Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.03.1913
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- 1913-03-04
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- 04.03.1913
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2446 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 51, 4. März 1913. Münchner Briefe. ii. <1 vgl. Nr. 2g.> »Wer Hilst uns?« — Rechnungen, Rechnungen! — »Die Kunst geht nach Brot.« — Literarische Films. — Für meine Privatblbliothek. Das Angestelltenversicherungsgesetz hat, so lange es in der Beratung war und zur Zeit, da es genehmigt wurde, nur recht wenig Opposition von denen, die die Kosten dieser sozialen Für. sorge zu tragen haben, erfahren. Jetzt, da die Kontributionen dieser Wahl-Politik eingetrieben werden, gärt die Volksseele; jetzt zeigen sich die tiefen Schatten der Politik der Nicht-Poli- tiker. Jetzt soll der verfahrene Karren durch Petitionen usw. wieder herausgezogen werden. Nützt nichts: mit gefangen — mit gehangen! Vielleicht erzieht diese teure Erfahrung die Handelswelt doch noch etwas zur Politik; der reine Sinn dieses Wortes ist doch List, und klüger ist es, ein Feuer im First und nicht erst im'Keller löschen zu wollen.*) Nun werden aber auf beiden Seiten die Forderungen über- spannt. Die Prinzipale, die ja auf alle Fälle von diesem Käse nur die Löcher bekommen, wollen sich zum Teil für diese nicht geringe Steuer dadurch schadlos halten, daß sie Zulagen und Bonifikationen, die bisher üblich waren, verweigern. Das ist besonders im Buchhandel ungerecht. Wir haben leider mit viel niedrigem Gehältern in unserem Berufe zu rechnen als andere Kausleute. Aber nicht etwa deswegen, weil eine unersättliche Habgier der Geschäftsinhaber die Gehilfenschaft schlecht ent lohnt. Die Ursache liegt leider viel tiefer, denn es gibt ver hältnismäßig wenig große Geschäfte, die ein zahlreiches Per sonal mit entsprechenden Gehaltsabstufungen halten können. Vielmehr bedingt gerade das literarische »Berieselungssystem« eine Unzahl kleiner, manchmal recht kleiner Sortimente, deren Inhaber selbst nur ein kärgliches Auskommen haben. Die not wendige knappe Berechnung zwingt diese, meist zu ihrem Bedauern, auch die Ausgaben an Gehältern so niedrig wie möglich zu stellen. Berechnen wir einen Durchschnittsumsatz von 40 000 «E, so bleiben, da allgemein ein 10—12prozentiger Reingewinn an genommen werden darf, dem Inhaber etwa 4500 an Jahres verdienst. Sind vielleicht noch an aufgenommenen Kapitalien etwa 10 000 ,/k zu verzinsen, so kommen 600 -tk Zinsen davon in Abzug. Zur Amortisation müssen dann noch 900 -L verwendet werden (quasi der Notgroschen für die alten Tage); bleiben dem nach also noch 3000 «kl, was einem Monatsgehalt von 250 gleichkommt. Damit muß dann der selbständige Buchhändler mit Kind und Kegel auskommen, muß als Geschäftsinhaber Mitglied von 99 Vereinen sein, wird geschröpft bei Wassers- und bei Feuersnot und muß den fröhlichen Geber für Christbaumver- losungen und Schützenfeste spielen. Der Verlag scheidet bei dieser Betrachtung der Gehaltsfrage so ziemlich aus, da ja die Gehälter in diesem Berufszweig an und für sich viel besser sind, weil sic es eben fein können. Auch die größeren Sortimente, die über 10 Personen beschäftigen, ent lohnen die älteren Angestellten meist so, daß sie auskommen können. Aber — aber nur meist so, daß sie auskommen können. Von einem Ersparen, von einem Zurücklegen für die Tage, die uns nicht gefallen, kann nur bei wenigen die Rede sein. Und so stehn wir denn, wenn wir mit kühler Berechnung die Sachlage überblicken, auch hier vor dem Proletariat im Buchhandel. *> Es ist richtig, daß in der Politik die Knnst der Überredung oft stärker ist, als die Kunst der Überzeugung. Aber es wäre schlimm, wenn »der reine Sinn dieses Wortes« nur durch »List« wiederzugcbc» wäre. Lassalle wollte unter Politik die Fähigkeit verstanden wissen, die Energien des eigenen Jchs auf andere liberzuleiten, in fremden Herzen Sehnsucht und Wunsch zu wecken und zu klarem Bewutztsein zu bringe». Diese Definition wird man sich um so eher gefallen lassen können, als Politik im weitesten Sinne des Wortes alle Beziehungen in sich begreift, die unser Verhältnis zu den anderen, zu Staat und Ge sellschaft, bestimmen. Mit List wird da auf die Dauer niemand weit kommen. Wohl aber ist es bei der heutigen Kräfteverteilung in, Staate notwendig für einen Beruf, energisch sllr die eigenen Inter essen einzutreten, da hinreichend dafllr gesorgt