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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1913
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- 1913-04-23
- Erscheinungsdatum
- 23.04.1913
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4324 Börsenblatt f. d. Dlschn, Buchhandel. Redaktioneller Teil. «V 92, 23. April 1913. Deutscher Verlegerverein. Nach der in der 27. ordentlichen Hauptversammlung am 19. April d. I. vorgenommenen Wiederwahl der Herren vr. Wilhelm Ruprecht.Göttingen und vr. Georg Partei- Berlin setzt sich der Vorstand des Deutschen Verlegervereins wie folgt zusammen: Arthur Meiner-Leipzig, l. Vorsteher. Or. Wilhelm Ruprecht-Göttingen, II. Vorsteher. Artur Seemann-Leipzig, I. Schriftführer. Paul Schumann-Stuttgart, II. Schriftführer. I)r. Georg Paetel-Berlin, l. Schatzmeister. Rudolf Hofmann-Berlin, II. Schatzmeister. Leipzig, den 23. April 1913. Der Vorstand. Arthur Meiner. Artur Seemann, vr. Georg Paetel. Ernst Moritz Arndt und die Musik. Ein Gedenkblatt an das Jahr 1813. Von Ernst Challier sen., Gießen. »Politisches Lied, ein garstiges Lied!« Das haben alle Dichter an sich erfahren müssen, alle die Freiheitssänger, die 1813/15 und in den Jahren der Erniedrigung in die Saiten der Leier gegriffen hatten. Mögen sie als Dichter in lite- rartscher Beziehung noch heute geschätzt werden — das habe ich nicht zu untersuchen — die Komponisten hatten sich von ihnen abgewandt, und es mußte erst ein 1870/71 kommen, wo Preußen, diesmal mit den anderen deutschen Stämmen ver einigt, demselben alten Erbfeind gegenüberstand, um dem Reiche der Töne die markigen Worte eines Theo dor Körner, namentlich eines Ernst Moritz Arndt ins Gedächtnis zurückzurufen. Freilich an Körners »Gebet während der Schlacht«: Vater ich rufe dich, dessen Melodie von Friedrich Heinrich Himmel in Fleisch und Blut übergegangen ist, wagte sich niemand heran, auch nicht an Arndts »Lied vom Feldmarschall«: Was blasen die Trompeten, dessen Komponist, trotz aller Forschungen unserer Musikhistoriker, nicht der Vergessenheit zu entreißen ist, was aber der großen Verbreitung dieses echten Volksliedes nicht geschadet hat. Es gibt zwar noch zwei Komponisten, die diese Dichtung benutzten; eine neue Melodie haben sie aber schwerlich dazu geschaffen. Arndt ist 1870 und noch weitere Jahre darüber hinaus ganz lebhaft musikalisch in Anspruch genommen worden, der begabte Komponist Louis Schlottmann (ß 1905) hat sogar drei bisher musikalisch überhaupt nicht beachtete Dichtungen ver tont, von denen nur das erste noch von F. G. Jansen als Männerchor Verwendung fand: »Einladung zum Tanz«: Das Schwert ist gefeget, »Schlachtgesang«: Zu den Waffen, zu den Waffen, »Vor der Schlacht«: Auf, die Schwerter hell heraus. Mehrfach wurde 1870 benutzt: »Kriegslied gegen die Welschen«: Und brauset der Sturmwind, das Arndt eigentlich benannt hatte: »Als Thiers die Welschen aufgerührt hatte« dann »Deutscher Trost«: Deutsches Herz, verzage nicht, »Vaterlands lied»: Der Gott, der Eisen wachsen ließ, von den Komponisten oft als »Deutscher Freiheitsruf« bezeichnet. Nachhaltiger Er folg der patriotischen Dichtungen war aber im vorliegenden Falle weder den Komponisten, noch dem Dichter beschicken. Es mag ja an den Erinnerungsfeiern des Sedan tages manches aus diesem eisernen Bestand hervorgesucht werden, wieviel jedoch und was, das entzieht sich Wohl jeder Kontrolle. 1870 71 hat überhaupt, vom musikalischen Standpunkt aus, nichts Dauerndes geschaffen, da war ihm 1813/15 ge waltig über. »Die Wacht am Rhein«: Es braust ein Ruf wie Donnerhall stammt gar nicht aus der Zeit um 1870; Max Schneckenburger hat es 1840 gedichtet, als Thiers zur Wieder gewinnung der Rheingrenze einen europäischen Krieg herauf beschwören wollte. Von Carl Wilhelm wurde es dann 1854, wo niemand an Kriegsgefahr dachte, komponiert. Vor ihm 11842) hatte die Dichtung der Berner I. Mendel vertont, auch von L. Knebelsberger existiert aus jener Zeit (um 1847) eine Kom position. 