Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-01-11
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130111
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191301111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130111
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-01
- Tag1913-01-11
- Monat1913-01
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
„V 8, II. Januar 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 391 sKortsetzung zu Seite 34S.j lung die wichtigsten Hilfsgewerbe des Buchhandels (Gruppe II, VIII. X, XI) mit aufgeführt. Sie haben der Anregung des Verlags ihre besten Fortschritte und Errungenschaften zu verdanken. Wie viele neue Papiersorten, neue Schriften, Bindungsmethodcn ver danken verlcgerischer Anregung ihren Ursprung oder ihre Wieder belebung ! Welche Kämpfe mit Künstlern, Papierlieferanten, Buch druckern und Buchbindern hat der bibliophile Verleger zu be stehen, damit das neugeborene Kind nicht nur da ist, sondern auch stehen und gehen kann. Man kann sich nichts Anschaulicheres denken, als eine Vorführung, die an praktischen Beispielen zeigt, wie oft etwa ein Titel, ein Satzbild zwischen Verleger und Druckerei und Auchkünstler hin und her wandern muß, bis sie die Gestalt angenommen haben, die der Bücherfreund als fer tiges Ergebnis dann bewundert. Jeder Kundige weiß, das; von der allgemeinen Verwahrlosung des Geschmackes die Hilfzgewerbe des Verlags stärker als irgendwelche andere ergriffen waren. Die Künstler aber, deren Anteil an dem Aufschwung natürlich kein Verständiger leugnen oder mindern will, waren nicht immer eine Hilfe. Gerade die tüchtigsten unter ihnen sind zuallererst bereit, anzuerkennen, daß ohne die verständnisvolle Mitwirkung des Verlags wir nie die Höhe erreicht hätten, die wir heute ein nehmen. Es hieße im übrigen die Arbeit des Verlegers wirklich unterschätzen, wollte man sich bei einer derartigen Würdigung auf die sogenannten bibliophilen Neuerscheinungen beschränken. Fast jedes Werk, das der Verleger in Druck gibt, gibt ihm eine Fülle von schwierigen Ausstattungsfragen zur Lösung auf. Und von ihrer zweckmäßigen Lösung hängt in nicht geringem Grade der Erfolg und damit Wirkung und Wert des Werkes ab. Die dreiundreitzigtausend neuen deutschen Bücher, die alljährlich durchschnittlich hundert an jedem Arbeitstage — hergestellt werden, sind nicht das einzige Ruhmesblatt des deutschen Buch handels, so wenig diese Erzeugung andere, größere Sprachgebiete als das deutsche auch nur annähernd zu erreichen imstande sind. Fast noch gewichtiger erscheint die Leistung, die alltäglich voll bracht werden muß, um dieser riesenhaften Ausbeute Absatz zu verschaffen. Namentlich dann, wenn man die Hindernisse kennt und würdigt, die die schwierige Erlernbarkeit der deutschen Sprache dem Absatz in fremden Sprachgebieten bereitet. Dieser Absatz mutz aber trotz aller Hemmnisse und Schwierigkeiten gefunden werden, nicht nur um einen Gewinn zu er möglichen, sondern vor allem auch um den Werken zu der Wirkung zu verhelfen, die sie brauchen. Im Vorübergehen darf hier Wohl darauf hingewiesen werden, daß die neuere Literaturwissenschaft in steigendem Maße neben der Wir kung auch die Rückwirkung eines Werkes in den Kreis ihrer Unter suchungen zieht. Der deutsche Verlag hat wesentlich dazu bei getragen, in unserer den Geisteswissenschaften nicht eben günstigen Zeit sie wieder zu einem Gegenstände öffentlicher Anteilnahme zu machen. Das gilt, nicht in geringerem, sondern beinahe in noch stär kerem Maße wie für den allgemeinen und populären, für den wissenschaftlichen Verlag. Welche ungeheure schöpferische Leistung tut sich hier dem Auge auf, das imstande ist, ein wenig unter die Oberfläche der Dinge zu schauen! Man darf doch ohne Über treibung sagen, daß es kaum Ehren-Doktoren heute gibt, die ehrenvoller verdient wurden, als diejenigen, die deutsche Ver leger erhielten. Wir haben ein Jahrzehnt hinter uns, das in mehr als einem Sinne an die Zeit der großen französischen En zyklopädisten erinnert. Überall ein starkes Bedürfnis nach Samm lung und Sichtung der erworbenen Erkenntnisse. Fast alle großen Sammelwerke, die heute den Stolz und unentbehrliche Hilfs mittel der Wissenschaft bilden, sind in den letzten fünfzehn Jahren entstanden. Und wenn wir die ersten Bände dieser monumen talen Werke aller Disziplinen aufschlagen, so begegnen wir im Vorwort überall der schon fast stereotyp gewordenen