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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1925-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1925
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- Deutsch
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^ 128, 4. Juni 1925. Redaktioneller Teil. wider ihn war oder, wie wir cs nennen wollen, der Geist der Be freiung, der Geist, der die Muskeln sich straffe» Hecht, der dem Menschen Urkräfte verleiht, und der über heute oder über morgen die Fesseln zum Zerbrechen bringt. .Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung', heisst die Schrlst, um die Johann Philipp Palm sterben mußte. Vor etnhundertund- neunzehn Jahren ward sie geschrieben, um die Geister wachzurütteln; heute, »ach einhundertundneunzehn Jahren, sehen wir wieder ein erniedrigtes, ein gefesseltes und zerbrochenes deutsches Vater land, und wieder, wie damals, sind Geist und Wort der Beste» unseres Volkes die zuverlässigsten, wenn nicht die einzigen Waffen im Kampfe mit einer harten Gegenwart, im Kampfe um eine bessere Zukunst sllr »ns und unsere Kinder. Man sagt nicht mit Unrecht, daß ein Buch einen Menschen gut ober schlecht machen könne, baß es imstande sei, heiße Liebe oder abgrundtiefes Hassen in ihm wachzurusen. Hoffen wir doch alle in dieser Weihestunde, daß recht, recht viele deutsche Bücher hinaus gehen mögen in die deutsche Welt, die die Keime der Vaterlands liebe und des Willens zur Freiheit tief einpslanzen in die Herzen und Seelen unserer Volksgenossen. Und hoffen wir doch, daß recht, recht viele deutsche Buchhändler diese heilige Säemannsarbeit als den schönsten Teil ihres Berufes betrachten lernen. Weich schönere Hofsnung könnten wir hier an dieser Stätte aussprechen als diese, die gleiche, die Johann Philipp Palm im Herzen trug, alz er hier sein Leben hingab? Von dem schlichten Denkstein, der sich hier erhebt, ist die Hülle gefallen, und wir sehen das erzene Bildnis des Mannes, dem der deutsche Buchhandel an der Stätte, wo er fiel, in tiefster Dankbar keit ein bleibendes Mahnmal zu errichten wünscht. Namens und im Austragc des Vorstandes des Börsenvcrcins der Deutschen Buch händler zu Leipzig übergebe ich Ihnen, Herr Bürgermeister, dieses Denkmal in Schuh und Schirm und bitte Sie, es in eine treue und ehrende Obhut nehmen zu wollen. Uns allen aber drängt sich angesichts dieses Totenmals und unter diesem von leisen Trauerschleiern verhangenen Frühlings- Himmel Wunsch und Wille gebieterisch auf, die Hände und Herzen zum Walter der Welten zu erheben, zum Lenker der Völker- und Menschenschicksale, mit heißem, aus tiefster Menschenbrust kommendem Flehen: .Herr, großer, gütiger Gott, mach uns und unser deutsches Land wieder frcil'« Das Denkmal nahm Herr Bürgermeister Le ist net mit Dankesworten an und erklärte, daß das Monument, solange er lebe, seiner besonderen Obhut unterstehen würde und eins weitere Zierde und Anziehungspunkt der Stadt Braunau a. Inn bilden werde. Als Redner folgte ihm Herr Regierungsrat Freiherr von Hammer st ein, der als Bezirkshauptmann sprach. Er greifend waren dann die Worte, die ein Nachkomme Palms, Herr Papierfabrikant Otto Palm-Neukochen, seinem hohen Vor fahren widmete. Ernsteste Zustimmung fanden seine Schlußworte: Deutschland, Deutschland über alles und im Unglück nun erst recht! Dann trat der großdeutsche Landtagsabgeovdnete Herr Gs ch ei t l i n g e r - Braunau vor und gab in begeisterter Rede seinem Deutschtum wärmsten Ausdruck. So wie alle bisherigen Sprecher schöne Kränze mit entsprechenden Widmungsschleifen nicdergelegt hatten, folgte nun Herr Nus s e r - München mit einer Kranzspende vom Bayerischen Buchhändlerverein. Diesem schloß sich Herr vr. F r i ed r i ch O ld e n b o ur g für den Münch ner Verlcgerverein an. Auch der Münchner Buchhändlervercin ließ sich durch Herrn A l b e r t i - München vertreten, während nach diesem Herr Per gl er i. Fa. Palms Hofbuchhandlung- München für seine Firma einen Kranz niederlegte. Eine weitere Spende überreichte Herr H u g e n d u L e l - München für den Nürnberger Buchhändler-Verein. Auch Wien gedachte seines be deutenden Berufsangehörigen, indem für den Österreichischen Buchhandel Herr Kommerzialrat Ha n a c z e k - Wien (Firma Herder K. Co.) einen Kranz widmete"). Auch der Verein »Palm 1874» schmückte mit einem schönen Kranz das Denk mal und hatte als Sprecher seinen 1. Vorsitzenden Karl Sch ei deck e r - München. Endlich nahm auch der Gruppenführer der National-Sozialisten, Korvettenkapitän a. D. Preißler, kurz, aber wuchtig das Wort. Seine Kranzspende zierte eine mächtige Schleife in den Farben schwarz-weiß-rot. Zum Schluß brachte Frau Palm-Neukochen folgendes Gedicht zur Verlesung: *) In der Begleitung dieses Abgeordneten befanden sich auch drei Herren aus Linz. Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel« 83. Jahr-a»M. Zum 24. Mai 1925. Märtyrer Johann Philipp Palm, es grüßen Dich die Überlebenden Deines mannhaft wackeren Stamms. Hier stehen sie. Es neigen sich vor Dir die Häupter aller deutschen Stämme. Vor Deinem Denkmal steht die treu gepflegte Gilde Deutscher, und aber deutscher Männer Deiner Zunft. Märtyrer Johann Philipp Palm, Buchhändler und Vermittler deutschen Geistes und deutschen Willens, Es grüßen Dich mit all den Überlebenden Und Nachgesahrenen Deines Dir vermählten Stamms und Volks — Mit ihnen allen grüßen Dich die Toten! Märtyrer Johann Philipp Palm, selbst über ein Jahrhundert schon Ein Toter. Ein schmählich abgesägter Ast. Ein ruchlos aus dem unbequemen Weg Geräumter, Aber der Unvergessene, weil unvergessen der Mord, Den frevle Hände heuchlerisch an Dir verbrochen, Eingegraben in tiefen, blutigroten Ritzen Mit dem Griffel des allerweltenlenkcnden Caesaren, So steht die Untat aller Zukunst je zu sehn. Nicht auszuwischen mehr, wie nasser Schwamm Die Schiefertafel schülerhaft-beflissner kleiner Buben. Unvergessen! In Sternenschrist gar nie verblassender Chronik steht, ja steht die schaudernde, blutbesudelte Sünde, Begangen an Dir deutschem Manne. Kindlich wähnend, Tu seiest wirklich ein Toter dann, Der um die Ecke gebrachte Knecht eines übermütigen Herrn. Als ob Du nicht lebest, weiterlebest, wenn auch Das tödliche Blei Dich im Wallgraben Braunaus getroffen, Als ob eisiges Schweigen die Mordtat für immer vertusche. Johann Philipp Palm, Märtyrer, lebendiger Vater Deines Stammes, Bruder Deiner Brüder aller. Hier stehen sie! Palm! Stehe auf und rede, rede flammend. Enthülle Du in unfern Dir verwandten Herzen Dein eben Dir geweihtes Monument. Und dieses Monument enthülle weiter aller Deutschen Welt Die Schande, die an Dir begangen ward, Und die auf den gekrallten Nägeln brennt, Solang' es Deutsche gibt. Ja! Johann Philipp Palm, sei unter uns lebendig heute, Sei nochmals von den Lebenden und Toten, Von deutscher Heimat, deutschem Himmel, deutscher Erde, In Ehrfurcht tausendmal, viel tausendmal gegrüßt! Adolf M. Palm. Damit war die schöne Feier beendet, und man begab sich zum nahegelegenen Friedhof, wo sich das Grab Johann Philipp Palms in bestgepflegtem Zustande befindet. Dort richtete Herr Paul Nitschmann bei der Niederlegung eines Kranzes noch einige kurze Worte an die Teilnehmer und gedachte insbesondere des katholischen Seelsorgers, der es einst verhinderte, daß Palm auf der Richtstätte in ungeweihtem Boden verscharrt wurde, ihm vielmehr, obgleich Palm Protestant war, eine ehrenvolle Grab stätte auf dem katholischen Friedhof vermittelt hat. Ein größerer Teil der Teilnehmer zog noch nach den Anlagen, wo das bekannte Denkmal Palms mit seiner vollen Figur in Lebensgröße einen schönen Platz gefunden hat. Nach 1 Uhr vereinigte die auswärtigen Teilnehmer mit den ansässigen Kollegen ein einfaches Mittagessen wieder im Gasthof Fink, dessen gleichnamiger Inhaber mit Aufmerksamkeit allen Be dürfnissen gerecht zu werden suchte. Aus den zwanglosen Tisch reden gingen der Ernst und die gehobenen Gefühle hervor, welche die Festteilnehmer beseelten. Es war jedermann eine Genugtuung, diese schönen Stunden hier verlebt zu haben und Zeuge von höch ster und edelster vaterländischer Begeisterung gewesen zu sein. Die wenigen freien Stunden bis zur Abfahrt von Simbach wurden noch zur Besichtigung der Stadt und ihrer Altertümlich keiten, namentlich auch des Heimathauses, benutzt. Auch an dieser Stelle sei allen den Herren, die sich in selbstloser Weise den Vor bereitungen gewidmet haben, allseitiger Dank ausgesprochen; es war ein schönes Fest und wird für immer in aller Erinnerung bleiben. Hugo B i e l e r - München. 1210
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