1871, also nachdem die Weise Carl Wilhelms bereits in Fleisch und Blut übergegangen war, wurde das Lied von Franz Commer und W. Volkmar vertont, doch können diese Kompositionen auch Bearbeitungen sein. Merkwürdig ist dabei, daß alle diese Vertonungen mit Ausnahme von Knebelsberger im Original für vierstimmigen Männerchor, bestimmt waren und gerade die von Carl Wilhelm in ihrer Übertragung für einstimmigen Gesang besonders ungeeignet ist. Es gehört eine ziemlich umfangreiche Stimme dazu, dieses Lied ohne Störung von Anfang bis zu Ende zu singen, und diese Störung tritt gewöhnlich ein, wenn der Vorsänger den ersten Ton zu hoch (höher als O-äur) anstimmt. Trotzdem ist das Lied ein Volkslied im besten Sinne geworden und soll es bleiben, solange noch ein Deutscher sich als solcher fühlt. Verständlich ist es Wohl, daß 1870 Arndts Dichtung »Was ist des Deutschen Vaterland« hier und da gesungen wurde, und zwar fast ausschließlich nach der Vertonung Gustav Reichardts (s- 1884; wird erst 1915 Gemeingut). Eine zweite, ebenfalls, zumal in Männerchorkreisen, bekannte Komposition ist die von Johann Cotta (s- 1868), meines Wissens die ältere, aber durch die elftere verdrängt. Es gibt außerdem noch 6 weitere Original-Kompositionen, darunter sogar eine von Franz Liszt, von denen jedoch keine bekannter geworden ist. 1870 entstand dann noch Freiligraths »Hurra, Germania«: Hurra, du schönes, stolzes Weib. 65 Vertonungen hat dieses Gedicht gefunden; ich würde aber in Verlegenheit kommen, sollte ich eine davon (vielleicht an Sedantagen) als noch besonders lebenskräftig bezeichnen. Manches schöne patriotische Gedicht ist dann in den Kriegsjahren entstanden und hat auch Komponisten gefunden, je doch meldet kein Lied, kein Heldenbuch heute noch etwas von ihnen. Wilhelms »Wacht am Rhein« ist allein dem deutschen Volke als unnehmbares musikalisches Eigentum aus jener großen Zeit geblieben. Auch Arndt trat wieder mit seinen patriotischen Gaben musikalisch vollständig zurück, aber nicht in den übrigen lyrischen Ergüssen; diese finden, wenn auch in bescheidener Weise, noch immer die Beachtung der Komponisten, in erster Linie »Des Lilienmädchens Wiegenlied«: Schlafe, Ktndlein hold und weiß, dann »Das Gebet eines kleinen Knaben an den heiligen Christ«: Du lieber heil'ger, frommer Christ; auch die »Ballade«, die von dem Komponisten umgetauft wurde in: »Sternlein«: Und die Sonne machte den weiten Ritt um die Welt, findet immer noch Freunde. Aber fast hundert Jahre hat es gedauert, bis sich die Musik des markigen Gedichtes erinnerte: »Die Leipziger Schlacht«: Wo kommst du her in dem roten Kleid? Es kommt mir fast vor, als ob hierbei geschäftskundige Verleger, im Hinblick auf die Jahrhundertfeier anregend darauf hinweisend, mitgearbeitet hätten. 1813 ist die Dichtung entstanden, muß aber in dieser Zeit und auch noch später ganz unbeachtet geblieben sein, denn erst 1903 hat der Komponist G. Hecht sie verwertet, jedoch nicht unter der von Arndt gewählten Bezeichnung: er nannte sein Chorwerk »Nach der Schlacht bei Sedan-. Dem entsprechend mußte er auch Textänderungen vornehmen. Er strich im 3. Vers die Russen und Schweden, ersetzte sie durch deutsche Stämme, sinnentsprechend formte er auch den 4. Vers um und strich gänzlich den 5. Vers, der von der freundlichen Lindenstadt Leipzig erzählt. Aber jetzt nach tat- sächlichem Verlauf von 100 Jahren finden sich (bis heute) noch 5 Komponisten, die ungeschmälert das schöne Gedicht vertonten. Von den 113 von Robert Geerds in der Reclamschen Universal - Bibliothek ausgewählten Gedichten Arndts sind 24 vertont worden. Wenn man in Betracht zieht, daß eine große Anzahl der Dichtungen durchaus persönlicher Natur ist — wie z. B. »Klage um Auerswald und Lich- nowsky«, die sich durchaus nicht zur Komposition eignen —, so ist das im Hinblick auf andere Dichter ein ganz normales Verhältnis. Ungünstig ist nur die kleine Zahl der Dich-
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