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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.06.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.06.1905
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- Deutsch
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5414 Nichtamtlicher Teil. 132, 9. Juni 1905. haben und sich um Kenntnisse in der Literatur wenig zu kümmern. Von den südafrikanischen Städten wird am meisten in Kapstadt gelesen; ja man kann behaupten, daß ein Kolonie-Zentrum um so inniger mit Büchern in Be rührung kommt, je älter es ist. An solchen Plätzen wird nach Meredith und Hardy, die die Größen in der englischen Prosadichtung präsentieren, gefragt, und selbst der Poesie steht man hier nicht ganz abhold gegenüber. Den zweiten Platz nach Prosadichtung nimmt die Reisebeschreibung ein, wiederum, weil sie mit der eigenen Lebensweise in engerem Zusammenhang steht. Von Stanleys berühmtem -Im dunkelsten Afrika- wurde eine besondere Kolonial-Ausgabe veröffentlicht, und ein Buchhändler in Neu-Seeland, der sein Geschäft kannte, setzte von derselben nicht weniger als 3000 Exemplare ab. Zweifellos war dies ein ausnahmsweise ge eignetes Buch für ein Publikum, das für Abenteuer schwärmt, aber sicherlich findet jede Reisebeschreibung in den Kolonien ihre Anhänger, Tatsache ist, daß solche Werke in England verhältnismäßig geringen Anklang finden, wenn sie nicht gleichzeitig reich und gut illustriert sind, was dieselben na türlich kostspielig macht, während, wie wir gesehen haben, der Kolonist nicht die Gewohnheit hat, luxuriös ausgestattete und teure Bücher anzuschaffen. Nach Prosadichtung und Reisebeschreibung erfreut sich an dritter Stelle die Biographie der größten Beliebtheit, und merkwürdiger weise die Biographie unterschieden von der Selbst biographie, Ein Buch mit klaren Tatsachen über einen Mann, der im öffentlichen Leben etwas vorgestellt und etwas geleistet hat, insbesondere für die Kolonien, wird mit außerordentlichem Interesse gelesen, Neu-Seeland ist niemals überdrüssig, etwas über den bedeutenden Politiker Sir John Grey zu lesen; Australien liest von den mutigen Reisenden, die das Land in früherer Zeit erforscht und seine Institutionen aufgebaut haben; Kanada vertieft sich in das Leben eines seiner Eigenen, des verstorbenen Sir John A, Macdonald Welche Nachfrage würde wohl die Biographie eines Cecil Rhodes in Süd-Afrika finden! Es ist die alte Geschichte, daß wir in unfern eignen Angelegenheiten am meisten interessiert sind, und es würde seltsam sein, wären wir es nicht. Ebenso ist es bekannt, daß die große Masse zur Unterhaltung liest, und nur eine kleine Anzahl zur Belehrung, Gerade dies tritt besonders in den Kolonien hervor, wenn sich auch eine stetig steigende Tendenz in dem literarischen Geschmack bemerkbar macht, was nament lich die Nachfrage nach bessern Ausgaben der englischen Klassiker beweist. Trifft man einen Kolonialfarmer, der seine 20 Meilen von der ihm Nächstliegenden Stadt heimwärts reitet, so kann man als fast sicher annehmen, daß er ein Paket Bücher mit sich führt. Hauptsächlich würde dies ganz billige Ausgaben enthalten, aber ein oder zwei Bände besserer Aus gaben würden sich auch darunter befinden. Wenden wir unfern Blick nach Indien oder den britischen Niederlassungen, die im fernen Osten zerstreut sind, so stoßen wir auf Lesewelten, von denen jede ihre eignen Eigentüm lichkeiten aufweist Die meisten Bücher werden in Indien während der Sommersaison, oder "mit andern Worten, von März bis September gelesen. Man sucht sich dann nach Möglichkeit kühl zu halten, und da ist das Lesen leichterer Lektüre eine der geeignetsten Beschäftigungen, Wenn der Winter naht, sammelt sich die englisch-indische Bevölkerung in den Städten, wo Rennen, Bälle und andre Festlichkeiten die Zeit für sich in Anspruch nehmen und das Lesen in den Hinter grund drängen. Naturgemäß ist Rudyard Kipling ein Haupt- gllnstling in Indien; aus dem einfachen Grund, weil so viele seiner Erzählungen dort ihren Stoff gefunden haben. Im übrigen nimmt sich auch der Englisch - Indier, was lesenswerte Romane anbetrifft, sein Mutterland zum Führer; er will im allgemeinen nur unterhalten sein und ist, wie man zugeben muß, nicht allzu schwer zufrieden zu stellen. Er besitzt eine Vorliebe für Sportgeschichten, und dann wieder für Reisebeschreibungen und gute Biographien, Der eingeborene Indier, der seine eigne Literatur hat, kauft das englische Durchschnitts - Buch nur vereinzelt, ist aber, da ein streit- und prozeßsüchtiger Mensch, ein ausgezeichneter Kunde für Gesetzbücher, Auch Werke spiri tistischen Inhalts, wie z, B, solche über Theosophie, haben event, noch viel Interesse für ihn. Endlich zu den englischen Lesern im fernen Osten, an Plätzen wie Hongkong, Shanghai und Uokohama, Zur Unterhaltung lesen auch sie Romane, während der Inhalt andrer Bücher, die sie studieren, meistens auf ihr Tagwerk Bezug nimmt. Was die Anzahl anbetrifft, so kommen letztere bei der Versendung nach dem fernen Osten gleich nach den Romanen, Neun Zehntel der dort lebenden Engländer sind in kaufmännischen Geschäften tätig oder wenigstens in amtlicher Ausübung ihres Berufs, und daher ist es nur zu natürlich, daß diese Art Bücher neben der Prvsadichtung zur beliebtesten Lektüre gehört. Der Engländer oder überhaupt der Europäer geht meistens nicht nach China, Japan rc,, um sich dort für ewige Zeiten niederzulassen, wenn er es nicht durchaus nötig hat, und kann sich daher nicht mit unnötigem Ballast, zu dem man in diesem Falle auch große Bibliotheken rechnen muß, be laden. Er ist ein Frenider im fremden Lande und liebt Bücher, die ihm den Dust des Heimatlandes zu seiner eignen Verbannung bringen. Jacobs ist ein besonderer Liebling der Engländer im fernen Osten, aus einem Grunde vielleicht deshalb, weil seine biederen Schifferknechtc so an genehm nach Themse-Schlamm duften. Ein andrer Günst ling ist Seton Merriman, der Amerikaner Winston Churchill und zu einer Zeit »Rolfe Boldrewood-, Was indessen den Verkauf anbetrifft, so nehmen auch hier wieder Marie Corelli und Hall Caine die ersten Plätze ein, während Kipling und Barrie an der Spitze der Ersatz-Armee stehen, London, 1905. E. Schmersahl. Kleine Mitteilungen. Unzüchtige Schriften. — Die beiden Bücher: Aßmus, B., »König Lusticks galante Abenteuer. Interessante Ent hüllungen aus dem Hofleben zu Cassel-, Leipzig 1902, F, Zocher und Aßmus, B., »Leben und Lieben der Kapuziner, inter essante Enthüllungen aus dem Klosterleben-, Leipzig, ebenda, (vgl. zur Beschlagnahme des letzteren Börsenblatt 1905, Nr. 130, S. 5340) waren Gegenstände einer gerichtlichen Verhandlung in Dessau, Der Staatsanwalt sah diese literarischen Erzeugnisse als unzüchtig an und ein Buchhändler, der sie feilgeboten und verbreitet, auch einen Prospekt über diese Bücher versandt hatte, wurde von der III, Strafkammer zu Dessau zu 40 ^ Geldstrafe verurteilt. (Red.) K, F, Koehlers permanente Ausstellung, (Bgl. Börsen blatt Nr, 122.) — Als ein Zeichen der stetig zunehmenden Aus dehnung des bekannten Kommissions-Buchhandlungshauses von K, F, Koehler in Leipzig ist die Einrichtung einer Permanenten Ausstellung in Form eines Musterzimmers anzusehen. Selbst verständlich birgt diese Ausstellung nur Objekte, die sich der Tendenz des Buches unmittelbar anschließen, also der wissen schaftlichen Erziehung, der Belehrung und Anschauung dienen. Es sind neben Büchern aller Art die mannigfaltigsten Lehr- mittclgegenstände ausgestellt. Zu letztere! zählen die für den An schauungsunterricht erforderlichen Lehrmittel, wie Wand- und Anschauungsbilder, Landkarten, naturwissenschaftliche Präparate und Modelle aus dem Tier-, Pflanzen- und Mineralreich; ferner technologische Lehrmittel, die sich aus chemischen und physika lischen Apparaten rc, zusammensetzen. Da hier alle für die wissen schaftliche Erziehung benötigten Gegenstände zu finden sind, so bietet dieser Teil der Ausstellung ein abwechslungsreiches Bild, Was vor allem aber ein besondres Interesse hervorruft,
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