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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1913-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1913
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 80, g. April 1913. Die Shanghaier Missionsdruckerei veranstaltet auch zeitweise Ausstellungen dieser literarischen Erzeugnisse, wobei die Wände mit englischen und chinesischen frommen Sprüchen und religiösen Bildern verziert werden. Diese Ausstellungen bieten ein meist regellos zusammengestelltes, immer aber reichhaltiges und anregendes Material, und werden von den Chinesen eifrig besucht, was dem Bücherabsatz natürlich sehr förderlich ist. Der Versasser des Aussatzes zieht aus alledem die Nutzanwendung, daß der deutsche Buchhandel in China, wenn er den Konkurrenzkampf mit Ersolg führen will, notgedrungen mit seinen heimatlichen Gepflogenheiten brechen muß. Bei der Frage nach einer neuen, erfolgverheißenden Vertriebstaktik ergeben sich zwei Möglichkeiten. Die erste ist eine Nachahmung des anglo-amerikanischen Vorgehens, also die Errichtung von eigenen Verkaufsstellen und Filialen, oder auch von Agenturen in allen bedeutenderen Städten. Die zweite Möglichkeit wäre die Begründung eines chinesischen Sortimentsbuchhandels nach deutschem Vorbilde durch Anleitung und Unterstützung geeigneter chinesischer Unternehmer. Die Verwirklichung dieser Idee würde nach dos Verfassers Überzeugung eine Kulturtat von ungeheurer Bedeutung für China sein, sich aber nur im Zusammenhänge mit einer erweiterten deutschen Schultätigkeit und einer Einführung des deutschen Sprachunterrichts an den chinesischen Mittelschulen durchsühren lassen. Der Aufsatz schließt mit den Worten: „Unter den jetzt bestehenden Verhältnissen leidet auch alle sonstige deutsche lite rarische Arbeit in China. Für jedes geistige Wirken für die deutsche Kultur in China jetzt und in Zukunft fehlt jede breitere Möglichkeit, solange nicht ein eigener buchhändlerischer Absatz- und Verteilungsmechanismus geschaffen ist, der die Erzeugnisse dieser Arbeit wirklich unter das Volk bringt." In einem angekündigten zweiten Aufsatz beabsichtigt der Verfasser detailliertere Vorschläge für die Verwirklichung seiner Anregungen zu machen. — In demselben Hest des „Ostasiatischen Lloyd" finden sich an anderer Stelle ausführlichere Mitteilungen über ein Unter nehmen, das als Musterbeispiel eines buchhändlerischen Großbetriebes mit vollkommenster Anpassung an die chinesischen Ver- hältnisse gelten darf und zur Ausbreitung des anglo-amerikanischen Einflusses in China in hohem Maße beigetragen hat. Es ist die „Lbristiau lüterature Society kor Okuon" in Shanghai, die im November 1912 auf ein 25 jähriges Bestehen zurückblicken konnte. Der fragliche Artikel ist im Börsenblatt vom 10. Februar d. I. zum Abdruck gelangt. Die Bedeutung der Oinistian lüterature Society für die Durchdringung des chinesischen Geisteslebens mit europäischer, besonders natürlich angelsächsischer Kultur kann, wie aus dem Artikel hervorgeht, garnicht hoch genug veranschlagt werden. Der Hauptzweck der Gesellschaft ist die Herstellung billiger Übersetzungen westländischer Werke und der Vertrieb dieser Übersetzungen im chinesischen Volke. An den Übersetzungsarbeiten beteiligen sich die besten englischen Sinologen; auch zwei deutsche Gelehrte, vr. Ernst Fab er und Pastor Kranz, haben dabei der Gesellschaft gute Dienste geleistet. Eine stärkere deutsche Beteiligung ist sehr wünschenswert. Es könnte alsdann auch eine angemessene Berücksichtigung der deutschen Literatur, die bisher lediglich durch eine Übersetzung von Zessin gs „Nathan der Weise" vertreten ist, durchgesetzt werden. Die Gesellschaft hatte bis November 1912 etwa 850 Werke veröffentlicht. Die Preise betragen 2 bis 40 Cents. Die Darstellung ist durchweg volkstümlich; dabei wird aber aus sprachliche Reinheit und sorgfältige stilistische Durcharbeitung das größte Gewicht gelegt, und deshalb werden die Übersetzungen auch von den Chinesen hochgeschätzt. Dagegen sollen die von der von mir in der Denkschrift erwähnten, gleichfalls sehr produktiven „Oomwercial kiese" in Shanghai veröffentlichten Übersetzungen stilistisch viel zu wünschen übrig lassen. In den ersten zwei Jahrzehnten ihrer Tätigkeit wandte sich die Obristirm lütsraturs Society lediglich an die Gebildeten unter den Chinesen; neuerdings sucht sie auch die geistig tieserstehenden Volksschichten zu gewinnen. Die Bücher wurden nicht nur verlaust, sondern auch bei besonderen Gelegenheiten in Tausenden von Exemplaren verschenkt. Letzteres geschah besonders häufig in den neunziger Jahren, wo alljährlich Tausende von Chinesen in den Provinzialhauptstädten zusammenkamen, um ihre Prüfung zur Erreichung des ersten chinesischen Gelehrtengrades abzulegen. Die meisten von ihnen gelangten dabei durch die geschenkten Übersetzungen der Lbristiau lütcrature Society zum erstenmal mit abendländischer Wissenschaft und Kultur in nähere Beziehung, und die revolutionierenden Wirkungen sind leicht zu ermessen. Aus diese Weise haben die Veröffentlichungen der Gesellschaft aus das öffentliche Leben Chinas einen unmittelbaren Einfluß ausgeübt, der mehrfach direkt nachgewiesen werden konnte. Ein sehr wichtiges Unternehmen der Gesellschaft ist neben der Übersetzungstätigkeit die Herausgabe einer chinesischen Wochenschrift, die jährlich 3 Dollar einschließlich der Zustellung kostet. Sie bringt Artikel über Literatur und Erziehungswesen, behandelt chinesische Tagesfragen und ersreut sich einer weiten Verbreitung, namentlich in Beamtenkreisen. Allein das Gou vernement in Tsinanfu (Provinz Shantung), wo sich eine namhafte deutsche Schule und ein deutsches Museum befinden, bezog vor der Revolution 2500 Exemplare. Da mit der Revolution auch die Frauenfrage für China aktuell geworden ist, hat die Gesellschaft, den Zeitströmungen mit gewohnter Klugheit Rechnung tragend, im vorigen Jahre eine Monatsschrift sür die chinesische Frauenwelt ins Leben ge rufen, die pro Jahr 1 Dollar 20 Cents kostet und zweifellos sich ebensogut entwickeln wird, wie die oben erwähnte Wochenschrift. Natürlich konnte die Obristinn Titcrature Society so große ideelle Erfolge nur erzielen, weil sie von vornherein auf jeden materiellen Geschäftsgewinn verzichtete, und weil ihr ferner alljährlich namhafte Zuschüsse geleistet werden, die teils durch literarische Vereine in England und Schottland, teils durch Sammlungen ausgebracht werden. Neben diesen pekuniären Zuwendungen genießt die Gesellschaft die tatkräftige Unterstützung der überall ansässigen englischen und amerikanischen Missionare, denen dafür andererseits durch die literarische Tätigkeit der Gesellschaft das Werk der Christianisierung mittelbar erleichtert wird. Auch hier finden sich also wieder die großen Vorzüge der anglo-amerikanischen Taktik: großzügige Finanzierung und praktisches Handinhandarbeiten aller Betelligten. —
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