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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1925
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- 1925-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1925
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18080vSr^n»latt f. d. Dtlckm. vuchhand«!. R-edattioneller Teil. X° 269. 17. November 1625. furter und Leipziger Vorbild, der nunmehr nach Überwindung der schwersten Hindernisse mit Hilfe der maßgebenden Fachvcrbände end lich verwirklicht worden ist. In der Tat stellt die Berliner Ausstellung eine Art Mittelding zwischen den beiden früheren Bibliothekstypen dar. Wohl sind, wie in Frankfurt, ganze Räume ausgestellt; aber die Hellerauer Werk stätten haben sich mit feinstem Taktgefühl auf das Allernotwendigste der Einrichtung beschränkt, einen Bücherschrank, eine Wandvitrine, einen Lese- oder Schreibtisch, einige Ruhesitze. Und wie auf der Leipziger Bücherschau haben sich jeweils mehrere Bewohner dieser erlesen schönen Räume auf eine friedliche Wohngemeinschaft einigen müssen — nicht nur der Werksstudent mit seiner »erhungerten Biblio thek«, der in seiner Bude entgegenkommenderweise auch noch das »Bücherbrett des Arbeiters« und das Zelt des Wandervogels be herbergt, sondern sogar die elegante Weltdame, die sich mit der »pro minenten« Bühnenkünstlerin darauf geeinigt hat, ihre beiden Biblio theken in dem gleichen entzückenden Glasschrank unterzubringen: und der bürgerlichen Familie mit ihrer Hausbibltothek ist höchst kunst voll noch auf schmälstem Platz an der Fensterwand ein Garten Pavillon vorgebaut, in dem der Geist Jean Pauls und der deutschen Romantik waltet. Überall blitzt und funkelt es von geschmeidigen Lederrücken mit goldenen Stempeln und Zieraten, von farbigen Leinen- und Buntpapierbänden. Das Jnselbändchen und das Reciam- buch, die wuchtige Gediegenheit des wissenschaftlichen Buches und die berückende Schönheit des bibliophilen Lederbandes, die Kunst mappe und das Musikwerk — sie alle stehen jedes an seinem Platz, mit gleichem Recht und gleichem Anteil — das heißt: soweit sie eben erschienen sind. Denn es läßt sich nicht leugnen: noch fehlt vieles, was hierher gehörte und was sich schon innerhalb der Vcrlegeraus- stellung aus seiner Umwelt bedeutungsvoll hcrvorhcbl. Noch wäre es verfrüht, am gemeinsamen Werk vorschnelle Kritik zu üben — aber es muß zugestanden werden, daß die Bibliothekcnausstellung auch diesmal nur ein Anlauf, ein neuer Anfang, eine wertvolle Anregung, ein reizvoller Versuch geblieben ist, der noch immer der Vollendung harrt. Bei den beiden früheren BibliotheksauSstellungcn war ein Weg gewühlt worden, der seine große praktische Berechtigung hat, nämlich die Verleger selbst mit der Vorauswahl der ihnen für geeignet scheinenden Werke zu betrauen, die auf diese Weise erhaltenen Ein gänge dann kritisch zu sichten, Ungeeignetes zurückzustellen, Ver gessenes nachzufordern. Diesmal war man aus dem höchst anerken nenswerten Prinzip heraus, eine Auswahl nur vom Standpunkt des sachmäßtg gebildeten oder auf bestimmte Liebhabereien eingc- schworenen Lesers zu schaffen, ans den naheliegenden Gedanken ver fallen, eine Anzahl geeigneter Persönlichkeiten mit der Vorauswahl zu betrauen und diese Auswahl zunächst ohne Rücksicht auf Voll ständigkeit oder objektive Sachlichkeit in ihrem ganzen subjektiven Reiz bestehen zu lassen. Aber die gegebene Zeitspanne und die ge ringe Zahl der zur Verfügung gestellten Hilfskräfte gestatteten der Leitung der Lessinghochschule nicht mehr in hinreichendem Maße die vielfach unumgänglich notwendige Nachprüfung, Auffüllung und klare Abgrenzung der verschiedenen Bibliotheken von einem einheit lichen und umfassenden Gesichtspunkte aus — eine spürbare Ent täuschung für den lieferschauenden Bücherfreund, eine heilsame Lehre für die verantwortlichen Veranstalter, die sich gewiß bewußt sind, daß nur eine ununterbrochene Zusammenarbeit und eine klare Aufteilung der Aufgaben bei den Vorarbeiten wie bei der praktischen Durchführung ein derartiges Werk Zum erwünschten Ende bringen können. Ein richtiges kleines Buchmusenm ist in dem neuen Vortrags- saal entstanden, der bedauerlicherweise in einen abgetrennten Flügel des Erdgeschosses verlegt werden mußte. Da ist eine Handbuchbinderei im Betrieb; die angckündigte Handpresse wird erst znm Beginn der zweiten Ausstellungswoche Platz finden können. Da ist ferner eine kleine Sonderausstellung »Das schöne Buch« mit Werken von Mit gliedern des Jakob Krauße-Bundes, mit Handbänden der Buchbin derei Wübbcn, mit kostbaren Drucken der Buchdruckcrei Gebr. Mann und dekorativen Einbänden der »Leipziger Buchbinderei A.-G.«. Die Wände sind mit den farbigen Reproduktionen der »Photographischen Ge sellschaft«, der Kunstverlage Bruckinann, Hanfstacngl und Stiefbold ge schmückt. Da ist ein altarartiger Aufbau vom »Deutschen Kunstverlag« in Berlin mit den herrlichen Abbildungen ans deutschen Kunststätten. Da ist weiter außer einer Sonderausstellung des Bühnen-Volks- bundes eine retrospektive Ausstellung der Berliner Antiquare »Das Buch im Wandel der Jahrhunderte«, und der Stolz der Ausstellung: »Das Erstlingswerk«, mit den frühesten Originalausgaben von Lcs- sing bis Wedektnd, und die Sammlung »Das Manuskript- mit dem wundervollen Goetheschcn Autogramm und der mit der Kunst und der Liebe eines mittelalterlichen Mönchs ausgeführten Handschrift von Strindbergs »Inkeruo« — Leihgaben von Bibliotheken und Lieb habern, denen die Ausstellung zu höchstem Danke verpflichtet tst. » Am zweiten Tage nach der Eröffnung wurde der Bortragssaal durch einen Vortrag von Franz Weiße, Hamburg, über »Buchbinder und Bücherfreund« eingeweiht. Veranstaltet wurde dieser Vortrag anläßlich der Tagung des Bundes Meister der Einbandkunst, der in den Sonderräumcn des Obergeschosses mit einer glänzenden, äußerst repräsentativen Ausstellung seiner Mitglieder vertreten ist. Der Be such hat sich vom Sonntag bis/zum Freitag auf der stetigen Höhe von 400 bis 500 Besuchern je Tag gehalten. Es erweist sich also, daß das Interesse am Buch noch keineswegs erloschen tst und das; der Buchhandel ohne unnötigen Kleinmut in den beginnenden Winter hineingchen kann — falls er nur gewillt ist, sich auch weiterhin zu regen und mit der Zeit Schritt zu halten! vr. Karl B l a n ck. Hinter dem Ladentisch. Betrachtungen eines Geschäftsinhabers. Von Marcell Lyon, Berlin-Steglitz. (Nachdruck verboten.) Der Verband Berliner Spezialgeschäfte veranstaltete anläßlich seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens einen Vortragszyklus. Den ersten Vortrag hielt am Donnerstag, dem 22. Oktober, Herr