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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-02-12
- Erscheinungsdatum
- 12.02.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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,15 35, 12. Februar 1913. Redaktioneller Tel!. Börsenblatt f. d Dtschn. Buckbandel. 1587 zu beanspruchen, während die weiteren 213 sich mit 841 Auf führungen 36,70°» abfinden müssen. Welche aber von den Nichtreichsdeutschen sind es denn, die so gewaltig Vordringen? In der Hauptsache die Österreicher mit 4194 Aufführungen (im Vorjahre 3357), die Franzosen 899 (810), die Belgier 197 (106), die Norweger 261 (201). die Schweden 160 (14). Und wer ebnet jenen die Wege zu diesem Vordringen? Wir Deutsche selbst! Die Skandinavier haben wir direkt im verflossenen Konzertjahre ver hätschelt, in großen Musikfesten sind sie von deutschen Hoftheatern und anderen Veranstaltern gefeiert worden. Die Melodie zu unserer Nationalhymne »Heil dir im Siegerkranz« haben sich unsere Vorväter von einem Engländer geborgt (Henry Careh), unser »Deutschland. Deutschland über Alles« von einem Öster reicher (Jos. Haydn). An unseren Musikhochschulen sind be sonders angesehene Lehrer Ausländer; ebenfalls die Virtuos- Dirigenten (z. B. Hausegger, Weingartner, Nikisch, Mottl, Paur, Schuch, Mahler, Mengelberg). Henri Marteau, der erste Musik professor der Kgl. Hochschule für Musik in Berlin, ein Franzose, hat sich Genossen für ein neues Quartett gesucht (Liccio Amar, Edward Kleiner, Carlo Guaita): alles Ausländer. Die ge schätztesten sonstigen Vereinigungen gehören ebenfalls dazul das Böhmische, Russische und Pariser Streichquartett. Die Societö Internationale üs musique aus Paris besucht Deutschland in regelmäßigen Tourneen seit Jahren und bereitet für Berlin jetzt ein sechstägiges Musiksest vor; das englische Beccham- Orchester hat bereits, vorläufig in Berlin, seine Visite abgestattet und den jubelnden lieben Deutschen ein baldiges frohes Wieder sehen versprochen. Angemeldet haben sich auch wieder die Dänen, Norweger und Schweden, und nun soll uns als Krönung des Gebäudes noch eine japanische Künstlerschar ihre heimatlichen Weisen vorführen und zu gunsten ihrer Komponisten mundrecht machen. Dem Zuge der Zeit folgend, haben sich auch aus ländische Musikverleger veranlaßt gesehen, in Deutschland sich niederzulassen, oft nur pro korma. In Berlin: Russischer Musik verlag; in Leipzig: W. Hansen (Däne); Carisch L Jaenichen, Ricordi (Italiener); Berts, Döblinger, Musikverlag Hölle, Robitschek, Schuberthaus, Weinberger (Österreicher); Belaieff, Jurgenson (Russen). So wird Deutschland langsam, aber sicher eingekreist, und ob es dem musikalischen Deutschland gelingen wird, wie einst dem politischen, sich den Umwindungen zu ent ziehen, muß die Zeit lehren. Ein vielversprechender Anfang dazu liegt freilich bereits vor: einige sich besonders deutsch Fühlende versuchen die international üblichen italienischen Zeit- und Vor tragsbezeichnungen durch mehr oder weniger glückliche Über setzungen zu verdrängen; statt Programm liest man hin und wieder verschämt Vortragsfolge, Vorträge, statt Texte, Lieder- Wortlaut usw. Mit Vorliebe, das darf nicht verschwiegen werden, Pflegen auch die ausländischen Virtuosen unsere deutschen Klassiker und Romantiker und suchen eine Ehre darin, diese kostbaren Schätze restlos künstlerisch zu erschöpfen. Dem jungen Deutschland aber bringen sie weniger Interesse entgegen, woran Wohl zum Teil die ost melodiearmen Rechenexempel die Schuld tragen. Die deutschen Musikzeitungen, unter ihnen die »Signale für die musikalische Welt«, haben als Empfehlung Adretztafeln ein gerichtet. Aus der angeführten Musikzeitung lasse ich hier, ohne Auslassung, eine solche folgen. Die Namen der Betreffenden sagen ja ganz deutlich, wie viele oder wie wenige davon Reichs deutsche sind: Ellen Anderson, — vr. Serge Burjanskh ains, — Sergei von Bortkuwicz, — Arthur Brandenburg, — Anton Bürger, — Catalina Busing-Bosch, — King Clark, — Maria Däne, — Karoline Doepper-Fischer, — Ilse Veda Duttlinger, — Joss Eibenschlltz, — Sony Eppstein, — Fritz Fiedler, — Fink-Garden, — Carl Flesch, — Emil Graf Frijs, — Anna von Gabain, — Siga Carso, — Elfriede Geisse-Winkel, — Götz-Loew, — Percy Grainger, — Elsa Gregory, — Putman Griswold, — Marie- Lydia Günther, — Wilh. Guttmann, — Elly Hagen, — Amh Hare, — Ferencz Hegedüs, — Emanuel v. Hegy, — W. Wade- Hinshaw, — K. E. Hofszimmer, — Friedl. Hollstein, — Lella Holterhoss, — Astrid Jordan, — H. Kleinholz, — Hugo Kortschak, — Tölsmaque Lambrino, — L. Niessen-Frey, — Anna von Nievelt, — Edw. Nowowiewski, — Hendrik C. van Oort, — Wladimir von Paposs, — Robert Pollak, — S. v. Raatz-Brockmann, — Lson Rains, — Lola Rally, — Rudolph Reutter, — Olga Samaroff, — Anna Stephan, — Theodore Spiering, — E. Telmanyi, — Betty Tennenbaum, — Helen Teschner, — Jda Thonberg-Geel- muyden, — Julius Thornberg, — Max Wertheim, — Carolyn Willard, — Lennart v. Zwygberg. Am ungünstigsten haben bisher die jungen deutschen Lieder komponisten abgeschnitten, trotzdem sie neben ihrem Schaffens drang unentwegt bemüht sind, ihre Geisteskinder zu Gehör zu dringen. Sind sie selbst stimmbegabt, so bevorzugen sie bei jeder Gelegenheit ihre Schöpfungen, ist ihnen das versagt, so inter essieren sie mit allen möglichen Mitteln Sänger und Sängerinnen, stellen sich als Begleiter zur Verfügung und veranstalten Lieder abende, in denen sie, wenn sie nicht ausschließlich Eigenes vor führen, dieses doch möglichst in den Vordergrund stellen. Dabei beschränken sie sich nicht nur aus ihren Wohnort, sondern unter nehmen mit ihren Beschützern, teilweise unter Geldopfern, kleinere und größere Kunstreisen. Trotzdem ist es so eigentlich nur zwei Lieder-Komponisten der Neuzeit gelungen, sich dauernde Erfolge im Repertoire unserer tonangebenden Sänger und Sängerinnen zu erringen. Man braucht gar nicht so tief in deren Programm hereinzublicken und weiß doch, daß von ihnen in der Hauptsache nur die Lieder und Gesänge von Brahms, Schubert, Schumann, Rich. Strauß, Reger, dann noch Mendelssohn, Grieg, Rich. Wagner, Cornelius und Loewe gesungen werden, alles weitere ist Beiwerk. Das ist ja verständlich, denn fremde, ungewohnte und unverstandene Klänge sind es, die der moderne junge Deutsche der großen Mehrzahl der Hörer auftischt, das ungeübtere Ohr nimmt von deren Melodik nichts mit nach Hause. Unbegreiflich aber ist es, daß unsere raschlebige Zeit die herrlichen Gaben auf dem Gebiete des deutschen Liedes eines Rob. Franz, Ad. Jensen, Anton Rubinstein, Ed. Lassen, Wilh. Taubert, Fr. Curschmann und vieler anderer so rasch veralten ließ, daß auch sie lediglich nur noch als Beiwerk behandelt werden. Eine Fülle von wertvollen, minderwertvollen und der Kunst noch kaum zuzuzählenden Neuerscheinungen überfüllt und über fällt zurzeit Deutschlands Musikleben. Bleiben wir aber, wie vorher, bei den beiden ersteren Objekten, denn das dritte nährt sich redlich und auch unredlich, während die zuerst genannten in den meisten Fällen weder den Verlegern noch den ausübenden Künstlern, noch den Konzertveranstaltern so rechte Freude machen. Dabei ist es eine Tatsache, daß die Darbietungen auf den vor nehmeren Gebieten in künstlerischer Beziehung sich gesteigert haben, was Wohl auf die größere Leistungsfähigkeit unserer Musik dirigenten, Musikdirektoren, Kapellmeister usw. zurückzufllhren ist. Mit diesem Vorwärtsfchreiten haben aber die materiellen Verhältnisse nicht Schritt gehalten, die Einnahmen sind selten, oder doch sehr langsam gewachsen, dagegen die Ausgaben sprung weise in die Höhe gegangen. Konzerlvereinigungen, die nach der Höhe streben, arbeiten fast ausnahmslos mit einer Unterbilanz und sind darauf angewiesen, wohlgesinnte Männer, befreundete Gruppen oder andere Hilfsquellen aufzusuchen. Zum Teil ver schuldet das die GdT. durch die rigorose Ausbeutung ihrer Rechte, die ihr das Urheberrecht von 1901 in den Schoß warf. Künstlerisch strebende Konzertgeber haben ja auch früher hin und wieder mit materiellen Sorgen zu kämpfen gehabt, das hat sich aber jetzt verschärft und zur Regel ausgebaut. Die stetig anwachsenden Kosten mußten selbstverständlich zum Teil durch eine bescheidene Erhöhung der Eintrittspreise ausgeglichen werden. Wo das nicht ausführbar war oder nicht ausreichte, mutzten auf künstlerischem Gebiete Einschränkungen gemacht werden, teure Chorkonzerte mit Orchester und Orchester konzerte wurden in der Zahl herabgesetzt; 1907/08 nahmen noch derartige Aufführungen 39°/» in Anspruch, 1910/11 gingen sie auf 32"/!> zurück. Es kommt noch hinzu, daß seit 1903 (Be ginn der Tätigkeit der GdT.) die Klassiker und sonstige Ver storbene, die keine Tantieme mehr beanspruchen, selbstredend auf Kosten der lebenden Komponisten auffallend bevorzugt werden. Aber noch unheilvoller hat die GdT. ihre kleinen 204«
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