^ 55, 8. März 1913. Fertige Bürger BSrlmblaU f. d. DIschn. Buqh-nd-I. 2589 Französin Rachilde, di« man in Deutschland erst seit kurzem kennt, hat ein neue« Buch geschrieben, das durch Kraft der Konzeption, Kühnheit der Ge danken und farbige Pracht der Sprache hervorragt. Es ist ein Roman: „Der Wölfinnen Aufruhr" <Z. §. §. Bruns' Verlag, Minden) und erzählt von den schlimmen Nonnen zu PottierS, über die schon Gregor von Tours in seiner Kirchengeschichte der Franken berichtet hat. Man müßte RachildenS Roman nur als fremdartig und seltsam empfinden, wenn er durch seine leidenschaft liche Glut, nein mehr noch, durch die einzigartige, atemlos mit fortreißende Wucht nicht geradezu überwältigend würde. Es geht von dem Buche jener Bann aus, der nur wirklichen Kunstwerken eigen ist, und es spricht aus ihm jenes Selbstverständliche, das alles be greiflich und natürlich macht. Rachilde hat die Ursprüng lichkeit Ksn; großer Dichter. Mag ihre kulturhistorische Treue, der keine Linzelbeit entgeht, gelegentlich an Alaubert erinnern, Stil, Rhythmus und endlich ihr vor nichts zurückschreckender Mul sind beispiellos. <B. 3. »m Mittag.» I. K. §. Bruns' Verlag, Minden (Wests.) cALllMe- n Deutschland kennt man Rachilde noch kaum. Der Verlag I. §. §. Bruns erwirbt sich aber entschieden ein Verdienst, uns mit dieser eigen artigen, seltsamen Dichterin bekannt zu machen. Nachdem er im vergangenen Jahre Novellen „Die Gespensterfalle" auf den Markt gebracht hatte, legt er uns jetzt einen großen Roman „Der WLlfinnen-Aufruhr" in guter Übersetzung von Berta Huber und sehr schöner Ausstattung von Ludwig Enders vor. Rachilde steigt in das Wesen der Überlieferung hinab: sie gibt zu zwingen. Die Tat der Nonnenempörung, die sie aus dem Blute frauenhafter Sinnlichkeit herleitet, umgibt sie mit der großen Wald natur des damaligen Frankenlandes, wo die Körperkraft noch alle anderen menschlichen Triebe beherrschte. Ganz wundervoll ist das historische Geschehen in sagenhaftes Gewebe verwoben: alte Märchen und Überlieferungen von Wölfen und deren Talen in jener Zeit — eine glänzende Schilderung z. B., wie ein Wolf die Stadt Poitiers über fällt — müssen die packende Parallele hergeben zwischen der Wölfinnen- natur und der Blutnatur der Nonnen. Freilich, nicht für jedermann ist diese Kunst, sondern Rachilde bedarf vor allem solcher Leser, die Phantasie haben und die Kraft besitzen, das von der Dichterin Geschaute im eigenen Inneren nachzugestalten. Diese werden als Freunde E. A. Poes, Baudelatres u. a. auch bald Rachilde mit ihrer bildsiarken Sprache zu ihren Lteblingsdichtern zählen. (Hamburger Nachrichten.) I. §. §. Bruns' Verlag, Minden (Wests.) R. Oldenbourg München—Berlin ,r Erdkundliches Lesebuch O von vr. Z. Oberlehrer am Herzog!. Oberlhzeum und dem Herzog!. Antoinettenlyzeum zu Dessau X und 254 Seiten — gr. 8° — Preis geb. M. 3.80; broschiert M. 3.20 Das Buch enthält eine Auswahl wissenschaftlich geographischer Aufsätze, die geeignet sind, als Lesestoff eine anregende Ergänzung des erdkundlichen Unterrichts in höheren Lehranstalten zu bilden. Die Notwendig keit einer solchen Ergänzung ist wohl allenthalben anerkannt; so bestimmen z. B. die neuen Lehrpläne in Preußen, daß „die wissenschaftlich geographische Literatur nach Möglichkeit in kurzen ausgewählten Abschnitten heranzuziehen ist". Das neue Werk dürfte sich also wohl zur Anschaffung in höheren Lehranstalten ganz besonders eignen. Wir bitten darum das Sortiment, die in Betracht kommenden Kreise darauf aufmerksam zu machen. 338