Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1872
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1872
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18721113
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187211137
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18721113
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1872
- Monat1872-11
- Tag1872-11-13
- Monat1872-11
- Jahr1872
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4262 Nichtamtlicher Theil. 266, 13. November. aus Erfahrung, wie leicht da Betrug möglich ist.*) Mit Buchhänd lern ist man hier und da zu tauschen bereit. Solche Anzeigen enthalten die Zeitungen jener Iahrzehende sehr viele, und mancher auch heute noch hochgeachtete Name findet sich unter Denen, die ihr Heil einmal ohne Verleger versuchen wollen. So Klopstock, der die drei ersten Gesänge seines „Messias" in den Bremer Beiträgen veröffentlicht hatte (1748), dann aber mit Hemmcrdc in Halle ein Abkommen traf, so daß 1749 bei diesem die ersten dt ei Gesänge erschienen. Doch denkt der fünfundzwanzig jährige Dichter auch daran, den „Messias" auf Pränume ration zu drucken, und dem Buchhändler nur ein Gewisses für seine Mühe zu geben. Bodmer, den er um Rath fragt, räth sehr zu. „Er meint, die Sache könnte so gemacht werden, daß mir die Verleger zweitausend Eremplare zu meinem Profit geben müßten." Klopstock fragt zu derselben Zeit (Sommer 1749- bei I. C. Cramer an, ob er wohl ein kaiserliches Privilegium nöthig habe, oder ob ein kur fürstliches hinreichc. Im Januar 1767 aber, da er seine Oden zu drucken gedenkt, schreibt er an Denis in Wien als seines Herzens Meinung: „Mich deucht, Buchhändler sollten solche Privilegien (für immer gegeben, ein solches wünschte K. für seine Oden) niemals, aber wohl die Autoren bekommen können." lieber Verlag und Fortsetzung des Messias verglich sich dann Klopstock mit Hemmerdc, der erste Band (Gesang l —5.) erschien 1751. „Später glaubte Hemmerde nicht nur ausschließliches Recht auf den Verlag der ersten fünf Gesänge, sondern des ganzen Messias zu haben, doch behaup tete Klopstock seine Unabhängigkeit von dem Buchhändler."**) Der Messias erschien also in Halle und Kopenhagen, später Altona. Nach einem Brief an Scblegel vom 24. September >749 hatte Hemmerde sein erstes Gebot von drei Thalern für den Bogen auf fünf Thaler erhöht; im April 1769 aber meldet der Dichter, Hemmerdc zahle zwölf Thaler in Louisd'or für den Bogen. Da damals der dritte Band erschien, so wird dieses Honorar als für den dritten und vierten Band (Gesang I I—20) gültig zu nehmen sein. In der Geschichte des Selbstverlags deutscher Schriftsteller nimmt Klopstock's „Gelehrtenrepublik" eine bedeutende Stelle ein -Hamburg 1774, bei Bode). Von neuem wies dies wunderliche — auch von den Zeitgenossen mehr gekaufte als gelesene Buch, von dem nur ein erster Band erschien, auf einen festeren Zusammenhalt der Schriftsteller hin, und forderte schon durch sein eigenes, gelungenes Beispiel zum Selbstverlag auf. Anknüpfend an dieses Buch, schrieb Reich seine „Zufälligen Gedanken eines Buchhändlers über Herrn Klopstock's Anzeige einer gelehrten Republik",***) und als dann Reimarus mit der Broschüre „Der Büchcrverlag in Betrachtung der *) „Der Weg der Pränumeration ist verhaßt und beinahe verächtlich **) Im Mai 1753 gelangte eine Nachricht von des Messias neuer correcler Ausgabe (vgl. Gödekc, Grundriß. Se. 598) von Kopenhagen aus an die Oefscntlichkcit, aber deren Erfolg entsprach, wie es scheint, den Wünschen Klopstock's nicht. Wenigstens schreibt er am 18. September 1753 ..n llbrrl: .Sigwil s r u,1 v s mir^mil m > mc 1^2 udIcri pl i o 11^1 eig und N'U gleich nicht versprochen habe." (Briefe von und an Klopstock. Von Lappen- berg. Se. 126. Diesem Werk, sowie Klamer Lchmidt'ü „Klopstock und seine Freunde" sind die hier gegebenen Daten entnommen.) bezeichneten ihm viele ikren vollen Beifall. So Heyne, Lavalcr. Ramler und Zimmermann. retztercr schreibt: „Tausend Dank für Ihre schöne Schrifr gegen Herrn Klopstock. Alles, was Sie darin sagen, deucht mir wahr, und doch auf keine Weise beleidigend. Ein Subscribent bin ich Schriftsteller, der Buchhändler und des Publicums erwogen" ant wortete, das Schriftchen „Der Bücherverlag in allen Absichten genauer bestimmt". Klopstock durfte sich rühmen, ein gutes Ge schäft gemacht zu haben. Tie Subskription auf das Buch wurde von seinen Freunden eifrig betrieben, Goethe aber erzählt in Dich tung und Wahrheit sehr ergötzlich von der Enttäuschung der Sub- scribenten, als sie das unlesbare Buch erhielten.*) Lessing hatte, wie wir uns erinnern, 1755 und 1756 in Leip zig ums Brot übersetzt, bald darauf, 1758, übernahm er im Verlag von Weidmanns Erben und Reich — mit Reich war er durch C. F. Weiße bekannt geworden — „ein Bändchen von sechs Comödien" herauszugeben. Das erste Stück sollte ein Lustspiel sein, dem zu Grunde Goldoni's Lräclo sortunatn lag; der Druck begann, aber als der zweite Bogen gesetzt war, mahnte Reich vergeblich um wei teres Manuscript. Es kam zu einem Streit, da Reich ungestüm auf Fortsetzung drängte, und die Folge war, daß der hitzige Leiter der Leipziger Handlung den ersten Bogen in die Maculatur warf, den Satz des zweiten aber unbenutzt ablegen ließ. Vielleicht hat dieses bedauernswerthe Zerwürfniß, das zwei Männer trennte, die es wohl Werth waren, sich näher zu treten, mit beigetragen dazu, daßLcssing nicht die Erfahrung erspart blieb, wie gefährlich es für den Schrift steller ist, sich auf ein ihm durchaus fremdes Gebiet zu wagen. Am 1. Februar 1767 meldet Lessing von Berlin aus an Gleim nach Halberstadt, daß er in wenigen Wochen nach Hamburg über zusiedeln gedenke. Was ihn hinüber zieht, ist zunächst das Theater, dessen Leitung ihn gewonnen hat. Doch noch eine andre Aussicht hat er inHamburg. HerrBode, Zachariä'sFreund und wohl auch Gleim persönlich bekannt, legt in Hamburg eine Druckerei an und Lessing ist nicht übel Willens über lang oder kurz, auf eine oder die andere Weise gemeinschaftliche Sache mit ihm zu machen. „Wie wäre es, wenn Sie ihm Ihre Werke in Verlag gäben? Ich habe ihm schon vorläufig davon gesprochen-"**) Die Uebersiedelung findet statt, das Geschäft mit Bode kommt zum Abschluß, die hieran von Lessing geknüpften Plane sind sehr weitaussehend. Wie von dem Hamburger Theater, so erwartete er von seinen Unternehmungen mit Bode den besten Erfolg, nicht so wohl für sich, als für das allgemeine Beste. Er wollte u. a. ein Journal gründen, zu dem die besten Schriftsteller Deutschlands Bei träge steuern sollten. Durch dieses Journal sollte dann wieder auf Joseph I I. gewirkt werden, in dem für die damalige literarische Welt ein Hoffnungsstern aufgegangen war. Der Glaube, in Wien das für die deutschen Schriftsteller zu finden, was Berlin versagte, wurde zunächst von Klopstock gehegt, der dem Kaiser seine bei Bode und Lessing gedruckte „Hermannsschlacht" zueignele. Lessing war da mals auch von Hoffnungen auf Joseph II. sehr erfüllt. Gleim, der wie Nicolai nichts von dem Wiener Glück wissen wollte, meinte, die ^ Welche ^011111111^11^^ au Klopüock's ^Unlernc^eii Lchrifl^ Se/ 49.'"^' "n und gut < luck. L ennarschcs Iabrb. IN. **) Glcim batte selbst einen ähnlichen Plan. Er gründete, wie Weiße an^Uz am 21.^^! 1767 eie ei. nur Magdebiirgrr^Äachimmn eine in Petersburg durch Selbstmord. — Auf Grund ihm zugesagter Notizen aus Gleim's Nachlaß hofft der Verfasser später Mittheilungen über das Glcim-Bachmann'sche Unternehmen machen ;u können.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder