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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1913
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- Deutsch
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2908 Börsenblatt f. d. Dpchn. Bachbanbrl. Redaktioneller Teil. -IL 63, 18. März 1913. der Dichter den Verleger an die Zahlung der zweiten Hälfte des Honorars, das er dafür schuldig ist, nicht mahnen mag, sondern erst im Jahre 1850 bei einer persönlichen Anwesenheit in Hamburg die Angelegenheit regelt. Der Plan der Gesamtausgabe lag Hebbel selbst außer ordentlich am Herzen, er hielt aber die Zeit nicht für günstig, so lange die politischen Verhältnisse nach jeder Richtung hin unklar aussahen, und verschob daher eine Entscheidung darüber um meh rere Jahre. Erst 1853 nimmt er den Plan energisch aus und derhandelt gleichzeitig mit Weber und Campe darüber. Eins der bedeutendsten Dokumente ist der Brief vom 15. Februar an Weber, in dem Hebbel sich auch über sein Verhältnis zu Campe mit einer so vollkommenen Offenheit ausspricht, daß er Weber aus drücklich bitten mutz, den Brief streng vertraulich zu behandeln und dafür Sorge zu tragen, daß auch niemand im Kontor Kennt nis davon erlangt. Er schreibt, er habe seit dem ersten Anträge von I. I. Weber sechs Jahre verstreichen lassen, aus dem Ge fühl der Rücksichtnahme auf Julius Cainpe, damit er zu dem juristischen Recht auf die Veranstaltung der Herausgabe auch das unzweifelhafteste moralische füge. Jetzt aber fühle er sich bersch- tigt, auf das entschiedenste borzugehen. »Wie ich mit Herrn Julius Campe in Hamburg stehe, wissen Sie. Doch werde das Verhältniß noch einmal schriftlich recapitulirt, wie ich es Ihnen bereits mündlich auseinandersetzte. Herr Campe erhielt von mir nacheinander die Judith, die Genoveva, die Gedichte <Band 1> die Maria Magdalena und das Wort über das Drama in Verlag, ohne daß zwischen uns Uber die Größe der Auslage auch nur ein Wort geredet wurde, geschweige iiber etwas Anderes. Die Honorare, die er mir zahlte, konnten so wenig in mir, wie in meinen Freunden, die leiseste Befürchtung aufkommen lassen, daß er die Werke um solchen Preis für immer in Besitz zu bringen denken könne; für das Wort über das Drama z. B. empfing ich gar Nichts. Gleich nach dem Erscheinen der letztgedachten Brochllre verließ ich Deutschland und ging nach Frankreich und Italien; von Paris aus erhielt er die Maria Magdalena, die ich dort absatzte, ohne daß auch dieß Mal unter uns hinsichtlich der Ausdehnung des Verlagsrechts und der Größe der Auflage etwas fcstgcstellt ward. Wie ich nach Deutschland zurück- gekehrt war und in Wien meinen Aufenthalt genommen hatte, ersuchte Herr Campe mich um den Diamant und war, als er ihn bekam, so erbaut davon, daß er ihm die glänzendste Aufnahme prophezeite. In Wien waren mir für das Stück durch Herrn Ed. Hütter 1000 s C. M. geboten; Herrn Campe tiberließ ich es für 40 Fdor, also 800 fl C. M., von denen er obendrein nur 20 Fdor auf der Stelle zahlte. Dieß Factum beweist wohl am besten, wie ich unser gegenseitiges Verhält niß von jeher aufgefaßt hatte, Herr Hütter wollte den Diamant um die gebotenen 1000 f C. M. nämlich für immer an sich bringen, und Herrn Campe konnte ich ihn doch gewiß nicht siir 300 f C. M. in Ver lag geben, wenn ich mir mein Eigenthumsrecht nicht reserviren wollte. Sonst wäre ich wahnsinnig gewesen, denn die von mir bei dieser Ge legenheit Herrn Campe geopferten 700 f. verhalten sich gegen das mir von ihm für alle sechs obigen Schriften gezahlte Gesammt-Honorar so, daß mir für alle zusammen ein Rest von 200 f bleibt. Die Sache spricht für sich selbst. Dieß Mal kam es jedoch auch zwischen uns zur Erklärung und nun trat allerdings eine starke Meinungs-Verschie denheit hervor. Daß eine nachträgliche Behauptung, die ein ganz unbestimmtes Verhältniß ohne alle Rücksicht aus die voraufgesührten entscheidenden Thatsachen diktatorisch in ein bestimmtes verwandeln will, keine rück wirkende Kraft ausüben kann, leuchtet ein. Nach der Ueberzeugung hiesiger Juristen geht aus Herrn Campe's Brief rechtlich nur das Eine hervor, daß er meine Schriften nicht für immer an sich gebracht hat, indem er, wenn das nach seiner eigenen Ansicht der Fall wäre, sich nicht anheischig gemacht haben könnte, mir zweite Auflagen zu bezahlen. Nur den Ausverkauf der vorhandenen Exemplare mutz ich Herrn Campe unbedingt Vorbehalten, und der Rest mag bet einigen Artikeln <z. B. bet den Gedichten, deren Ausstattung sie, mit der jetzt üblichen Art verglichen, aus der Reihe der Geschenke völlig ausschließt) nicht unbeträchtlich seyn, da jedes Mal wenigstens 1500, vielleicht 2000 Exemplare gedruckt worden sind. So war der Sachverhalt, als ich Ihnen denselben 1847 in Folge Ihres gütigen Antrags in Leipzig mit- theilte, und so ist er noch. Ich habe mich nicht äußerlich mit Herrn Julius Campe arrangtrt, da ich dich im Allgemeinen für unnöthtg und im Einzelnen für schwie rig hielt, aber ich habe mich innerlich mit ihm abgefunden, indem ich ihm noch sechs volle Jahre zulegte.« Im weiteren entwickelt Hebbel dann, wie er die Gestaltung der Herausgabe und die Honorarfrage sich denkt, und bittet We ber, in aller Ruhe die Angelegenheit zu überlegen. Da der Dichter aber nun bei Campe Schritte tun mutzte, um Klarheit in die Angelegenheit zu bringen, so lenkte auch Campe wieder ein und versuchte, die Gesamtausgabe an sich zu bringen, umsomehr, als die inzwischen sertiggestellte »Agnes Bernauer« aus Campe starken Eindruck machte, und er sich von ihr großen Erfolg versprach. So konnte Hebbel am 11. August 1853 auch seinerseits wieder versöhnliche Saiten aufziehen und dem Ver leger schreiben: »Lieber Campei Daß die Agnes Bernauer Ihnen gefällt, freut mich sehr; Sie wissen längst, daß, ich Ihr Urteil höher schätze, wie das von allen Hamburger Literaten zusammengenommen. Ich hatte von jeher große Achtung vor der Sicherheit Ihres Blicks und der Energie Ihres Charakters; seit ich aus Ihrem Munde weiß, daß Sie Sich sogar das Brett unter den Fützen durch eigene Tätigkeit haben schaffen müssen, ist diese noch gestiegen, denn dazu gehört viel. Wir haben manches Verwandte miteinander: wie Sie als Geschäftsmann, bin ich als Autor. Wenig Geklingel, aber zur rechten Zeit die Zahlung; dabei etwas schroff und völlig unbekümmert um das Gesicht, das der Herr Nachbar macht. Ich wüßte daher nicht, was unserer Wiedervereinigung im Wege stehen sollte, wenn wir uns über die Basis verständigen können. Diese Basis kann aber nur die Gesamtausgabe bilden, die Altes und Neues zugleich be faßt. Liebhaber haben sich längst dafür gefunden, in Leipzig, in Wien, und falls ich nicht irre, sogar in Stuttgart. Aber ich war nicht fertig, und jedenfalls hatten Sie, wie ich Ihnen schon mündlich sagte, die Vorhand.« In einem wetteren sehr langen Brief gibt Hebbel eine genaue Aufstellung und Bandeinteilung für die Gesamtausgabe, an die sich auch seine Memoiren anschlietzen sollen, und ist bereit, den Vertrag auch aus seine Wnstigen Produktionen auszudehnen, mit dem Ersuchen, daß Campe sich über den gesamten Modus schlüssig werden soll. Daß das Honorar aus alle Fälle ein an sehnliches sein müsse, betont der Dichter ausdrücklich, da er durch diese Gesamtausgabe für die Zukunft der Seinen zu sorgen habe. Da Hebbel Geibel und Lenau als maßgebend für den von ihm beanspruchten Honorarsatz ausgeführt hatte, weist Campe in sei nem Antwortschreiben darauf hin, daß diese Dichter eine außer ordentlich hohe Auslagenzahl erlebt hätten. Dem hält Hebbel entgegen, daß es Wohl bekannt sei, daß bei Geibel aus 300 Exem plaren zwei Auflagen gemacht worden wären, und daß sich daher die hohe Auflagenzahl schriebe. Im übrigen aber erklärte ec: »Glauben Sie mir: so gewiß tiefsinnige Kunstwerke im Anfang sich langsamer ausbreiten, als Werke des Raisonnements und des Esprits, so gewiß bringen sie das später wieder ein. Auf den tiefen Gedanken folgt ein tieferer, auf den scharfen Einfall ein schärferer, aber die lebendige Gestalt wird nicht durch eine andere verdrängt und ist für immer da. Sie werden's an Börne erleben: Das Interesse für seine blendenden Antithesen ist schon jetzt erloschen, denn seine Nachfolger schliffen die Klinge noch schärfer. Warum hat Schiller nicht Goethe überwunden, warum Kleist nicht alle beide? Weil Leben da war. Müllner ist tot, nicht weil der Verleger ihn erschlug, sondern weil er Drechsler arbeit lieferte.« Auch jetzt führt aber die Verhandlung noch zu keinem Er gebnis. Hebbel mutzte erst ein neues Werk haben, von dem der Verleger sich einen ganz besonderen Erfolg versprach, ehe es ihm gelang, die durch sein früheres kontraktloses Verhältnis zu Campe geschaffenen Unklarheiten vollkommen zu beseitigen, und auf diese Weise freie Hand über alle seine bei Campe erschienenen Werke zu bekommen. Das Werk, das ihm diese Freiheit schuf, war das Epos »Mutter und Kind«. Hier fühlte Campe sofort, daß, wie das Epos in der äußeren Form ein Gegenstück zu Hermann und Dorothea war, es auch in bezug auf die Beliebtheit beim Publikum einen durchschlagenden Erfolg haben müßte, und er ging daher auf alle von Hebbel gestellten Bedingungen zu des Dichters großer Freude ein. Im Dezember 1858 kann Hebbel an Dingelstedt berichten: »Campe war auf das Gedicht so versessen, daß er es für immer in den Besitz seiner Buchhandlung zu brin gen wünschte, und hat mir nicht allein 1500 tl. 0. dl. bar gezahlt, jFortsetzung auf S. 2945.1
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