M. Bod- länder i. Fa. Alfred Elsner L Co. »Hinter dem Ladentisch« lautete das Thema. Redner führte sinngemäß u. a. etwa aus: Die Tätigkeit eines Verkäufers halte ich für eine Kunst, die wie jede Kunst vom Können zeugen muß. Der schlechte Verkäufer schadet der Verkaufskunst, seinem Geldbeutel, dem Geschäft, dem er dient, bzw. nicht dient, der Wirtschaft und nicht zuletzt dem Rufe des Landes. Letzteres läßt sich besonders bezüglich des Ausländer- und Fremden verkehrs feststellen. Wir Berliner sind bekannt als tüchtig und fleißig und leistungsfähig, aber auch als unhöflich und grob. Der Ruf der Unhöflichkeit nnd Grobheit stützt sich nur auf Mißverständnisse und kleine, nicht nennenswerte Fehler. Geht man den Vorwürfen auf den Grund, so läßt sich feststellen, wie aus ganz kleinen Fehlern angeblich große Sünden hergeleitet werden. Daraus folgt: »Hütet euch vor den kleinsten Fehlern!« (Es folgen Einzelfällc aus der Praxis des schlechten Verkäufers.) — Welche Eigenschaften machen den guten Könner aus? Der tst ein rechter Verkäufer, der über Begabung, Kenntnis bes Hand werks (Verkaufskunst), Liebe zur Sache und Fleiß verfügt. — Aus die Frage: »Muß man zum Verkäufer geboren sein?« läßt sich mit »Ja« und »Nein« antworten. Man kann an jedem Verkäufer bessern, aber eine gewisse Begabung zum Anlerucn muß er haben. Der bureau- kratische, ber beamtete, der steifleinene, der melancholische und der pessimistische Mensch und die Falschsprccher, sic alle taugen nicht zum Verkäufer. Abseits von den guten Verkäufern, über ihnen steht das Genie. Das Genie verkauft heute Geldschränke nnd morgen Schnür senkel, ist Menschenkenner und weiß, wie es die Menschen zu nehmen hat. Uber Menschenkenntnis in ihren rohen Anfängen aus unterster Stufe verfügt wohl jeder Verkäufer. Einem Käufer, der keinen be stimmten Wunsch ausspricht, ist der billigste Gegenstand anzubietcn. Ein Käufer, der mehr anlegcn kann, wird dann eitel; er verlangt in gehobenem Ton Besseres. Somit bietet sich dem Käufer ein Vor sprung, denn er hat dem Käufer unbewußt geschmeichelt, tst deshalb mit ihm in Fühlung getreten und ihm sympathisch geworben. Es er scheint nicht möglich, jedem Menschen etwas zu verkaufen, aber so paradox das im ersten Augenblick auch klingen mag, bestimmt dürfte es möglich sein, es zu erreichen, daß der Käufer befriedigt den Laden verläßt. Versichert man dem Käufer z. B.: »Ich danke Ihnen, daß Sie bei uns gefragt haben«, so kann man ziemlich sicher sein, einen Kunden zu werben. Der unsichere Kunde wird noch unsicherer und mißmutiger, wenn man ihn fragt, was er ausgeben wolle. Das Spiel ist dann immer verloren. Dem unsicheren Kunden gegenüber muß man vielmehr planmäßig Vorgehen; man darf nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Geduld und Freundlichkeit sind hier besonders erforderlich. Auch sehe man dem Käufer immer freundlich ins Auge. Der Erfolg ist sicher, wenn man den Käufer gewissermaßen am Auge festhält. Wer im Gespräch die Augen niedcrschlägt, gerät leicht in den Verdacht, die Unwahrheit zu sageu. Ebenso schwer ist der zielbewußtc Käufer zu behandeln, wenn man ihm nicht genau das, was er ver langt, vorlegen kann. Man beginne mit einem immer glücklich wir kenden Lächeln und frage, ob man Ähnliches vorlcgen darf. Sagt der
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