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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1905
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- Erscheinungsdatum
- 17.06.1905
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- Deutsch
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138, 17. Juni 1905. Nichtamtlicher Teil. 5819 stieg sie in Leipzig auf achtzehn; und während die Höchst zahl in Frankfurt sieben betrug, betrug sie in Leipzig ein undzwanzig. Diese beiden Gruppen von Ursachen der Verlegung der Büchermesse von Frankfurt nach Leipzig — einerseits die den Verfall der Frankfurter Messe bewirkende, anderseits die das Emporblühen der Leipziger begünstigende — sind diejenigen, welche die Geschichte des Buchhandels gewohnt ist, als solche anzusühren; es gehört noch die Verlegung der Frankfurter Fastenmesse von Judica auf Quasimodogeniti dazu, wodurch das Ende der Frankfurter und der Beginn der Leipziger Messe nur noch durch einen Zwischenraum von 14 Tagen geschieden war; v. Schröder behandelt das in einem besondern Abschnitt. Dagegen ist die koordinierende Verbindung einer dritten Gruppe von Ursachen mit den beiden genannten Gruppen v. Schröder eigentümlich, v. Schröder nennt die Ursachen dieser dritten Gruppe solche, die gleichzeitig in Frankfurt zur weitern Abnahme der Bedeutung, in Leipzig zu erhöhter Geschäftstätigkeit und neuer Zentralisierung beitrugen, und versteht darunter die »Notwendigkeit, gegen Unsitten und Auswüchse im Buchhandel vorzugehen« (Nachdruck, Bücher auktionen nnd -Lotterien) und besonders den Übergang zum Konditions- und Kommisstonswesen. Mit dem Ausdruck: »Notwendigkeit, gegen Unsitten und Auswüchse vorzugehen- — er findet sich erst auf der letzten Seite — bezeichnet v. Schröder richtig einen richtigen Punkt. Nur hätten wir hier mehr Klarheit gewünscht, v. Schröder mußte sich hüten, den Gedanken aufkommen zu lassen, als handle es sich hier um drei koordinierte Ursache-Gruppen; dadurch würde die logisch-historische Struktur verletzt; denn der Nachdruck ist nicht die Ursache des Rückgangs Frankfurts oder des Steigens Leipzigs, sondern eine Folge einer jener »Ursachen«, nämlich des Unterschiedes zwischen der literarischen Produktion Nord- und Süddeutschlands. Nun spricht v. Schröder allerdings von dem energischen Ankämpfen der Leipziger gegen jene Auswüchse. Das ist aber keine Begründung. Die Süd deutschen waren mit dem Nachdrucken auch, und nur allzu energisch. Die Leipziger bekämpften den Nach druck, weil er ihren Interessen widersprach, die Reichs buchhändler druckten nach, weil der Nachdruck ihren Interessen entsprach, v. Schröder mußte in seinem fünften Kapitel viel schärfer herausarbeiten, daß die Gestaltung der deutschen Verlagsproduktion das Primäre war, was den Leipzigern diesen Kampf im eigenen Interesse zur »Not wendigkeit- machte. Das führt freilich wieder darauf zurück, daß v. Schröder gleich anfangs dieses Primäre nicht als solches hingestellt hat. Hätte er das getan, so würde seine Schrift straffer und durchsichtig klar geworden sein: Die relative nationale Abschließung und die Verschiebung des Schwergewichts des deutschen Lebens innerhalb dieser rela tiven Abgeschlossenheit nach dem Norden als Grundprinzip, seine dritte Gruppe als Folgen davon und die Verhältnisse der kaiserlichen Bücherkommission als — im Verhältnis zu der literarisch-buchhändlerischen Entwicklung — zufälliges, beschleunigendes Akzidens. Ähnlich verhält es sich mit dem Konditions- und Kom missionswesen. Wenn man das Ursachen des Rückgangs Frankfurts und des Steigens Leipzigs nennt, so kann man eben überall, wo man etwas vergehen oder entstehen sieht, die Erscheinungen, in denen sich dieses Vergehen und Ent stehen zeigt, fixieren und sie die Ursachen nennen. Ursachen gewiß: Ursachen unsers Wissens von diesem Vergehen und Entstehen. Die Eigentümlichkeiten des Geschäftsverkehrs sind solche Erscheinungen. Sie sind nichts