Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050429
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190504290
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050429
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-29
- Monat1905-04
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
98, 29. April 1905. Nichtamtlicher Teil. 4065 Im Aufträge des Vorstandes unsers Vereins und des Schulausschusses soll ich Sie, geehrter Herr Direktor, in Anwesenheit des Leiters unsers städtischen Schulwesens, des Herrn Stadtrat vr. Magier, dem ich für sein heutiges Erscheinen unfern ganz besondern Dank ausspreche, in Ihr neues Amt einweisen, Lehrer und Leiter unsrer Schule zu sein. Sie bringen eine mehrjährige, vielseitige Berufs erfahrung mit, die Ihnen für das nicht ganz leichte Amt sicher gut zu statten kommen wird. Das Fach- und Fort bildungsschulwesen unsrer Stadt hat sich in den letzten Jahren bedeutend erweitert, und auch die Anforderungen an unsrer Schule haben sich sehr erhöht. Es wird durch diese Anforderungen, gesteigert durch die große Schülerzahl, manches zu ordnen geben, manches der Beseitigung bedürfen, manches der Erweiterung oder der Neuregelung. Sie können sich versichert halten, daß der Schulausschuß und ich selbst Ihnen in allen Stücken mit Rat und Tat zur Seite stehen werden. Die Ihnen zugewiesene Tätigkeit erfordert einen ganzen Mann. Ihre bisherige Tätigkeit, auch an dieser Schule, bürgt mir dafür, daß Sie kommen mit einem Herzen voll Liebe für diese Jünglinge, die Ihnen jetzt an vertraut werden, mit einem Herzen voll freundlichen Wohl wollens für die Mitarbeiter an Ihrem schweren und doch so schönen Erziehungswerl und mit einem Herzen voll Hingabe an den aufreibenden und doch so dankbaren Beruf. Gott möge Ihnen die rechte Kraft geben, in Ihrem Amte das Rechte zu treffen. Sie, meine Herren Lehrer, bitte ich, in dem Ihnen als Mitarbeiter schon bekannten Herrn Direktor fortan auch Ihren Vorgesetzten zu sehen, seinen Weisungen willig zu folgen und ihn mit Ihrer Erfahrung in seinem Wirken zu unterstützen, damit durch die gemeinsame, treue Arbeit unsre Lehranstalt immer vollkommener ihrer Aufgabe diene. So übergebe ich denn Ihnen, Herr vr. Frenzel, die Leitung unsrer Buchhändlerlehranstalt mit dem herzlichen Wunsch, daß sie unter Ihrer Leitung, wie unter der Ihrer Vorgänger, sich weiter entwickeln möge zum Wöhle unsres für das gesamte Kulturleben so hochwichtigen Berufs! — Antrittsrede des Direktors der Buchhändler-Lehranstalt Herrn vr. Curk Frrnzrl: »Die Glocken läuten das Ostern ein In allen Enden und Landen, Und fromme Herzen jubeln darein: Der Lenz ist wieder erstanden! »Es atmet der Wald, die Erde treibt Und kleidet behend sich mit Moose, Und aus den schönen Augen reibt Den Schlaf sich erwachend die Rofe. »Das schaffende Licht, es flammt und kreist Und sprengt die fesselnde Hülle; Und über den Wassern schwebt der Geist Unendlicher Liebessülle.» Mit diesem Ostergruß, meine hochverehrten Herren und lieben Schüler, möchte ich Ihnen heute, am Tage der Palmen, als junger Direktor der Leipziger Buchhändler- Lehranstalt gegenllbertreten Wehmütigen Herzens, aber zu gleich in hoffnungsfroh gehobener Stimmung bin ich heute auf gewohnten Wegen nach dem Buchhändlerhause geeilt. Wehmütigen Herzens darum, weil der bewährte Leiter unsrer Buchhändlerschule, der fast ein Vierteljahrhundert an ihrer Spitze gestanden, gebeugt von der Bürde des Alters und geschlagen durch schwere Krankheit, seinen Führerplatz Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. verlassen mußte und ich mich nun berufen sehe, in dieses Amt hoher Verantwortlichkeit und Krafterforderung einzu gehen. Und