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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1913
- Strukturtyp
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- 1913-03-10
- Erscheinungsdatum
- 10.03.1913
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^ 5ö, 10. Mürz 1913. Redaktioneller Teil. (Fortsetzung zu Seite 2812.) Weisung sinsolge sehlerhaster Probeschrist) den Broadway entlang trollte und am Fenster eines kleinen Buchladens den freundlichen Zettel »L doy «auteck« begrüßte. Zwar suchte der Inhaber Mr. George W. Blceckcr nur einen Lausburschen und Hausdiener, doch gab sich der schon Hosfnungslose mit der Stellung eines »cleric-vI-aU-rvoric«, auch mit Kost und Wohnung und 25 Dollars Jahreslohn, zufrieden. Dürftige Be stände an Schulbüchern, Andover-Theologte*), Schretbwaren, Albums und billigen Bildern vermittelten seine erste Bekanntschaft mit dem Buchhandel. Es war aber die Zeit, wo I. sr I. Harper mit ihren sehr begehrten billigen Nachdruckausgaben neuer englischer Werke hervortraten. Deren Inhalt mag dem mächtig erwachten Lesebedürfnis des jungen Buchhänd lers, das im puritanischen Elternhause stark niedcrgehalteu war, entgegengckommen sein und seine vernachlässigte Bildung bereichert haben. Noch mehr Gelegenheit zur Erweiterung seiner Kenntnis fand er in neu eroberter, nur wenig verbesserter Stellung bei Jonathan Leavitt, wo er sich mit Daniel Appleton, dem späteren Gründer des großen Verlages D. Appleton K Co., befreundete. Auch hier war er zunächst nur Bote und Diener (kluckerclerlc), erst später Gehilfe. All abendlich, obwohl erst um 9 oder gar 1v Uhr entlasse» ssehr im Gegen satz zu jetzigen »degenerierten«, Zetten, wie er schreibt), saß er lesend in der warm von ihm gepriesenen New Aorker Kaufmannsbtbliothek und schleppte nach deren Schluß um Mitternacht noch mehrere Bände nach Hause, um auch dort einen Teil der kurzen Nachtruhe dem Stu dium zu opfern. In der ersten Begeisterung las und studierte er wahllos, was ihm unter die Hände kam; bald jedoch kam er zur Ein sicht und schasste Ordnung im Wüste des neuen, unverarbeiteten Wis sens. Zunächst beschränkte er sich auf Weltgeschichte, deren Kenntnis ihm ebenso neu wie interessant war, und um auch hier mühsam er worbene Kenntnis zu sichern, kam er dem Gedächtnis durch Auszeich nung der Begebenheiten und Daten in Form von Tabellen zu Hilft. Herodot, Thukydides, Livius, Tacitus, Sallust hatte er in Über setzungen durchgearbeitet; von ihren Zeiten bis zu den neuesten Ge schichtschreibern bemühte er sich, bas ganze große Wissensgebiet zu meistern. Unzweisclhafte Begabung scheint mit seinem Eifer Schritt gehalten zu haben. Fortgesetzte Ausarbeitung seiner Übersichten weckte schließlich sogar schlummernden Ehrgeiz im damals Siebzehnjährigen, und 1832 konnte er mit dem stolzen Bewußtsein junger Autorschaft einen bei Jonathan Leavitt erschienenen Band von etwa 4M Seiten heimtragen: »dtrronolgx, an Introckuctiou anck Index to Universal Uis- tory«. Das schnell vergriffene Buch erschien später in ergänzten und erweiterten Auslagen unter dem Titel: »Urs Vorld's Progress«, bis es 187V zu einem dicken Oktavbande von 12M Seiten angewachsen war. Ein Teil des Werkes, die ursprüngliche Tabellensorm, durch Nachträge erweitert, erscheint noch jetzt als: »lksbulsr Views o! Universal üistorx«. Obwohl immer noch »Undeiolsrli« hinter Mr. Leavitts Laden tisch, spornte ihn der erste Ersolg zu neuen Autortaten. Er bemerkte den Mangel eines buchhändlerischen Anzeigeblatts. So erschien 1834 unter seiner snur im hochtönenden Abschiedswort des kurzlebigen Unternehmens genannten) Herausgeberschaft bet den Druckern West L Trow die Monatsschrift »llüs Loolrsellers' Ldvertiser«, ein weit vor auseilender Vorläufer der späteren »Lmerican Rudlisirors' dircular« und »pudlislrers' IVeekiv«. Neben der Verzeichnung neuer Bücher, amerikanischer und ausländischer, machte es — wie er mit schonungs loser Selbstkritik bekennt — dem ebenso selbstbewußten wie ungelehr ten jungen Herausgeber Spaß, unter Deckung des mysteriösen »wir« einer unbekannten Redaktion gelegentlich kurze kritische Besprechungen neuer Werke zu veröffentlichen. Seine rückblickend? eigene Bemerkung sei im übersetzten Wortlaut hier angeführt: »Die Keckheit solchen Unterfangens von seiten eines Jungen, der nicht in einer einzigen Regel der englischen Grammatik fest war, ist denen nichts Neues, die den Rummel kennen; aber ich meine, sie ist nicht das einzige Beispiel von Eselsgefchrei hinter dem Löwcnfell und zeigt nur ein kleines Stück der hohlen Anmaßung des geheimnisvollen »wir« eines Verfassers. So haben vor 27 Jahren »wir«, in Wirklich keit Laufbursche, mit würdevollem Ernst und geziemender Kürze den ersten Band von Bancrosts »United States« kritisch besprochen, ferner Knopps »Rsingle Rioxrapbz-«, Jack Downings »I-stters«, AbbottS »Voung ddristian«, Mrs. Sigourneys »Sketekes«, Simms »duv Rivers«, Coopcrs »I-etters to donntiyinen«, Stewarts »dreat Rritsin«, Napelycs »Voysges« u. a. m.« Soviel uns bekannt, ist in den Vereinigten Staaten jede Beschrän kung der Preßfreiheit durch die Versassung ausdrücklich verboten. Nur dadurch erklärt sich die auffallende Möglichkeit anonymer Herausgabe ') Schriften der plnlipp's Lcsdsni^, eines theologischen Seminars in Andover, Massachusetts. einer Zeitschrift. Inwieweit solche Möglichkeit strebenden Jünglingen nützlich sein mag, bleibe dahingestellt. — Bald darauf sehen wir George P. Putnam in gehobnerer Stellung bei den Buchhändlern und Verlegern Wiley L Long. Während dieser Zeit war er, von 1837 ab, zugleich als Sekretär einer Gesellschaft tätig, die sich die Schäftung eines internationalen Urheberrechts zum Ziel gesetzt hatte, vermutlich der ersten dieser Richtung liberhaupt. Bet dieser Gelegenheit — wir werden später aussiihrlicher daraus zurückkommen — sei hier eingeschaltet, baß George P. Putnam dieses hohe Ziel niemals aus den Augen gelassen und bis zu seinem Tode, 1872, für die Ver wirklichung seiner Hoffnung gearbeitet hat. 1840 verband er sich mtt seinem fast gleichaltrigen Ches John Wiley zu der Firma Wiley K Putnam. Der erste Dampser hatte be reits 11 Jahre zuvor den Ozean gekreuzt; gleichwohl bediente der Handel sich immer noch der langsameren Segelschiffe. Die Nachfrage nach neuen englischen Originalausgaben, an sich schon immer sehr be deutend, wurde täglich dringender, ungeduldiger. Putnam erkannte die Notwendigkeit und auch vollkommene Möglichkeit, seine Kunden schneller als bisher damit zu bedienen und umgekehrt auch die englt- schen Leser mit den Neuigkeiten des amerikanischen Büchermarktes be kannt zu machen. Diesem Zwecke galten zwei Reisen Putnams nach London, 1840 und 1841, die erste zur Anknüpsung von Verbindungen, die zweite zur Eröffnung und in der Folge zur Leitung eines Zweig geschäfts in London (Paternoster Row) für den Vertrieb amerikanischer Literatur. Ein wichtiges Kamilienereignis dars hier nicht übergangen werden, Putnams Verheiratung mit