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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1913
- Strukturtyp
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- 1913-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1913
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28, 4. Februar 1913. Fertige Bücher, «örsknbl»tl I, d, Dtlchn, Buchhandel, 1293 Im Lenien-Verlag zu Leipzigs ist soeben erschienen: Ein Roman Geheftet Mark 3. , in Halbpergament gebunden Mark 4.50 Stanislaw Przpbpszewski tritt mit diesem Suche in seiner alten eigenartigen weise nach einer Reihe von Jahren des Schweigens wieder vor das literarische Publikum, filt und eigenartig! In vollendeter Meisterschaft berauschter Runstdarstellung schildert Przpbpszewski die Seelenqualen einer Ehebrecherin, die mitten in ihrem Erleben eines tollen Liebestaumels, von plötzlich erwachter Sehnsucht nach ihrem Rinde getrieben, den weg zu ihrem treulos verlassenen Gatten sucht. Mit einer erstaunlichen Finesse und Virtuosität gestaltet der Dichter die seelischen Leiden der unglücklichen Frauennatur. Die wirren Zuckungen der ge quälten Seele des nach sinnlicher Liebe verlangenden Weibes, die plötzlich wild ausbrechende Sehnsucht der Mutter nach ihrem Rinde, die fingst vor dem Manne, den sie in Untreue im Stiche ließ, die fingst vor dem „Gericht" — all diese Rümpfe, diese Oual und Pein, diese furchtbaren Zustände, für die es keine heilende Rettung gibt, werden uns mit einem Pathos erzählt, das unser Inneres erbeben macht. Und wir erkennen den Dichter wieder, der uns mit seiner Erzählung in einen Rausch versetzt und uns miterleben läßt und mitleiöen läßt mit der dem Tod geweihten Seele. So bleibt er auch hier seiner alten finschauung treu: Ursprung und Ende des Lebens und Seins sind Oual und Schmerz und Pein. Und in all diesen Seelenkämpfen und Oualzustänöen erkennen wir des allen Przpbpszewski finsicht wieder, daß ein Unbewußtes in uns den Grund alles Seins bildet. Und daß dieses Unbewußte — diese Seele — öarzustellen fiufgabe der Runst ist. In dieser Darstellung der „nackten Seele" aber steht Przpbpszewski unerreicht da. Gerade der Roman „Vas Gericht" schildert in meisterhafter weise die verwickelten Seelenzustände, die eine Frau durch geschlechtliche Triebe, Liebe zum Manne, Muttersehnsucht auszuleiden hat. Der aufmerksame Leser wird auch erkennen, daß Przpbpszewski das Unbewußte in uns aus dem Geschlecht herleitet, — und so des Dichters alte finsicht vom Urtrieb des Lebens wiederfinöen. Ferner erscheint in -er ersten Halste -es Februar: Ein Roman fius dem Französischen übersetzt von M. Schneider Geheftet: M. 3.-, in Halbpergament gebunden: M. 4.50 Elauüe Zarrere — mit seinem bürgerlichen Namen Sargon geheißen —hat mit seinen Süchern in der modernen franzö sischen Literatur berechtigtes fiufsehen erregt. Er hat eine neue Runst geschaffen, die einesteils an Edgar Poes grellschimmernde Reflexionen erinnert, anderenteils vollständig unbetretene Wege geht. Sein neues öuch „Die Schlacht" gehört zu der letzteren firt. In meisterhaft aufsteigender epischer Linie schildert er die Episode aus der Schlacht vom 2tz. Mai ltz05 des russisch-japanischen Rrieges, die bekanntlich der russischen Flotte von Rodjestvenski dos Ende bereitete. Mit feiner künstlerischer Hand baut er in dem Such ein literarisches Werk auf, das vergeblich einen vergleich suchen wird, fius der dem Roman beigegebenen Vorrede sei zur Einführung erwähnt: „Die Schlacht" ist kaum ein Roman im alten Sinne des Wortes. Die Dichtung und Phantasie finden da nicht viel Platz, dagegen sind Geschichte und Politik hier zu Hause, was den rein geschichtlichen und technischen Teil der „Schlacht", die Ereignisse des russisch-japanischen Rrieges, die beiden Daten vom 21. fipril Itz05 und 2tz. Mai desselben Jahres betrifft, so ist, glaube ich, keine Einzelheit der Erzählung unrichtig. Sei den exotischen Einzelheiten, Seschreibungen der Wesen und Dinge, Unterhaltungen hoffe ich ebenfalls mich nicht geirrt zu haben. »altungen hoffe ich ebenfalls mich nicht geirrt zu haben In der „Schlacht" stellt der Teil der romanischen Erzählungen ein, wenn ich so sagen darf, symbolisches Interesse dar und die buchstäbliche Wahrheit ist dadurch natürlich verändert. Zum Seispiel sind die drei wichtigsten japanischen Persönlichkeiten Graf tjorisaka, Gräfin Mitsouko und Herzog Hirata weniger porträtähnliche Photographien, als allgemein gehaltene Skizzen einer japanischen Raste, deren hervorstechendste Züge gewählt und vergrößert sind, um das Sild europäischen fiugen sichtbarerzu machen. Ich bin vollständig überzeugt, daß keine japanische Gräfin ihre höchste Gunst einem englischen Offizier schenkt und daß ebenfalls kein japanischer Marineoffizier sich am fibend des ruhmreichen Tages vom 2tz. Mai 1905 den Leib aufschlitzt, aber ebenso fest bin ich überzeugt, daß, um wirklich Rußland und Europa zu besiegen, alle Männer und Frauen des Reiches bereit wären, tausend und abertausend der höchsten Güter, inbegriffen Mannesehre und Frauentugend, zu opfern und darnach die glorreichen Flecken mit dem Slut ihres geöffneten Leibes zu reinigen." So wird auch diese neue Schöpfung des eigenartigen Dichters, die uns Schneider in einer fließenden und angenehmen deutschen Übersetzung vorlegt, mit dem großen Interesse ausgenommen werden, dos den Werken Farreres seit seinem „Opium" entgegengebracht wird. „Die Schlacht" ist ein außergewöhnliches Such, das für die Literaturgeschichte unserer Tage von wert und Seüeutung sein wird. Seachten Sie das Vorzugsangebot auf beiliegendem Zettel! 168
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