^ 54, 7. März 1913. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2559 Verlag fuvErtt'ei'a.tui" und Lächeln abzugewinnen, und muhte unter dem Nessusgewand brüllen, weil er Dejaniren ein kleines Abenteuer übelnahm. Soll man noch erwähnen, daß selbst der strahlende Zeus, als er eine Schöne übers Wasser trug, zum Rindvieh wurde, um anzudeuten, daß schon die Mythologie voll Ist vom immerwährenden Siege des Weibes? Das Weib beherrscht den Weltkreis. Sie führt Polyandrien ein, wenn sie das Milieu dazu hat, sie steckt den Eheherrn ins Männerkindbett, gründet Weiberdörser und erfindet Weibersprachen, sie reitet den weisen Aristoteles und schwingt den Pantoffel über dem bäuerlichen Hahnrei, sie braust an der Spitze ihres Korps als Penthesilea über das Schlachtfeld, sie führt Mägdekriege und stürmt Barrikaden, sie produziert sich in Hosen, nicht nur auf der Bühne und dem Parkett des Ballsaales, sondern auch im alltäglichsten Leben, sie erzieht Pagen zu Troubadours und Minnerittern, leitet Liebeshöfe mit souveräner Phantasie, sie legt sich den Cisbeo schon im Ehevertrag bei und sie besteigt den Thron ebenso grandios, wie sie die Throninhaber sich gefügig zu machen weiß. . . Ein Gesetz, das so tief im Wesen der Dinge wurzelt, mutz sich in tausend Formen ins Dasein ringen, sei es offen oder verschleiert. Und darum muß es sich auch deutlich im Bilde ausdrücken. Die Hand des Künstlers wird bewußt und unbewußt davon geführt. Die Folge ist, daß bestimmte Stoffe mit Vorliebe für die künstlerische Gestaltung gewählt werden. Erinnert sei nur an die überreiche Zahl von Potiphar-, Judith- und Salome-Darstellungen, an die vorherrschende Verwendung des Weibes als Symbol, an den bildlichen Kultus der Frau, die vielgestaltige Weibanbetung, an die Flagellationstendenzen im Motiv von Aristoteles und Phyllis, vom Pantoffelhelden, vom freiwilligen Hahnrei und so fort. Und weiter: zahlreiche dieser und anderer Bildwerke bekommen unwillkürlich jene besonderen Nuancen, die unzweideutig die Herrschaft des Weibes über den Mann zum Ausdruck bringen; meist indem sie diesen Zustand ideologisteren, also verherr lichen. Es gibt, wenn man so sagen will, unzählige Masochisten des Stifts und des Pinsels; sicher so viele, als es deren der Feder gibt. Jede Kunstepoche bietet hierfür klassische Beispiele. Aus diesen Gründen kann ein solches Werk nur illustriert erscheinen; illustriert mit den die ver schiedenen Seiten der hier aufgeworfenen Frage belegenden zeitgenössischen Bildern. Ohne die bildlichen Dokumente würde das beinahe wichtigste Beweismaterial fehlen. Das Bild ist das immer kontrollierbare Mittel, das Tatsächliche dieses Gesetzes zu demonstrieren. Diese umfangreiche Aufgabe zu bewältigen, haben sich zwei Autoren zu gemeinschaftlicher Arbeit zu sammengetan: Eduard Fuchs, der bekannte Verfasser der „Illustrierten Sittengeschichte", der „Frau in der Karikatur" usw., und vr. Alfred Kind, ein Psychologe von Fach, der aus dem Gebiete der Sexualforschung schon eine Reihe wertvoller Spezialarbeiten veröffentlicht hat und dessen wissenschaftliche Arbeiten sich durch ebenso große Gründlichkeit wie durch Klarheit und Allgemeinverständlichkeit auszeichnen. Die Arbeitsteilung zwischen den beiden Autoren geschah in der Weise, daß der Text von Alfred Kind, die Bildbeschaffung von Eduard Fuchs übernommen wurde. Selbstverständlich sind Bild und Text innig verwebt. ES handelt sich um kein Bilderbuch, sondern um ein organisches Ganzes. Der Entscheid über die Ausnahme der einzelnen Bilder ist durchweg gemeinsam von Fuchs und Kind getroffen worden. So ist ein Werk entstanden, das sich ebenso neu in seiner Idee darstellt, wie es eigenartig in seiner gesamten Durchführung ist, und das alle jene aufs regste interessieren dürfte, die den großen Fragen der Kulturgeschichte näherzukommen suchen. Das Zirkular, dessen Text wir hier im Auszug wiedergeben, ist reich und farbig illustriert. Für das Publikum lassen wir einen gleichlautenden und ebenso illustrierten Prospekt Herstellen, nur mit anderem Bestellzettel, und bitten, dieses vornehme und dabei wirkungsvolle Propagandamittel ausgiebig zu benutzen. Bestellzettel anbei. Bezugsbedingungen: Lieferung 1 und 2 je ^ 1.— ord., 70 H no. Lieferung 3 und Fortsetzung zu ^ i.— ord., KO H bar. Wir bitten zu bestellen. Albert Langen, Verlag, München