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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1913
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- Deutsch
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- Saxonica
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plk 63, 18, MSiz 1913, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2907 erklärt sich Campe bereit, so daß Hebbel in seiner Jahresllber- sicht am Schluß des Jahres als »das bedeutendste Ereignis« das mit Campe angekniipfte Verhältnis betrachtet, »welches sich an- lüßt, als ob es ein festes und dauerndes werde«. In der Tat will Campe dann auch die inzwischen vollendete Genoveva veröffent lichen. Am 19. Februar schreibt Hebbel: »War bei Campe. Genoveva gefällt ihm, und er meint, sie wird Beifall finden. Er treibt mich zur Herausgabe, was besser ist, als wenn ich ihn triebe. Er war sehr freundschaftlich, und ich glaube doch wirklich, daß er es recht gut mit mir meint.« Aber schon am I. Mai schreibt der Dichter wieder: »Campe sehe ich jetzt in seiner wahren Gestalt. Er ist ein reicher Mann, der jedem, der ihm nicht frei und unabhängig gegenübersteht, das Blut aus den Adern saugen möchte, und der meine Genoveva um einen Judengroschen an sich zu bringen sucht. Ich mag das Nähere nicht niederschreiben, wozu hilft es, aber ich frage mich umsonst, was nun werden soll. Auf der ganzen Welt habe ich keinen einzigen, von dem ich Hilfe erwarten könnte.« Wenige Tage später, am 19. Mai, heißt es dagegen wieder: »Campe habe ich viel abzubitten. Ich glaubte, alle seine Reden, daß er sich um gutes Papier bemühte, seien aus der Luft ge griffen. Jetzt habe ich denn das Papier vor Augen und mir däucht, schöneres habe ich noch nie gesehen. Man möchte noch jeden Vers wieder auf die Goldwage legen, damit sich nichts einschleiche, das so prächtiger Form unwert ist. Ich freue mich!« Das Gegenteil am 26. Juli: »Die Gedichte sind fertig, Campe läßt nichts von sich sehen noch hören. Zweimal war ich bei ihm, er behandelte mich schlecht, von oben herab. Ich mutz zum drittenmal zu ihm gehen, ich bin es den Meinigen schuldig. Oh, dem kalten, berechnenden Geschäftsmcnschen gegenüber dies glühende, todwunde Dichterherz! Die Zukunft lastet so auf mir, als ob die ganze, lange Ewigkeit nur eine einzige ungeheure Säule von finstern Tagen und Nächten wäre, die auf mich drückte.« Im September, vor der Reise nach Kopenhagen, sucht Hebbel Campe wieder auf: »Heute war ich bei Campe. Auch er erklärt sich für den Vorschuß von 20 I-. bereit. Und auf eine so noble, seiner bisherigen so ganz entgegengesetzte Art, daß ich ihm da durch ebenso verpflichtet bin wie für die Anleihe selbst.« Campe gedachte sogar Hebbel noch mehr an sich zu fesseln, indem er ihm die Redaktion des »Telegraphen« anbot. Hebbel lehnte aber nach reiflicher Überlegung ab, weil er sich zum Redakteur nicht geeignet fühlte. Auch als Hebbel in Kopenhagen war, blieb das gute Verhältnis zu Campe bestehen. Dieser hatte offenbar die Erkenntnis der wachsenden Bedeutung Hebbels und einen klaren Begriff davon bekommen, daß sich ganz und gar für Hebbel ein zusetzen im Interesse des Verlages läge. So antwortete Campe auf einen Brief Hebbels aus Kopenhagen in sehr großzügiger Weise, wie Hebbel an Elise berichtet. »Als ich, in hohem Grade erfreut, zu Hause kam, brachte mir der Briefbote einen Brief von Campe. Der ist freundschaftlicher, wie er mir je geschrieben. Den Roman nimmt er, zahlt 40 I-. und ist erbötig, das ganze Ho norar vorauszugeben; ich müsse ohne Sorgen sein, um arbeiten zu können. Das ist doch höchst ehrenhaft. Nun kann ich für Dich und mich mit Ruhe in die Zukunft des nächsten Jahres schauen. Gott sei Dank! Ich bin vor Freude und Wehmut dem Weinen nahe gewesen; denn ich habe die letzten Monate mehr Angst gelitten, als ich Dich merken ließ. Nun will ich ruhig aufatmen und schaffen. Über den neuen Plan mit der Reise beschreibung äußert Campe sich: ,3 Werke verlegte ich von Ihnen, das 4. und 5. ist im Anzug. Sie schließen sich fest an mich — soll ich es etwa nicht erwidern? Noch ist an Ihnen kein Gewinn zu machen, aber die Zukunft bietet Aussichten, nicht allein für mich, auch für Sie. Sie kennen meine Ansichten; in solchen Voraussetzungen ist ja keine Frage nötig — es versteht sich von selbst, daß ich dasjenige drucke, was Sie mit Ihrem Namen sich gedrungen fühlen der Litteratur zu übergeben? Was will ich mehr? Kann ich mehr Bereitwilligkeit und Liberalität ver langen? Nun lass' mir einer wieder über Campe losziehen!