Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1872
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1872
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18720916
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187209167
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18720916
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-16
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
216, 16. September. Nichtamtlicher Thcil. 3399 k'bwms Äliorablo et oimrnmQte." Am Tag, an dem Neich und seine Gattin ans Hannover fuhren, langte dort Friedrich Leopold von Stolberg an und besuchte auch Zimmermann. Und da man nicht allein über das Befinden, sondern auch über Poesie sprach, so empfand der Leibmedicus große Lust, seinem Freunde Neich des Grafen Stolberg Satiren in die Hände zu spielen. Neich schien dieser Gedanke sehr zweckmäßig, nach verschiedenen von Zimmermann geführten Unterhandlungen ge nehmigt Stolberg die von Neich gewährten Bedingungen, die uns jedoch verborgen bleiben. Das Wcidmannsche Hauptbuch enthält nichts darüber. Die „Jamben" erschienen in der Michaelismesse 1785.*) Im Sommer 1783 ist die „Einsamkeit" weit genug gediehen, um die Honorarfrage näher ins Auge, fassen zu können. Neich offerirt für den Bogen, wenn er gedruckt wird wie Wieland's „goldner Spiegel", 12 Thaler. Zimmermann dachte an 2H Louis- d'or nebst einer „hinreichenden" Anzahl Freiexemplare nach Maß gabe des ihm gesandten Probedrucks. Gebot und Begehr decken sich also gerade, und Zimmermann erbittet daher für den Bogen 2i/z Louisd'or, sowie 50 Exemplare der Schreibpapier- und 30 Exemplare der Ordinärpapicrausgabe. Für eine zweite Auflage wäre dann ein neuer Vertrag zu machen. Der Druck des Werks beginnt im Spätherbst und schreitet mit zcitweisen Unterbrechungen, die für Zimmermann's Befinden stets störende Folgen haben, vorwärts. Unangenehm ist namentlich die Entdeckung, daß Herr Zollikofer, der so gut sein wollte, die Correc- tur zu besorgen, eine Thätigkeit zu entwickeln sich erlaubt, die über das Nöthige und Erwünschte weit hinaus geht. Er verbessert sogar den Styl des Leibmedicus, der sich „an keinen Leipziger Purismus" zu kehren Neigung hat und zu schreiben sich erlaubt, „als wenn kein Adelung in der Welt wäre". Da bleibt denn nichts übrig, als „die geradeste und offenbarste Rebellion gegen alle Veränderungen" Zollikofer's, der wieder gerade solche Eingriffe sich erlaubt, wie 1773 bei der kleinen Schrift von der Einsamkeit. Und Zimmer mann lvird aufs heftigste grob gegen den Leipziger Prediger und den gemeinschaftlichen Verleger und hat ganz vergessen, wie sehr erwünscht ihm seiner Zeit die Verbesserungen des Landsmanns gewesen wareu. Wie die Wogen sich nach einigen heftigen Ergüssen etwas ge glättet, muß dann Zimmermann eingestehen, daß er doch mit einzel nen Behauptungen etwas zu weit gegangen. Daß trotzdem dem auf brausenden Neich, der, wieZimmermann einmal sagt, ,,aus Schwefel, Salpeter und Kohle zusammengesetzt ist", aus diesem mit Leiden schaft geführten Briefwechsel starker Aergcr erwächst, ist selbstver ständlich. Und bei ihm scheint die Gereiztheit erst recht zum Aus bruch zu kommen zu der Zeit, da Zimmermann's Stimmung wieder gut geworden ist. Und abermals geräth nun in Hannover das Blut in Aufregung und für einige Zeit übernimmt es Zimmermann's Frau, die Leipziger Briefe zu lesen und dem Gatten deren geschäft lichen Inhalt mitzutheilen. Zimmermann aber schreibt kalt und gleichgültig. Doch lösen sich auch diese Verstimmungen, und der Druck schreitet voran, gefördert durch den Leipziger Censor, der das Buch mit so vieler Rücksicht, ,,ungeachtet aller borrenr8, die ich gegen die Religion Ihres Landesherrn sage, in die Welt einpassiren läßt". So kommt die Ostermesse 1784 und bringt unter anderm auch, wie es scheint, gerade noch vor Thorschluß — die Geschäftsgenossen klagen, die letzten Bogen seien zu feucht eingepackt - die zwei ersten *) Sie sind das Wohlthuendsle, was wir von Stotberg besitzen. Sie snbren die Satire der elenden nnd schwächlichen Gestalt, die sie bei