Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130122
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191301225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130122
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-01
- Tag1913-01-22
- Monat1913-01
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. ^ 17, 22. Januar 1813. und es ist noch nicht erwiesen, ob hier, wo zwei starke Persön lichkeiten von hohem Intellekt, der Kunstgelehrte und der Künst ler, zusammenwirken sollen, es unbedingt gut ausläust. Denn man darf nicht verkennen, daß auch Toni Stadler als feinsinni ger Sammler und Kenner der alten Kunst schließlich ebenso das Recht beanspruchen könnte, als Kunstgelehrter anerkannt zu wer den, lvie mancher junge Doktor, der, mit einigen Semestern theore tischer Wissenschaft bepackt, der Kunst kaum näher gekommen ist, als sie mit einigen geistreichen Essays zu vergewaltigen oder je nach Bedarf in den Himmel zu heben. Toni Stadler, das braucht man nicht erst zu lesen, sondern jedes seiner so tief empfundenen Bilder beweist es, wird das Erbe Tschudis sicher in bestem Sinne verwalten, auch dann, wenn der persönliche Kontakt mit dem Ver storbenen nicht so innig gewesen wäre. Daß all die literarische Werbearbeit für die Schwarzweiß- kunst, die in den letzten Jahren geleistet wurde, nicht ganz umsonst gewesen ist, beweist die Tatsache, daß wir in Deutschland eine Menge Sammler haben, die aus Liebhaberei und Passion oder auch aus wirklicher ehrlicher Freude an der Sache große Kapita lien in Graphik investiert haben. Die großen Auktionen der letzten Jahre haben Riesenpreise gebracht, und zwar nicht nur für die Werke alter Meister, sondern auch für die der lebenden sind respek table Summen gezahlt worden. Freilich, der Kreis der Liebhaber und Interessenten ist im Verhältnis zu dem, der sich für die Öl malerei interessiert, und sei es auch die schlechteste, noch ein ver schwindend kleiner. Mit Verwunderung sieht man selbst in den gebildeteren Schichten der Bevölkerung noch eine Hilflosigkeit den graphischen Künsten gegenüber und auch eine Indolenz, die manch mal beschämend wirkt. Aber es ist viel geschehen, um diesen Zu- stand zu ändern. Die Kunstgelehrten haben dickleibige Bände ge schrieben, und die modernen Kunsthändler haben, in der richtigen Erkenntnis und Wahrnehmung der Konjunktur, der Graphik ihr stärkstes Interesse zugewendet. Der hervorragende Berliner Kunstgelehrte Paul Kristeller schrieb seine ausgezeichnete Ge schichte des Kupferstiches aus vier Jahrhunderten. <B. Cassirer, Berlin), und wenn irgendwo, dann, darf man wohl sagen, ist hier der ungeheure Stoff auf Grund eines fabelhaften Wissens und Studiums zu einem wirklich praktischen Handbuch verarbeitet worden. Aber wer, und sei es ein noch so begeisterter Kunst freund, unterzieht sich der Mühe, solch ein Werk durchzupauken! So bleiben die das Kunstverständnis fördernden instruktiven Werte solcher Riesenarbeiten immer wieder recht zweifelhaft und nur aus einen kleinen Kreis beschränkt. Wie die fein und scharf sinnig deduzierten Aufsätze vonMaxLehrs, der, wie Wohl nicht allge mein bekannt, ja auch einst dem Kunsthandel diente, nur sür jene Leute geschrieben sind, bei denen eben allerlei Voraussetzungen schon da sind, wie auch Hans W. Singers Buch: Der Kupferstich, niemals so verschlungen werden wird wie etwa Walter Bloems Eisernes Jahr, so wird auch die treffliche, aus Theorie und Praxis geborene Darstellung der graphischen Künste von Her mann Struck kaum jene Wirkung ausüben, die ihm zu wünschen wäre. In der Erkenntnis dieser Tatsachen mag ein Beschluß der Vereinigung der Kunstverleger nicht unwichtig sein, der dahin geht, in Form einer Broschüre eine Propaganda- und Werbe schrift für die graphische Kunst zu schassen. Die an sich so schätzens werten Werke, wie sie vorhin genannt wurden, mögen dem ernsten Forscher, Liebhaber und Sammler willkommene Führer und Kommentare sein, mit deren Hilfe sie den Mysterien der Kunst nachspüren. Für das ganz unvorbereitete Gemüt aber, das die Kunst naiv genießt, sind sie nicht zweckmäßig. Hier mag ein solches Aufklärungsmittel, wenn es in klarer, verständlicher und ganz leicht faßlicher Weise dem Laien die Werte und Schön heiten der Graphik zu erschließen und nahezubringen versucht, un schätzbare Dienste tun. Profitieren werden Künstler und Publi kum, und nicht zuletzt der Kunsthandel. Ist in der letzten Zeit von den verschiedensten Seilen den deutschen Museumsdirektoren und auch dem kunstkausenden Publikum in deutlichster Weise die Bevorzugung der aus ländischen und insonderheit der französischen