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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1913
- Strukturtyp
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- 1913-03-10
- Erscheinungsdatum
- 10.03.1913
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- Deutsch
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2646 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 5-6, 10. März 1913. Putnams Leben in London gestaltete sich sehr vielseitig und an genehm; das Kapitel »Kilo in London« ist eins der unterhaltendsten im ganzen Buche. Da in Mornington Road, wo das junge Paar »sein Heim aufgeschlagen hatte, jedes Haus nach alter Sitte neben der Nummer auch einen Namen haben mutzte, so nannten Putnams das ihrige frischweg Knickerbocker Cottage und brachten damit den schon von W. Irving ehrend gewürdigten Spitznamen des New Aorkers zu neuen Ehren. In dieser Häuslichkeit fanden sich regel mäßig Freunde zusammen, alte und neue, Gelehrte, Schriftsteller, Buchhändler, unter letzteren auch Nicolaus Trübner, »a sctiolarly youuZ Oerman, >vbo ball colue to koncion, to try bis kortunes in tbe book-trade«. Ungeachtet der Bescheidenheit des gastlichen Hauses mehrten sich die Besucher von Woche zu Woche. Auch politische Per sönlichkeiten von Nang, desgleichen bekannte Revolutionäre fanden sich ein, vermutlich ausschließlich angeheimelt vom Behagen und der vor ausgesetzten strengen Vertraulichkeit dieser republikanischen Häus lichkeit; denn nichts konnte sie zu der Annahme berechtigen, im Haus herrn etwa einen werktätigen Gesinnungsgenossen zu finden. Als bemerkenswerteste dieser letzteren Gäste werden genannt: Mazzini, Karl Blind aus Berlin, Louis Blanc aus Paris und — »ein schweig samer junger Mann, blaß und von kränkelndem Aussehen, der wenige Jahre später als Napoleon III. bekannt geworden ist« (S. 45). Ob dieser dort je mit Mazzini zusammengetroffen ist, kann der Verfasser nicht verbürgen. Unermüdlich war Putnam in London auch mit regelmäßigen Be richten an amerikanische Blätter (k§e>v Vork Commercial Xdvertiser und Lvoning Post) beschäftigt. Neben allgemeineren Schilderungen von Land und Leuten, Mitteilung von Begebenheiten aus der Gesell schaft, dem literarischen und künstlerischen Leben, lenkt er mit beson derem Ernst die Aufmerksamkeit seiner Landsleute auch auf manche berechtigte englische Beschwerde über tatsächlich nicht zu billigendes Verhalten mehrerer Einzelstaaten, namentlich Pennsylvaniens und Marylands, und sucht im Interesse des wirtschaftlichen Ansehens der Republik zu wirken. Der Abdruck zahlreicher Briefe von Männern und Frauen klang vollen Namens, mit denen Putnam bekannt geworden ist, füllt den Rest dieses interessanten Kapitels, Briefe von George L. Prentiss, Washington Irving, N. W. Emerson, Thomas Carlyle, Robert Brow ning, Elizabeth Barrett Browning und anderen. Mit allen unterhielt Putnam freundschaftliche, teils auch geschäftliche Beziehungen. Auch eine Reise des jungen Paares nach Italien fällt in die Londoner Zeit. Auf der Rückkehr wurde auch Deutschland besucht, von Mün chen über Augsburg, Stuttgart, Heidelberg nach Köln und Aachen. Angenehmste Begleitung fanden die Reisenden unterwegs in der Per son der bekannten amerikanischen Schriftstellerin Magaret Füller. Uber Erlebnisse und Eindrücke dieser Fahrt hat Putnam in »Ille Citerary World« (New Dort) berichtet. Der Erfolg des Londoner Zweiggeschäfts hatte bis 1847 den Er wartungen nur zum Teil entsprochen, dagegen hatte es den schnellen Versand englischer Werke an