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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1872
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1872-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1872
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- Deutsch
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äR 266, 13. November. Nichtamtlicher Tkeil. 4263 ganze Sache sei nur ein Finanzproject, den österreichischen Buch handel in die Höhe zu bringen. Bode hatte die Mittel zu seinen Unternehmungen durch seine reiche Frau erhalten, Messing steckte alles, was er noch im Vermögen gehabt, ,,bis auf den letzten Heller" in die Druckerei, selbst seine Bücher hatte er zu diesem Behuse zum größtenTheil verlaust. Aber weder Lessing noch Bode war ein Geschäftsmann, der vertraut mit den einschlägigen Verhältnissen, sich ihnen anzubequemen und aus ihnen das Nützliche heranszuziehen verstand. Sic beide trugen um gekehrt die durch abstractes Denken gewonnenen Ansichten kurzer Hand in das ihnen fremde Geschäft über und erwarteten, daß man ihre Ansichten auch in der Praxis anerkennen werde. Lessing hatte sich ausgedacht, daß man den neuen Verlag allemal vor der Messe zum Kostenpreis mit 20o/g Vortheil einem Buchhändler verkaufen könne, und daß man nichts drucken wolle, als die besten deutschen Schriftsteller und zwar in der Form jenes schon erwähnten Journals, des „Museums", von dem in jeder Messe einige Bände erscheinen sollten. Nicolai, dem Lessing seinen Plan mittheilte, warnte. Er wies daraus hin, daß kein Buchhändler werde zu finden seiu, der zu einein solchen Kauf sich bereit zeige, oder der dann zur richligeuZeit seine Wechsel einlöse, außerdem aber wäre es ja zweifellos, daß der Absatz einer Schrift sehr häufig mit dem wahren Werth derselben im umgekehrten Verhältniß stehe. Aber Lessing ließ sich nicht bedeuten. Die ersten Stücke der Dra maturgie, die von Bode und Lessing gedruckt wurde, versendet er am 8. Mai und im August gibt ihm Nicolai Nachricht von dem Nachdruck, denDodsleyLEo. unternommen haben. Ein übler Umstand, an dem aber Lessing und Bode selbst die Schuld trugen. „Die Dramaturgie, die in Deutschland viel Aussehen machte, ward sehr unordentlich er- pedirt. Man konnte nur in wenigen Städten Exemplare davon haben und die Kosten der einzelnen Versendung mit der Post mach ten die Buchhändler und Käufer verdrießlich. Man hatte besonders unterlassen, Exemplare nach Leipzig zu legen." Nicolai machte des halb Vorstellungen, empfing aber zurAntwort: „Es sei einmal fest gesetzt, man verschicke keine Exemplare, als die bestellt wären." Das war günstiger Boden für den Nachdrucker, der unter der Maske einer kaum bekannten Firma allen selbstverlegenden Schriftstellern den Krieg ankündigte und den Kampf gegen Lessing zuerst aufnahm.*) Die glückverheißende Verbindung mit Bode, von der sich noch Lessiug zu Aufaug 1768 das Beste verspricht, wird allgemach eine Quelle neuer Sorgen und Verlegenheiten sür den Dichter, der Sommer desselben Jahres bringt die Lösung des Verhältnisses. Und Lessing läßt einen Katalog seiner Bücher drucken, die er im Januar will versteigern lassen, und bittet Nicolai, „nicht den Buch händler, sondern den Freund", die Exemplare, die er ihm schicken wird, ein wenig bekannt zu machen. Unter dem literarischen Nachlaß Lejsing's, der später mit sei nem „Nathan" nochmals, und glücklicher, den Weg des Selbstver lags betrat, findet sich eine Skizze „Leben und Lebenlassen", die Lessing's Ansicht über das Verhältniß zwischen Schriftsteller und Buchhändler wiedergibt. Es heißt da zum Schluß; „Selbstverlag und Subscription bleiben. Der Schriftsteller läßt auf seine Unkosten drucken, aber die Subscription geht lediglich durch die Hände der Buchhändler". Nur da, wo keine Buchhändler sind, oder wo die *) Es ließ sich mit oer seit kurzer Zeit ausgetauchten Firma .kein einziger angesehener Buchhändler" ein, „sondern man begnügte sich, ihnen lagSbücke ui brauchte, abznkausen, und ließ sie unter den vielen Hausnern, denen die Ncß'reibeit erlaubt, ihr Brod zu ertrödeln, fortlaufen. Herr Lessing nahm aber