Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1872
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.10.1872
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18721030
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187210306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18721030
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1872
- Monat1872-10
- Tag1872-10-30
- Monat1872-10
- Jahr1872
-
4037
-
4038
-
4039
-
4040
-
4041
-
4042
-
4043
-
4044
-
4045
-
4046
-
4047
-
4048
-
4049
-
4050
-
4051
-
4052
-
4053
-
4054
-
4055
-
4056
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
JL 254 , 30. Octobcr. Nichtamttickits Thcil. 4039 des deutschen Buchhandels vorgctragen hat. Seitens des amerika nischen Buchhandels, bei» Abbild des englischen, klingen die Be richte über diese Einrichtung »och härter. Perlagsauclioncn sind nichts als ei» Nothmittel sür unentwickelte Vertriebsverbältnisse. In Deutschland wird es keinem Verleger einfallen, diesen Weg des „Absatzes" einznschlagen. Er hat es auch bei den Einrichtungen des deutschen Buchhandels nicht »othwcndig. Mit obiger Zusammenlese von Ucbelständen soll bei Leibe nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und der gute Kern des englischen Buchhandels verkannt werden. Dieser Buchhandel hat bei alledem große Seiten a» sich, denen wir Deutschen gar manches zu unserem Bortheil absehen können; nur nicht das, was Brau» empfiehlt. London ist ein mächtiges buchhändlerischcs Emporium, in dem viel zu beobachten und zu lernen ist. England hat auch nicht bloß eine Reihe großartiger Geschäfte von weitreichender geschicht licher Tradition, sondern ebenso in der Elite seiner Buchhändlerwelt trefflich gebildete und unterrichtete Geschästsmänner, Capacitäten der verschiedensten und besten Art. Ein Blick in das trefflich rcdi- girte „k'nblislmrs' Oiroulni" und den für Geschichte und Physiolo gie des Geschästswescns materialreichen „Lnoksollsr" genügt, um sich hierüber eine Meinung zu bilden. Hier ist nur von dem großen Ganzen und der cigenthüm- lichen Physiognomie die Rede, welche die von der unserigen so grund verschiedene Art, Buchhandel zu betreiben, dem englischen Geschästs- körper im Allgemeinen ausgeprägt hat. Von diesem Gesichtspunkte wird auch Derjenige, welcher den deutschen Einrichtungen keinen Geschmack abgewinnen kann, zugeben müssen, daß der englische Buchhandel im Vergleich mit dem deutschen an einer bedenklichen Verwirrung seiner innerenGeschästsverhältnisse leidet. Kaufmännisch ist er durch und durch, und kaufmännisch han delt dort auch Jeder correct. Allein diese tausmännische Behandlung buchhändlerischer Geschäfte hat eben die Wirkung, daß die verschie denen Branchen und Gcjchästsglieder einander wahrhast vernichtend ins Gehege fallen: der tzVbolesnl«-elealor dem kiotnilsr, der Booksollor der Hauptstadt dem Oonntrx-kooIcLollor u. s. w. Der knblisbnr sieht dabei, wo er bleibt, und wenn seine Manipulationen nicht immer den Interessen des Loolcsollsro entsprechen, so entschul digt ihn das natürliche Streben, dem Auctionshammer, unter dessen Aegide nur der moderne Antiquar, der sooonel linnil - öoolcsellsr gedeiht, möglichst kleine Auflagereste zuzusühren. Die Londoner kublisliers haben längst erkannt, daß das nicht so fortgehen kann. Sie sehe» sehr wohl ei», daß das Endergebniß dieses Concurrenzkrieges kein anderes sein kann als die Anhäufung des Retailgeschästs »ach seine» dankbaren, leicht auszubcutenden Be ziehungen in den Händen einer beschränkten Anzahl von großen Loolcsollsrs der Hauptstadt, wobei die Interesse» des Verlagshan dels unmöglich Befriedigung finden können. Scho» vor zwanzig Jahren wurde aus der Mitte der um ihre Interesse» theilweisc nicht minder besorgten englischen Autoren, von C. Merivale, daraus ver wiese», daß die äußerste Consequcnz des herrschenden Systems nicht bloß die stets sich vermindernde Bedeutung der Ooulltl'^-Boolcsollers sein werde, sonder» auch die allmähliche Beschränkung der Rctailgc- schäsle in London von dreihundert auf zwanzig oder dreißig in der Zahl. Man braucht diese Besürchtung nicht in aller Strenge zu nehmen, aber der Zug der Bewegung ist damit richtig ange deutet. Zwei Versuche sind gemacht worden, in den Jahren 1852 und 186K, um