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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1905
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- Erscheinungsdatum
- 08.09.1905
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- Deutsch
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7838 Nichtamtlicher Teil. ^ 209, 8. September 1905 sonders Cismar und Bordesholm stammten. Zwei Gedenk tafeln, die über einem Kamin in den hohen gewölbten Biblio thekräumen im Erdgeschoß des Schlosses angebracht waren, künden dieses Verdienst: Wertvolle lateinische Handschriften, seltene erste Drucke, auf die Geschichte des Landes bezügliche Chroniken waren in bedeutender Anzahl vorhanden. Elias Hutter und W. Chytraeus, Henrik Lindenbrog, Johann Latendorf waren die ersten Bibliothekare. Durch Erwerb und durch Schenkung größerer Bibliotheken wurde die Sammlung sehr vermehrt, und die ursprünglichen Räume reichten bald nicht mehr aus; eine ganze Flucht von gewölbten Sälen im untersten Stock werk des Schlosses nahm die Bibliothek nunmehr auf. In noch höherem Maße als Johann Adolf erwies sich sein Sohn Friedrich III. als Gönner der Wissenschaft und schönen Künste. Die Sorge dieses feinsinnigen, gründlich gelehrten Fürsten, bei dem uns hochherzige Gesinnung, edle Geistes bildung und schöpferische Kraft in vollendetester Weise ent- gcgentreteu, war trotz vielfacher Kriegsnot und Bedrängnis unausgesetzt auf die Pflege der Wissenschaften und Künste gerichtet. Der Dreißigjährige Krieg mit seinen furchtbaren Verheerungen, das Erscheinen Wallensteins auf Gottorp, der drohende Angriff von seiten Christians IV. von Dänemark, der eine Belagerung des Schlosses vorbereitete, der erheblich später erfolgende schnelle Zug des schwedischen Generals Torstenson, die Besetzung des Landes durch Brandenburger und Schweden, hinderten den Herzog nicht, mit Vorliebe alle geistigen und künstlerischen Interessen seines Landes zu pflegen. An seinem Hof lebten die bedeutendsten Künstler und Gelehrten; andre Fürsten und Gelehrte suchten ihn auf und bewunderten die Sammlungen, die Bibliothek und die kunstvollen Gartenanlagen. Daß unter einem so gesinnten Fürsten der Bibliothek goldne Zeiten blühen mußten, ist erklärlich, und so war es in der Tat Eine besondre Bedeutung gewann sie durch die Bemühungen des be kannten Gelehrten Adam Olearius, der von seiner Reise nach Persien (die der Herzog in den Jahren 1634—38 mit großen Kosten hatte veranstalten lassen) wichtige orien talische Handschriften nach Gottorp brachte. Die Bibliothek, der Olearius bis zu seinem 1671 erfolgten Tode Vorstand, zählte bald zu den bedeutendsten Bllchersammlungen Europas und wurde der Wvlscnblltteler Bibliothek gleich geachtet. Auch Christian Albrecht (1659—94), der Gründer der Kieler Hochschule, wandte der Gottorper Bibliothek fortgesetzt das regste Interesse zu und vernachlässigte sie keineswegs über der Neugründung. Trotzdem ihn die kriegerischen Ereignisse zweimal aus seinem Lande vertrieben und Dänemark es für Jahre hindurch besetzte, ging die Vermehrung der Bibliothek ihren Gang, und »och 1688 wurde sie durch das Vermächtnis eines Privaten sehr bereichert. In Schleswig-Holstein pulsierte damals überhaupt ein reges geistiges und wissenschaftliches Leben, das an den Fürsten des Gottorper Hauses warme Förderer fand. Für die Geschichte und Beschreibung des Landes wurde viel getan. Es erschien schon Anfang des 17. Jahrhunderts von Paul Cypraeus unter Benutzung von Arbeiten seines Bruders Hieronymus (1 1575) eine Geschichte des Schles- wiger Bistums bis zum Jahre 1550. Diese wurde von seinem Sohn Johann Adolf Cypraeus, der in Köln zur katholischen Kirche Ubertrat, neu bearbeitet und bis in den Anfang des siebzehnten Jahrhunderts fortgeführt. (Lnvalss spisoopornlu Lls-vieovsinm, Köln 1634.) Der Dithmarse Johann Adolfi (Neocerus) schilderte in niederdeutscher Sprache die Taten seines Volks. Niklas Helduader aus Schleswig gab eine Beschreibung seiner Vaterstadt (Kurtze und einfältige Beschreibung der alten und berühmten Stadt Schleswig 1603) und die »L^lva obronoloAia oirouli Laltioi« heraus, die er in Kopenhagen vollendete. Alle diese Arbeiten aber wurden in den Schatten gestellt durch das bedeutende Kartenwerk des Mathematikers Johann Meier aus Husum, zu dem Caspar Dankwerth seine >Newe Landesbeschreibung 1652» verfaßte. Manche dieser Werke werden uns bei An führung der Drucker und Bnchfllhrer noch weiterhin be schäftigen. Auch die Poesie fand eifrige Pflege; Männer, wie Paul Flemming, Johann Rist, Joachim Rachel u. a., zählen zu den hervorragendsten Vertretern der Dichtkunst im sieb zehnten Jahrhundert. Johann Rist aus Wedel, der gekrönte Poet, sagt: »Gottors ist das süruehmste Schloß und der eigentliche Sitz der Herzogen von Holstein, nahe bei der alten Stadt Schleswig an einem überaus lustigen Orte gelegen. Es hat sehr schöne Hügel, fröhliche Wälder, köstliche Gärten . . . Im übrigen halte ich gänzlich davor, daß kein besser oder gelegener Platz sür die Künstler und Gelehrten, sonderlich aber für die Poeten, als eben dieser könnte gefunden werden » Die Bibliothek wurde von auswärtigen Gelehrten viel fach benutzt, so im siebzehnten Jahrhundert von Huetius, I. Vossius und N. Heinsius. Der letztere, einer der nam haftesten klassischen Philologen der Zeit, schätzte insbesondre einige Handschriften des Ovid und ein Fragment des Lukretius. F. Lindenbrog verglich zwei Codices des Solinus und Salmasius, eine Pergamenthandschrist von ?Iinü tüstori» naturaUs u. a. m. Das wichtigste war indes der Kommentar des Procles über die platonische Theologie, die der Philologe Aemilius Portus aus den Schätzen der Gottorper Bibliothek herausgab. Etliche Kataloge wurden handschriftlich an gefertigt; erhalten ist nur eine von Pechlin dem Jüngern aus dem Jahre 1707. Er zählt 297 Handschriften auf, unter denen sich orientalische, lateinische und griechische befinden. Von andern Handschriften sind heroorzuheben eine Geschichte Nordstrands und die Zeichnungen der Sybilla Merian, Pflanzen und Früchte auf Pergament in Wasser farben ausgeführt und in vier Foliobänden vereinigt. Alle diese Schätze sind nicht mehr vorhanden; sie wurden 1749 nach Kopenhagen entführt, nachdem sie vierzig Jahre lang ohne Aufsicht gestanden, sehr gelitten hatten und auch manches abhanden gckonimen war. Mosheim, der die Bibliothek 1722 besuchte, schreibt: »Ich saud die Bibliothek in wahrhaft beklagenswerthem Zustande, alles wirr durch einander, das oberste zu unten gekehrt, die Bücher herab geworfen, die alten und schönen Ooäicss zerrissen. Gott möge jene Menschen strafen, die sich nicht scheuten, an solche Schätze ihre gewaltthätigcn Hände zu legen.« Mit der Vertreibung des FUrstengeschlcchtcs aus seineni Stammschloß hörte jede Fürsorge für die dort aufgespeicherten Schätze, für die kunstvollen Bauten und Anlagen auf; alles verfiel, wurde vernichtet, fortgeführt oder verschleudert. So auch die Bibliothek. Noch 1710 hatte ein herzoglicher Erlaß bestimmt, daß von allen Kollegien zwei Exemplare jedes Mandats und Patents usw. an die Bibliothek eingcsandt werden sollten, ebenso von der Kieler Universität alle Disputationen,
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