oie Sache auf einen ernstbaftern Fuß". Er machte die Lodsley'sche Anzeige bekannt und wabrle den Schriftstellern das Recht des Selbstverlags. S. Nicolai s Besprechung der „Dramaturgie", Allg. deutsche Bibliothek X. 2. Stuck. Buchhändler Subscribenten zu sammeln sich weigern, sind Nichtbuch händler als Sammler zulässig. Von dem Preis des Buches wird ein Drittel auf den Druck, ein Drittel für den Verfasser, ein Drittel für den Subscribenten sammelnden Buchhändler gerechnet. Bei dieser Vertheilung kommt wohl jede Partei zurecht. Dabei ist allerdings nöthig, „daß auf der Messe gegen Erhaltung der Exemplare sogleich baare Zahlung ge leistet werde. Der Schriftsteller kann nicht borgen und nur darum opfert er einen so ansehnlichen Theil seines Gewinnstes, damit ihm Alles erspart werde, was das Zeit versplitternde Detail des Kaufmanns erfordert". „Wäre es nicht zu wünschen, daß sich der ganze Buchhandel auf diese Art realisiren ließe?" Denn, um Les sing's Eingangsworte noch hier zu erwähnen, „wie? es sollte dem Schriftsteller zu verdenken sein, wenn er sich die Geburten seines Kopfs so einträglich zu machen sucht, als nur immer '.'.oglich? Weil er mit seinen edelsten Kräften arbeitet, soll er die Befriedigung nicht genießen, die sich der gröbste Handlanger zu verschaffen weiß — seinen Unterhalt seinem eigenen Fleiß zu verdanken zu haben." (Fortsetzung ,olgl.) Ein Wort für den öffentlichen Anstand in der Presse. Es ist wohl selbstverständlich, daß der Schlußpassus in der Notiz in 'Nr. 242 d. Bl., betr. die Schrift von I)r. Beta über die „Geheimmittel- und Unsittlichkeits-Industrie in der Tagespresse" nur diejenigen Zeitungsvcrleger und Eigenthümer selbst treffen soll, welche solche Bordell-Inserate" (wie der Einsender der bezüglichen Notiz in Nr. 248 d. Bl. sie nennt) in ihrem Inse ratenteile dulden. Schreiber dieser und der früheren 'Notiz in Nr. 242 hat sich seit Jahren eingehender mit diesem faulen Fleck in unfern Preßzuständen beschäftigt und pflichtet ganz dem vr. Beta bei, wenn derselbe Seite 30 der erwähnten Broschüre sagt: „In Berliner und anderen Zeitungen wimmelt es von solcher Verhöh nung des öffentlichen Anstandes. Können es die armen Eigenthümer, denen das Jnsertionsgeld täglich fast scheffelweise aufgcdrängt wird, die sich Paläste bauen, wie Millionäre leben und zu den Stimm führern der Zeit, zu den voranleuchtenden Altarkerzen des Fort schrittszählen, nicht entbehren?" . . . „Und sollte es in Deutsch land nicht möglich sein, was in England schon seit vielen Jahren durch freien Entschluß von mehr als 200Zeitungen unverbrüchliches Gesetz der ganzeu anständigen Presse geworden ist? Keine dieser Zeitungen nimmt für irgend einen Preis je eine Geheimmittel-Em- pfehlung oder irgend eine noch so verschleierte Unsittlichkeits oder Syphilis-Anzeige aus." . . . Ferner Seite 3t: „Viele Ge- heimmittclfabrikanten und Zeitungs-Eigenthümer oder Annoncen- Erpeditionsgeneräle haben unter einander Eontracte geschlossen, welche die Zeitungen verpflichten, alle ihre Anzeigen und Prelle reien ausnahmslos anzunehmen, dagegen alle Angriffe zurückzu weisen." Einsender ds. hat in Bezug auf solche Zustände auch einige rühmliche gegentheilige Erfahrungen gemacht. So schrieb ihm u. a. vor mehreren Jahren ein angesehener deutscher Verleger und Zeituugs-Eigentbümer: „Ich dulde keine unsittlichen Anzeigen in meinem Blatte und habe die Inseraten-Expedition angewiesen, zweifelhafteJnserate mir zur Entscheidung vorzulegen. Mir mehrfach angemuthete unanständige Eontracte mit Malz-Ertract- und ande ren Fabrikanten habe ich stets zurückgewiesen rc." — Dagegen ignorirte ein anderer ebenso angesehener, vielleicht angesehe nerer Verleger und Zeitungs-Eigenthümer vornehm einen ihm meinerseits gemachten Hinweis auf dergleichen unsittliche Inserate. Und noch ganz kürzlich wurde mir seitens eines sehr bekannten, einer sehr angesehenen Firma angehörigen Blattes auf eine desfallsige Bemerkung die curiose Antwort: mau habe im redactionellenTheile dergleichen Inserate angegriffen, auch früher Jahre lang das Opfer 570'
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