der fernere» Mißgestaltung des Verkehrs vorzubeugcn und die Herstellung geordneter Vertriebsverhältnisse durchs ganze Land anzubahnc». Von allen Seiten wurden Gutachten eingezogen, das erste Mal seltsamer Weise sogar aus den Autorenkreisen; daraus wurden in engerer Vereinigung eingehende Berathungen gepflogen und Vorschläge gemacht. Allein zu einem anderen Ergcbniß als dem Versuche, den Verkehr nach einem Reglement zu leiten, ist es nicht gekommen. Der Verkehr läßt sich jedoch nicht durch Reglements beherrschen, die Gesetze seiner Bewegung sind auch kein Product freien Uebcreinkommens, sonder» sic knüpfen a» bestimmte diclato- rischc Thaksachen an, denen Jedermann Rechnung zu tragen hat, wenn er Geschäfte machen will. Die Ausführbarkeit jedoch vorausgesetzt, waren die Vorschläge des Eomites von 1866 offenbar ungenügend. Den Grund des Nebels erkannte man in dem maßlose» Kundenrabatt (Ilnckersell- inx), der in seiner erlrcmsten Anwendung keinen Unterschied mehr macht zwischen Publicum und Wicderverkäuser, und damit die tzort- eristenz kleinerer Retailgcschästc immer mehr erschwert. Der Kun denrabatt ist nun nicht sowohl der Grund als die Wirkung vom Grunde d. i. der ungleichen Stellung der Book-mIIor», welche dem einen doppelt sovielc Vortheile zuführt als dem anderen. Gleichviel, das Comite kam zu dem Ergebniß: die Abschaffung des Privatkunden-Rabatts sei unthunlich Dafür habe er sich in Lon don, Manchester und an anderen Plätzen viel zusehr eingebürgert. Wohl dagegen sei eine Beschränkung denkbar. Das Comite cm- psehlc als höchsten Satz 2 Pce. vom Shilling, jedoch keinerlei Ra batt sür Bezüge »ntcr dem Betrage einer halben Krone, sowie bei Zeitschriften und periodischen Schriften jeder Art. Wenn es »ach obiger Darstellung — die betreffende Notiz ist dem „kiooksoller" entnommen — richtig ist, daß der Provinzial buchhandel gewöhnlich nur über 20 Proc. Bruttoertrag zu verfügen hat, wie soll er dann, um der Concurrenz zu begegnen, im Stande sein, theilweisc »och 2 Pce. vom Shilling, d. i. 16YHHH Kunden rabatt zu gewähren, auch selbst unter der Voraussetzung, daß sein Londoner Agent, wie das Comite befürwortet, ihm fortan nur von ganz wenigen Artikeln lOProc. Commission berechne? Diese Frage und ihre Beantwortung hat nur theoretisches Interesse, denn die Vorschläge von 1866 haben so wenig praktische Bedeutung gewonnen, als das Uebereinkommen von 1852. Nach dem man sich von der Unausführbarkeit überzeugt, ist jede weitere Agitation eingestellt worden. Nach wie vor ist daher „Freihandel" in England. Welche Perspective sich dabei, wie für den Oountrx- Lnolc«ellor, so auch sür die Londoner eröffnet, zeigt der vielbespro chene Fall „Bosworth". Bosworth in der Regent-Street ist dafür angesehen, dem Publicum nicht bloß 2, sondern 3 Pce. vom Shil ling nachzulassen, also zum Buchhändler-Nettopreise, zuweilen auch noch niedriger zu verkaufe». Ein YVbolosnIo-Haus kündigte ihm daraufhin aus Rücksicht für seine übrige» Clienten die Rechnung. Bosworth antwortete öffentlich mit Verweis aus sciue schon 1865 abgegebene Erklärung, daß er von seinem Verfahre» ablasscn wolle, wenn cs den anderen Londoner Kotail-Geschästen gefalle, ein bestimm tes Abkommen über das Rabattgeben zu treffen, resp. dasselbe ein zuschränken oder ganz abzuschasscn. Dieser Versuch sei 1852 geschei tert, seitdem könne Jedermann im englischen Buchhandel thun, was er seinen Interessen entsprechend halte, und er handle hiernach ganz correct, wen» er derPreisconcurrcnz durchPreisconcurrenz begegne. Das Monopol des 2 Pcc.-Rabatts hätten sich die Londoner da mals dem Landbuchhandel gegenüber wahren wollen und dabei außer Rechnung gelassen, daß sic selber durch einen 3 Pce.- Rabatt i» die Enge getrieben werden könnten. Bosworth hat im Prinzip unleugbar Recht; er muß es nur aushalten können. Wird cs aber bei diesem einen Falle, ganz offen kundig zum Buchhändlerpreise ans Publicum zu verkaufe», in Lon don bleiben? Versteckt wird es längst so gehalten, wie wir oben gese hen haben. Wenn das buchhändlerischc Centrum von England erst mehr und mehr von der Bosworth'schen Praxis ergriffen und der Mangel an geordneter und ausgiebiger Vertriebsthätigkeit sür den 547*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht