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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1905
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- Deutsch
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Heiligen Schrift und des Christentums« oorwarf und ihm zur Pflicht machte, sein Ansehen und seine Talente dazu an zuwenden, daß die «landesväterliche Intention je mehr und mehr erreicht werde«. Widrigenfalls habe er sich »bei fort gesetzter Renitenz unfehlbar unangenehmer Verfügungen zu gewärtigen«. In seinem Antwort- und Verteidigungsschreiben versprach Kant, als Sr. »Königl. Majestät getreuester Unter tan- und »in tiefster Devotion ersterbender alleruntertänigster Knecht«, sich in Zukunft aller mündlichen und schriftlichen Äußerungen über den fraglichen Gegenstand enthalten zu wollen. I7S8, nach dem Tode des Königs, machte er die beiden interessanten Dokumente in der Vorrede zum Streit der Fakultäten dem Publikum zugänglich. Er bemerkt dazu, daß er sich des Ausdrucks: als -Eurer Königl. Majestät getreuester Untertan ., absichtlich bedient habe, um nicht seiner Ürteilssreiheit sich auf immer zu begeben, sondern nur so lauge, als der König am Leben sei. Ähnlich ein Zettel aus dem Nachlaß, der zuerst von Schubert veröffentlicht wurdet) Widerruf und Verleugnung der innern Über zeugung sei niederträchtig und könne niemandem zugemutet werden; aber Schweigen in einem solchen Fall sei Unter tanenpflicht. Und wenn alles, was man sage, (subjektiv) wahr sein müsse, so sei es darum nicht auch Pflicht, alle Wahrheit öffentlich zu sagen??) Seine Verteidigungsworte wären also mit Fleiß so gewählt worden, daß er beim etwaigen Ableben des Monarchen, da er dann der Untertan des Nachfolgers wäre, wiederum in die Denk- sreiheit eintreten könnte .... Man wird in dieser sonderbaren Sophistik zwar mit Recht eine reservatio mentalis erblicken, aber wie Borowski??) müssen wir uns doch an das Wort Jesu erinnern: Wer unter euch rein und ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf ihn. — Daß ein andres religionsphilosophisches Werk schon dreißig Jahre vordem einen Konflikt mit der Zensur behörde herbeiführte, mag manchem neu sein. Die 1763 er schienene Schrift: Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes, durch die Kant über haupt erst im literarischen Deutschland einen Namen bekam?'), wurde in Wien in das Verzeichnis der verbotenen Bücher ausgenommen??). Mit seinen Verlegern unterhielt Kant im allgemeinen gute Beziehungen. Was dabei die Verlagsgeschäfte von Königsberg angeht, so waltete hier allerdings noch ein be sonderes praktisches Interesse ob Der Philosoph pflegte sich wenig Bücher zu kaufen. Als er starb, enthielt seine Biblio thek, die zum überwiegenden Teil aus naturwissenschaftlichen, geographischen und mathematischen Werken bestand und ge mäß testamentarischer Anordnung an den Professor Gensichen überging, nach Wasianski??) „ur etwa 45V Bücher; oben drein waren viele davon Geschenke ihrer Verfasser Man muß sich dabei allerdings die Mitteilung Jachmanns ver gegenwärtigen, daß Kant als Magister genötigt war, seine damals ansehnliche und auserlesene Bibliothek allmählich zu veräußern, um nur die dringendsten Ausgaben bestreiten zu können?"). Zur Befriedigung seiner umfänglichen literarischen Bedürfnisse — in der Regel waren die Abendstunden von sechs bis zehn Uhr der Lektüre gewidmet? >) —, ließ sich Kant ??) In seiner Abhandlung über Kants Verhältnis zur Politik in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts; Räumers Historisches Taschenbuch, 1838, S. 525 -628. ??) Vergl. dazu die berühmte Stelle in dem Brief an M. Mendelssohn vom 8. April 1766. ?°, A. a. O. 221. 2') Jbid. 177; Reicke, Kantiana 21. Voroivski 178 ;Vergl. oben A. ".) A. a. O. 371; vergl. Jachmann, 5. Br. ?"> A. a. O,, 2. Br. ?st BorowSli 204, 254; Wasianski 300, 301. nun alle wichtigern Neuerscheinungen von seinen Verlegern zur Ansicht vorlegen??). In früherer Zeit pflegte er sogar persönlich den gesamten Meßvorrat in den Buchlädeu durchzugehen, um einen Überblick über den Ertrag des Jahres zu gewinnen. Von 1766 bis 1772 war er außerdem zweiter Bibliothekar an der Königlichen Schloß bibliothek in Königsberg gewesen??). Später sandte Nicolovius, wie Jachmann berichtet, feinem ehemaligen Lehrer regelmäßig den neuen Katalog des Sortiments zu; Kant notierte sich daraus die Sachen, die ihn interessierten, und ließ sie dann nach und nach zur Lektüre abholen "1. Wir verstehen daher die briefliche Ent schuldigung des großen Denkers Lagarde gegenüber, daß er Neuschöpfungen seiner Feder zuweilen auch Königsbergs! Verlegern anvertraue. Es geschehe das, so schreibt er am 24. November 17S4, um sich die Leute willfährig zu machen, weil er »täglich einen hinreichenden Vorrat neuen Meßgutes - benötige. Er hoffe aber, in Zukunft wieder »Geschäfte mit ihm zu machen«. Es ist also doch nicht ganz zutreffend geurteilt, wenn Schubert von der edlen und uneigennützigen Gesinnung für die Begünstigung des Buchhandels seiner Vaterstadt spricht, der Kant später trotz verlockender Honorar angebote immer treu geblieben sei??). . . Eine zeitlang, von 1766—1769, wohnte Kant sogar bei einem Buchhändler und Verleger, nämlich bei Kanter im Löbenichtschen Rat hause (jetzt Münchenhofgasse Nr. 2). Er hatte dort in der zweiten Etage die linke Mansardenwohnung inne und hielt auch die Vorlesungen da ab ??) Johann Jakob Kanter, dem es bei seinen vielseitigen Unternehmungen — u. a. wurde von ihm die »Königsbergsche gelehrte und politische Zeitungen« 1764 gegründet — nur an Energie und Zähigkeit in der Durchführung gebrach, ließ es sich überhaupt angelegen sein, die gelehrte Welt der Universitätsstadt an sein Haus zu fesseln. Professoren und Literaten trafen sich häufig in seinem Laden, der mit den Büsten Cäsars, Plutarchs, Pindars, mit den Porträts Friedrichs des Großen, Mendelssohns, Ramlers, Kants und anderer geziert war. Man nahm da nicht nur von den Neuerscheinungen des Büchermarktes Notiz, die an jedem Posttage um II llhr im Kontor ausgelegt wurden, sondern schrieb auch Briefe, diskutierte, kurz, man fühlte sich wie zu Hause. Selbst Studenten genossen zweimal in der Woche die Vergünstigung, in dem ausgedehnten Laden Zeitungen lesen und sich mit Novitäten vertraut machen zu dürfen.?') Hartknoch, der spätere Verleger der Kritik der reinen Vernunft, war zuerst Studiosus der Theologie gewesen und dann bei Kanter in die Lehre getreten, dem er schließlich fast unentbehrlich wurde. Mitte der sechziger Jahre etwa machte sich Hartknoch selbständig, zuerst in Mitau??). . . Ein merkwürdiger Umstand war es nach dem Bericht Borowskis, der Kant am Ende aus der gastlichen Wohnung trieb: die Nachbarschaft hielt sich einen Hahn, dessen Krähen die tiefen Meditationen unsers Philosophen allzu häufig unter brach. Um keinen Preis aber wollte ihm der eigensinnige Besitzer das Tier verkaufen; er konnte nicht begreifen, wie Kantiana 116, A. 23. ^ kg ??) Bvrowski 161; Jachmann, 2. Br. ??1 Jachmann, 5. Br. ?°) A. a. O. 86. ??) Reicke a. a. O., Dreher a. a. O. 186. preußischen Provinzialblättern. IX. B. >1850), S. 232—252; Hippel, a. -n O. 183 °ff.^ - » - k-t> > , h ??) Über Hartknoch vergl. Wilh. Stieda, Zur Geschichte des Buchhandels in Riga. Archiv s. Gesch. des deutsch. Buchh. VI, 114 ff.
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