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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1876
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- 07.02.1876
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- Deutsch
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lag. — Auch als Schiller durch Körner veranlaßt worden war, in! Zukunft höhere Honorare für feine Arbeiten zu fordern, geht Cru-! fius ohne Weiteres aus des Dichters Forderung ein, und er unter wirft sich stets in allem und jedem des Dichters Ansprüchen. Leider aber ist er aus der anderen Seite von dem Verdachte nicht frei zusprechen, daß er neue Auflagen mit alter Jahreszahl ohne des Autors Wissen gedruckt und so die Arglosigkeit Schiller's, welcher — bei aller geschäftlichen Gewandtheit — in dieser Beziehung seinen Verlegern unbedingt traute, in nicht zu rechtfertigender Weise gemißbraucht habe. Die Verbindung des Dichters mit Crusius beginnt im Februar 1787 mit dem Druck der „Geschichte der merkwürdigsten Rebellio nen und Verschwörungen", von denen der „Abfall der Vereinigten Niederlande" ursprünglich einen Theil bilden sollte. Das Werk schritt nur äußerst langsam vor und die Geduld des Verlegers wurde schon hier, wie später fast bei jedem neuen Artikel aus harte Proben gestellt. Erst im Januar 1788 schickt Schiller druckfertiges Manu skript zur niederländischen Rebellion mit einem Brief, welcher merk würdig ist als Beweis, wie genau sich der Dichter um die Aus stattung seiner Werke kümmerte. Er schreibt vor, wie die Noten und Citate behandelt werden sollen, daß die Jahreszahlen an den Rand kommen müssen, daß zu den unterstrichenen Stelle» keine Schwabacher Schrift, sondern die gewöhnliche Textschrist gesperrt genommen werden soll und dergleichen mehr, und bedingt sich auch einige Exemplare auf holländischem und einige aus gutem Schreib papier aus. Der Schluß des Manuscriptes folgte erst im Juli von Rudolstadt aus und vollendet wurde der Druck erst im Oktober. Die 1789 erfolgende Anstellung Schiller's als Professor in Jena nahm seine Casse gewaltig in Anspruch, da die vier kleinen Regierungen, welche die Besetzung gemeinschaftlich vorzunehmcn hatten, weit entfernt davon, eine derartige Erwerbung für die Uni versität in jeder Weise zu sördern und zu erleichtern, im Gegentheil jeden Pfennig der üblichen Gebühren und Sporteln pünktlichst ein trieben. Dazu kam gerade in jener Zeit eine alte Wechselschuld, die Schiller früher in Leipzig bei einem Juden, Veit, contrahirt hatte, so daß seine pekuniäre Lage höchst unangenehm war. In dieser Noth verfiel er auf ein eigenthnmliches Projekt, er lombardirte gleichsam seine Werke bei Crusius. Der Dichter ließ nämlich alle seine kleineren prosaischen Schriften, eigene sowie Bearbeitungen, fer ner die Gedichte, die „ganz schlechten abgerechnet", zusammen schreiben und bot sie im April 1789 dem Leipziger Verleger unter dem Gesammttitel „Vermischte Schriften", den Bogen zu einem Carolin, unter der Bedingung an: daß er das Honorar erhalte, so bald das Manuskript fertig abgeliefert sei, daß der Druck aber erst zu Ostern 1790 erfolgen solle und er vor dem Druck das Mauuscript nochmals zur Durchsicht zurück erhalten müsse. Dagegen versprach er, das vorgeschossene Honorar während des Jahres zu verzinsen und die Summe, sobald er das Manuskript zurückerhielte, bei einer Leipziger Firma sicherzustellen. Man sieht, der Dichter geht sehr geschäftsmäßig zu Werke und versäumt keine Vorsicht, den Verleger in jeder Weise vor möglichem Schaden zu bewahren. Vor dem Drucke wollte er dann einen neuen historischen Aufsatz von zwölf bis fünfzehn Bogen schreiben und ihn in die Sammlung an Stelle des herauszunchmenden „Mittelmäßigen und Schlechten" bringen. Crusius ging auf diesen wie auf jeden anderen Vorschlag des Dich ters sofort ein, zahlte in gewohnter coulanter Weise das ganze Honorar von 350 Thalern gleich und ermöglichte dadurch dem da- sür sehr dankbaren Dichter die Abtragung einer Schuld, die er zu drückenden Zinsen hatte aufnehmen müssen. Die „Vermischten Schriften" sind in dieser Form übrigens nicht erschienen, durch des Dichters lange Krankheit im Jahre 1791 verzögert, wurden sie später durch die Sammlung kleiner prosaischer Schriften ersetzt, von denen bis zu Schiller's Tode bei Crusius vier Bände erschie nen sind. Die immer gleiche Dienstwilligkeit des Verlegers wurde übri gens von Schiller nicht gerade in gebührender Weise anerkannt, sondern der devote alte Herr oft gröblich vernachlässigt. Um so bewunderungswerther erscheint die Geduld, mit der derselbe ab wartete, bis der Dichter wieder einmal Geld und also desVerlegers Casse brauchen werde. Sein wichtigster Artikel aus Schiller's Feder waren Wohl der „Absall der Niederlande" und die Gesammelten Gedichte, zu deren Herausgabe der Dichter nach oftmaliger Zusage endlich im Oktober 1799 Ernst machte. Freilich entstand eine aber malige Verzögerung durch Schiller's schwere Krankheit im Frühjahr 1800, was dasErscheinen einer unberechtigten Ausgabe begünstigte, welche Theodor Franz Behrens in Frankfurt mit dem fingirten Druckort Jena und Weimar veranstaltete. Die Originalausgabe erschien in Fraktur, obgleich der Verleger um der damaligen Mode wegen Antiqua gewünscht hatte, welche aber von Goethe und Schiller bekämpft wurde. — Bei der Anfang 1803 nöthig werdenden neuen Auflage findet sich ein Brief des Dichters, welcher beweist, in wie gewandter Weise er seine Interessen wahrzunehmen wußte und wie gut er zu rechnen verstand. Er hatte für die erste Auflage 4 Louis- d'or Pro Bogen erhalten und bei Crusius beantragt, ihm bei der zweiten und den folgende» den Bogen mit 1 Carolin zu vergüten, dagegen in Anbetracht des guten Absatzes das Honorar für die erste Auflage rückwirkend aus 25 Thaler zu erhöhen. Der Verleger aber verstand ihn fälschlich so, als verlange er für die zweite und jede folgende Auflage die 25 Thaler und war darüber begreiflicherweise in gelinden Schrecken gerathe». In Schiller's Beruhigungsbriese nun trägt dieser scheinbar sehr gefällig den Beklemmungen des Leipzigers Rechnung, ist ganz damit einverstanden, daß es bei dem einmal bezahlten Honorar von 4 Louisd'or bliebe, macht dann aber für jede folgende Auflage eine Vergütung von 2 Louisd'or zur Bedingung, so daß er für die erste Auflage allerdings 2H Thaler pro Bogen nachläßt, für jede folgende aber 4^ Thaler zu legt! — Zu gleicher Zeit hatte der Verleger eine Prachtaus gabe der Gedichte angeregt, auf welchen Plan Schiller bereit willig einging. Er stimmte dafür den lateinischen Lettern als nothwendigem Uebel zu und empfahl dem Verleger als Muster die Prachtausgabe des Don Carlos bei Göschen, die das schönste sei, was er in dieser Art kenne. Im Oktober 1803 kommt er wieder auf den Plan zurück und macht Vorschläge zu den Kupfern, welche nach Schnorr'schen Zeichnungen gestochen werden sollten. Auch bei dieser letzten Verhandlung mit Crusius wird das gewohnte langsame Tempo beibehalten. Erst im Januar 1805 liegen ihm die Zeichnungen von Schnorr zur Ansicht vor, die alle seinen Beisall haben bis aus die „Kindsmörderin", welche er des Gegen standes wegen verwirft. Ebenso befriedigt ist er davon, daß Göschen den Druck übernehmen will, der „in keiner Osficin besser ausfallen könne". Mit der Versicherung, daß er sich deshalb auch gern noch ein halbes Jahr länger damit gedulden wolle, schließt dieser letzte in der Sammlung enthaltene Brief des Dichters an den Verleger. Haben wir bisher in den Beziehungen des Dichters zu den beiden Leipzigern ihn nur von seiner liebenswürdigen Seite kennen gelernt, so zeigen die Seiten unseres Buches, die sein Verhältniß zu dem Mecklenburger Michaelis behandeln, daß er wie jeder andere Sterbliche irren und Unrecht thun konnte. Schiller hatte den jungen Verleger aus Neustrelitz durch Vermittlung Wilhelm von Hum boldt'? kennen gelernt und mit ihm schon im Herbste 1794 wegen des Musenalmanachs für 1796 abgeschlossen, welcher zur Michaelis messe 1795 erscheinen sollte. Michaelis war ein junger Anfänger, selbst ohne nennenswertstes Vermögen, aber durch die Liebhaberei seines Landesherrn, des Herzogs Karl Ludwig Friedrich, Vater der
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