Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050922
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190509224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050922
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-22
- Monat1905-09
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8344 Nichtamtlicher Teil. 221, 22. September 1905. In Frankreich hat die Regierung schon oft einen ver dienten oder wenigstens ihr gefälligen Schriftsteller auf einem Bibliothekarposten oder irgend einer andern Stelle unter gebracht. Andern hat sie einen Auftrag erteilt, um wenigstens einen Vorwand zu einer Pension zu haben. So erhielt der Dichter Brizeux den Auftrag, ein »Vistiovnairs topolvxigno st distoriqns äss vorn» st lisux äs la Lrstazns« zu bearbeiten. Er bezog dafür jahrelang ein Gehalt von 240V und zuletzt von 3000 Frcs. Maillard meint, cs wäre doch besser gewesen, ihm die Pension auszubczahlen, ohne jene Arbeit von ihm zu verlangen; vielleicht hätte er in der Zeit noch irgend ein schönes Gedicht fertig gebracht, denn es gäbe noch genug andre Leute, um Wörterbücher zu fabrizieren. Die beiden Gonconrt waren von Hause aus wohl habend, so daß sie nicht auf eine staatliche Pension oder Preise der Akademie angewiesen waren. So konnten sie in aller Gemütsruhe in ihr Tagebuch schreiben: -Verkauft an Dentu für 300 Frcs. Honorar unsere Por trait» intime» än 18. »idls-, für deren Bearbeitung wir Auto graphen für 2 bis 3000 Frcs. gelaust haben.- Es kommt nicht selten vor, daß irgend ein älteres Werk mit einem neuen Titel wieder in die Welt gesetzt wird. Molö-Gentilhomme und Saint-Germain- Leduc hatten 1843 in der »iiarstt« äs kstanes« einen Ro man »I-s Obsrnin äu Plöns» veröffentlicht, den sie sieben Jahre später auch im »Volsur« abdrucken ließen; später er schien derselbe Roman nochmals in der »Llarstts äs Graues« unter dem Titel: »Oatstsrins II ou la Russis au 18. sidols«. Aus welchem Grunde dies geschah, ist allerdings nicht recht klar. Monselet ließ eine neue Auflage seines Werkes »I-ss oubliss st los äsäaiZllös- unter dem Titel »I-ss Originaux äu 18. sidvls« erscheinen und seinen Roman -6bs- rnisss rouAss« mit dem veränderten Titel: »Aovsisnr I« Duo SLIUUSS«. Gegen eine Tilelocränderung läßt sich an und für sich gewiß nichts einwenden; aber man soll das Werk dann nicht als neu ausgeben. In andern Fällen kommt es vor, daß die Tendenz eines Buchs in der neuen Auflage ganz oder teilweise ver ändert wird, um einen größer» Absatz zu erzielen. So hatte Nicolas Bouillet, Professor der Philosophie, ein »Victiovnairv univorssl ä'stistoirs st äs gsoxrspbis« heraus gegeben, das zu seinem Leidwesen in den von Geistliche» geleiteten höher» Lehranstalten keinen Eingang fand. In der 2. Auflage waren alle diejenigen Artikel, die auf kleri kaler Seite Anstoß erregt hatten, gründlich abgeändert, und Bouillet wird daraufhin wohl mit dem Absatz zufrieden ge wesen sein. Noch schlimmer machte es Hippolyte Lucas, der gleichzeitig zwei Rezensionen von Alexandre Dumas' »bstls natural» schrieb. In der -lisvus äss Lsaux-Lrts« be- zeichnete er seiner Überzeugung gemäß das Stück als un moralisch, während er es in der Zeitschrift »I/Lllkr'asto« verteidigte. Diese Zeitschrift erschien nämlich bei Michel Lsvy, dem Verleger Dumas', und dort durfte Lucas natür lich nichts gegen das Stück schreiben. Er wäre es aber seiner Schriftstellerehre schuldig gewesen, in diesem Fall es einem andern Mitarbeiter zu überlassen, eine Rezension für -I-'Lutr'aots» zu schreiben. Zu Victor Hugo kam eines Tages ein Verleger, der ihm vorschlug, in einem prachtvollen Bande eine Auswahl der schönsten Seiten aus seinen Werken zu veröffentlichen. Da kam er bei dem Dichtergott aber schlecht an: »Eine Aus wahl? Das heißt ja, das eine vorziehen und das andere als minder gut bezeichnen! Mein Werk ist eins, es gibt nichts Besseres und nichts Schlechteres darin; alle Teile sind gleich und bilden ein Ganzes.