« Als Hebbel in Kopenhagen das Reisestipendium erhalten hatte, wandte er sich nach Paris. Dort hörte er auch bei Heine mancherlei über Campe, und konnte selbst gewisse Mißstimmun gen zwischen Heine und Campe durch seine Vermittlung besei tigen. Die »Maria Magdalene« entstand und wurde von Campe angenommen. Das Vorwort dazu bezeichnet Campe selbst als »Manifest«. Auf Hebbels Bitte freilich, sich darüber schlüssig zu werden, ob er ihm für seine Werke künftig ein höheres Ho norar bewilligen würde, da er sonst seine Sachen ihm nicht mehr geben könnte, hat Campe nicht geantwortet, und als Hebbel dann im Sommer 1845 von Rom aus einen neuen Band Ge dichte anbot, kam es zum Bruch. Campe ließ Hebbels Brief und Sendung einfach unbeantwortet. Am 6. Dezember, nach seinem Eintreffen in Wien, schreibt der Dichter an Elise, die jedenfalls von Campe gehört hat, daß er weder das Manuskript der Gedichte herausgeben, noch den Verlag übernehmen will: »Also Julius Campe ist ein Schurke, und was noch schlimmer ist, die Buchhandlungen achten meinen Roman zum wenigsten nicht als Handelsartikel, denn sonst hätte dieser Kius (in Hannover) zugegriffen. Daß ich nach diesem Be nehmen den schuftigen Campe laufen lassen muß, leuchtet Dir wohl ein.« Die Ursache der Empörung des Dichters geht noch klarer hervor aus dem Brief an Campe vom 28. Dezember. Er schreibt: »Lieber Campe I Die Anrede Paßt freilich nicht recht mehr, aber wer weiß. Wenn 2 Leute keine Geschäfte mehr miteinander machen können, so braucht ja darum keine Gehässigkeit unter ihnen einzutreten. Nur das ist in einem solchen Falle notwen dig, daß sie sich über den Stand der Dinge mit einander ver ständigen.« Er fordert Campe dringend zur sofortigen Heraus gabe des Manuskripts der Gedichte auf und fährt fort: »Daß von dem Lustspiel (Der Diamant) und den Gedichten unter uns nicht weiter die Rede ist, versteht sich von selbst. Mein Gott, die Belletristereien liegen Ihnen fern! Ihre Richtung ist eine an dere. Also nur noch eine Frage. Sie schrieben mir nach Kopen hagen, meine literarische Zukunft böte Ihnen und mir Aussichten. Nach der Aufnahme meiner Sachen bei der Kritik sollte man das fast glauben. Aber wann Wohl? Sie machten sehr starke Auflagen und zahlen mir für die Judith 13, für die Genoveva 20, für die Gedichte 11 I,., für die »Maria Magdalene« 40 I-., für das Wort über das Drama nichts. Vielleicht rechnen Sie für die Judith auch nur 10 1-. Ich denke es nicht, aber Sie haben das Gegenteil bis jetzt nicht erklärt, ich bin also nicht befugt, es unbedingt anzunehmen. Dann hätte ich Ihnen noch 13 I-. zurückzuzahlen und Sie hätten, die Auslage zu 1500 ge rechnet, für 34 I.. Honorar 4500 Thaler Ware. Rechnen Sie, wie Sie wollen, es ist mir völlig gleich, ob der Hungcrgroschen, der mich vermutlich noch auf Jahre in der Verfügung über meine Arbeiten bindet, 34 oder 47 l>. beträgt; nur lassen Sie mich wissen, wie weit die Auflagen vergriffen sind, und in welchem Zeit punkt ich ungefähr daran denken darf, dem Publikum meine Werke in einer Gesamtausgabe anzubieten. Ich finde dafür mit Leichtigkeit einen Verleger, sogar hier in Wien. Hier wird jetzt manches von mir abgesetzt, und ich selbst gehöre zu Ihren Ab nehmern, ich habe meine Sachen schon 2mal gekauft und werde noch öfter in den Fall kommen.« Auf diesen energischen Brief Hebbels, der den vollkommenen Bruch herbeisühren sollte, lenkte Campe ein, und es kam wieder zu einer Versöhnung. Campe übernahm den Verlag des »Dia mant«, und so sehr er sich dagegen sträubte, mutzte er das von Hebbel geforderte Honorar von 40 Friedrichsdor für eine Auflage von 1500 Exemplaren zahlen. Hebbel begründet seine Einigung mit Campe mit den Worten: »Will ich nicht die ganze Ver gangenheit verlieren, so muß ich noch einen Teil der Zukunft opfern, er hat mir Genugthuung gegeben, und ich hoffe, ihn zu Kontrakten zu bringen.« Im Februar 1847 wird der »Diamant« gedruckt. Zur selben Zeit knüpft von Leipzig aus I. I. Weber mit Hebbel an, und bittet ihn, ihm eine Gesamtausgabe seiner Schriften zu über lassen. »Ob ich mich dazu schon entschließen werde, ob ich überhaupt, da ich mit Campe keinen Kontrakt habe, zu einem solchen berechtigt bin, weiß ich noch nicht, aber erfahren werde ich endlich, wie alles steht.« Trotz der Übernahme des Verlags des »Diamant« durch Campe wird das Verhältnis bald wieder ein gespanntes, so daß 374»
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