Kunst vorgeworfen worden, so mag es doppelt erfreulich klingen, wenn einmal von guten Erfolgen der deutschen Kunst im Auslande berichtet wird. Nicht nur von ideellen, denn die hat die deutsche Kunst seit den 80er Jahren ja reichlich erstritten, sondern auch von materiellen. So ist das Wagnis der Gesellschaft für deutsche Kunst im Aus lande, in Buenos Aires eine Kunstausstellung zu veranstalten, vom schönsten Erfolge begleitet gewesen. Für einen Gesamt betrag von 68 000 sind Werke von 37 deutschen Künstlern verkauft worden, und wenn die Summe auch nicht riesig ist, so ist doch ein schöner und freudig zu begrüßender Anfang gemacht. vr. Alt, dessen Buch ich vorhin schon erwähnte, hat in seiner Eigenschaft als Bürgerausschußmitgtied in Mannheim vor nicht langer Zeit einmal zahlenmäßig nachgewiesen, wieviel deutsches Geld in den letzten Jahren sür französische Kunst ausgegeben wurde. Im Verhältnis dazu, wenn man bedenkt, was für Monets und Manets, für van Goghs und andere gezahlt wurde, ist in diesen 60 000 für beinahe vierzig erste deutsche Künstler keine erschütternd große Bewertung ausgedrückt. Und im weiteren Verhältnis zu der halben Million, die neulich für ein Bild von Degas gezahlt wurde, mag sie lächerlich erscheinen. Aber man mutz dem lieben Gott sür alles danken und nur wünschen, daß sich die Erfolge der Gesellschaft und damit die der deutschen Kunst im Auslande in aussteigender Linie bewegen. Als Dämpfer dieser Freude muß man aber mit Betrübnis feststellen, daß die ausländische Kunst, wenn man hier ernsthaft von solcher reden kann, gerade auch im Sortimentskunsthandel noch immer ihre Triumphe seiert. Die vor ein paar Jahren eingesetzte Invasion einiger amerikanischen, englischen und Wohl auch französischen Bilderfabrikanten hat eine Ausdehnung er reicht, die kaum zu erwarten war. Noch immer fliegen einem die Prospekte auf den Tisch, in denen die süßlichen und odiösen Verherrlichungen weiblicher Reize, des Flirts und nicht zuletzt der Kindernaivität en masse angepriesen werden und, wie es scheint, noch immer den gleich lebhaften Absatz finden wie vordem. Daß selbst die Kunstverleger, die das Zeug vertreiben müssen, von einer Seuche sprechen, mag die Dinge am besten illu strieren. Run ist Wohl zu verstehen, daß der Kunsthandel, der heute eben nicht mehr mit dem gleichen Erfolg große schöne Kupferstiche anbietet, wie früher, froh ist, einen Ersatz zu haben, der wenigstens etwas Betrieb bringt und besonders in ruhigen Zeiten gewissermaßen die Rottung der Tageslosung bedeutet. Aber ich glaube, ein klein wenig könnte doch auch hier zu gunsten der deutschen Künstler getan werden. Wenn man die oft be schämenden Meldungen liest, wie es den Künstlern geht, zu welchen haarsträubenden Mitteln sie greifen müssen, um über haupt ihre Existenz zu sristen, dann möchte man Wohl meinen, es sollte den deutschen Kunstverlegern ein Vergnügen sein, hier einzugreifen und das ihrige zu tun. Muß denn unter jedem Bilde ein englischer Name oder ein englischer Titel stehen? Klingt Müller oder Schulze nicht ebenso gut wie Smith oder Taylor? Und sollten nicht auch unter den deutschen Künstlern welche sein, die, durch ein wenig metallische Resonanz ermuntert, so etwas ebensogut machen können, wie es die Boileau und Gibson und Konsorten gemacht haben? Das sei natürlich so on passant nur eine freundliche Anregung. Fällt sie auf frucht baren Boden, dann ist ihr Zweck erfüllt. Lebhaftes Interesse wird die Nachricht erweckt haben, daß ein Herr Mutzbeck in München ein Verfahren erfunden und paten tiert erhalten haben will, mittels dessen den schädlichen Einwir kungen der Luft auf Ölgemälde Einhalt getan werden soll. Die bisher in die Presse gedrungenen Nachrichten hierüber klingen nach Ansicht verschiedener Künstler zunächst noch recht phanta stisch und unausführbar. Immerhin, die Tatsache, daß die ge- wohnliche, von Staub und Ruß durchsetzte Luft einen nicht un wesentlichen Anteil an dem Vernichtungsprozeß des Ölbildes hat, ist erwiesen, und das Problem mag schon manches Hirn be schäftigt haben. Hier nun soll eine Art Metallkassette mit einer Glasscheibe in Anwendung kommen, in die das Bild einge schoben und die, nachdem zwischen Bild und Glas ein unschäd liches Gas eingelassen wurde, luftdicht verschlossen wird. Ob sich die Idee als praktisch wertvoll erweisen wird, muß abgewartet werden, denn zum Ausprobieren gehört in diesem besonderen Falle eine gewisse Zeit. Daß, wie immer um die Weihnachtszeit, hier und da die Schädlinge des Kunsthandels auftreten und ihre unerfreuliche
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder