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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1925
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- 1925-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1925
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269, 17. Novenrber 1925. Redaltioneller Teil. Freude Uber das Zustandekommen der Ausstellung und den Wunsch aus, daß sie ihre Aufgabe, fiir das deutsche Buch zu werben, in dem erhofften Maße erfüllen möge. Als Vertreter des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volks bildung fllhrte Herr Geheimer Rcgierungsrat Professor vr. Wil helm Waetzoldt u. a. folgendes aus: »Wer die Geschichte des Buches im Wandel der Jahrhunderte schreiben wird, der wird vielleicht das 19. Jahrhundert als das Jahrhundcrtdes Buches bezeichnen. Liebe zum Buche, Ehr furcht vor dem Buche, ja auch Überschätzung des Buches waren den Generationen des 19. Jahrhunderts eigen, die von Wissen nnd Er fahrung, von Historie und Forschung her das Bild der Welt zu deuten unternahmen. Das 20. Jahrhundert und besonders die Gegenwart hat wie so viele Verhältnisse auch das des Menschen zum Buch gewandelt. Es trat ein Rückschlag ein: Bticherliberdruß, Büchermißtraucn, ja sogar eine gefährliche Mißachtung des Buches ergriffen mit der Welle einer geistig-seelischen Neuorientierung unsere Jugend. Heute ist eö vielleicht erlaubt, wieder einmal daran zu erinnern, daß der Deutsche neben den Wegen zu Kraft und Schönheit auch du Wege zu (Heist und Wissen suchen soll. Einer dieser Wege aber führt durch das Buch. Deshalb begrüßen wir die erzieherische Bedeutung dieser Aus stellung. Sie trägt ein Jannshaupt: ein volkswirtschaftliches und ein volkspsychologisches Antlitz. Das Buch ist Ware. Freilich wohl die merkwürdigste Ware, die es gibt. Der alte Spötter Lichten- berg hat es einmal so ausgeürückt: .Eine seltsamere Ware als Bücher gibt es wohl schwerlich in der Welt: von Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen, von Leuten verkauft, die sie nicht verstehen, gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen, und nun gar geschrie ben von Leuten, die sie nicht verstehen'. Recht hat Lichtenberg, wenn er die Bücher eine .seltsame Ware' nennt. Sic sind Balsam und Gift, Spielzeug nnd Waffe, Quelle und Abbild, Freund nnd Lehrer, Instrument und Kunstwerk zugleich. Diese Vielfältigkeit der Funktion des Buches liegt ja auch der Gliederung dieser Ausstellung zugrunde. .Sage mir, was Tu liest, nnd ich will Dir sagen, wer Du bist', könnte über den Biblio- theksausstellnngen: .Das Buch im Heim' stehe». Sie zeigt die Menschen im Spiegel ihrer Büchersammlungen. Nichts Wunderbareres schließlich als der Werdegang eines Buches, das von Kopf zu Kopf geht und ans diesem Wege nicht nur Maschinen, sondern wieder Köpfe passiert. Zum Buche gehören nicht nur der Schöpfer und der Leser, sondern auch der Mittler. Ein Buch ist fast immer das Endprodukt von Kampf nnd Liebe. Wir Autoren pflegen ja gern mit unseren Verlegern zu hadern nnd den Idealismus uns, den Geschäftssinn den anderen zuzu sprechen. Es scheint mir aber eine Pflicht der Gerechtigkeit zu sein, den Wagemut und den Zukunftsglauben der deutschen Verleger und Buchhändler dankbar anzuerkennen, die noch immer den Mut haben, ans das deutsche Können ihre Existenz zu gründen und Mittler zu sein zwischen Geist nnd Leben, zwischen den schöpfe rischen Individuen nnd der Nation. Mit dem Wunsche, daß sich alle Hoffnungen erfüllen, die die Veranstalter und wir mit ihnen an diese Ausstellung knüpfen, mit dem Ausdruck des Dankes für die aufopfernde hier geleistete Arbeit erkläre ich im Namen des Herrn Ministers für Wissenschaft. Kunst nnd Volksbildung die Ausstellung .Das Deutsche Buch' für eröffnet.« Eine gemeinsame Besichtigung der Ausstellung beschloß die Feier in würdiger Form. Die Ausstellung, die erste ihrer Art in Berlin seit »Buch und Bild«, gibt in der Lat ein imposantes Bild der deutschen Verlags tätigkeit. Stand reiht sich an Stand: den kulturellen und belle tristischen, den Kunst- und Musikverlagcn schließen sich die wissen schaftlichen Verlagshäuser der verschiedenen Gebiete an, und den reizvollen Beschluß der Verlegerausstellung, die nahezu zwei Stock werke des weitläufigen Ausstellungsgebäudes füllt, bildet die Gruppe der Jugendschristen und Kinderbücher. Zweihuudertfünfzig deutsche Verlage, darunter fast ausnahmslos die besten Namen, sind in über, wältigender Fülle vertreten. Der künstlerischen Mitarbeit der Pro fessoren Büning und Seeck, die schon der Ausstellung »Buch und Bild« ihr ästhetisches Gepräge gaben, verdankt auch das -Deutsche Buch« seinen dekorativen Charakter, den anheimelnden und anlocken den Reiz, der die äußeren Schönheiten des heutigen B.:chcs