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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1905
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- Deutsch
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209. 8. September 1905. Nichtamtlicher Teil. 7837 Etwas Vvm Buchdruck und Buchhandel in Schleswig-Holstein. Von I. H. Eckardt. Als ich im vorigen Jahre zur Jubelfeier des Kreises Norde» einen Festartikel schrieb, konnte ich der Kurze der Zeit wegen und um ihn nicht zu umfangreich zu gestalten, nur des Buchdrucks in den Hansestädten und Oldenburg ausführlicher gedenken, den Buchhandel jedoch nur oberfläch lich streifen. Die große Bedeutung, die der ewig unvergeß liche F, A. Perthes für Hamburg und den Buchhandel im Norden hatte, vermochte ich nicht mehr eingehend zu be gründen. den Hamburger Buchhandel des vorigen Jahr hunderts und Buchdruck und Buchhandel in meinem engern Heimatland mußte ich notgedrungen ganz aus dem Bereich meiner Darstellung lassen. Ich hatte mir diese Arbeiten aufgespart. Da mir aber die Zeit fehlt, der Bedeutung von Perthes für das geistige Leben in der Weise, wie sie mir vorschwebt, zu schildern und damit dem Hamburger Buch handel ein Ehrcndcnkmal zu setzen, will ich jetzt nur den andern Teil meines Versprechens einhalten. ein wenig über Buchdruck und Buchhandel in Schleswig-Holstein be richten und vorerst über den in der Stadt Schleswig plaudern. Ich habe bereits bei meinem früher» Artikel über Buchdruck und Buchhandel in Lübeck und Hamburg') darauf hingewiesen, daß der bekannte Stephan Arndes von Hamburg, einer der bedeutendsten Drucker, um die Wende des sech zehnten Jahrhunderts. 1486. in Schleswig das -Mssals Nsevieoiise» druckte, ein Werk, das sich vorteilhaft durch vortreffliche Typen, schöne Ausstattung und guten Geschmack auszeichnete. Schleswig war damals unstreitig der geistige Mittelpunkt des Landes. Zum Dom mit seinen vielfachen Reliquien wallfahrteten die Bewohner des Landes, auf Gottorp hielt der Herzog Friedrich feit 1490 Hof. und vorher schon hatte das Schloß vielfach seinem königlichen Vater zum Wohnsitz gedient. Schleswig war der Hauptort des Landes. Kiel hatte die Bedeutung, die es im vierzehnten Jahrhundert gehabt hatte, nicht mehr; wenn diese Stadt auch nicht an Ansehen und Größe verloren hatte, so hatte sie doch gerade von der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts an bis zur Mitte des sechzehnten nur wenig Einfluß auf das um liegende Land. Mehr noch als der herzogliche Hof. der erst um 1500 große Bedeutung gewann, hatte die Kirche großen Einfluß. Von ihr allein ging alle wissenschaftliche Bildung aus; die Domschule, damals die einzige Schule in den Herzogtümern, war nur ein Anhängsel von ihr; sie war es auch, die die neue Erfindung der Buchdruckerkunst zu ihren Zwecken be nutzte; gewaltig und beherrschend war ihre Stellung in der Bischofstadt Schleswig. Augenscheinlich hat das Domkapitel die Berufung Arndes' veranlaßt, um den Druck dieses von Jacob Horftmann besorgten Missale vornehmen zu lassen. Möglicherweise ist Arndes mit feiner Presse im Land umhergezogen. vielleicht auch hatte er an eine Niederlassung zuerst in Schleswig gedacht, entschied sich dann aber für Lübeck, wohin er 1487 bereits übersiedelte, weil es für seine Unternehmungen günstiger lag und ihm größere Ausdehnung seines Geschäfts gewährleistete. Das Missale für die schleswigsche Diözese in Folio mit rot gedruckten Anfangsbuchstaben und Überschriften trägt zum Schluß die Bezeichnung: ') Vgl. Börsenblatt 1904. Nr. 2l7. 218, 229. Börsenblatt sür den denttchen Buchhandel. 72. Jahrgang. War der Aufenthalt von Arndes auch nur ein vorüber gehender — weitere Erzeugnisse seiner Presse aus der Schles- wiger Zeit sind nicht nachweisbar —, so gebührte Schleswig doch der Ruhm, der erste Druckort nördlich der Eider ge wesen zu sein. Erst fast ein halbes Jahrhundert später hören wir von einer neuen Ausübung der schwarzen Kunst in Schleswig. Lübeck wurde der Druckort für die Herzogtümer. Dort ist das altdithmarscher Landrecht bereits zwischen 1483 und i486 in einer Folioausgabe gedruckt, von der leider nur wenige Blätter erhalten sind, wie auch andre Werke für Gemeinden und Kirchen. Das Schleswiger Missale ist 1512 in Paris und 1522 in Rostock neu gedruckt worden. Überhaupt scheint Paris damals als Druckort für den Norden beliebt gewesen zu sein; 1514 wurden dort die Ltatuta s^aoäalia des Lundischen Erzbischofs Johannes von Brockdorf gedruckt und 1512 ein Inbor Zroviarius für die Schleswiger Kirche und Diözese. Dieses Breviarium wurde auf Veranlassung des letzten katholischen Bischofs von Schleswig. Gottschalk von Ahlefeld, gedruckt, und zwar auf Kosten der Domherren Johannes Hetens und Andreas Frederici in Schleswig, sowie des Bürgers Wessel Goldschmidt in Husum. Den Bedarf der Schulen und Klöster an gedruckten Lehrbüchern und Hilfsbüchern deckten wohl Lübecker und Hamburger Händler, auch werden schon fahrende Händler zu den Märkten und Messen gekommen sein und in der Vor halle zum Dom und im Kreuzgang ihre Schriften und Schristchcn ausgeboten haben. Die Einführung der Reformation vernichtete die geistige Vorherrschaft und die Herrschgewalt der Kirche; der auf Gottorp residierende Herzog trat an ihre Stelle. Die Durch führung der kirchlichen Reformen hatte seine Macht vermehrt, um so mehr, als er nach der Absetzung seines Neffen Christian II. auch die dänische Königskrone trug. Friedrich I. verfuhr jedoch mit solcher Mäßigung bei der Einführung der Reformation, daß auch die Anhänger des alten Glaubens dies anerkannten und in keine feindselige Stellung zu ihm traten. Auch die literarischen Interessen des Landes fanden bei ihm eine anerkennenswerte Pflege. Auf seine Veran lassung kam Walther Brenner nach Schleswig, der dort 1534 das Stadtrecht druckte. Die spätern Gottorper Fürsten, die seit Adolf I. ihren ständigen Sitz auf Gottorp nahmen, waren mächtige, reiche Herren, die viel für Kunst und Kultur ihres Landes taten, ein Herz für die Wissenschaften hatten und sich den Ehren titel »Medicäer des Nordens- erwarben. Johann Adolf Friedrich III. und Christian Albrecht sind es besonders, die sich viel um die geistige Hebung des Landes bemühten und Gottorp zu einem Sammelplatz der hervorragendsten Ge lehrten und Künstler der Zeit machten. Die Buchdrucker in Schleswig hatten die Stellung herzog licher Beamten mit Dienstwohnung und Gehalt. Mit der Regierung Johann Adolfs (1590—16I6> be ginnt die Glanzperiode Gottorps. Der Fürst hatte zu Cassel am Hofe seines Oheims, des Landgrafen Wilhelm von Hessen, der selbst ein Freund der Wissenschaften war. gemeinsam mit dessen Sohn Moritz eine gelehrte Erziehung erhalten und sich besonders in den alten Sprachen schöne Kenntnisse erworben. Auch als regierender Fürst pflegte er die in der Jugend ge wonnene Vorliebe für gelehrte Studien und gründete 1606 die Gottorper Bibliothek, die unter seinen Nachfolgern hohen Ruhm erlangte. Schon bei ihrer Gründung besaß sie einen reichen Schatz von lateinischen und griechischen Handschriften, die aus den säkularisierten Klöstern der Herzogtümer, be- 1040
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