Rabencr einpsangcn hatte, ungefähr so zu dem naiven Standpunkt zurück, wie Voß die Idylle aus Geßner'S Ton rettete. (GervinuS, G. d. d. D. V. 46.) Bände der „Einsamkeit" in beiden Ausgaben. Herr Dürre druckte sie beide und verrechnet«: die feine Ausgabe mit 59 Bogen (Auflage ein Nies n 3 Thlr. 4 Gr.), die wohlfeile Ausgabe mit 64^ Bogen (Auflage vier Nies n 3 Thlr. 20 Gr.), für Censnr und Corrcctur der erstercn bezahlte er 14 Thlr. 18 Gr. Im Herbst gelangt dann der dritte Band zum Druck und die weitere Zeit verstreicht in erfreulich harmonischer Stimmung. Dem alten Herrn in Leipzig wird auch von Zimmcrmann mancher Besuch ins Haus geschickt, aber keiner von Neich's Gästen kommt wieder heim, ohne die Güte des Herrn Neich, die Liebenswürdigkeit seiner Gattin zu rühmen. Auch gedenkt man wohl bei solcher Gelegenheit der „fürstlichen Bildcrgallerie" des Leipziger Verlegers, sowie der Art, mit der dieser „in Leipzig über alles, was da ist und lebt, sich emporhebt und in allen Gesellschaften hervorsticht". Genaue Freunde wußten jedoch, daß Neich des Lebens unge mischte Freude nichts weniger als zu Theil geworden war. Er war Geschäftstheilhaber mit Gehalt und wenn sich auch aus seinem äußerlichen Leben schließen läßt, daß dieser wohl mit Gewinnantheil verbundene Gehalt nicht gering war, so blieb doch immer die ge schäftliche Verbindung mit einer Dame, die Neich in keiner Weise geistig gleichkam, aber doch, als erste Besitzerin der alten Firma, die nöthigen Fähigkeiten besaß, um ihrem Compagnon das Leben sauer zu machen. Und wenn Neich unter den Mißhelligkeiten, die zwischen ihm und der alten Jungfer Weidmann ab und zu ausbrachen, litt, dann klagte er auch den Freunden seine Noth. Zimmermann aber schrieb in eiuem solchen Falle: „Es thut mir inuigst leyd, daß Sie in Streit und Verdruß leben. Werfen Sie, wenn nichts besseres zu hoffen ist, der Mamsell Weidmann ihren gantzen Buchhandel in die Schürtze, schaffen Sie sich alle Buchhändler vom Leib, schicken Sie alle Nach drucker zum Teufel, ziehen Sie auf Ihren Garten, um da Ihr müh seliges Leben in Ruhe zu schließen und alle Bücher, die Sie gedruckt haben, zu lesen. Wer so ruhmvoll aus dem thätigen Leben heraus- tritt, wie Sie heraustrelen können, darf nicht bereuen, daß er nicht Scipio heißt; Sie haben nützlichere Dinge für die Welt gethan, als Scipio und Carl der Fünfte, und Ihre Einsamkeit wird den Deut schen ehrwürdiger scyn, als die Einsamkeit irgend eines Helden oder Schriftstellers." Neich befolgte diesen Nath nicht, sondern hielt aus. Der Winter 1784 auf 85 sieht den dritten und vierten Theil der Ein samkeit in« Druck, zur Ostermesse erscheinen sie in beiden Ausgaben. Herr Dürre empfängt für die 62H Bogen der großen Ausgabe (ä 3 Thlr. 4 Gr.) 197 Thlr. 22 Gr., für die 68U Bogen der kleinen Ausgabe (ä 3Thlr. 20Gr.) 263 Thlr. 13 Gr. Jetzt gelangt auch die Honorarberechnung zum endgültigen Abschluß. 1515 Thlr. 15 Gr. werden im Ganzen an Zimmermann für das Werk bezahlt. Im Jahre 1785 ist, obgleich mit der Ostermesse Zimmermann's Thätigkeit für Neich vorerst abgeschlossen ist, des Leibmedicus Feder von gewohnter Fruchtbarkeit. Da gilt es für das Honorar zu danken, über die drei Nachdrucker zu schelten, die sich der „Einsam keit" bemächtigten, sich zu erkundigen, was Freund Neich zu Zimmer mann's Ausfall wider den Nachdruck sagt, seine Gleichgültigkeit darüber zu bezeigen, daß Reich ein Exemplar der,.Einsamkeit" dem Kaiser hat überreichen lassen und sich mit behaglicher Ausführlichkeit über die Geschenke und dauernde Huld der Kaiserin von Rußland auszulassen. Das Jahr 1786 vergeht dann, ohne einen Brief von Zimmer mann an Neich in die Briefpackcte der Firma geliefert zu haben. Erst im Jahre 1787 finden sich wieder Briefe ein. Da wird ein kleines Schriftchen „über die Weiber" von E- Brandes, Heync's Schwager, angeboten und angenommen, dann ist für ein Eremplar des Müllcr'schen „Fürstenbundes" zu danken. Im Sommer folgt des greisen Verlegers Reise nach Göttingen, Wilhelmsbad und 461*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder