^ 83, 18, Mürz IS13. Künftig erscheinende Bücher, Börsenblatt l. d. Dtschn. Buchhandel. 2931 Ublv ^VIKV blv«, ?r^0L2LI01-l T> Tideke Flotow Roman von Herman Kroepelin 4 Mark, gebunden 5 Mark die große literarische Idee des Realismus und Naturalismus dem historischen Roman nicht widerstrebt, sondern eher fähig ist, ihm frisches und gesundes Blut zuzusühren, das könnte uns der Dichter des Salambo lehren, wenn wir es nicht durch Willibald Alexis wüßten, den starken, immer noch zu wenig gekannten Ge stalter preußisch brandenburgischer Vergangenheit. Neben die Meisterwerke von Alexis tritt nicht unwürdig der mecklenburgische „Tideke Flotow" Herman Kroepelins Auch Kroepelin hat, was Landschaft und Rasse anbetrifft, aus unmittelbarer An schauung geschöpft. Auch seine Studien erstrecken sich bis zu den entlegensten Stellen der Archive und Urkunden, und das mit großer Arbeit zusammengetragene Material verschwindet auch bei ihn, in künstlerischer Weise vollständig im Fluß der Erzählung, Die Zeit, in der der Roman spielt, ist reich und an Problemen fruchtbar. Es ist das ausgehende XIV, Jahrhundert; eine große Kultur ist im Werden, Klänge der deutschen Mystik wehen herein, schon bereitet sich der Humanismus vor, die Wissen schaft regt sich, Wetterleuchten kündigt die Reformation an. In der hohen Politik stellt sich die Hansa gegen die Fürstenmacht auf, die mecklenburgischen Herzoge spielen um die Kronen der nordischen Reiche, der Adel leistet Kriegshilfe um Geld und erwirbt dadurch ein Recht nach dem andern. Eines der mächtigsten Geschlechter im mecklenburgischen Land sind die Flotows; Tidckc Flolow, der Held der Erzählung, ist ein großer Herr, Er ist ein durch und durch männlicher Charakter, hervorragend tüchtig, fest und spröde. Bei all seiner Kraft gerät er in immer tiefere Unzu- sriedenheit -mit dem Leben, in das er zartere und furchtbarere Gefühle nicht hat einbeziehen können. An der Einseitigkeit seines spröden Lebens geht er zugrunde. Außer seinem Schicksale erleben wir mancherlei große und kleine Verhältnisse, er leben eine tiefe und widerspruchsvolle Zeit in Not und Sorge, Abstieg und Tüchtigkeit, Müdigkeit und Sehnsucht, Adel und Verworfenheit und Humor. — Kroepelin hat seinen Roma» ohne Altertümelei erzählt. Aber seine Sprache ist kräftig und gedrungen, und ohne daß sie den Dialekt verwertet, bereichert sie sich doch an ihm. So, wie die Sprache, ist die Anschauung des Buches: klar, tüchtig und ohne Floskeln. Es ist nichts Tagscheues darin und keine Lust am Staube der Vergangenheit; das Licht scheint lebensvoll über lebensvolle Gedanken und Taten. Wir bitten gefl. auf den beiliegenden Lerlangzetteln zu verlangen