die New Aorker Firma bedeutend ge mehrt und verbilligt, und diese Seite des Erfolgs war über alles Erwarten befriedigend. Von größtem Wert für die von Putnam be absichtigte Erweiterung des Wiley L Putnamschen Verlags waren auch die durch ihn persönlich gewonnenen Bekanntschaften mit hervor ragenden englischen Autoren. Indessen stellten sich deren alsbaldiger Umsetzung in Verlagswerte Schwierigkeiten entgegen in der Person des Gesellschafters John Wiley, der ein viel zu nüchterner, vorsichtig wägender Geschäftsmann war, um dem frischen Wagemut Putnams in allen seinen Vorschlägen zu folgen. Als unmittelbarer Erfolg Putnams in der von ihm verfolgten Richtung aber darf die »Wiley L putnam kdition« (später »putnam Edition«) der Werke Carlyles angesprochen werden, die 1848 in vier Bänden herauskam. Im Juni 1847 erfolgte die Rückkehr der in London um drei Kinder vergrößerten Familie Putnam nach New Aork. Ein kleines Landhaus in freundlicher Umgebung wurde im Dorfe Stapleton auf Stalen Island bezogen. Die mangelnde Übereinstimmung der beiden Gesellschafter führte 1848 zur freundschaftlichen Trennung. Der Ver fasser der Denkschrift, George Haven Putnam, bedauert dieses Er gebnis im Interesse seines Vaters. Er ist der Meinung, daß um jene Zeit weitausschaucnde Verlagspläne vermutlich noch nicht mit sicherem Erfolge hätten durchgeführt werden können, und er hält die Ansicht des vorsichtigen Wiley für die richtigere, klügere: »Mr. Wileys ausgezeichnetes kritisches Urteil und vorsichtige Zurückhaltung würden dem Verleger-Optimismus meines Vaters als sehr wertvolle Hemmung gedient haben. Jedes wohlorganisierte Verlagsgeschäft sollte in seiner Leitung wenigstens einen beharrlichen Pessimisten haben«. Nunmehr wieder ganz auf eigene Füße gestellt, eröffnete Putnam seinen Laden im Hause 155, Broadway, damals einem der lebhaftesten Teile dieser großen Verkehrsader. Sein glücklicher Stern führte ihm den vom Madrider Gesandtenposten zurückkehrenden befreundeten Lands mann Washington Irving als ersten Autorbesuch zu. Ein Verlags vertrag über alle seine Werke, auch über die noch zu erwartenden, kam zustande. Als zweiter Autor folgte Bayard Taylor, gleichfalls ein Landsmann, dem er in London gefällig zu sein Gelegenheit gehabt hatte. Noch einen dritten wohlbekannten Autornamen nennt der Put- namsche Verlagskatalog des ersten Jahres: Edgar Allen Poe. Ein sehr bemerkenswertes Buch fügte, gleichfalls im ersten Jahre, ein vierter Amerikaner, James Russell Lowell, dem Verlag hinzu: »Pablo kor Critics«, ein Merkchen, das unmittelbaren und dauernden Erfolg hatte. 1850 verlegte Putnam sein Geschäft nach dem Hause Nr. 10, Park Place. Von weiteren namhaften Autoren werden genannt: George Borrom (mit gleichzeitiger Ausgabe bei John Murray in London), James Fenimore Cooper, Thomas Carlyle, Thomas Hood, William Howitt, Leigh Hunt, Samuel Taylor Coleridge. Zu ihnen gesellte sich 1851 Fredrika Bremer mit zwei Bänden (Ille Homo und Ibe keiZllbours). Sie wohnte gelegentlich einer Vortragsreise, mit der sie Beifall erntete, für mehrere Wochen im Putnamschen Hause, doch wurde der legitime Vertrieb ihrer Werke durch billige Nach druckausgaben gestört. Eine andre namhafte Besucherin war Susan Warner (literarisch bekannt als Elizabeth Wetherell), desgleichen ihre kaum minder bekannte Schwester Anna (pseud. Amy Lothrop). Noch andere beliebte Autoren bereicherten den schon ansehnlich erwachsenen Verlagsbestand. James Fenimore Cooper wurde schon genannt, weitere Bände seiner Erzählungen wurden den