« Und indem er den Ver leger zur Tür geleitete: -Nein, das ist materiell unmöglich. Ich verstehe nicht, wie Sie auf einen solchen Gedanken kommen konnten.« Der abgewiesene Verleger erkühnte sich noch zu bemerken: »Aber eine solche Auswahl ist doch schon von vielen berühmten Schriftstellern veranstaltet worden . . .» Victor Hugo hatte schon die Tür geöffnet, und ehe der Ver leger ausgeredet hatte, war sie hinter ihm geschlossen . . . . Nach Victor Hugos Tode ist natürlich doch ein Aus wahl-Band erschienen, und die Erben des Dichters haben das Honorar selbstverständlich nicht zurückgewiesen. Firmin Maillard erzählt noch viele andre Geschichten; aber sie gehören nicht hierher, da sie mit dem Buchhandel nichts zu tun haben und nur das Privatleben der Schrift steller betreffen. Neben vielen heitern Anekdoten finden sich auch Scherze von zweifelhafter Güte. Es ist geradezu er staunlich, wieviel Schriftsteller, Künstler und Verleger der Verfasser gekannt hat, denn das alphabetische Namenregister, das er löblicherweise seinem Buche beigegeben hat, füllt nicht weniger als zwanzig doppelspaltige Druckseiten. Kleine Mitteilungen. * Postschließsächer. — Die Handelskammer in Thorn ver wendet sich in einem Antrag an die Verkehrskommission des Hierzu fei bemerkt, daß die württembergische Postoerwaltung, die überhaupt das Lob verdient, der Reichspost mit vielen Neue rungen vorangegangen zu sein, schon vor länger als 25 Jahren die Postschließsächer eingerichtet hat, deren Benutzung, soviel wir uns zu erinnern glauben, damals gebührenfrei war. Von der neuen Einrichtung wurde sofort dankbar Gebrauch gemacht. Wie 'Kaiserliches Patentamt in Berlin. — Vom 22. d. M. ab befinden sich die Kasse, die Annahmestelle und die Auslege- hallen des Kaiserlichen Patentamts im neuen Dienstgebäude, Berlin 8V. 61, Gitschinerstraße 97/103. An Stell- der beiden im alten Dienstgebäude vorhandenen, voneinander getrennten Auslegchallen I (LuSlegc- und Lesehalle für Patentanmeldungen Patentschriften, Bücher und Zeitschriften) und II (Lesehalle für Gebrauchsmuster) ist im neuen Dicnstgebäude eine große Auslcge- und Lesehalle eingerichtet, in der sich auch die Patent- und die Gebrauchsmusterrolle befinden. Vom genannten Tage ab wird wie bisher die Kasse von 9 bis 1 Uhr und die Annahmestelle von 9 bis 4 Uhr, die Auslege- und Lesehalle dagegen, abweichend von der bisherigen Zeit, von 9 bis 3 Uhr geöffnet sein. Die Zensur in Rußland. — Wie die -St. Petersburger Zeitung- erfährt, soll gleichzeitig mit der Befreiung der russischen Presse von unnützen Einschränkungen eine Reform des Zensur ressorts aus nachstehender Grundlage in Aussicht genommen sein: Die Presse wird der Aussicht des Ministeriums des Innern ent zogen und einem besondern Reffort für Preßangelegenheiten unter stellt werden, an dessen Spitze ein leitender Beamter mit den Rechten eines Chess der Hauptverwaltung eine« abgetcilten Ressorts stehen wird. Die Mitglieder des Refforts für Preßangelegenheiten werden aus den Vertretern der ver schiedenen Ressorts und der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften bestehen. In Preßangelegenheiten wird das ganze Reich in besondere Bezirke geteilt werden, mit einem Konseil an der Spitze, dem die Verpflichtung obliegen wird, Prcßvergehen gerichtlich zu verfolgen, und der das Recht haben soll, einzelne
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder