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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1905
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- Erscheinungsdatum
- 22.09.1905
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- Deutsch
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8340 Nichtamtlicher Teil. 221, 22. September 1905. einzig dastehe, während es keineswegs selten sei, daß ein Schriftsteller in den Tod gehe, weil er keinen Verleger finde. Er meint, es seien schon Hunderte von Schriftstellern elend im Spital gestorben, deren Werke die Verleger bereichert hätten, während nur wenige Verleger im Elend gestorben seien: Ladvocat, F. Ssrö, Werdet und zwei oder drei andre Hier muß aber berichtigend bemerkt werden, daß es sicher viel mehr Verleger gibt, die auf keinen grünen Zweig ge kommen sind, und daß die Werke der im Spital gestorbenen Schriftsteller keineswegs immer die Verleger bereichert haben. Es gibt solche Fälle; aber sie zählen doch nicht nach Hun derten. Der Verfasser bemerkt selbst, die Schriftsteller seien in Frankreich wie in andern Ländern nur zu sehr geneigt, ihre Verleger als Betrüger anzusehen. Byron, so erzählt er, schickte eines Tages einem Verleger eine Bibel mit der Bemerkung: »Suchet in der Schrift, und ihr werdet mein Zeugnis finden.» An der mit einem Zeichen versehenen Stelle stand: »und Barrabas war ein Dieb»; doch hatte Byron das Wort Dieb durchstrichen und durch das Wort Verleger ersetzt. Heine soll auf dem Sterbebett gesagt haben: »Mein Verleger wird froh sein, wenn ich endlich fort bin und nicht mehr wiederkehre. Für den Kerl wird mein Tod ein feines Geschäft sein.» Diese Äußerung soll sich aber nicht auf seinen deutschen, sondern auf seinen französischen Verleger Michel Levy bezogen haben. Letzterem ist oft sein Ver halten gegen Murger, den Verfasser der »Scsass äs Io vis äs Loböms», zum Vorwurf gemacht worden. Ec soll ihm für 500 Frcs. pro Band das vollständige Eigentumsrecht an allen Werken abgekauft haben, die Murger während fünf Jahren schreiben würde. Fslicien Mallefille erzählte aber, Michel Lsvy habe ihm selbst alle fünf Jahre 500 Frcs. süc jeden Band seiner Werke bezahlt. Wenn dies auch bei Murger der Fall war, so würde dies schon ein wesentlich höheres Honorar sein. Maillard erkennt übrigens willig die Gründe an, die manchen Verleger veranlassen, das Risiko, das er übernimmt, tunlichst zu mindern, und er gesteht, daß er an Stelle von Michel Lövy das Murgersche Werk auch nicht ohne eine ge wisse Sorge in Verlag genommen hätte. Michel Levy war auch der Verleger Flauberts. Nach dem großen Erfolg von »Aaäams Lovarzr» fand »I-'säusstiou Lsntimontsls« nur langsam Absatz; das war auch begreiflich, da Flanbert selbst gestand, daß er darin seinen Zeitgenossen seine ganze Verachtung ansgedrückt hätte. Nun befand sich aber Flanbert in Geldverlegenheit. Da er zu stolz war, dies seinem Verleger zu sagen, gab George Sand dem Verleger den nötigen Wink. Michel Levy ging darauf zu Flanbert und fragte ihn, ob er einen Vorschuß von 4000 oder 5000 Frcs. auf sein nächstes Werk haben wolle, einerlei, ob er dieses in fünf oder in zehn Jahren liefern würde. Flaubert lehnte das Anerbieten ab und beklagte sich in einem Briese an George Sand über das Verfahren Lövys; dieser habe ihm 3000 oder 4000 Frcs. ohne Zinsen leihen wollen unter der Bedingung, daß er seinen nächsten Roman wie die früheren zu 8000 Frcs. pro Band erhielte. Maillard gibt Flaubert in diesem Fall entschieden unrecht, denn Lövy halte für die »käucstiov ssutimsutale», die in der ersten Ausgabe zwei Bände bildete, 16 000 Frcs. bezahlt, obschon er sicher war, in zehn Jahren nicht auf die Kosten zu kommen; er schrieb sogar an George Sand, für ein solches Werk hätte er ihr oder Renan oder Guizot höchstens 8000 Frcs. bezahlt. Wir wissen übrigens auch von andrer Seite, daß Flaubert nicht bloß überaus empfindlich, sondern auch schwer zu be friedigen war. Michel Lsvy hatte mancherlei Prozesse mit Alexandre Dumas, de Mirecourt, Frau Heine u. a. m. Amüsant war eine Differenz mit Feydeau wegen seines »Roman ä'nn« ssnon Marios». Während des Drucks war der Verfasser auf Reisen, und sein Freund NM Parfait, der aber auch der Freund des Verlegers war, las die Korrekturen. Da zwei Personen des Romans, die in ungünstigem Lichte geschildert werden, als Juden bezeichnet waren, so unterdrückte Parfait diese Bezeichnung. Darob erhob Feydeau einen großen Lärm, und Michel Levy, der während der Korrekturen ebenfalls verreist gewesen war und von den Änderungen nichts wußte, ließ mit Hilfe von Kartons den ursprünglichen Text wieder herstellen. Noöl Parfait war darüber so ärgerlich, daß er nun auch die grammatischen Fehler Feydeaus wiederherstellen lassen wollte. Aber der Verleger duldete das nicht, weil die Sache zu teuer geworden wäre .... Michel Levy mußte sich übrigens zuweilen auch von jüdischen Schriftstellern Anfeindungen gefallen lassen, so von Alexander Weill, der auf zwei seiner Werke die Bezeich nung setzen ließ: »kn vsnts ebsr tous Iss librairss, Nrsbol I-sv^ sxssxts.« Der verstorbene Verleger Gervais Charpentier besaß ein sehr lebhaftes Temperament, und so sehr er auch für seine Autoren begeistert war, so heftig konnte er auftreten, wenn einer sich etwas zu schulden kommen ließ. Er hatte den Schriftsteller Sainte-Marie Msvil, der ihm empfohlen worden war, mit der Herausgabe einer neuen Ausgabe des »äourval äs I'avosat Dsrbisr» in 6 Bänden betraut, wofür er 400 Frcs. pro Band erhalten sollte. Am 1. Januar 1856 sollte der Druck vollendet sein; bis dahin hatte Msvil aber erst 2 Bände abgeliefert, und Charpentier war darüber so erbost, daß er in einer Notiz dem Publikum davon Mit teilung machte und zugleich bekannt gab, daß die von Msvil gelieferte Vorrede so dürftig gewesen sei, daß sie durch eine andre habe ersetzt werden müssen. Ein andermal beklagte sich ein Schriftsteller über die durch Charpentier verursachte Verzögerung. Es war dies Illbach, der in dem Vorwort zu seinem Roman »kravyoiss» dem Verleger die verspätete Veröffentlichung vorwarf. Char pentier ließ die Vorrede stehen, fügte aber seinerseits eine Notiz hinzu, wegen deren Illbach ihn alsbald verklagte. Das Gericht ordnete die Entfernung dieser Notiz an, ermächtigte Illbach, auf Kosten Charpentiers alle bereits abgesetzten Exemplare zurückzukausen, und verurteilte außerdem den Ver leger zu 500 Frcs. Schadenersatz und zur Tragung der Kosten. Charpentier war im übrigen ein herzensguter Mensch, und selbst wenn er sich einmal hatte Hinreißen lassen, war er doch wieder die Liebenswürdigkeit selbst. So schrieb er z. B. einen köstlichen Brief an Ulbach: »Sie sind ein Räuber, wie ich es Ihnen gestern aus meinem Wagen und ans der Tiefe meiner Brust zugcrufen habe, aber Sie haben aus dem s. Teil Ihres Buches ein wirkliches Meisterwerk gemacht. Ich habe vor Rührung und Bewunderung darüber geweint, und doch habe ich nach Fehlern darin gesucht, so wütend war ich auf Sie. Ich habe aber keinen Fehler ge sunden. Alles ist vollkommen, und das ärgert mich wieder. — Leben Sie wohl, Monstrum! Charpentier.» Von Hachctte erzählt About einen Zug bemerkens werter Noblesse. About war noch jung und völlig unbe kannt, als er infolge seiner inständigen Bitten von dem Ver leger den Auftrag erhielt, ein Buch zu schreiben, für das er ein einmaliges Honorar von 800 Frcs. erhalten sollte. Als das Buch gesetzt war, erhielt About den Vertrag zerrissen zurück mit dem Bemerken, da man mit seiner Arbeit sehr zufrieden sei, erhalte er für die erste Auflage 1500 Frcs., und wegen der folgenden Auflagen werde man noch mit ihm unterhandeln.
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