beiläufigen Bemerkung: Dieses Werk verdankt seinen Ursprung einer An regung des Verlegers. Daß diese Anregungen sich aber nicht nur auf Kompilationen und Sammelwerke beschränken, davon erhält die literarische Welt nur hin und wieder eine Andeutung, etwa wenn Chamberlain gesteht, daß er die Anregung zu den »Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts« von seinem Verleger empfan gen hat. In einem gewissen Sinne wird über dieser Ausstellung frei lich unsichtbar das Wort Mephistos stehen: Das beste, was du wissen kannst, darfst du den Buben doch nicht sagen! Die Archive des Verlags können sich nicht rückhaltlos öffnen, sie dür fen nicht zeigen, mit welch unerschöpflicher Geduld, mit welchen Kosten so manches berühmte Werk vom Verleger betreut werden mußte, um nicht ungeboren im Mutterleibe zu ersticken oder als Torso oder Mißgeburt zur Welt zu kommen. Der Verleger ist gewöhnt, sich in dieser Welt, wo alles klagt, mit oder ohne Grund, mit seinen Nöten stumm abzufinden. Der Verleger, der seinen Beruf erfaßt und liebt, kennt im Grunde nur eine Befrie digung: Nicht den Ruhm, dessen Auf und Ab er genauer kennt als irgend jemand, und nicht den Gewinn, sondern das Werk zu vollbringen, das ihm zur Lebensaufgabe geworden ist. Rich tig verstanden, kann und muß diese Ausstellung gerade dann, wenn sie ein Abbild der Wirklichkeit und nichts als dieses bieten wird, zugleich zu einer Apotheose unseres Berufes und seiner Ange hörigen werden. lSchluh folgt.! Vom Büchervertrieb der Anarchisten in Deutschland. In früheren Nummern dieser Zeitschrift war Gelegenheit genommen, Auskunft über den Buchhandel verschiedener reli giöser oder politischer Organisationen zu geben. War dies im Hinblick auf die Vorführung erschöpfenden Zahlenmaterials, z. B. bei dem Büchervertriebe durch die sozialdemokratische Partei, schon schwierig, obgleich dabei mit festen, offen zutage treten den Organisationen gerechnet werden konnte, so ist es dies bei unserem jetzigen Thema noch weit mehr, da sich einmal zwischen den anarchistischen Gruppen nur ein loser Zusammenhang findet und weiter von einer Zugehörigkeit zu einem bestimmten Pro gramm nur bedingt die Rede ist. Man muß in der Tat zwischen »lokalistischen Gewerkschaftlern«, »kommunistischen Anarchistenr und »individuellen Anarchisten« unterscheiden, von denen jede Richtung für sich arbeitet, tagt und auch periodische und unperio dische Literatur gesondert besitzt, die auch nur sprachlich eine ge wisse Abgrenzung in Nationen gestattet, sonst aber im verwegen sten Sinne des Wortes international ist. Der Schriftenvertrieb der einzelnen Kategorien ist auch ein viel weniger komplizierter, als bei früher behandelten Organisationen, und das ist das Eigen artige. Der reguläre Buchhandel verhält sich wenigstens einzelnen Werken des Anarchismus gegenüber viel weniger ab lehnend, als den Werken der sozialdemokratischen Partei gegen über. Dies mag besonders für den individuellen Anarchismus festgestellt werden, wenn es für die anderen Schattierungen aller dings in viel geringerem Matze zutrifft. So ist z. B. Stirners »Der Einzige und sein Eigentum« in dem Verlage von Reclam jr. erschienen, und jahrelang hatte ein vornehmer Berliner Ver lag auch andere Werke dieses Autors, sowie die seines Nach fahren Mackay in Debit. Doch dies nur beiläufig; um auf die Betriebsformen des einschlägigen Buchhandels zu kommen, so lassen diese nichts an Einfachheit zu wünschen übrig. Die Ankündigung und der Ver trieb geschieht in der Hauptsache durch die Presse und nur in den engeren örtlichen Gruppen bei Zusammenkünften oder durch Einzelempfehlung von einem Gesinnungsgenossen zum andern. Für den Vertrieb besonders in Deutschland kommen heute der in Berlin erscheinende »Pionier« für die lokalistischen Gewerk schaften, für die individuellen Anarchisten der in Wien erschei nende »Wohlstand für alle«, weiter für andere Gruppen der »Freie Arbeiter« in Berlin, die »Einigkeit« und vielleicht noch die von dem bekannten Dichter Erich Mühsam in München her ausgegebene Zeitschrift »Kain« in Frage. Außerdem versenden Schriftenverzeichnisse auch die Verleger anarchistischer Publi kationen: Bernhard Zacks Verlag, Treptow-Berlin, Kiefholz- stratze 186; Verlag W. Schouteten, Brüssel; Verlag Rainer Trindlec, Zürich, und schließlich noch der Verlag des noch nicht genannten »Sozialist., Organ des von Gustav Landauer, wenn
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder