht zur Last legen. Denn die Ausschüsse haben sich mit jenen Ausführungen niemals identifiziert, und wenn jetzt die übrigen Prüfungsausschüsse dem Prüfungsausschuß in Hamburg angesichts der Angriffe, die gegen ihn erhoben worden sind, ihr Ver trauen ausgedriickt haben, so konnten sie das wohl tun im Hinblick aus die Tätigkeit des Hamburger Ausschusses als solchen. Aber ich meine, sie hätten, wie die Dinge einmal liegen, und namentlich in der gegen wärtigen Situation gut getan, wenn sie diese Gelegenheit benutzt hätten, um auch abzurücken von gewissen Einzelausführungen, die in Hamburg gefallen sind (Sehr richtig! rechts und im Zentrum), und die vor allem auch enthalten sind in einer Hamburger Zeitschrift, der Pädagogischen Reform, mit der einzelne Mitglieder des Hamburger Ausschusses in Verbindung stehen. Das also habe ich vermißt, und ich hätte mich gefreut, wenn die Ausschüsse ihre Erklärung in dieser Beziehung ergänzt hätten. Im übrigen aber muß ich anerkennen, daß von den preußischen Lehrern bei verschiedenen Anlässen mit aller Ent schiedenheit von jenen Tendenzen abgerückt worden ist. Das ist ge schehen unter anderem in meiner Gegenwart auf dem Lehrertag, der im Mai vorigen Jahres hier stattgefunden hat, wo der Vorsitzende mit aller Entschiedenheit jeden Zusammenhang der deutschen Lehrerschaft mit Tendenzen, die in Hamburg hervorgetreten sind, abgewiesen hat und bei diesen Worten den stürmischen Beifall der ganzen Versamm lung gefunden hat. (Bravo! rechts und im Zentrum.) Wenn die Prüfungsausschüsse ihre Aufgabe darin erblicken, daß sie nur solche Bücher zulassen wollen, die den künstlerischen und litera rischen Anforderungen entsprechen, so ist das ganz gewiß richtig, und es ist auch richtig, wenn sie dem nicht entsprechende tendenziöse Schriften abweisen. Aber wenn sie das letztere tun, so gehen sie doch, wie mir scheint, zu weit; denn man kann nicht ohne weiteres und unbedingt jede Tendenz einer Jugendschrift abweisen. Es kommt darauf an, ob die Tendenz wertvoll ist. Wenn die Tendenz dahin geht, daß sie bei unserer Jugend Religion und Vaterlandsliebe stärken will, so ist das nur dasselbe, was wir durch unsere Erziehung in der Schule er reichen wollen. Es ist das Höchste, was wir überhaupt bei unserer Jugend erreichen können, und deshalb gehört diese Tendenz auch in die Jugendliteratur (Sehr richtig!), und diejenige Jugendliteratur, die wir von Unterrichts wegen fördern und unterstützen werden, muß ganz besonders gerade dieser Tendenz entsprechen. (Bravo!) Es hat ja nun die Versammlung der Prüfungsausschüsse in Mün chen den Beschluß gefaßt, daß Dichtungen, die bei aller Wahrung der Gesetze künstlerischen Gestaltend zugleich eine religiöse, moralische oder patriotische Wirkung ausüben, sofern sie im übrigen der Aufnahme fähigkeit Jugendlicher gerecht werden, als Jngendlektiire unbedingt zu empfehlen sind. Meine Herren, es ist erfreulich, daß ein solcher Be-
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