früheren hin zugefügt; Evert A. Duickiuck, bestens bekannt durch seine »Cyclopaedia ok American läterature«, begann seine volkstümliche Reihe »kibrary ok Ckoice keadinA«, einige 30 Bände, deren Erfolg zum Teil be deutend war. Weiter kamen hinzu: William Cullen Bryant, der gern gelesene Redakteur der »pvoninZ Post«, mit seine» »Lummer px- cursions in purope and tbe Ilniteck Ltates«; der Professor am Vale College in New Haven James Dwight Dana mit einer wert vollen Folge von Werken über Mineralogie und Geologie; Francis Parkman, ein sehr geachteter amerikanischer Geschichtsforscher, mit »Ibe Calikornian and OreZon Irail«. Henry T. Tuckerman erschien mit dem Bande »Ille Optimist«; Richard B. Kimball, der später fast ein Vierteljahrhundert lang mit einer Reihe von interessanten Büchern und Zeitschriftenartikeln ein Gönner des Hauses geblieben ist, mit »8t. CeZer, or tbe Ibreads ok kike« und »8tudent Inke abroad«. Von Werken englischen Ursprungs nennt der Verfasser: Warburtons »Ibe Orescent and tbe Cross« und Titmarshs (Thacke- ray) ckourney krom Cornbill to Cairo«. Letzteres Werk, scheint, wie er bemerkt, das einzige von Thackeray im Verlage seines Vaters gewesen zu sein. Das Jahr 1852 brachte zwei sehr bedeutende Werke: »p§ypt and its lVlonuments« und »iVlonuments ok Central and Western America« von dem gelehrten Nev. Francis Hawks, Rektor an Calvary Church in New Zlork, ferner von dem gewandten und phantasievollen Or. W. S. Mayo: »kaloulab, an sutobioZrapbical liomance«, ein Buch, das Aufsehen machte und sich heute noch, 60 Jahre nach seinem ersten Er scheinen, auf dem Büchermarkt erhält. Auch die Ehre englischer Nach drucke wurde ihm ausgiebig zuteil. Von demselben Verfasser er schienen bei Putnam »Uomance Dust« und »Ibe Kerber«. Zum Nach teil für seinen Ruhm heiratete Mayo eine reiche Erbin und zog sich mit dem hübschen Buche »kever again« dauernd von der äußerst glücklich betretenen literarischen Laufbahn zurück. Obwohl im vorstehenden keineswegs eine vollständige Verlags liste der ersten Jahre von G. P. Putnam gegeben ist, wird man den Eindruck gewonnen haben, daß sogleich sein erstes Austreten als Ver leger sehr achtungswert war. Die folgenden Kapitel des stattlichen Buches, das hier zu besprechen ist, nennen weitere gewichtige Namen; doch würde es ermüden, sie alle hier anzuführen. Nicht ungenannt aber bleibe das große glückliche Verlagsunternehmen »putnam's lUontdly«, ein vortrefflich geleitetes Blatt, in dem sich allmonatlich Männer von Bedeutung mit wertvollen Beiträgen zusammenfanden. Der Absatz der ersten Folge von »putnam's lUonttily« bewegte sich in Auflagen von 12 000 bis 20 000 Exemplaren. 1866 begann Putnam eine zweite Folge, deren Auflage in der ersten Zeit bis zu 15 000 Exem plaren stieg, gleichwohl nach sechsjährigem Bestehen mit einem Gesamt verlust von mehr als 100 000 Dollars abschloß. Putnam schrieb den Fehlschlag seinem Bestreben zu, ausschließlich Originalarbeiten zu bringen, ein Punkt, in dem die gewachsene Konkurrenz nicht wählerisch war. Daß er ebenso konsequent von bildlichem Beiwerk absehen zu sollen glaubte, das den Mitbewerbern die Gunst der Leser zuwandte, dürfte wohl der verhängnisvollste Irrtum dabei gewesen sein. 1871 gab er das Unternehmen auf. Den Schmerz um den Verlust des Vertrauens der Leser, um den Mangel seines früher immer bewährten instinktiven Gefühls für ihre Bedürfnisse, hat der lange vom Glück verwöhnte Verleger nicht verwunden. Obwohl noch in guten Jahren,
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