in ge schmackvoller und zurückhaltender Form hervorhebt, zumal da im oberen Stockwerk, wo das Farbenspiel des kupferroten Rupfens vor den leuchtend gelbgestrichencn Wänden eine ebenso lebhafte wie har monische Wirkung erzielt. Der über Erwarten große Andrang zwang die Ausstclluugs- leitung, ihre früheren Raumdispositionen aufzugcben und auch den ursprünglichen Vortragssaal mit den anstoßenden Räuml'chkclten als Ausstellungslokal fiir eine Anzahl kultureller, belletr. tischer und Kunstverlage srcizugebeu — darunter der Insel-Verlag, Eugen Dicde- richs, Georg Müller, S. Fischer, Ernst Rowohlt, Gustav Kiepen- heuer, Bruno und Paul Eassirer, Amsler L Nuthardi, Wasmuth, Klinkhardt L Biermann, Hugo Schmidt, Anton Schroll und ver schiedene andere, auch wissenschaftliche Verlage, wie Walter de Gruyter mit seiner stattlichen Doppelkoje, Ferdinand Hirt L Sohn in Leipzig, Friedrich Eohen in Bonn usw. Hier hat auch das Haus Rcclam, dessen Wahlspruch: »Neclam braucht keine Reklame« den Besucher schon am Treppenaufgang empfängt, seinen mächtigen Turm errichtet, dessen Mauersteine die Titelblätter der Universal Bibliothek bilden — ein ebenso origineller wie wirkungsvoller Einfall, der auf neue Wege fiir künftige Bücherausstellungen weist ähnlich wie der benachbarte Treppenaufbau des Scherl-Verlags mit seiner weitaus- holendeu Rundung, die von einem hochgezogenen Rahmenbau umfaßt wird, vor dessen stark getönten Wänden die farbige Pracht der Bücher sich stimmungsvoll abhebt. Nicht allzuweit davon steht das Riesen buch der Lessing-Hochschule mit den sämtlichen Vorlesungsplakatcn der letzten zehn Jahre im stattlichen Ausmaß von 2 Meter Höhe, eine kunstvolle Leistung der Firma Julius Hager in Leipzig. Andere Verlage wieder treten in abgeschlossenen Räumen aus. beispielsweise die Verlagsgescllschast für Politik und Geschichte, die mit eigenen Mitteln einen Raum von nahezu feierlicher Würde ge schaffen hat, ferner das Vcrlagshaus Bong L Eo. mit seinen statt lichen Klassikerbändcn. An den Sonderraum der »Vereinigung evan gelischer Buchhändler« mit der ernsten Gediegenheit seiner religiösen Werke und den Amsler-Trucken als Wandschmuck schließt sich die außerordentlich wirkungsvolle Ausstellung der Reichszentrale für Deutsche Verkehrswerbung« an, mit ihren herrlichen Ausnahmen deut scher Landschaft und deutscher Städtebilder, die fortan aus allen dein scheu Eisenbahnen das Auge des Reisenden erfreuen sollen. Gegenüber dem Treppenaufgang aber zieht ein langgestreckter, kunstvoll geteilter nnd mit feinstem Geschmack eingerichteter Raum den Betrachter an, mit seinen bis auf den letzten Platz gefüllten Vitrinen, mit zeit schriftenbedeckteu Tischen ein reizvolles Dokument deutschen Verleger- sleißcs: die Sonderausstellung des Hauses Ullstein mit dem Propy- läen-Verlag - ein stimmungsvoller Auftakt zur Bibliothekenausstel lung »Das Buch im Heim«, mit den im gleichen erlesenen Stil eingerichteten Wohnräumen. Die Vorgeschichte dieser Bibliothekenschau geht bis auf die Aus stellung der »Deutschen Gesellschaft für AuslandSbuchhandel« »DaS Deutsche Buch« in Frankfurt a. M. 1920 zurück. Dort zuerst wurden fertige Räume mit einzelnen individuell abgcstimmteu Bibliotheken eines Kunstsammlerö und Bibliophile», eines Musikfreundes, einer großen Dame, eines Theater-RegisseurS, eines Jnge.ueurs, eine Bibliothek im Kindcrzimmer gezeigt — ein äußerst glücklicher Ver such, bei dessen Durchführung es sich jedoch herausst.'llle, daß das Buch innerhalb der allzu wohlhabend ausgestatteten Räume nicht gc »lügend in den Vordergrnud trat. So haben »vir zwei Jahre später auf der »Deutschen Bücherschau« Leipzig 1922, die von der Leipziger Volks-Akademie und dem Deutschen Buchgewerbeverein im Buchge werbehaus unternommen wurde, in dem Rundgang »Der Mensch und das Buch« den Versuch gemacht, mit den einfachsten Mitteln, lediglich durch die Art des Ausbaus und die wechselnde Abstimmung des Hintergrundes, durch sparsame Verwendung passenden Wand schmucks, durch die Wahl der Farben und eine Art dekorativer An deutung der Gruudmotive, die den geistigen Gehalt einer Büchcr- gruppe gleichsam auf die Wandsläche projizierten, einen neuen Typus der BibliothekSansstellung zu schaffen, der keinerlei Ablenkung ge stattete und auch für die Zwecke einer Wanderausstellung mit seinem geringen Apparat leicht zu verwenden war. Durch den rapiden Fort gang der Inflation mußten die damals bereits begonnenen Verhand lungen mit anderen Großstädten wieder abgebrochen werden, darunter der schon zu jener Zeit von der Lessing-Hochschule cinge leitete Antrag zum gemeinsamen Ausbau einer psychologisch grup pierten und dekorativ abgestimmten Buchausstcllung nach dem Frank- 2371*
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