je mehr ich durchdrungen bin von dem Gefühl für die Ehre, die mir seitens der hochansehnlichen Buch händlerschaft der Stadt Leipzig durch die Erwählung zum Direktor ihrer Lehranstalt zuteil geworden ist, um so mehr senkt sich in meine bangende Seele die Erkenntnis, daß das mir übertragene Amt und Werk starke Schultern, wachsamen und klaren Blick, eine feste und geschickte Hand und vor allem ein von der Liebe zu Gott und den Menschen erfülltes, warmes Herz erfordert. Aber ich bin auch in hoffnungsfroh gehobener Stim mung hierher gekommen, — geschieht ja mein Eingang in einen schon angebauten und mir wohlbekannten Garten, in dem treue Gärtner sprießende und blühende Bäume seit Jahren gepflanzt und gehegt; bin ich den Lehrern der An stalt und dem mir unmittelbar Vorgesetzten Schulausschuß doch seit mehr als Jahresfrist kein Fremdling mehr, und sind mir doch schon von dem letzter» mannigfache Beweise der Fürsorge und der Förderung zuteil geworden! Ich erfülle daher aus tiefbewegtem Herzen eine gern geübte Pflicht, wenn ich meinen ehrerbietigen Dank für die Auszeichnung, die mir durch meine Wahl und die Einführung durch den Herrn Vorsitzenden des Schulausschusses erwiesen worden ist, an dieser Stätte erneuere und auf alle Bezeugungen ehrender Teilnahme und entgegenkommenden Vertrauens mit dem Gelübde antworte, alle meine Gaben und Kräfte in den Dienst der Pflicht zu stellen, die mir befohlen ist. Sie werden von mir erwarten, hochgeehrte Herren, daß ich dem eingebürgerten Gebrauch gemäß Ihnen heute einen Einblick eröffne in die Gedanken und Gesinnungen, mit denen ich an das mir übertragene Amt herantrete, daß ich ein Bekenntnis über die Grundsätze ablege, die ich bei der Verwaltung meines Amtes zu befolgen gedenke. Erwarten Sie aber nicht, daß ich Ihnen alle meine Ansichten und Wünsche bezüglich unsrer Lehranstalt und der Schülerschaft heute vortrage, — das würde schon mit Rücksicht auf die Zeitökonomie unmöglich sein; zudem sind auch eine Reihe der wichtigsten Grundsätze, nach denen ich in Gemeinschaft mit meinen geschätzten Herren Kollegen mein Amt anzusassen habe, längst festgesetzt, daher individueller Willkür entrückt und somit nur noch der Auslegung fähig. Vor allem möchte ich aber von vornherein der Meinung begegnen, als ob ich die Aufgabe des neuen Direktors darin erblickte, als junger Stürmer und Dränger das Alte umzustürzen, wenn ich auch bei aller achtungsvollen Schonung des bisher Bestandenen geneigt bin, das Streben als berechtigt anzuerkennen, das Vorhandene in gesetzmäßiger Weise weiter zu entwickeln, ohne daß man mich der Pietätlosigkeit gegen meinen hochgeehrten Herrn Vorgänger wird zeihen dürfen. Wollen wir uns über die Prinzipien der Unterrichts erteilung an unsrer Buchhänder-Lehranstalt klar werden, so gilt es zunächst, nachdrücklich auf deren speziellen Charakter hinzuweisen und demgemäß unverrückbar im Auge zu behalten, daß diese nicht eine Erziehungsanstalt schlecht hin mit einem allgemeinen obersten Erziehungsziel ist, sondern eine Fachschule im Sinne des Gesetzes vom 3. April 1880. Daher heißt es in den für unsre Anstalt maß gebenden Bestimmungen mit Recht an erster Stelle: sie — die Schule — -will den den Buchhandel Erlernenden Gelegenheit gewähren, während der Lehrzeit die für die Eigenart ihres Berufs erforderliche allgemeine — ich würde lieber sagen: besondere — Bildung sich anzueignen«. Unsre Schule hat also weder wie die Volksschule für eine Summe von Berufsarten, noch wie das Gymnasium für das erst später folgende Fach- und Brotstudium vorzubereiten, sondern lediglich schon der Schule entwachsene junge Leute S38
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder