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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1913-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1913
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- Deutsch
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4522 Böl'I-niI»tt !, d. Tn'i^n Buchhandc!. Redaktioneller Teil. ^ 96, 28. April 1913. ist auch schon vielfach vergessen. Und das Schlimme dabei ist, daß solche Willkürlichkcilcn nicht nur bei Anch-Verlcgern Vorkommen, sondern bei grasten alten Firmen ebenso. Im Buchhandel von heute ist auf diesem Gebiete eine arge Verwirrung und Verwilde rung eingetreicn. Die Sache ist wirklich schlimm, nicht wegen der vermehrten und ganz unnützen Arbeit bei der Remission — da rüber kommt mau mit Seufzen und einigen Kosenamen für deren Urheber schließlich hinweg —, Wohl aber im Hinblick auf den jungen Nachwuchs im Buchhandel. Woher sollen die Lehrlinge Sicher heit im Ordnen und im Gebrauch der Kataloge bekommen, wenn sie fortwährend unter dem Eindruck so schlechter und verwirrender Vorbilder und Lehrer stehen? Hier tut deshalb Abhilfe dringend not. Ein Sendbrief »Von des Buchhändlers Stande Besserung«, wie ihn einst De. Martin Luther, zwar aus ernsterem Anlatz, schrieb, verschlägt in unserer schreib- und druckscligen Zeit gewiß nicht. Aber ich las kürzlich in einem Bericht über die Buch händler-Lehranstalt, daß nach deren Umgestaltung und Erweite rung der Vorsteher gesagt hat, jetzt müsse jeder Buchhändler dort einen Kursus durchmachen. So ähnlich wenigstens lautete die Äußerung. Mir schwebt das Beispiel des Jnfanterie-Lehrbatail- lons vor. Wie nach dorthin Musketiere aus allen Regimentern lommandiert werden, um Einheitlichkeit im Exerzieren durch das ganze Heer herbeizusühren, so müßten auch an der Buchhändler- Lehranstalt Zwangskurse eingerichtet werden, zu denen Gehilfen hinzuschicken wären, um dadurch der greulichen Verwirrung im Buchhandel entgegenzuarbeiien. Etwas Anekdotisches nebenbei. Ich kenne einen Chef, der seine jungen Leute, richtiger je einen derselben, plötzlich fragt: »Wissen Sic eigentlich, weshalb die Preußen die Schlacht bei Kvniggrütz gewonnen haben?« Auf das verdutzte Gesicht erfolgt daun die weitere Äußerung: »Sie ließen nicht, wie Sie den Katalog, ihre Gewehre umherliegen, sondern stellten sie nach beendetem Exerzieren wieder haarscharf ausgerichtct in die Stützen.« Oder: »Die machten keinen unnützen Handgriff, son dern luden in drei Tempos« usw. Der betreffende Chef behaup tet, daß diese Hinweise auf die Preußen bei Königgräy sehr wirksam wären. Noch etwas hat mich oft zum Seufzen bei der Remission gebracht, nämlich die Firmen, die unpersönlichen Firmen! Als ich vor 48 Jahren in den Buchhandel eintrat, gab cs einzelne unpersönliche Firmen; die waren sachlich gerechtfertigt. Aber heute, daß Gott erbarm'!, wer kann sich da noch durch finden! Kommt einem heute z. B. ein Buch vor, aus dem als Firma »Verlag rund um die Welt« steht, dann lautet die Faktur vielleicht »Rund um die Welt« oder »Buchdruckerei Rund um die Welt« oder so ähnlich. Die Fälle sind leider nicht selten, wo Firmcnnennung auf dem Buche und auf der Faktur nicht übereinstimmen. Wenn heute viele Bücher mit einer sachlichen Firma erscheinen, so ist das an sich begreiflich. Es werde» so viele Bücher auf den Markt gebracht, auf denen ich auch meinen planten nicht stehen sehen möchte. Aber man wähle bann doch sicher greisbare Firmen, wie Phryne-Verlag, Eumaios« Verlag, Messalinen-Verlag usw. (die Mythologie besitzt einen un- crschöpflichen Vorrat an geeigneten Namen); nur nicht diese un glücklichen Voranstellungcn mit Verlag, Verlagsanstalt, Ver einigte, Patriotische, Schriftenvertrieb, und was es an derlei ver wirrenden Bezeichnungen noch mehr gibt. Nein, wenn nicht per sönlich, dann wenigstens ein unter allen Umständen sicher greif bares Hauptwort voran! übrigens, wenn es einmal Strafen zu verhängen geben sollte wegen Renitenz oder anderer Verfehlun gen, dann würde ich für solche Delinquenten das genaue alpha betische Auswendiglernen aller unpersönlichen buchhändlerischen Firmen Vorschlägen. Ich glaube, selbst der schlimmste Verbrecher würde sofort Besserung geloben und zu jeder andern harten Buße bereit sein, ehe er sich der hirnverwirrenden Strafe unterzöge, so viele sinnlose Firmen alphabetisch auswendig zu lernen. Nun wollte ich noch über die beiden in Hamburg anhängig gemachten, aber wegen umfangreicher Beweisaufnahmen vorläu fig vertagten, Prozesse Hamburg kontra Mainz, Mainz kontra Hamburg (Jugendschriftensrage) berichten. Es ist leider heute nicht mehr ungewöhnlich, literarische Streitigkeiten vor Gericht zu schleppen. Aber der heutige Brief ist doch schon lang gewor den, und weil die Verhandlungstermine noch nicht vor der Tür stehen, mag diese Angelegenheit dem nächsten Briefe Vorbehalten bleiben. Zudem wollen mehrere Zuhausgebliebene heule abend einen Kantate-Schoppen trinken, was ihnen Wohl zu gönnen ist, denn auch wir haben gearbeitet, wenn auch nicht i u Leipzig. Hamburg, Kantate 1913. Justus Pape. Die Hamburger Iugendschriftenausschüsse im preutz. Abgeordnetenhause. Das preußische Abgeordnetenhaus hat in seiner Sitzung vom 11. April d. I. anläßlich der zweiten Be ratung des Entwurfs des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1913 sich auch bei Besprechung von Position 18: Wohltätigkeit, Volksbibliotheken, Jugendschriften, Ju gendpflege mit den Hamburger Prüfungsausschüssen be schäftigt. Mit Rücksicht auf die Bedeutung der Jugend schriftensrage für den Buchhandel und die auf der Bay- rcuther Versammlung der Kreis- und Ortsvereine zutage getretenen Wünsche, mit den Prüfungsausschüssen zu einer Verständigung zu gelangen (vgl. auch Nr. 87), geben wir nachstehend die auf diese Ausschüsse bezüglichen Aus führungen des Abg. Kesternich (Zentr.) sowie die Antwort des Ministers der geistlichen und Unterrichts- angelegenheitcn O. von Trott zu Solz nach dem stenographischen Protokoll wieder. Red. Kesternich (Zentrum): . . . Von großer Bedeutung für die geistige Weiterbildung der Jugendlichen, die auch wir von Herzen wünschen, sind zweckmäßig eingerichtete Bibliotheken für die einzelnen Jugendvereine. An guten Erzählungen und den besten Erzeugnissen unserer Dichterhelden sollen die Jugendlichen ihr Sprachgefühl und ihren Sprachgeschmack zu bilden angeleitet werden. An der Hand guter Reiseschilderungen sollen sie fremde Länder und deren Eigenarten kennen lernen. Klei nere und größere, dem Verständnis der Jugendlichen angepaßte Schrif ten aus den verschiedensten Wissensgebieten sollen sie einführen in das Verständnis unserer modernen Technik, der Kunst und einer auf bio logischer Grundlage anfgebauten Betrachtung der Natur usw. An geeigneten Bildern der engeren vaterländischen Geschichte und ver deutschen Kulturgeschichte soll die Jugend Begeisterung schöpfen für unsere heldenhaften Vorfahren, für unser deutsches Volk, für den en geren wie weiteren vaterländischen Gedanken nnd vor allen Dingen für nnscr erhabenes Herrscherhaus. (Bravo!) Daß für derartige Büchereien nur einwandfreie Lektüre, die we der das religiös-sittliche noch das vaterländische Gefühl der Jugend lichen verletzen kann, in Frage kommen darf, ist selbstverständlich. Welche Auffassungen aber gerade in dieser Beziehung hervortreten, hat mein Herr Vorredner an einem Vorkommnis ans jüngster Zeit in tref fender Weise zu illustrieren verstanden. (Sehr richtig! im Zentrum.) Ich kann es mir nicht versagen, auch noch mit einigen Worten auf diese Sache einzugehen. Es handelt sich nämlich um die Stellung nahme des Deutschen L e h r e r v e r e i n s zu einer bei Scholz in Mainz erschienenen Jugendschrift, die den Titel führt: »Die Ge schichte des Stabstrompeters Kostmann«. Ich denke nicht daran, meine Herren, dieses Vorkommnis dahin zu deuten, daß es typisch sei für den ganzen Deutschen Lehrerverein, wie dieser ja von unserer Seite nie mals als solcher identifiziert wird mit dem, was einzelne seiner Mit glieder, oder auch, was seine Leitung nach unserer Anschauung ver schuldet haben. Umgekehrt ist allerdings auch nicht zu verkennen, daß das Vorkommnis als Einzelerscheinung recht tief zu beklagen ist. Die ses Vorkommnis setzt ohne Zweifel Überströmnngcn oder Unter strömungen innerhalb des Vereins voraus, die wir als höchst uner freuliche Erscheinungen bezeichnen müssen. Die Kritik des Buches spricht da von »aufdringlicher Tendenz einzelner Teile der Darstellung, mit der der Verfasser desselben — nämlich des Buches — offenbar beabsichtigt, für einen außerhalb der Sache liegenden Zweck politische Beeinflussung der Schuljugend zu wirken«. Worin findet nun der Kritiker diese »aufdringliche Tendenz« in dem Buche? Zum Beispiel darin, wenn ein 13jähriger Knabe sagt: »Wir Preußen geben für König nnd Vaterland Hab und Gut nnd, wenn es sein muß, den letzten Blutstropfen hin«. Oder darin, wenn es heißt: »Für uns Preußen gibt es vor dem Feind kein Zurück. Sieg oder Tod! Die preußische Frau opferte ihr Haar auf dem Altar des Vaterlandes, und ich, wenn mich mein König ruft, mein Herzblut«. Es ist außerordentlich bedauerlich, meine Herren, wenn ein Ju- gcndschriftenprüsungsausschutz eines deutschen Lehrervereins derarti-
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