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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1902
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- Erscheinungsdatum
- 29.11.1902
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- Deutsch
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9920 Nichtamtlicher Teil. 27 7, 29. November 1902. Nichtamtlicher Teil. Die Gesellschaft der Bibliophilen. Das Wort »Bibliophilie, umfaßt in seinem weiten Bedeutungsumkreis alle jene Interessen, die sich an das Buch und das Buchwesen knüpfen. »Bücherliebhaberei- ist damit nicht völlig identisch, weil in der Bezeichnung »Liebhaberei, etwas Kleinliches, Selbstisches, dilettantisch-Unsruchtbares liegt Die echte Bibliophilie aber wird in wissenschaftlicher und künstlerischer Beziehung nutzbar; sie trägt in sich die Keime zu mannigfaltiger fruchtbringender Thätigkeit, mag auch ihre Wurzel zumeist in dem Bereich des Sammelsports ohne be wußten Zweck ruhen. Sobald die Kulturvölker jene Höhe der verfeinerten geistigen Bildung erreicht hatten, die von den Gegenständen des Gebrauchs veredelnden Schmuck fordert, ist allenthalben, in Persien und Indien ebenso wie in Europa, die Handschrift über die bloße Wiedergabe des Textes hinaus ins Bereich künstlerischer Thätigkeit gehoben worden, und bei der Er findung des Buchdrucks war bereits die Forderung der Schönheit in Anordnung des Satzes und die Verzierung durch bildliche Beigaben fast selbstverständlich. Und so hat das Buch seitdem auch durch sein Aeußeres ein Spiegel bild des Zeitgeistes, der sich in seinem Inhalt abprägte, geboten. Aus diesen Umständen erklärt sich der hohe künstlerische und kulturgeschichtliche Reiz, den das Sammeln alter und neuer Bücher ausübt, wohl die wichtigste Seite der Biblio philie. Die Seltenheit der wertvollen Erzeugnisse früherer Epochen tritt als ein zweites Moment hinzu, um die Freude an ihrem Besitz zu steigern, und als drittes, aber nicht dem Wert nach, die Wichtigkeit dieser Denkmäler für die Geschichte der Litteratur, des Buchhandels, der typographischen und Jllustrationstechnikcn. Alles zusammen hat frühzeitig vor nehme Geister zum Sammeln von Büchern geführt, auch ohne daß die Absicht der Belehrung und des Genusses, den der Inhalt gewähren konnte, im Vordergrund stand. Im Jahr 1343 hat Richard de Bury sein »Lbilobiblov», das älteste Werk über diesen Gegenstand, geschrieben, und später ist die Litteratur darüber zu einem stattlichen Umfang an gewachsen. Als im neunzehnten Jahrhundert das kooperative Prinzip zur Herrschaft gelangte, vereinigten sich in England, Frank reich, Amerika die Bibliophilen in Gesellschaften zur gemein samen Förderung ihrer Interessen, zum Austausch von Mitteilungen und zur Veranstaltung von Publikationen, welche die Ansprüche der verwöhnten litterarischen Kenner befriedigen sollten. Sie erfüllten durch zum großen Teil hervorragende, oft eigenartige und wertvolle Leistungen ihre Aufgabe, und man hätte erwarten sollen, daß ihr Bei spiel auch in Deutschland schnelle Nachfolge finden würde; denn wo war die Bücherproduktion so hoch gestiegen, die Ehrfurcht vor dem Buch so groß wie bei uns? Aber das geschah nicht. Die Zeit, in der die ausländischen Biblio- philenvercinc emporblllhtcn, bedeutete für das deutsche Sprach gebiet eine Epoche des Niedergangs der Buchausstattung. Die sechziger und siebziger Jahre des neunzehnten Jahr hunderts ließen jene Prachtwerkc, jene »Tapeziererlitteratur. erstehen, die nur bestimmt war, den Salontisch zu schmücken, und den Tiefpunkt künstlerischen Geschmacks bezeichnet-. Und dazu kam die Aermlichkeit des Holzpapicrs, der völlige Mangel an feinem Empfinden für typographische Korrektheit, für vor nehme Einfachheit und das notwendige Verhältnis von Form und Inhalt. Erst die letzten Jahre haben das lange schlummernde Verständnis für das Wesen der Buchausstattung und damit die Freude am Buche wieder erweckt, und nun erst war der Zeitpunkt gekommen, der Bibliophilie auch in Deutschland einen Mittelpunkt zu schaffen Nicht ohne Bangen wurde der Aufruf zur Begründung einer deutschen »Gesellschaft der Bibliophilen» gegen das Ende des Jahres 1898 hinaus gesandt, unterzeichnet von einer Anzahl angesehener Schrift steller, Sammler, Buchhändler und Gelehrter; doch der Er folg war so gut, daß die Gesellschaft am l. Januar 1889 bereits mit einer stattlichen Anzahl von Mitgliedern ins Leben treten konnte. Heute zählt sie deren weit über 600. Sie bezweckt den Zusammenschluß aller Bücherfreunde zur gegenseitigen Förderung ihrer Interessen. Dieser Ab sicht diente zuvor nur die seit 1897 erscheinende »Zeitschrift für Bücherfreunde., die inzwischen das Organ der Gesellschaft geworden ist. Der Herausgeber, Fedor von Zobeltitz, ist zu gleich der erste Vorsitzende der Bibliophilen. In ihrem Bei blatt stellt die Zeitschrift den Mitgliedern den Raum für alle in ihr Gebiet cinschlagenden Anfragen zur Verfügung, und unter der eifrigen Beihilfe der übrigen Sachkenner erfolgt kostenlos an derselben Stelle die Antwort durch Arthur L. Jellinek, den Bibliographen der Gesellschaft. Ein Jahr buch, das unentgeltlich versandt wird, giebt Auskunft Uber die Sammelrichtung und die bibliothekarischen Wünsche der Mitglieder und erweist sich als nützliches Hilfsmittel für Austausch und geschäftliche Angebote. Das Hauptgewicht liegt aber auf den Publikationen, für welche die zur Verfügung stehenden Mittel ausschließlich ver wendet werden. Hier sollen alle die verschiedenartigen, oben berührten Interessen der Bibliophilen nach und nach ver treten werden; Handbücher, Bibliographien, Monographien, Neudrucke rc. sollen miteinander wechseln, stets aber die An sprüche innerer und äußerer Gediegenheit erfüllt werden. Zugleich werden alle diese Vereinsschristen ausschließlich für die Mitglieder hergestellt und sind im Buchhandel nicht zu haben; jedem Exemplar ist der Name des Besitzers ein gedruckt. Im ersten Jahre (1899) erschien ein Faksimile von Goethes Handschrift der »Mitschuldigen., jenes etwas frivolen Jugendlustspiels, das uns eine der frühesten Stufen der poetischen Entwicklung des Dichters darstellt. Die Druckerei von I. I. Weber in Leipzig hatte der jungen Gesellschaft durch ihr hochherziges Entgegenkommen diese erste, für ihre damaligen Kräfte höchst bedeutsame Leistung ermöglicht und eine täuschende Wiedergabe des Originals, das Goethe einst für Friederike von Sesenheim schrieb, geliefert. Die Publi kation wurde von der gesamten Presse aufs freudigste be grüßt und war ohne Zweifel ein wertvoller Besitz für die Mitglieder. Durch verschiedne ungünstige Umstände gestaltete sich die zweite Gabe, der »Jacob Casanova., von Victor Ott- mann, zu einem Fehlschlag. Der in litterarhistorischer, kulturgeschichtlicher und bibliographischer Beziehung interessante Gegenstand war von dem Verfasser nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt worden, auch das Aeußere des Buchs konnte den strengen Anforderungen, die von Bibliophilen ge stellt werden dürfen, nicht völlig genügen. Dagegen war die dritte Publikation wohl geeignet, das Ansehen der Gesellschaft zu stärken und ihr Mitglieder aus Kreisen zuzuführen, die ihr früher fern standen. Der Vorstand erwarb das Manuskript des »Deutschen Anonymen- l Lexikons, von den Verfassern vr. M. Holzmann und 1U. H.
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