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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1925
- Strukturtyp
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- 1925-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1925
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- Deutsch
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Redaktionellei Teil. 2ßg, 17, November 1825, Für uns gilt es, mehr zu schassen als nur einen Vcrkauss- laden. Die Stätte, wo man Bücher verkauft, soll ein Raum sein, ' ' innen sich der Bücherfreund heimisch, wohl und zu Hause fühlt. Os kommt daraus an, diesen Raum dis ins kleinste zu gestalten, ihm jenen intimen Reiz persönlicher Note zu geben. Nehmen Sie dem Laden das Ladenhafte. Es genügt wirklich nicht, wenn Sie Ihr Unternehmen nur als Bücherstube bezeichnen, und der Bücher freund, der diesen Raum in angenehmer Erwartung betritt, wird beim Eintritt durch die Nüchternheit und Geschmacklosigkeit eines Ladens enttäuscht. Aus alledem geht eindeutig hervor, daß der Buchverkaussraum von einer gewissen Raunrstiinmung beherrscht sein muß. Der Raum muß gestaltet sein, das heißt, er muß für seine Zweckbestimmung geeignet gemacht fein. Das aber ist er nur in dem Fall, wenn der den Raum gestaltende Mensch an sich tote und leblose Formdinge durchgeistigt und eine Ztvcckform in die andere harmonisch einreiht, und alles unterordnet dem einen Gesetz, dem gerade dieser Raum dient. Sehr wesentlich ist die Gestaltung der Form der Raumcinrich- lung. Immer vom Grundsatz praktischen Ge brauches ausgehend, soll die Formgebung der Einrich- tungsgegenstände schlicht, einfach und gefällig sein. Bei nur einigem Kunstsinn und Geschmack läßt sich mit wenigen Mitteln verblüffend viel erreichen. Wir können nicht ganz den Faktor Kunst bei der Einrichtung eines Buchladens ausschalten, denn gerade sie ist Gegenpol nüchterner Alltäglichkeit. Ich persönlich verwerfe den Grundsatz alter Buchpraktiker, die da ständig von äußerster Ausnutzung des Raunies reden und ihre Bücher bis unter die Decke stapeln. Sic erschlagen von vorn herein jede Möglichkeit einer Wirkung des Raumes in angeneh mem Sinne. Solche Läden bedrücken den Käufer, vertvirren ihn und erwecken in ihm eine unbehagliche Stimmung, die ihn mög lichst rasch aus dem Laden 'heraustreibt. Raumausnutzung ist auch in anderer Art möglich. Und seien wir doch einmal ehrlich, was soll die Versammlung der Ladenhüter da oben? Dem Kenner ist sic doch nur Aewcis von unvorsichtigem Einkauf. Das mag für Bibliotheken angebracht sein. Die Buchhandlung aber ist etwas ganz anderes als Bibliothek. Ich gehe von dem Grundsatz aus, daß die Verkaufs behältnisse eines Buchladens nichts weiter sind als große Bücherschränke, di« nicht viel höher als 2,6 0 Meter sein dürfen, uni prak tisch zu sein. Wie man nun ihre Form gestaltet, hängt zu nächst von dem zur Verfügung stehenden Raum ab und richtet sich sodann nach dem persönlichen Geschmack des Inhabers, wenn er den Willen zu einer bestimmten Note trägt. Es ist sehr zu empfehlen, in dem unteren Teil der Einrichtung Schubkästen von mindestens 00 Zentimeter Tiefe cinbauen zu lassen. Dann ist die Möglichkeit, Kunstblätter und Mappeuwcrke gut aufzubcwahre», vorhanden. Irgendeinen Teil der Fächer kann man durch Glas türen abschließen lassen, um die Ganzlcderbändc und Luxusdrucke gut verwahren zu können. Glasschiebetüren, wie sic einige lieben, vor die gesamten Regale anbringcn zu lassen, ist zu verwerfen. Denn erstens wirkt die teure Glaswand zu trennend vorn Buch, und dann wird man so ein Gefühl nicht los, das auf Pa- pier-warcngeschäst schließen läßt, wo das Buch zum Gelegcnheits- artikel degradiert ist. Der neuzeitliche Raumkünstler vermeidet die Anwendung teurer Holzsorten. Das kann er um so mehr, da er mit den Geheimnissen der Farbwirkungen vertraut ist. End» gültig wird erst die Raumgestaltung durch Verwendung von Farbe. So habe ich vor eineinhalb Jahren eine Bücherstubeneinrichtung aus trockenem Tannenholz fertigen lassen. Die Gegenstände ließ ich dann vom Maler mit hochwertigem japanischen Lack leuchtend rot streichen. Felder und Regalnischcn tönte ich auf einen warmen lila Ton ab. Das Ergebnis war überraschend und der künstlerische Erfolg durchschlagend. Und praktisch lagen die Dinge so: ich hatte eine Einrichtung für ungefähr 4000 Mark, die so eigenartig war, daß sic jeder für 8000 Mark cinschätzte, und die in Wcrtholz auch mindestens soviel gekostet hätte. Aber ich hätte nie unter Verzicht aus die Farbe soviel Raumwirkung herausgeholt. Die Farbe ist das Zaubermittel, mit dem ich das aus einem Raum machen kann, >vas ich will. Ich kann ihn vermöge der Farbe er- iveitern oder ihn zusammenziehen. So handelte es sich bei dein soeben besprochenen Fall um einen 4,5 Meter hohen Ladenraum, den ich zur Erzielung feiner Raumwirkung unbedingt nicht ver wenden konnte. Ein« neu« Deck« einziehen, verbot sich aus Grün den der Sparsamkeit. Ich holte die Decke also mittels eines reinen zitronenfarbenen Chromgelbs dadurch herunter, daß ich die Wand- flächen bis auf 2,80 Meter über dem Fußboden im Deckenton streichen ließ. Schroffen Gegensatz vermeidend, gab ich den Wandslächen einen warmen saftgrünen Ton, vor dem die roten Möbelstücke prächtig standen. Trotz aller Gegensätzlichkeit der Farben waren die Töne so gegeneinander abgewogen, daß es nirgends zu einer Disharmonie kam. Im Interesse des Gesamt ergebnisses ist es von unendlicher Wichtigkeit, eine straffe Einheit im Stil zu wahren. Formal sowohl als auch farblich. Darin liegt ein großer Teil des Erfolges schöner Raumwirkung. Jede oberflächliche Effekthascherei ist streng zu meiden. Ganz besondere Aufmerksamkeit ist aus die Verwendung ge eigneter Beleuchtungskörper zu legen. Ich verwende nach vielen Versuchen Beleuchtungskörper der Firma Zeiß in Jena, die einfach in der Form sind, aber vermöge ihres starken Spiegelreflektors ein sehr schönes warmes Licht geben. Für den einen oder anderen mag es von Interesse sein, daß ich augenblicklich über Einrichtungsplänen eines ganz neuzeitlich gerichteten Buch- und Knnstladens arbeite. Ich beseitige die Ein tönigkeit der langen Bücherreihen dadurch, daß ich an den ver schiedensten Stellen die Regale durch eingebaute Schränkchen unterbreche. Die Türen dieser Schränke sind Bildcrrahmen, die für die Aufnahme der kleineren Piperdrucke bestimmt sind. Ich habe vorher eingehende praktische Versuche über Wirksamkeit ausprobiert und habe dabei gefunden, daß die Steigerung , der Intimität des Raumes noch ganz bedeutend dadurch erhöht wird. Meine Zeilen sollen nur Anregung sein und Wege zeigen, mit welchen Gedanken man an die unendlich wichtige Aufgabe herantretcn muß, einen neuzeitlichen Bnchladen einzurichtcn. Die Vorbedingungen sind gering, aber es bedarf ganzer wohldurch dachter Arbeit eines Geistes, der alles zu harmonischem Ausgleich zu bringen vermag. Geistige Durchdringung bis zur letzten Form und rhythmische Aufteilung an sichkubisch toten Raumes. In solchem Raum findet die Liebe zum Buch ihre Erfüllung. Gern werden die Käufer ihn betreten, denn alle die weiten, mühseligen Wege zum Buch sind aufgehoben, und die Welt des Buches nimmt den Eintretenden unmittelbar gefangen. Wer Dienst am Buche leisten will mit ganzem Herzen, ver schließe sich nicht, auf jene unbewußten Ahnungen und geheimen Wünsche zu lauschen, die in unserer heutigen Volksseele tief ge bettet liegen und zur Erfüllung drängen. Hanns Jaquemarin Mülheim (Ruhr). Nachschrift: Bei der Wichtigkeit des in Krage stehenden Themas wäre es mir zwecks Gedankenaustausch und weiterer Klärung sehr angenehm, wenn einige andere der Herren Kollegen aus der Praxis heraus ihre Erfahrungen Mitteilen würben. Denn alle diese Fragen sind so wichtig, daß die Tlimmc des Einzelnen zu leicht verhallt. Die Ausstellung „Das Deutsche Buch" Berlin 1925. Berlin, den 13. November. Am 7. November ist die Ausstellung »Das Deutsche Buch-, Ber lin 1925, im Hause »Merkur«, Kochstraße 6—7, eröffnet worden, als deren Veranstalter die Lessing-Hochschnle, der Börsenverein der Deut scheu Buchhändler, der Deutsche Verlcgerverein, der Deutsche Buch gewcrbeverein, die Vereinigung der Knnstverlcger, der Verband der Deutschen Musikalienhändler, die Deutsche Bnchhändlergilde, der Ber liner Sortimenterverein und der Verein der Berliner Buch- und Knnst-Antignare zeichnen. Herr l)r. Lew in, der Leiter der Lessing-Hochschnle, gab die Wünsche des Reichspräsidenten für das Gelingen der Ausstellung bekannt und begrüßte die Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, sowie die zahlreichen Persönlichkeiten des Geistesledens und der Offent lichkeit, die zur Feier erschienen waren. Anschließend sprach Herr vr. Georg Paetel als Vertreter des deutschen Buchhandels sein«.
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