Miß Bictorine Haven, 1841, alsbald nach der zweiten Rückkehr von London. Die Mutter des jungen Ehemanns war kurz zuvor von Brunswick nach New Kork gekommen und hatte dort von neuem eine Schule errichtet. Bald nach der Hochzeit übersiedelte das junge Paar nach London. Putnam, dem temperamentvolleren der beiden Gesellschafter, war die Aufgabe zugefallen, das dortige Zweiggeschäft zu leiten. Sein Ausent halt dehnte sich, von wiederholten Ozeanreisen unterbrochen, bis 1847 aus. Der Schwerpunkt des Geschäfts wandte sich bald dem Export englischer Bücher zu, während die Nachfrage nach amerikanischer Lite ratur wider Erwarten gering blieb. 1844 wurde das Geschäft nach Waterloo Place verlegt; die verlassenen Räume in Paternoster Row bezog Nicolaus Trübner, der damit seine Selbständigkeit begann. Die auffallend geringe Nachfrage nach amerikanischen Büchern er klärte sich aus einer an Widerwillen grenzenden Gleichgültigkeit der Engländer gegen alles Amerikanertum und aus der folgerechten er schreckenden Unwissenheit in tonangebenden Kreisen über die unzweisel- haft großen Fortschritte der jungen Republik auch auf geistigem Ge biete. Putnam zögerte nicht, dieser Erscheinung zu begegnen. 1845 erschien aus seiner Feber ein Oktavband von 30V Seiten: »Lmericsn Raets: klotes sink Statistics relaking to tlle dovernment, Resources, Rngagements, dlanukaetures, domrnsree, Religion, Rducation, läte- raturs, Rine Lrts, dlanners anck Oustoms ok tlle United States vk America«. Schon die bloße Ankündigung des Buches weckte ent rüsteten Widerhall in mehreren Zeitungen. »Wir haben völlig genug von beiden, sowohl von ihren Tatsachen, als von ihren Lügen. Bankrott und Pöbelei, das sind die einzigen Tatsachen, die in diesem Schwindlerlande der Freiheit bestehen geblieben sind«, so ließ sich eins dieser Echos brutal vernehmen. Ein anderes klang zwar manier licher, aber gleichfalls absprcchend genug: »Es ist nutzlos, zu er warten, daß solch ein Buch Leser finden wird. Das anttamerikanische Empfinden ist zu stark ...... — Indessen sand bet gebildeten Lesern das Buch selbst doch recht befriedigende Aufnahme, und die Nach frage war, auch außerhalb des kleinen amerikanischen Kreises, um vieles bedeutender als nach diesen Preßstimmen zu erwarten war. Eine der bittersten englischen Kritiken richtete sich gegen den unbedenklich geübten amerikanischen Nachdruck englischer Bücher. In seinen »Lnierican Racts« durste Putnam auf seine und seiner Freunde Bemühungen Hinweisen, hierin Wandel zu schassen, wozu es freilich der Gegenseitigkeit guten Willens bei beiden Regierungen bedürfe. Zugleich war er in der Lage, nachzuweisen, daß das Unrecht zumindest aus beiden Seiten liege. Allerdings war die Zahl amerikanischer Nach drucke englischer Bücher beträchtlicher; immerhin konnte Putnam in einer nach Literaturgebieten gesonderten Aufstellung insgesamt 382 englische Nachdrucke amerikanischer Literatur Nachweisen, die inner halb der letzten fünf Jahre vor 1848 in England erschienen waren. Diese Tatsache gab übrigens auch deutliche Antwort aus die höhnische Frage des bekannten Satirikers Sydney Smith: »Wer liest denn ein amerikanisches Buch?!« Putnams Buch begegnete in so er kennbarem Grade dem öffentlichen Interesse in England, daß in den folgenden vier Jahren drei neue Auflagen davon nötig wurden. Außerordentlichen Beifall sand es in Amerika; es diente dem An sehen des Verfassers und seiner Firma dort sehr.
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