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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.06.1925
- Strukturtyp
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- 1925-06-09
- Erscheinungsdatum
- 09.06.1925
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 132, S. Juni lSL5, Ein einzelnes Beispiel, wie sich jemand die Steuer vom Halse schasst, möchte ich den Lesern nicht vorenthalten. In einem kleineren Städtchen veranstaltete das Sortiment des Ortes einen meiner Buschabende, die Buchhandlung hatte sich, wie viele, von vornherein daraus eingestellt, mit dem Abend nichts zu ver dienen, sondern nur mit den Kosten hcrauszulommen. Der In haber ging zur Behörde und bat um Steuersrciheit für den Abend, er würde den gesamten Reingewinn der Bibliothek einer städti schen Schule zur Verfügung stellen. Das wurde gern angenom men, es kam ein kleiner Überschuß heraus, der wurde dem Büchcr- konto der betreffenden Schule gutgeschriebcn, und so war für die Buchhandlung wenigstens noch ein kleiner Auftrag bei der Sache herausgckommen. Man wird auch gut tun, sich bereits bei der Vorbereitung der winterlichen Veranstaltungen einmal mit der Presse des Ortes in Verbindung zu setzen und nicht erst kurz vor dem ersten Abend. Auch dort gilt cs, die kulturelle Idee der Arbeit klar- zulcgen und um eine tatkräftige Unterstützung nachzusuchcn. Eine weitblickende Redaktion wird an jeder.Hebung des geistigen Lebens ein Interesse, haben. Wichtig ist es, für die Sicherstellung einer sachgemäßen kritischen Berichterstattung Sorge zu tragen. Die wesentliche Besprechung einer Veranstaltung ist die beste Reklame für die nächste. Aus dem Bedürfnis nach neuen Wcrbcinaßnahmen ist das gesamte durch den Buchhandel veranstaltete Bortragswesen ent standen, denn in unserer Zeit, in der die ungeheuerlichsten An strengungen gemacht werden, mit den raffiniertesten Mitteln, die alle technischen Möglichkeiten ausnutzcn, das Publikum zu be einflussen, kann selbstverständlich der Buchhändler nicht in stiller Zurückgezogenheit auf den Käufer warten. Aber da er mit gei stigen Werten arbeitet, ist ihm eine große Menge der sonst üblichen Reklamcmittel nicht zugänglich, denn diese müssen in einem inneren Verhältnis zu den Dingen stehen, für die sie aufgewandt werden, man kann — praktisch gesprochen — mit Kukirolwitzchcn nicht für die stilleren geistigen Werte, wie sie die ernsthasle Literatur bietet, arbeiten, das würde mehr abstoßen als anzichen. Für geistige Ware muß man mit geistigen Mitteln werben. Ein solches der Sache eng angcpaßtes Mittel ist das Bortragswesen, das wird seinen Bestand in der Zukunft sichern; und nebenher und bewußt dazu gemacht, wird es zu einem selbständigen Kultursaktor in dem Leben der Zeit. Eine norwegische Standardbibliothek. Von vr. Adolf Jürgens, Geschäftsführer des Bibliotheksausschufses der Notgiemeinschaift der Deutschen Wissenschaft. Ab-geschnittcn fein von der Welt war zehn Jahre lang das Schicksal der deutschen Wissenschaft. Erst langsam begannen sich in den letzten Jahren die durch Krieg und Inflation zerrissenen Bande wieder zu 'knüpfen. Aber es bleiben doch trotz der seit vier Jahren einfetzenden Arb-eit der N o t g e m e i n s ch a f t der Deutschen Wissen- 1° ch a f t und der Hilfe befreundeter Gelehrter aus aller Welt noch klaffende Lücken in allen deutschen Bibliotheken. Der Leiter der nor wegischen Nationalbibliothck, der llniversitätsbiblioth-ek Oslo, Mil ch e l in M u n t h e, der schon eine Ergänzung aller in deutschen Biblio theken steckengeblicbenen Zeitschriften und Fortsetzungswerke in mühe- wolter Arbeit auf Vermitllnng der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft durchgesührt hatte, hat jetzt der Preußischen StaatS- lbibl'iothek eine Ctandardbibliothek norwegischer Literatur der letzten Hehn Jahre überwiesen, damit an einer Stelle Deutschlands ein Über blick über das geistige Schaffen Norwegens in diesem Zeitraum mög lich sei. »Forfatteren«, der Schriftsteller, war in den achtziger und neun ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts der tonangebende Mann in der norwegisck'cn Gesellschaft, namentlich Kristianias. Ibsen und Björnson, die beiden europäischen Größen, bewirkten doch trotz ihrer häufigen Flucht aus den engen V-crhältnis'sen des Landes in euro päische Zentren, das; auch »ckii rninorum §enlium« in der Gesellschaft jeden Großkaufmann weit in den Schatten stellten, wte es Björnson und andere so anschaulich in manchen Nomanen geschildert haben. Ein schwacher Abglauz nur ruht heute noch auf dem dorkntter; die neue Zeit war auch hier dem großen Individuum nicht günstig, und die Schriftsteller Hutten sich gewerkschaftlich organisieren müssen. Heute ist der Großkaufmann auch in der Gesellschaft Oslos die Vorder grundfigur. In der Standardbibliothek machen daher die neueren Dichter, die in Norwegen früher das Hauptkontingent der Schrift steller stellten, den weniger bedeutenden Teil aus. Tie Novellen und Romane von I. Bojcr, Hans C. Kinck und bezeichnenderweise einer Frau, Sigrid Undseth, sind auch bei uns bekannt geworden, weniger die leichte flüssige Lyrik H. Wildenveys oder Qlav Aukrusts in Landsmal geschriebene Gedichtsammlung »üimmelvarcken« (Himmel fahrt), die sogar in zweiter Auflage vorliegt, während sonst lyrische Gedichte mehr noch als bei uns nur in erster Auflage zu erscheinen pflegen. Wohl aber fehlen nicht neue Standardausgaben von Alexander Kielland. Jonas Lie, Knut Hamsun, Welhaven, Wergeland und A. O. Vinje, dem bei uns fast unbekannten Bauerndichter. Einen großen Nanm nimmt auch die Literatur über den Sprachen kampf zwischen dem alten, dem Dänischen nahestehenden kiksmal und der künstlichen Dialektsprache I^suckLmal ein, der als Ausfluß einer bewußten Eigenkultur ja jetzt auch in Umbenennung der Hauptstadt in Oslo Ausdruck gefunden hat. Der Sprachenkampf ist aber nur die eine Seite dieser Bewegung, die sich auf die Eigenart des Landes besinnt, national, zum Teil auch nationalistisch ist. Das Land konnte 1914 auf hundertjährige Selb ständigkeit zurückblicken, und zahlreiche Publikationen beschäftigen sich auch zurückblickend mit der Geschichte des Landes, angefangen von den Zeiten der Lsßss, die allerdings nicht nur historisch behandelt werden wie in dem Buch von Frederik Paasche über 8uorr6 8'ur- lasou o§ 8turlun§eru6, sondern auch sprach- und literaturwisscn schaftlich. Eng berühren sich mit diesem Gebiet Geschlechtssagen, Mär chensammlungen und anderes, die aus verschiedenen Teilen des Landes vorliegen (Iüe8töl, dlorLÜ« ^etleLOßvr u. a.). Vor allem entzückt den Sammler die monumentale Ausgabe von »UorZes XonZessAaer« von Storm und Bugge mit der dekorativen Ausstattung von Gerhard Munthe, die dem Geiste der Sagen so gerecht wird und geschmückt ist mit den Holzschnittillustrationen einer ganzen Künstlergeneratton der Egedius, Krohg, Munthe, Werenskjold. Unbekannt ist bei uns auch die lebendige Schilderung eines mittel alterlichen Menschen, der allerdings recht modern anmutet, von Fr. Paasche: KonZ Lverreb, des Kämpfers gegen Kirchenmacht und Auf ruhr im Innern, der zu den gleichzeitigen Hohenstaufen Beziehungen unterhielt. Zahlreicher noch scheinen die Historiker zu sein, die sich mit der modernen Geschichte des Landes befassen, dem neunzehnten Jahr hundert, in dem Staat und Nation nach Jahrhunderten wieder eins wurden. Wir finden eine Schilderung Johannes Sverdrups, dieses Volkshäuptlings, der in historisch-dramatischer Sitzung den norwegi schen Storthing zur Aushebung des absoluten Vetos des schwedischen Königs führte, womit die absolute Herrschaft des Storthings und damit die norwegische Unabhängigkeit eigentlich schon stabilisiert waren. Rygg schildert das erste Jahrhundert von llorZes vanlc, die Verwaltungsgeschichte dieses Jahrhunderts sehen wir in anderen Publikationen an uns vorüberziehen. Zahlreich sind auch besonders die Stadtgeschichten, darunter die monumentale Geschichte von Kristia nia, die von der Stadt aus Anlaß des dreihundertjährigen Jubiläums im Jahre 1924 herausgegeben wurde, dem Jahre, in dem die Stadt den alten Namen ablegte, um den Namen Oslo aus der alten Glanz zeit des Reiches wieder anzunehmen. Larvik, Drammen, Skicn, Sta- vanger, Aker haben Historiker gesunden, aber fast ebenso gern spaziert man unter der Führung der Künstler, die das prächtige, bet Koppelen erschienene Sammelwerk »Kristiania« zusammengestellt haben, durch die Karl Johannsgade oder den Studenterlund oder verfolgt auch A. Collets reich mit Bildern geschmückte Erinnerungen an ihr Ge schlecht und ihre Stadt. Interessant sind auch die Ausführungen des früheren Außenministers A. Naestadt über Norwegens Strome und die rechtlichen Fragen, die sich daran knüpfen, namentlich der Terri torialhoheit. Noald Amundsens Werk über die Nordostpassage ist ja auch bei uns schon gewürdigt worden, weniger bekannt aber Fr. Nansens llorci i l'ülrekeimen, ein großes Werk über die Geschichte der Er forschung der nördlichen Teile der Erdoberfläche, beginnend mit Pytheas und über die Wikingersahrten bis an die Schwelle der Neu zeit führend, mit vielen früheren falschen Auffassungen aufräumend. Der Bewegung für eine eigne bäuerliche Kultur des Landes ent springt die Schaffung einer reichillustrierten Sammlung Norske Bygder, in welcher zunächst das Setesdal -eine allseitige reich ilfustrierve Darstellung fand. Im Mittelpunkt stehen Volksdichtung, Musik, alte Wege und Häuser mit den eigenartigen Bauformen des »Lostes«, des Nthuses« und »Setabus« und Kunstgewerbe, aber auch Wirtschaft, Verwaltung und Anthropologie fanden wissenschaftliche und rcichillu-
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