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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.03.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-03-04
- Erscheinungsdatum
- 04.03.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 51, 4. März 1813. Redakttoneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandel. 2447 Sammlung Göschen hat bisher 80 L gekostet — jeder Käufer zahlt jetzt ohne lange Erklärung 80 -s; die Krönersche Samm lung wurde bis 1312 zu 1 -K verkauft — sie wird jetzt ebenso gerne mit -1k 1.20 bezahlt; Kürschners Jahrbuch wird mit 1.20 ebensoviel verlangt wie früher mit 1.—. Und ich bin überzeugt, daß die Deutsche Verlags-Anstalt von den Zahnschen Werken nicht ein Exemplar trotz der kürzlich angezeigten etwa 10"/°igen Erhöhung weniger verkaufen wird. Das Publikum ist eben jetzt an den Kreislauf des Preisaufschlags ge wöhnt. Wir können deshalb ohne Zagen einmal zeigen, daß wir auch Kaufleute sind, daß wir es verstehen, die Konjunktur zu benützen. Jetzt oder nie! Dann ist es auch möglich, den Forderungen der Angestellten gerecht zu werden. Denn aus den mancherlei Erörterungen der »Arbeitnehmer« drang bisher immer nur der Gedanke heraus, daß der arge »Arbeitgeber« selbstsüchtig nur nicht wollte. Im widerstrebenden Streit der eigenen Interessen hält es jeder für klug, das »Wollen« oder »Können« der Gegenpartei wenig oder überhaupt nicht zu prüfen; so sind meist beide ungerecht. Daher sind auch gegenwärtig die Forderungen der Gehilfen überspannt, ivenn sie grundsätzlich verlangen, daß auch die Sortiments geschäfte die ganzen Beiträge der Angestetttenversicherung über nehmen sollen. Einige wenige vermögen dies zu tun; die Mehr zahl kann es schlechterdings nicht. Für uns in Bahern beson ders ist es eine harte Nuß, die Steuercrhöhung und diese fast aussichtslose neue Versicherung zu beißen. Doch müssen diese hohlen Nüsse ja beide Parteien knacken. Eine Gesundung der Handelswelt, besonders des kleinen Kaufmanns, versucht die Handelskammer München. Sic geht dem Borgunwesen zuleibe, indem sie in Zeitungsartikeln die Ge wohnheitsborger auf die Schattenseiten dieser Gleichgültigkeit aufmerksam macht. Für den Buchhandel bildet das Kreditieren ja auch ein dunkles Kapitel, zumal dem Rechnungswesen oft nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet wird. Schon Jahres rechnungen sind ein Luxus, den sich der Sortimenter nicht er lauben darf. Halbjährliche Rechnungsabschlüsse, oder wenn es angcht, vierteljährliche, lassen faule Zahler am ehesten erkennen. Sind es nur »Zinsenschindcr«, so ist ja keine besondere Gefahr im Spiel; sie sind rasch kuriert, wenn man ihnen nach der ersten Jahresrechnung die Zinsen berechnet. Erkennt man aber den faulen Kunden, der mehr Bücherliebhaber ist, als es seine Börse erlaubt, dann summiert sich bei kurzfristiger Rechnungsstellung der Betrag nicht so hoch an, daß man nicht bei verhältnis mäßigen Teilzahlungen noch zu dem Seinen kommen könnte. Allerdings gibt es Ausnahmen, die ein längeres Borgen zulasseu. Als vor 10 und 15 Jahren die Rechtspraktikanten zum Staats- konkurs die Nachschlagewerke noch zentnerweise schleppten, mußte gar oft eine Rechnung eröffnet werden, die vom Kontoinhaber erst als Staatsanwalt, Rechtsrat oder Rechtsanwalt ausgeglichen wurde. Und bei den Theologen wird es auch heute noch Vor kommen, daß die Würde des Pfarrherrn erst die Bürde des eancl. tkeoi. beheben kann. Doch auch das ist nicht gesund. Nur zu leicht kann man folgern, daß derartige Kreditanschanungen auch ins Amt hinübergetragen werden. Es langt aber schon an den Vorständen, die ihr Finanzgenie darin zeigen wollen, daß sie an den Lieferanten die Zinsen von einem oder gar mehreren Jahren sparen wollen. Ihr Gerechtigkeitsgefühl würde sicher einen früheren Ausgleich vornehmen, wenn der Geschäftsmann ihnen klarlegte, daß die Geschäftsspesen, der Rabatt und der Zinsverlust jeden Verdienst auffressen. Nun fürchtet aber der Sortimenter bei solchen Vorstellungen, daß ihm diese Umsatz- zisfer (etwas anderes ist sie in diesem Falle nicht) verloren gehen könnte, er schimpft, so oft er das lange Sündenregister unter die Augen bekommt, und liefert doch immer weiter. Sobald er ein mal sich ein Herz faßt und seinen Sonntagsnachmittagsausgeh rock nimmt und den pp. Vorstand aufsucht, steht er auch, daß jeder die Knuden hat, die er verdient. So ein Privatissimum hat oft schon Wunder bewirkt. Eines aber ist immer notwendig: daß die Rechnungen regelmäßig bis zur Mitte des ersten Quar tals, oder, wenn es nicht anders geht, des ersten Semestermonats hinausgehen. Nur das Geld, das rasch umgesetzt wird, hat eine werbende Kraft. »Die Kunst geht nach Brot«. Auch die Künstler, diese Idea listen reinsten Stils, betonen immer mehr, daß sie von Idealen und plein all allein nicht leben können. Sie haben daher einen Wirtschaftlichen Verband bildender Künstler gebildet. Wer das Münchner Künstlerleben kennnt, weiß, daß hinter den Bizar- rerieen des Bohemiens häufig Galgenhumor steckt. Die An nahme, daß 2000 schaffende Künstler in München leben, wird wohl noch zu niedrig sein; sie alle wollen leben, wenn's möglich ist, sogar gut leben. Finanzgenies sind selten unter den Künst lern, und mit vielen latenten Talenten ist nicht zu rechnen, da der göttliche Leichtsinn nun einmal Nährvater der Kunst ist. Er ist auch die Ursache, daß so viele Künstler unpraktisch sind. Für sie soll der Verband sorgen, wodurch er sie jedenfalls auch für das reale Leben erziehen wird. Recht schwere Arbeit dürste die Vermittlungsstelle für den Verkauf von Kunstwerken haben. Wieviel Künstler sind nicht erst durch Kunsthändler auf den Parnaß geführt worden! Jahre lang werden sie oft in allen möglichen Ausstellungen dem Publi kum vorgeführt, in Reproduktionen in x Zeitungen lanciert, von dem und jenem Kunstkritiker besprochen. Für manche reift die Zeit, viele dagegen müssen durch Ätherisierung zur Frucht ge bracht werden. Ich erinnere nur an Hodler, der trotz aller künst lerischen Kraft von der Parteien Gunst und Haß umstritten wird. Es wird also in jedem Fall schwer sein, Normalpreise sestzu- setzen. Das Einführen eines Künstlers wird sicher dadurch schwe rer gemacht. Die Absicht, für jede Reproduktion in Zeitschriften eine ge wisse Gebühr zu verlangen, wird die Verlage zu größerer Spar samkeit zwingen, wodurch gerade den jungen unbekannten Künst lern der Weg zum Ruhm nach steiniger gemacht wird. Wenn da gegen von den billigen Reproduktionsblättern gesagt wird, daß sie eine kleine Erhöhung zugunsten des Künstlers vertragen wür den, so ist dem wohl zuzustimmen. Wie beim Buch, so würde auch hier das Publikum gegen einen geringen Zuschlag nicht protestie ren. Nur darf der Preis nicht gleich von 50 L, auf 1 -kk erhöht werden, wie bei einer Dresdner Sammlung. Auch den ge schäftseifrigen Förderern der Kunst, den Kunsthändlern, stellen sie ein Mißtrauensvotum aus. Sie begründen, daß der Kunst händler, der beim Künstler ein Bild von der Staffelei wegnimmt, diesen zwar nach dem Nettopreis fragt, es aber erst zu diesem bezahlt, wenn es zu einem Mehrfachen verkauft ist. Der Kunst händler ist also nur Kommissionär, er müßte daher den Künstler am Wertzuwachs teilnehmen lassen. Man steht, auch die heil losesten Idealisten werden praktisch; die Kunst geht nach Brot, sie patzt sich eben den veränderten Zeitverhältnissen an. Die Literatur aber besitzt ein ähnliches Anpassungsvermögen — soweit sie produktiv ist, nicht etwa kommerzial. Sie spannt jetzt Pegasus ins Joch der — Kinematographcn. Ein Ruf ist erklungen, daß unsere ersten deutschen Schriftsteller sich der Ver edelung dieser Denkmöcdergruben widmen wollen, und der erste, der dem Heroldsruf Folge geleistet hat, war Paul Lindau mit seinem Schauspiel »Der Andere«. Sein Interpret war der große Bassermann. Es soll ein Glanz-Film sein; ich selbst konnte ihn mir nicht ansehen, da mein Magen es nicht verträgt, über eine Stunde lang drastische Posen und Mimik mir vorsetzen zu lassen. Dann, ehrlich gesagt, habe ich auch eine zu große Ab neigung gegen diese Theater ohne Worte. Sie arbeiten zuviel mit Marlittschen Saucen oder mit Halunken-Tunken; das ge sunde Mittelgut ist bei diesen Kunst-Soupers nur eine recht mäßige Beilage. Ob diese Vorstellungen den Bestrebungen, die breite Masse zu Literaturfreunden zu erziehen, nicht stark ent gegenarbeiten? Es ist so leicht, diese gaukelnde Schwarz-Weiß- Kunst zu genießen, und so schwer, einen Gewinn für Kopf und Herz davonzutragen. Wenn das heutige Repertoire unserer Theater schon zeigt, daß die Besucher sich amüsieren, nicht aber sich anregen lassen wollen, um wieviel weniger können wir von den Freunden der Kientöppe den Zug nach oben voraus setzen! Diesen Darstellungen fehlt doch außer dem Kolorit auch noch die Schilderung, die das gesprochene Wort wenigstens an deutet. Wenn nun wenigstens bei literarisch wertvollen Films der Besucher zum Kauf eines Textbuches gezwungen würde, dann könnten sich die Volksbildungs-, Volksstudien-Vereine usw.
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