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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1913
- Strukturtyp
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- Band
- 1913-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1913
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- Deutsch
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» Deutschen Reiche zahlen für jedes Exemplar 30 Mark bez. »»des Dörsenvereins die viergejpaltene 1)etitzeile oder deren ZZ Z3S Mar-V jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferung »» Raum 15 <pf..'/»6.13.50 M..'/26.2s M..'/, 6.50 M.; für Nicht- Zuber Leipzig oder durchKreuzband. an Nichtmitglieder in ZZ Mitglieder 40 Hf-. 32 M.. SO M.. 100 M. — Beilagen werden »Z »diesem Falle gegen 5 Mark Anschlag für jedes Exemplar. Nnicht angenommen.-DsiderseitigerErsüllungsort ist Leipzig 8 Nr. 17. Leipzig, Mittwoch den 22. Januar 1913. 80. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Kunst und Kunsthandel. i. Falsche Kanstnachrichtca. -- TschudiS Erbe. — Graphik und Publikum. — Deutsche Kunst im Auslände. — Ausländische Kunst tu Deutsch land. — Gcmäldeschutz. — Lästige Wethnachtskonkurrenz. Wer nur einigermaßen verfolgt hat, wie in der letzten Zeit gerade aus dem Gebiet der bildenden Kunst sich falsche Meldungen häuften, denen dann die Dementis, und wenn es gut ging, wieder Bestätigungen folgten, wird nach und nach sich zu dem Gefühl durchgerungen haben, daß dieses Verfahren einen betrüblichen Zu stand darstellt. Seitdem die herrliche Sammlung des Rats von Re ines in Budapest in Deutschland gezeigt wurde, seit Hugo von Tschudi seine klugen und begeisterten Worte zu dem Kataloge der Münchner Vorführung schrieb, und seit die Sammlung in Düssel dorf alle Kunstfreunde und -kenner in ehrliches Entzücken versetzt, ist sie der Gegenstand falscher Gerüchte geworden. Den künst lerischen und ästhetischen Wert der Sammlung zu erörtern ist an dieser Stelle nicht möglich, oder es könnte nur ein kümmerliches Beginnen sein. Dazu ist diese einzigartige Kollektion zu reich an Werken, vor deren unantastbaren Qualitäten man sich willig beugt. Hieran aber zu rütteln, ist von Leuten, denen das plötzliche Auftauchen dieser in ihrer Totalität bezwingenden Gemäldesamm lung unbequem war, denen es nicht in ihre kunstpolitischen und geschäftlichen Machinationen und Transaktionen Paßte, immer wieder versucht worden. Aber es steht zu hoffen, daß die aner kannten Autoritäten, die das wirklich Gute und Hervorragende der Sammlung rückhaltlos anerkannten, ohne das Schwache und Minderwertige zu unterschlagen, von den geschäftstüchtigen Geg nern und ihren Helfershelfern nicht niedergestimmt werden. Seit dem, wie gesagt, die Sammlung in Düsseldorf gezeigt wird, geht die Meldung durch die Presse, daß Herr von Reines den Verkauf seiner Bilder stark propagiere und forciere. Dagegen hat aber schon vor Monaten der Direktor der Düsseldorfer Kunsthalle er klärt, daß daran kein wahres Wort ist und Nemes wütend über diese Unterstellung sei. Jetzt wird wiederum gemeldet, daß das Düsseldorfer Museum beabsichtige, die ganze Sammlung an vloc zum Preise von vier Millionen Mark zu erwerben, und sofort ertönen von gewissen Seiten warnende Kassandrarufe, die darin gipfeln, daß Düsseldorf einen großen Reinsall mit dieser Erwer bung erleben würde. Nun, darüber zu streiten, dürfte auch hier nicht der Platz sein. Nur muß es verwundern, daß solche Nach richten immer an exponierten Stellen auftauchen und über Dinge polemisiert wird, die gar nicht sind. Denn Rat Nemes hat doch selbst einem der führenden Kunstkritiker von Berlin erklärt, daß er gar nicht daran denke, sich von der Sammlung zu trennen. Wenn all die alarmierenden Meldungen schließlich auch voas ticke in die Welt gesetzt werden, so sollte man doch ein ganz klein wenig vor sichtiger sein. Besonders an Stellen, die immer meinen, das Gras wachsen zu hören und alle anderen für Nichtswisser halten. So ist es auch durchaus nicht den Tatsachen entsprechend, wenn be hauptet wird, daß über keine Sammlung der Welt soviel ge schrieben worden sei wie über die des Herrn von Nemes. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Und cs ist ebenso zu beweisen, daß über andere Pribatgalerien weit mehr publiziert wurde, wie es auch eine nicht wegzuleugnende Tatsache ist, daß die deutsche Presse der Sammlung Nemes gegenüber eine auffallende und ein mütige Zurückhaltung an den Tag gelegt hat. Was den maß gebenden Herren an den maßgebenden Zeitungen nicht paßt, wird eben einfach unterdrückt und totgeschwiegen, und gerade die letzte Zeit — ich erinnere nur daran, wie geflissentlich das ausge zeichnete Buch vr. Theodor Alts über »Die Herabwertung der deutschen Kunst durch die Parteigänger des Impressionismus« übergangen wurde — ist reich an solchen Fällen, die mit dem so laut und emphatisch gepriesenen Standesgefühl des deutschen Journalismus nicht immer in schönstem Einklang stehen. Es kommt ja hier an dieser Stelle gar nicht darauf an, den Wert der Sammlung Nemes zu dokumentieren, sondern den Wert und Unwert von Meldungen, die in der schon ohnehin erregten Kunst- Politik nur noch verwirrender wirken müssen. Eine andere Falsch meldung, die natürlich auch wieder sofort die interessierten Kreise erregte, betras den Dresdner Künstler Hermann Prell. Prells in paradiesischer Nacktheit erstrahlende Aphrodite sollte von einem Hildesheimer Kunstfreund der Stadt geschenkt worden, von den übereinpfindlichen Bürgern aber dankend abgelehnt worden sein. Auch hier lag die Sache ganz anders, und der Künstler hatte schon Monate vordem, ehe diese Notiz erschien, aus freiem An trieb das Werk zurückgezogen, und zwar aus Gründen, die mit einer Opposition gegen dessen unverhüllte Schönheit gar nichts zu tun hatten. Die dritte Falschmeldung endlich betras die Neapeler Fres ken Hans von Maröes', die der bayrische Staat für 100 000 erworben haben sollte. Jetzt ist das Dementi glücklich da. und die ganze Sache stellt sich, wie nicht anders zu erwarten war, als glatte Erfindung heraus. Mögen die Wirkungen solcher Notizen auch nicht in jedem Falle unheilbringend oder schädigend sein, so ist der vielfach von den Künstlern und künstlerisch interessierten Kreisen empfundene Wunsch, hier etwas genauer und gewissen hafter vorzugehen, doch sehr begreiflich. Und er müßte eigentlich der Würde jeder großen Zeitung entsprechen. Ideelle und mate rielle Schädigungen, Entstellungen der Kunstgeschichte, die wieder ganz falsche Bewertungen mit sich bringen, sind die Folge von diesen meist tendenziös zugespitzten Berichterstattungen. Sie haben sich, das ist nicht zu leugnen, aus dem Gebiete der Kunst allzu breit gemacht, als daß nicht einmal eine Mahnung am Platze wäre. Endlich ist nun auch die lange genug schwebende Frage der Nachfolgerschaft Hugo von Tschudis entschieden. Professor Toni Stadler, der ausgezeichnete Münchner Landschafter, hat sich entschlossen, den kuustgelehrten Leiter der bayerischen Galerien künstlerisch zu beraten. Auch in diesem Falle hat ein heftiges Pro und Contra in der Presse eingesetzt, das zu einem förmlichen Kessel treiben ausartete. Und wenn Stadler all die Anpöbelungen und Herabwürdigungen seiner vornehmen ernsten Kunst, mit der er bequem eine Anzahl seiner Zeitgenossen in die Tasche stecken kann, gelesen hat, dann wird er Wohl einen schönen Begriff bekomnicn haben von der Unerbittlichkeit, mit der auch das wahrhaft Gute bekämpft wird. Aber Haß, Neid und Cliquenwirtschaft haben hier doch die Segel streichen müssen, und während in Berlin sich ein Kunsthändler auf den Präsidentenstuhl einer großen Kunstgenos senschaft schwang, wird in München zum erstenmal ein praktischer Künstler, ein Nichtfachgelehrter, das erste Wort zu sprechen haben. Freilich ist es nur ein Kompromiß, der als Ausweg gefunden wurde, S9
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