ist, daß die Bäume nicht in de» Himmel wachsen und das Recht eines Bernssstandes an dem Recht der Allgemeinheit seine Grenze findet. Red. Das goldene Zeitalter ist immer das, — das »gewesen« ist. Es hilft daher nichts mehr, nach der früheren Zeit mit ihren patriarchalischen Verhältnissen zu rufen. Sie ist endgültig vorbei, und wir wissen nicht einmal, ob wir es so sehr be dauern sollen. Denn Geschäfte werden nun doch einmal mit dem Verstand und nicht mit dem Herzen gemacht. Denen, die jetzt nach dem Idealismus, auf den der Buchhandel bisher stolz sein konnte, fragen, mutz ich die Gegenfrage unter breiten: Was soll ich unter Idealismus in unserem Berufe verstehen? Doch nichts anderes als Fachkenntnis, Warenkennt nis, Menschenkenntnis! Denn wer diese drei geschäftsbewegen- den Faktoren bei seinen Unternehmungen nicht ausschlaggebend Mitwirken läßt, der ist nicht etwa Idealist, wie er sich's vielleicht einbilden mag, sondern Phantast. Das Gemüt aber ist ein Artikel für den Hausgebrauch. Wohl dem, der sich von ihm für sein Heim soviel bewahrt, daß er die kleinlichen Sorgen, die unser Beruf bringt, nicht über seine Hausschwelle trägt. Die Mehrzahl der Geschäftsinhaber kann dies, wenn sie ernsthaft will. Von den Gehilfen aber kann es nur die ge ringe Zahl derer, die ein eigenes Kapital besitzen, die wissen, daß sie eines Tages hinter dem eigenen Ladentisch stehen. Die vielen, vielen anderen müssen mit sorgendem Blick in die Zu kunft schauen. Je mehr sie an Jahren reifen, um so öfter überfällt sie das Grauen vor der kommenden Zeit. Nicht wenige, und nicht die dümmsten haben sich noch rechtzeitig in kaufmännische Geschäftszweige hinllbergerettet, sind Versicherungs agenten geworden oder haben sonstwie sich untergebracht, nur um dem unseligen Zustand, ein alter Gehilfe zu sein, Faktotum zu werden, zu entgehen. Denn, ist es schon beim Kaufmann nicht leicht, mit schmalem Gehalt auszukommen, der Buchhändler hat es noch viel schwerer. Bildung verpflichtet. Sie verlangt, daß man vom Leben in seinen vielgestaltigen Anforderungen unter richtet ist, daß man die einzelnen Phasen in der gegenwärtigen Literatur und Kunst nicht nur kennt, sondern mitfühlt. Für solche Fortbildung, wie für Repräsentation, aber bleibt dem Ge hilfen nur recht wenig übrig. Erwägen wir noch, daß die ge wonnenen Kenntnisse nur eine schlechte Verzinsung erwarten las sen (immer im Vergleich mit rein kaufmännischen Betrieben), so ist die alte Klage über die geringe Güte des Nachwuchses erklärt. Die Entlohnung in unserem Beruf ist eben zu gering, weshalb die mit Erwerbssinn ausgeftatteten Elemente ihm gar bald den Rücken kehren. Die gegenwärtige sogenannte teure Zeit zeigt aber auch, daß der Buchhändler im allgemeinen nicht die nötige An passungskraft besitzt. Alle Geschäftszweige, seickn cs die Detaillisten oder Bierbrauer, haben es verstanden, ihren Anteil am Leben geltend zu machen. Sie haben der Erhöhung der Lebensführung einen Preisaufschlag ihrer eigenen Artikel entgegengestellt. Der Sortimentsbuchhandel müht sich schon seit Jahren ab, eine Ver besserung des Rabatts zu erhalten, aber er erreicht seinen Zweck nicht. Die einzige Möglichkeit, die Klagen der Geschäftsinhaber wie der Gehilfen zu mildern (ganz verschwinden werden sie ja nie), liegt in der Rabatterhöhung. Ein Aufschlag von 107° auf alle Artikel, die bis zum Jahre 1913 erschienen sind, bis zu 3 Ordinärpreis und von 5 °/° auf alle über 3 ««, das Abschaffen jeden Rabatts an Behörden, denen dann ohne diesen, sagen wir einmal Teuerungszuschlag geliefert würde, alles das müßte vom Jahr 1914 allgemein durchgeführt werden. Als Mindest-Rabatt ab 1914 für L oonä.-Lieserungen 30 7-, und für Barsendungen 35 7-, wäre Grundforderung. Gewiß, es gälte Kämpfe zu bestehen; aber schauen wir doch auf die Brauereien, die mit ihren Groß- und Kleinbetrieben es meisterhaft verstanden haben, die Kosten der Reichsfinanzierung aus die Konsumenten abzuwälzen! Eine bessere Gelegenheit, die Sanierung des Buchhandels zu be gründen, wird sich niemals mehr bieten. Versäumen wir sie, dann verfällt unser schöner Beruf einem unheilbaren Siechtum. Damit zeigt er, daß er die Kraft zur Selbsterhaltung nicht be sitzt. Dann — dann ist er wert, daß er zugrunde geht. Daß in diesen Forderungen nicht etwa eine Theorie liegt, die nicht die Praktische Probe vertrüge, ersehen wir aus den kleinen Preisaufschlägen, die bis jetzt schon erfolgt sind. Die
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