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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.09.1872
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- Erscheinungsdatum
- 30.09.1872
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- Deutsch
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phk 228, 30. September. Nichtamtlicher Theil. 3587 sich zu reden. „Welche Freude sür mich wirklichen deutschen Pa trioten, daß ich hier mehr als sechzig Dichter sehe, die ihre Sachen gut gemacht haben. Zwar hat es mir Mühe gekostet, einige unter diesen Dichtern lesenswürdig zu machen, aber die Ausländer werden doch glauben, daß wir reicher an Poeten sind, als es wahr ist. An dre lesen die mittelmäßigen Dichter, sich über sie aufzuhalten und sie zu verspotten; ich habe eine Menge unnützer Gedichte gelesen, um die Verfasser zu ermuntern, alle ihre Stücke ihren besten gleich zu machen und auch ihre besten noch brav durchzusehen, ehe sie solche uns andern Lesern bekannt machen. Aber nun werde ichs wohl »immermehr wagen, eine große Arbeit von dieser Art zu unter nehmen. Man wird älter und arbeitet für sehr undankbare Zeit- verwandte, die auf alle Gelegenheit warten, denjenigen zu kränken, der sich für ihren Ruhm hypochondrisch gearbeitet hat. Wie viel Gutes hätte ich in sieben Jahren nicht zu meiner eigenen Ehre machen können, wenn ich so eitel wäre, daß ich meinen eigenen Namen gern den übrigen vorgezogen sehen möchte." Die Blumenlese, die Ramler (2SlH Bogen) dann in der Mi chaelismesse 1774 238 Thaler eintrug, ergab der Dürre'schen Druckerei, den Druckbogen zu 4 Thaler (Auflage 1>L Ries hollän disch, 1>4 Ries ordinär Papier) 118 Thaler und 2>^ Thaler sür Censur. Dieselbe Messe brachte den Batteur in vierter Auflage. Ramler empfing Lasür 200 Thaler, die Druckerei 158 Thlr. 18 Gr. (Auflage 3 Ries, 4914 Bogen), sür Censur 2 >4 Thaler. Die nächsten Jahre verflossen ohne Anlaß zum Briefwechsel zwischen Berlin und Leipzig. Zwar schritt Ramler zur Umbildung seines Bandes Lieder der Deutschen in einen zweiten Band der Blumenlese, aber die Arbeit ging langsam von Statten. Ein gan zer Theil der Sammlung wurde nun verworfen und durch andere erseht, „so daß die künftige Sammlung mit Recht sür ein neues Ge schenk für das Publicum'treten darf". Während Ramler an seinen Poeten feilt, führt sein Verleger seine Landsmännin Louise Heye heim, der Sommer 1776 bringt dem Ehepaar eine Reise in die Schweiz, die dem Berliner Professor Anlaß zu hypochondrischen Vergleichungen gibt. Dieser ist zur selbenZeit „einsam wie einMönch" gereist, in langweiliger Gegend, und konnte von seiner Lieblingsbeschäftigung mit keinem Menschen reden. Nicht völlig unthatig zu sein, zog er Papiere aus demReise- koffer, die er bloß abzuschrciben gedachte. Allein er fand, was er so oft schon gesunden hatte, daß seine Abschrift eine neue und weit schwerere Arbeit sei. „Das abgeschriebene Werlchen ist noch nicht geendigt, sonst würden Sie es schon erhalten haben, um zu beur- theilen, ob Sie es behalten wollen." So schreibt Ramler am 4. Oktober 1776 an Reich eilig, denn bei der beginnenden Messe möchte er nicht stören. Er beschränkt sich also nur auf eine Einladung Reich's und seiner Frau. Auch ein Besuch von Weiße wäre sehr erwünscht. „Aber unser Freund hat eine gefährliche Kasse zu bewachen und trennt sich von seinen lieben Kleinen nur ungern." Dan» hat Ramler noch einen Vorschlag Wege» einer Uebersetzung, die zu übernehmen Herr Engel*) abge lehnt hat, und schließt mit einer Bemerkung, die ihm die Lenz'sche Komödie „Die Soldaten" ablockt. „In Ihrer Komödie die Sol daten finde ich einen unartigen Osficier, der Rammler heißt. Ich glaubte meine Familie wäre ausgestorben, und hier treffe ich unver- muthet einen Zweig davon, der auch Wohl hätte aussterben können. Wer kann aber lauter gute Anverwandten haben." *) I. I Engel, geb. I74> zu Parchim, seit 177S Professor am IoachimSthal'schen Gymnasium in Berlin, später einige Zeit lang mit Namler Oberdircctor der Berliner Theater, gest. 1802 zu Parchim. Vrgl. «Södeke I. II2S Weitere Jahre vergehe», cs erscheint der zweite Band der „Bluhmenlese" (1777) und bringt Ramler 26 Louisd'or, Herrn Weil 25 Louisd'or. Zur Deckung dieser Posten gehen nach und nach 255 Thaler nach Berlin. Auch die Kritik erweist sich günstig. So schreibt Lcssing: „Ich unterschreibe, wie Sie schon wissen, Ihre Lesarten blindlings." Im Sommer 1779 schreibt Ramler wieder. Er war lange mit einer Arbeit beschäftigt, von der cs ungewiß bleibt, ob sic iden tisch ist mit dem im Herbst 1776 angebotenen Manuscript. Jetzt ist sie beendigt, und Ramler beeilt sich, sie dem Freunde vorzulegen. „Hier empfangen Sie", schreibt er am 31. Juli 1779, „einen Deutschen, in der Thal classischen Dichter, der schon 1685 gedichtet hat, . . . nehmlich unser» Christian Wernicke, den ich in den meisten Bibliotheken der Liebhaber und sogar der Poeten selbst vergeblich gesucht habe; vermuthlich, weil sich Jedermann an der Härte seiner Verse gestoßen hat. Hagedorn singt von ihm: An Sprach und Wohllaut ist er leicht, an Geist sehr schwer zu Lbertressen. Richtige Sprache und einen Wohllaut, wie er sich mit der Kürze verträgt, habe ich ihm nach und nach (denn dieses ist eine Arbeit von vielen Jahren) endlich wie ich hoffe, wicdergegeben. Ich glaube, daß ihn die Liebhaber nunmehr lieber haben sollen, als den Logau, der aber auch lange nicht so scharf geändert worden ist." Wernickcns „Ueberschriften" schließen sich Opitzens, Tscherning's, Gryphius' und Olearius' epigrammatische Gedichte an. Für den Bogen er bittet Ramler 6 Thaler, außerdem 32 Freieremplare. Wernickcns „Ueberschrislen" erschienen 1780. Herr Dürre verrechnete sie in der Jubilatemesse mit 29>/^ Bogen (Auflage 2 Ries) ä 3U Thaler, Ramler erhielt 162 Thaler, der Kupfer stecher Meil 60 Thaler. Wieder vergehen einige Jahre, in denen der Verkehr stockt. Im Jahr 1781 nahmen dann Weidmanns Erben und Reich von Ramler eine Fabellese in Verlag, den Bogen zu 6 Thalern. Im Sommer 1782 ist diese endlich so weit gediehen, daß der Druck bald beginnen kann. „Unsre Fabellese wird je älter, je besser und bald werde ich sie so ausgefeilt haben, daß ich nie mehr daran zu bessern finden werde. Da die Ostcrmcsse ohnedem besser ist als die Michaelmesse, so weiß ich, daß Sie gern bis zur Ostermesse (1784) warten werden. . . . Ich werfe immer die weniger schönen Erzäh lungen weg, ob ich sie gleich schon völlig corrigirt habe, und ersetze sie mit noch besseren Hätte ich nichts als solche Arbeiten zu machen und wäre ich kein Lehrer der schöne» Wissenschaften unter Jüngern, die ihren Meister vielleicht nicht verstehen, so würde ich mich gewiß auf den Weg nach Leipzig mache», dort jedes Jahr zwey Monate zubringen und Sie oft in Ihrem ländlichen Aufenthalte besuchen und sogar bei Ihnen und nirgends anders ein ganzes Werkchcn mache», damit Sie nach meinem Tode sagen könnten, das hat er hier gemacht. Schade, daß man nicht alle seine guten Ent würfe aussühren kann." Im Herbst arbeitet Ramler, der sich sehr unwohl sühlt, noch an den Fabeln. Freund Weiße hat ihm eine in Prag erschienene Sammlung Fabeln versprochen, aber noch nicht gesandt. Vielleicht möchte Herr Reich den Freund an sein Versprechen erinnern. Herr Psefsel, von dem Ramler ebenfalls schon lange Nachrichten erwar tete, hat dagegen „einen warmen, freundschaftlichen, danksagenden Brief geschrieben und noch zwey Erzählungen mitgetheilt". „Mes set", heißt es in einem anderen Briefe, „ist ein gar zu braver Mann. Er sieht eine jede Verbesserung von eines Freundes oder eines deutschen Patrioten Hand ebenso gern als Lessing. . . ." Es ist bekannt, daß Ramler, Lessing's Aufforderung entsprechend, u. a. auch den „Nathan" corrigirte. Die „Fabellese" erschien 1783 und brachte Ramler (37 Bogen i> 6 Thaler) 222 Thaler, Meil 50 Thaler. Die Auflage war 485*
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