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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1905
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- Erscheinungsdatum
- 22.09.1905
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- Deutsch
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8342 Nichtamtlicher Teil. ^ 221. 22. September 1905. diese Literatur damals in Frankreich noch ziemlich dürftig war. da er für sein eigenes Kind kaum etwas Passendes finden konnte. Er gründete die »Libiiotliegus illustrss ä'säu- oation st so rsersstion«. die sich als ein überaus erfolgreiches Unternehmen erwies. »Das ist», meint Maillard boshaft, »wieder ein Beweis dafür, daß es, um reich zu werden, nicht unbedingt notwendig ist. weder Glauben, noch Talent, noch Ehre, noch Vorurteile zu haben.« Der Verleger Auguste Poulet-Malassis spielte unter dem zweiten Kaiserreich eine ziemlich bedeutende Rolle, in dem er versuchte, das Eindringen der billigen, einfach oder schlecht ausgestatteten Bücher wenigstens in etwas aufzu- halten.*) Die Liebe zu den Büchern lag in der Familie; denn er war der Nachkomme einer Familie von Buchhändlern und Verlegern in Alenqon, von denen der erste schon 1589 nachzuweisen ist. Als Verlegermarke benutzte er zeitweilig eine Vignette, die eine Illustration seines Namens (wörtlich: schlecht sitzendes Hühnchen) bildete: ein schlecht an den Spieß gestecktes, gerupftes Huhn. Er war ein origineller Mensch mit angenehmen Umgangsformen; aber als Geschäftsmann hatte er nicht immer Glück. Und doch vereinigte er in der ersten Zeit klangvolle Namen in seinem Verlag: Theophile Gautier. Charles Baudelaire, Champfleury, Theodore de Bauville, Charles Monselet u. a. ni. Seine finanzielle Lage nahm eine bedenkliche Wendung, und infolge verschiedener unüberlegter Handlungen sah er sich genöligt. nach Belgien zu flüchten. Auch dort war er noch im Buchhandel tätig. Als er später nach Frankreich zurückkehrte, suchte er als Schriftsteller sein Brot zu verdienen. So ver öffentlichte er u. a.: »Uolisrs juxs par sss eontsm- poraivs«. »Oorrsspoväaves äs käaäams äs Lompaäonr«, eine vierbändige Ausgabe von Marivaux (bei Lemerre), ein Buch über Lx-libris u. a. m. Poulet-Malassis hatte für einen Verleger zu wenig Geschäftssinn. Zudem beging er die Unvorsichtigkeit, einen engen Verkehr mit Schriftstellern und allerlei phantastischen Leuten zu unterhalten, die ihm zumeist schlechte Ratschläge gaben. Noch amüsanter ist die Charakterzeichnung, die Maillard von einem sonderbaren Verleger. Pick de l'Jsdre (vermut lich weil er aus dem Jftre-Departement stammte) entwirft. Pick war der Sohn eines kinderreichen, aber armen Soldaten aus der Zeit des ersten Kaiserreichs. Er hatte schon alles mögliche getrieben, hatte die Goldschmiedekunst erlernt, war Oberkellner in einem Hotel, Deklamations- und Musiklehrer gewesen und andres mehr; aber alle diese Berufe hatten ihn nicht befriedigt; schließlich wurde er Buchhändler und Ver leger. Mit einer einfachen Broschüre »UioZrapliio äs I-ouis- Uapolsov» eröffnet? er einen Verlag, dessen Direktor er sich nannte Seine Firma änderte er mehrmals um. da er fortwährend bemüht war. einen möglichst klangvollen Namen zu finden. So wurde er zum Direktor der »öraväs librairis üistorigu« äss Lrts st äs I'Iuäustris« oder der »krssäs lübrairis Uationals«; zuweilen nannte er sich auch: Verleger der rklouvsaux Llmavaobs». aber noch häufiger: Direktor und Gründer der »6ranäs lübrairis Uapolsouisuns äu Uont- äs-Uoäi 5». Er war ein eifriger Bonapartist. liebte es. militärische Schneidigkeit hervorzukehren, nannte den Dichter Fernand Desnoyers seinen Generalstabschef, seine Gehilfen Leutnants usw. Er betrachtete kein Buch als unverkäuflich, und er sandte nach allen Richtungen Reisende in die Provinz, um seine Bücher an den Mann zu bringen. Er selbst legte eifrig Hand ans Werk. Seine Methode war folgende; Er kaufte z. B. den ganzen Auflagerest irgend eines Buches, das *) Seine Verlagswerke werden noch jetzt von Liebhabern ge schätzt und werden auch von deutschen Antiquaren in den Such listen geführt. keinen rechten Absatz gefunden hatte, z. B. einen »Ooäs mis ö 1a portss äs taut ls monäs, avso ls mo^sn äs 86 passsr äss avouss, avocats sie « Er ging dann aufs Land, besuchte im Dorf den Bürgermeister, schenkte ihm ein Exemplar des »vorzüglichen« Buches und wußte ihn zu überreden, ihm den Gemeindedieuer mitzugeben. Sonntags, wenn die Bauern aus der Kirche kamen, wurden sie durch Trommelschlag vom öffentlichen Ausrufer zusammengerufen. Dann stieg Pick auf einen Stuhl, verkündete, daß der Bürgermeister ihn ermäch tigt habe usw., sprach von seiner I-ibrairls Ilapolsonisnno äu Loot-äs-I-oäi und endlich von dem berühmten »Ooäs«. mit dessen Hilfe jeder allein seine Geschäfte treiben, sich ver teidigen. seine Prozesse führen könne, usw. Für ein solches Buch fand er immer Käufer, und wer darauf nicht anbiß. griff nach äem »Irssor äs la maison« oder nach »Histoirs äs I» gusrrs äu blsxigus« oder andern volkstümlichen Büchern, die Pick ebenfalls mitgebracht hatte. Aber das Glück war ihm doch nicht immer hold. Hatte er in den westlichen Pro vinzen guten Absatz gefunden, so ging es schlecht im Süden, oder sein Reisender im Osten brannte ihm durch. Dann versuchte er es mit der Herausgabe von Kalendern; so dem »Limouaeli karisisv« von Fernand Desnoysrs, dem »ä-IlliL- oavb äss Oourmonäs» von Monselet. der Fortsetzung des »Ll- wonoeb äs äsan kaisill« von Gustave Mathieu, der Fortsetzung des »rllmouoeb äs llson Ouötrb« von Pierre Dnpont, lauter Kalender, die nicht eingeschlagen waren und die auch er nicht in die Höhe brachte. Hatte er mit einem Unternehmen etwas Erfolg, so fiel er mit mehreren andern Verlagsartikeln wieder durch. Maillard sah ihn zuletzt 1882 in Havre; er hatte nichts mehr von seiner militärischen Haltung, war alt. müde und ver braucht; die Autoren seines Verlags waren fast alle tot. er selbst verkaufte jetzt in der Provinz irgend ein nützliches Verwaltungsbuch. Dupray de la Mahsrie war Drucker, Buchhändler und Verleger in Paris. Er lebte auf großem Fuße und verübte zuletzt mit einem gewissen Berthomb, Kassierer der 8ooibtb äu 8ous-eomxtoir äss obsmius äs ksr großartige Schwindeleien, bis der Zusammenbruch erfolgte. Von seinen Verlagsunternehmungen seien nur die »blsmoirss äs Sanson» (Memoiren Sansons, des ehemaligen Scharsrichters) erwähnt. Sanson hatte sich gegen Zahlung von 30 000 Frcs ver pflichtet, die nötigen Mitteilungen zu liefern, die ein gewisser d'Olbreuse verarbeiten sollte. Aber der ehemalige Henker ging lieber seinen Vergnügungen nach, und d'Olbreuse stellte seine Tätigkeit ein, nachdem er kaum einen Teil des ersten Bandes geschrieben hatte. Nun gewann der Verleger einen Romanschriftsteller, der die Memoiren ohne Hilfe Sansons schrieb, sich aber auch entsprechend bezahlen ließ. Endlich Erschien der 1. Band der Aufsehen erregenden Memoiren. Er fand reißenden Absatz. Die folgenden Bände gingen weniger gut; aber die illustrierte Ausgabe wurde von dem gemüt vollen Publikum eifrig gekauft (angeblich in 80 000 Exem plaren). und Duprap machte ein glänzendes Geschäft. Er bezahlte an Honorar: 30 000 Frcs. an Sanson. 12 500 Frcs. an den Romanschriftsteller und 5000 Frcs. an d'Olbreuse. Er war mit dem Geschäft so zufrieden, daß er noch ein »I-ivr« rougs äs l'Lsbakgnä« veröffentlichte. Über Honorare teilt Maillard u. a. noch folgendes mit. Madame de Stasl verkaufte 1802 ihren Roman »vslxtüns« sür 3000 Frcs an den Verleger Maradan. Delille bekam von dem Verleger Michaud für die erste Ausgabe seiner Dichtung »l-a Oouvsrsatioa». die 2. Auslage seiner Übersetzung der Äneide und seine Dichtung »I/Imazinatioa« 12 000 Frcs. Maillard meint nicht mit Unrecht, heutzutage würde kein Verleger ihm ein solches Honorar dafür bezahlen. Der Verleger Eymeri bezahlte dem Ritter Vigse 1000 Frcs. für seinen »Llwnnacli äss Llusss« für 1819. Gustave Drouineau erhielt 1826
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