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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- Bemerkung
- Seiten 3828 bis 3832 wurden aus einem Exemplar der ULB Halle ergänzt
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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F 82,11. April 1913. Moritz Georg Weidmann, wenn nicht das erste, so jedenfalls eines der frühesten Beispiele. Die »Lidllotkooa IVtzillmannianL« enthält nuralte Bücher, darunter in erster Linie eine Anzahl früher Handschriften. Ihrer Katalogisierung aber ist der Verfertiger des Verzeichnisses nicht immer gewachsen gewesen; vermutlich hat er die ihm unbe kannten Buchstaben und vor allen Dingen die Abkürzungen nicht lesen können. So begnügt er sich denn damit, sie ab und zu nur als »Pergamentmanuskripte« (manusoripta inombranaosa) oder als »Ganz alte Pergamentmauuskripte« (manusoriptg, antiquissima wembranaoea) aufzunehmen, während er an anderen Stellen auch ausführlicher wird. So zeigt er eine schöne lateinische Bibel an (LMa latina lütiäiss. membranis Nsot.), ein Leben der hei ligen Clara (Vita 8. Owrnö Nsot. mambianaooum), eine Geschichte Österreichs, für Karl VIII. von Frankreich geschrieben (RDtoria Lusinas MOMun autiquissimum aä Oaroluin VIII. RoA. Gab llae seriMm), und somit Ende des 15. Jahrhunderts entstanden. Gelegentlich wird er sogar begeistert und nennt drei Bände »lustrnotiones oriMoücs prinoixis Vouotiao Oubornatoribus Rro- viniM-um traäitas« eine »Pergamenthandschrift, die mit den schönsten, in Farben gemalten Miniaturen geschmückt ist« (N8pt. Ambr. e. puleberiimis ü^. ooloribns äopiotis). Von den Büchern sind zunächst die Inkunabeln zu erwähnen, es sind mehr als hundert; dann sehr viele Albinen und Elzeviere, so u. a. 51 Bände der »Ros publioao«, außerdem aber viele auch jetzt noch sehr wertvolle Bücher in allen möglichen Sprachen, aus allen Zeiten und aus allen Ländern; in der Hauptsache natürlich lateinische Werke, dazu aber in stattlicher Anzahl deutsche, eng lische, französische, holländische, italienische, spanische, nordische und auch einige polnische. Die Melaufnahmen sind gut und zuverlässig, bei vielen alten Drucken ist sogar der Name des Verlegers neben dem Ort und der Jahreszahl genannt. Auch Anmerkungen werden gemacht, und zwar so, wie das die Antiquare unserer Zeit noch tun, in der Sprache des Titels: Ouw tig. LM. — 6. ÜK. nit. — o. Mied. üg-. — oäiiio antiqua slexLutissiwa — avoo 6g-. — Ouvrago ma^oiüguo avoo 120 eetampes — con üß-. — m. K. — mit Kupfern — mit schönen NM. - Liegt ein Exeinplar auf größerem Papier vor, so wird das angegeben: eb. maj. — elmrto rMa — odarta reale — carta — earta inaxima — 6r. Rap. Die Einbände, es han delt sich ja nur um gebundene Bücher, werden nur daun er wähnt, wenn sie von besonderer Art sind, so die englischen Ein bände (lig. angl.) und die französischen (ÜK. gmU. — co venu), ab und zu wird ihre Schönheit gerühmt: liss. gall. oxorapl. pMleßans — lig. null, rariss. et porpulok.; auch türkisches Leder storio tmeioo) wird herborgehoben. — Die Seltenheit der ange zeigten Bücher wird vermerkt: Rar. — rarus — rariW. — opus rmsbimum — extremae raritatis. Defekte werden nicht ver schwiegen: sine titulo — mit einem geschriebenen Titel. Zu gaben und Besonderheiten aber werden sorgsam genannt: Lcesäit vita 8. Raollomii dl88. in Rorgamono — Gum manu üvtmanni, womit schließlich auch das noch bewiesen wäre, daß man damals schon Autographen schätzte und auf die Provenienz etwas gab. Der Katalog hat keinerlei shstematische, sondern nur eine rein äußerliche Ordnung; er ist eingeteilt in »Dibri oomp. in koüo — in (juarto — in Octavo — in Ruoäooimo«. In diesen Vier Abteilungen sind die Bücher nun nicht etwa nach dem Aldhabet der Autornamen aufgeführt, sondern bunt durcheinander, und damit scheinbar ohne jegliches Prinzip. Dabei hat aber doch eine jede Abteilung ihre eigene Nummernreihe, und auch hier sind wieder die Bände gezählt. Außerdem siud die Zahlen im Anfang jeweilig sehr lückenhaft. So beginnen die »gebun denen Bücher in Folio« mit Nr. 304; es folgen 345, 420, 459 und so weiter, so daß auf Seite 13 schon Nummern des fünften Tausends erscheinen. Dann erst wird ihre Folge dichter, und bald darauf schreiten sie in ununterbrochener Reihe fort. Das selbe wiederholt sich in den übrigen drei Abteilungen. Man wird dadurch zu dem Schlüsse geführt, daß andere Kataloge vorher gegangen sind, und daß die Nummern, die nun ausgelassen wer den, Bücher bezeichnet haben, die daraus verkauft wurden. Es wäre interessant, zu wissen, ob in irgendeiner Bibliothek diese hier vermuteten Kataloge vorhanden sind; man könnte dann auch erfahren, in welchem Jahre der Antiquariatsbetrieb der Weidmannschen Buchhandlung begonnen hat. Man kann aber aus der Art der Nummerngebung noch weiterhin folgern, daß die Bücher von Anfang an in der Reihenfolge des Erwerbs ge zählt worden sind, was dann zugleich ein Beweis dafür wäre, daß das Antiquariat ganz gesondert von dem übrigen Buch handel geführt wurde. Dabet befand sich das Lager nicht nur in Leipzig, sondern zum Teil in Schweden und Polen, wie aus einer Anmerkung des Katalogs hervorgeht: »Welche Bücher mit einem * bezeichnet sehn, stehen in den ausländischen Weidmännischen Buchläden, in Warschau uud Stockholm.« Ob die Bücher, die mit einem solchen Sternchen bor der Nummer- Versehen sind, in Warschau oder Stockholm gekauft, oder ob sie von Leipzig aus dorthin verschickt worden sind, darüber erfährt man nichts; man kann aber das letztere vermuten, denn sie finden sich nie in geschlossenen Mengen, sondern hier und da verteilt im Katalog. Es handelt sich also Wohl um gelegentlich gemachte Auslesen. Eine andere kleine Beobachtung führt vielleicht auch dazu, die Quelle zu finden, aus der das Antiquariat von Moritz Georg Weidmann wenigstens teilweise gespeist worden ist. Es scheint ein gewisser Zusammenhang mit der Bibliothek des Frankfurter Ge lehrten und Büchersammlers Zacharias Conrad von Uffenbach zu bestehen. Dieser veräußerte einen Teil seiner Bücher bekannt lich noch zu seinen Lebzeiten, indem er 1729 bis 1731 einen vier bändigen Katalog mit Preisen herausgab. Der Rest wurde dann 1735 versteigert, und auch davon liegt wiederum ein viel bändiges Verzeichnis vor. Es ist eine kleine Anmerkung, die darauf führt. Im Katalog von 1741 heißt es bei der Anzeige Von »Dan. GromÜLo Opuseula varia. Illtrajooti 1701: Itor gor- mauicum cum U8oto optimao notao contulimus ae laeunas non- nallas rostitnimuZ.« Einen gedruckten Bericht mit einem rühm lich bekannten Manuskript zu vergleichen und danach Lücken auszufüllen, solch textkritische Arbeit leisten ja unsere heutigen Antiquare noch nicht einmal. Umsomehr muß eine solche Notiz in einem so alten Katalog verblüffen. Schlägt man nun den Weidmannschen Auktionskatalog von 1745 auf, so lautet dort die Anmerkung zwar ähnlich, aber doch wesentlich anders: »Itor Oor- manioum c. N88. optimao notao a Laoll. Gonr. ab Uöondaob oolla- tum, 1721.« Der biedere Antiquar von 1741 verstand es also schon trefflich, sich mit fremden Federn zu schmücken. Es ist kaum ein Unterschied zwischen ihm und seinen Nachfahren im zwan zigsten Jahrhundert. Der Vermutung, die ja auch trügerisch sein kann, weiter nachzugehen und die Kataloge Uffenbachs mit denen von Weidmann zu vergleichen, war leider keine Gelegenheit. Es bleibt nun noch übrig, zu schätzen, wie umfangreich das Weidmannsche Antiquariat eigentlich war. Den einzelnen Ab teilungen des Katalogs sind die folgenden Angaben zu ent nehmen : Dibri oomp. in Rollo: 9 868 Bände „ „ „ tzuarto: 5 722 „ „ „ „ Octavo: 6191 „ „ „ „ Dnoäooimo: 3 055 „ Es waren also bis zum Jahre 1741 im ganzen 24 836 Bände er worben worden, und solange Moritz Georg Weidmann lebte, werden sich die Ankäufe wohl fortgesetzt haben. Zieht man nun in Betracht, daß der schließliche Auktionskatalog, der noch sehr viele schon in dem Antiquarkatalog von 1741 zu findende Bücher enthält, nur noch 6938 Bände verzeichnet, so gewinnt man den Eindruck, daß auch der Verkauf ein ziemlich lebhafter gewesen sein mutz. Das aber ist jetzt ohne weiteres klar, datz es sich in dem Katalog von 1745 nicht darum handelte, die Privatbibliothek von Moritz Georg Weidmann unter den Hammer zu bringen, son dern datz damit die Auflösung der Antiquariatsabteilung des Geschäfts erfolgte. Vermutlich war der verstorbene Besitzer die Seele davon gewesen, und die Weidmannschen Erben standen vor einer terra inoognita. Es hat ihnen am besten geschienen, die alten Schinken auf einmal loszuschlagen, und damit ging »die einstige Zierde« der Weidmannschen Buchläden in Leipzig, Stock holm und Warschau den Weg aller Bücher.
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