Primäres, sondern sekundär, v. Schröder hat richtig erkannt, daß die Konditions sendung ursprünglich zwei Wurzeln hat, die Kommission und die Sendung pro Novität«; und es ist dabei zu loben, daß er sich in bezug auf die erstere kritisch verhält und die leicht ein tretende Vermischung der beiden darin enthaltenen Fälle der Konditionskommission und des reinen Kommissions geschäfts berücksichtigt. Die Konditionskommission ent wickelte sich nun ebenso gut im Norden, wie im Süden; das Kommissionswesen des buchhändlerischen Zentralplatzes mußte sich natürlich steigend und sinkend entwickeln mit der Bedeutung des betreffenden Orts als Meßplatzes; nnd die Sendung pro novit-üö ist nichts, als das Symptom einer er höhten Regsamkeit und Betriebsamkeit, und findet deshalb ihre erste größere Ausbreitung am Ausgang des siebzehnten und zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts im Gebiet der sächsisch-thüringischen Universitäten. Das sind alles Folgen und keine Ursachen. Und eben deshalb war die Sendung pro novitst« besonders dem Norden eigentümlich. Es gibt aber noch einen dritten Ursprung der Kondition, und dieser erst, im Zusammenfluß mit der von Norddeutsch land ausgehenden Zahlungsrechnung, ist der Ursprung unsers heutigen Konditionssystems, v. Schröder leitet es unmittelbar aus den vorhin angegebenen Verhältnissen ab. Das ist unrichtig. Ebenso unrichtig, wenn auch verbreitet genug, ist die Darstellung, als wenn der Konditionshandel den Gegensatz zum Tauschhandel bildete. Jetzt — natürlich. Bei seiner Entstehung war aber gerade das Gegenteil der Fall. Das Remittieren wurde allgemein üblich in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts in der Frank furter Sphäre — in derjenigen also, die zäh am Tausch festhielt — deshalb, weil der persönliche Meßverkehr zurückging und endlich fehlte. Man nannte das die »Reichsbuchhändler handlungsart.« Sie enthält also ein altes und ein neues Moment: Tausch und Remission. Man unterschied davon den »Leipziger Handel«. Er enthielt ebenfalls ein altes und ein neues Moment: festen Bezug und Zahlungsrechnung. Würde man also selbst das Verhältnis umkehren und das Konditionsgeschäft zur Begründung des Sieges Leipzigs über Frankfurt herbeiziehen, so würde selbst dies das gerade Gegenteil des wirklichen Sachverhalts besagen: die Süd deutschen sind es gewesen, die in einer geharnischten Er klärung vom Jahre 1788, genannt »Nürnberger Schluß nahine«, von den Norddeutschen die endliche Annahme der »Sendung mit eonäitiou des Remittirens« verlangt haben. Wenn also das die Süddeutschen im Jahre 1 788 taten, so kann der Konditionshandel offenbar nicht der »feste Stützpunkt- Leipzigs im sieghaften Kampf mit Frankfurt ge wesen sein, mit dem der Bruch im Jahre 1 7 64 vollzogen wurde. Nebenbei: v. Schröder sagt, die Verlegung der Buch händlermesse lasse sich nicht auf ein bestimmtes Jahr fest legen. Doch. Ostern 1764. Nach dem Wortlaut ihres Titels hätte man die Darstellung dieser »Verlegung- selbst sogar in dieser Schrift erwarten können. Daß der Übergang ein all mählicher ist, ist selbstverständlich; er beginnt etwa mit dem Dreißigjährigen Kriege. Auf Seite 56 sagt v. Schröder, die Süddeutschen hätten die Frankfurter Messe seit ihrem Verfall nicht mehr besucht; aus Seite 56, 73, 78—80 scheint hervorzugehen — irgend ein bestimmtes Jahr kennt er ja nicht oder erkennt es doch nicht an —, daß er damit die Mitte oder das Ende der achtziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts meint. Sollte das der Fall sein, so wäre die Annahme, daß die Süd deutschen bis dahin »zum guten Teil noch treulich an der Frankfurter Messe festgehalten» hätten, ebenso unrichtig, wie die andre, daß sie jedoch auch »bis in die 80er Jahre des 18. Jahrhunderts nicht nach Leipzig kamen- (S. 56); es wäre ja sonst auch ganz unerklärlich, daß Göschen und Ruprecht schon 1791 dem Drängen der Auswärtigen nach 74t»
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